PUNKS KOMMT AUS AMERIKA - Karl Heinz Martin

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Maulwurf
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PUNKS KOMMT AUS AMERIKA - Karl Heinz Martin

Beitrag von Maulwurf »

Punks kommt aus Amerika
Punks kommt aus Amerika
Deutschland 1935
Regie: Karl Heinz Martin
Attila Hörbiger, Sybille Schmitz, Ralph Arthur Roberts, Edith Oß, Oskar Sima, Lien Deyers, Erika Glässner, Henry Lorenzen, Josef Sieber, Maria Meißner, Erich Walter, Hugo Werner-Kahle


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Punks kommt aus Amerika zurück. Punks, das ist eigentlich Werner Holzhausen. Mit 100 Mark ist er vor 10 Jahren fortgegangen, mit 100 Mark kommt er jetzt zurück – Den Rest seiner Devisen hat er auf der Überfahrt beim Pokern rausgeschmissen. Und diesen Hunderter verliert er auch noch im Hafen, so dass er, als er dem Taxi(!)chauffeur auf der Fahrt von Hamburg nach Berlin ein Mittagessen spendieren will, in allergrößte Bedrängnis kommt. Als er dann endlich in Berlin ankommt ist der Anzug futsch, das Gepäck verloren, und die Moral ungebrochen. Punks organisiert sich im Golf-Club einen schnieken neuen Anzug und lernt dabei Britta Geistenberg kennen, die an dem forschen jungen Mann durchaus Gefallen findet.
Doch grundsätzlich ist Punks jetzt endlich da wo er hin wollte: Bei seinem Onkel Holenius, einem Antiquitätenhändler, und dessen Nichte Marlis. Holenius steckt gerade mitten in einer größeren Transaktion: Er kann eine Perle im Wert von 50.000 Mark an einen Prinzen verkaufen. Einen echten Prinzen! Und der Prinz möchte sogar noch eine weitere Perle dieser Art!! Als Holenius in Amsterdam eine zweite Perle findet, kostet die aber 100.000 Mark. Und auf die Idee, dass er Betrügern aufsitzen könnte, kommt Holenius gar nicht erst. Gottseidank ist Punks da …

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Rein prinzipiell eine altmodische und biedere Komödie, ist PUNKS KOMMT AUS AMERIKA vor allem eines: Unglaublich unterhaltsam, sehr lustig, und ausgesprochen rasant. Zumindest im ersten Drittel kommen weder Punks noch der Zuschauer zum Atemholen, so aberwitzig sind die Erlebnisse des Weltreisenden. Mit der Ankunft beim etwas vertrottelten Onkel nimmt sich das Tempo dann zwar ein wenig zurück und dafür kommt Romantik ins Spiel, aber der Spielwitz und die verrückten Ideen bleiben. Wie Punks den Spielsalon der Frau Geistenberg leert um mit seiner Angebeteten allein sein zu können, das ist schon ziemlich genial, und könnte so auch ohne weiteres von einem Terence Hill gespielt sein. Auch die komische Episode mit dem Autoklau (“Wenn man etwas erreichen will, dann muss man schon fest zupacken und sich nehmen was man braucht“, so sieht es Britta Geistenberg, so eine Einstellung imponiert ihr. Kurz darauf ist ihr Auto gestohlen, und als sie es wiederbekommt ist eine Notiz dabei: “Ich habe mir genommen was ich gebraucht habe. Bis heute Abend …“) könnte ohne weiteres aus jedem Filmlustspiel der 50er bis 70er-Jahre stammen. Was nichts anderes heißen soll, als dass PUNKS überhaupt nicht altbacken rüberkommt, sondern im Gegenteil verhältnismäßig modern wirkt.

Attila Hörbiger ist vielleicht nicht die Idealbesetzung für einen romantischen Liebhaber und Draufgänger, aber er passt, und seine Erfahrung und Ausstrahlung machen die fehlende Attraktivität und Jugend mehr als wett. Sybille Schmitz darf bei ihrem einzigen Filmflirt beobachtet werden – Zwar gibt sie wie meist die unnahbare Dame von Welt, aber ihr Schmachten in Richtung Punks hat Seltenheitswert und zeigt, was für eine großartige Schauspielerin sie doch war. Und Heny Lorenzen als der böse Wicht mit dem Namen von Schliff ist sowieso der Brüller vor dem Herrn: Ein Schauspiel, das mich stark an Marty Feldman erinnert, eine herzallerliebste Trottelei, und irgendwie ist Lorenzen, neben dem manchmal etwas nervigen Ralph Arthur Roberts als Holenius, fast der heimliche Star des Films. Und überhaupt, diese Namen: Der feine Pinkel heißt von Schliff und brüllt sich beim Eishockey die Seele aus dem Leib, während der abgebrannte Weltenbummler Holzhausen heißt und formvollendet mit Damen umgehen kann.

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Rein prinzipiell könnte PUNKS KOMMT AUS AMERIKA also eine altmodische und biedere Komödie sein, aber tatsächlich ist der Flick vor allem zu Beginn rasend schnell, urkomisch, und bei aller Anspruchslosigkeit mordsmäßig unterhaltsam. Ein späterer Titel des Films lautete auch EIN MANN MIT TEMPO, was den Nagel auf den Kopf trifft. Wer sich für die Wurzeln eines, sagen wir, Louis de Funès interessiert, kommt an PUNKS nicht vorbei.

7/10

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Sid Vicious
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Re: PUNKS KOMMT AUS AMERIKA - Karl Heinz Martin

Beitrag von Sid Vicious »

Schon beeindruckend, dass man 1935 schon wusste, dass der Punk aus New York kommen wird.
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