BLITZMÄDELS AN DIE FRONT - Werner Klingler

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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BLITZMÄDELS AN DIE FRONT - Werner Klingler

Beitrag von Prisma »



BLITZMÄDELS AN DIE FRONT


● BLITZMÄDELS AN DIE FRONT (D|1958)
mit Eva Ingeborg Scholz, Antje Geerk, Klausjürgen Wussow, Bert Fortell, Christiane Nielsen, Edith Elmay, Nana Osten, Uta Hallant,
Claudia Gerstäcker, Elisabeth Terval, Ruth Müller, Robert Meyn, Werner Peters, Hermann Nehlsen, Klaus Behrendt und Horst Frank
ein Hübler-Kahla Film | im Prisma Filmverleih
ein Film von Werner Klingler

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»Wir werden auch diesen Krieg überleben!«


Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wird Oberführerin Hanna Helmke (Eva Ingeborg Scholz) mit weiteren 30 jungen Frauen für die Luftwaffe abgestellt. Nahe der französischen Westfront sollen die sogenannten Blitzmädels ihren Dienst als Nachrichtenhelferinnen tun. Oberleutnant Wagner (Klausjürgen Wussow) ist nicht erfreut über diese in seinen Augen sinnlose Aktion, da er den Krieg insgeheim schon als verloren ansieht. So gerät er immer häufiger mit Oberführerin Helmke aneinander, da seine Soldaten ohnehin nur noch Augen für die attraktiven Mädchen haben und sich unnötig ablenken lassen. Doch auch die Frauen bringen eigene Schicksale, Geheimnisse und vor allem ihren eigenen Kopf mit, sodass Konfrontationen unausweichlich sind...

Gerade in den 50er Jahren griff der deutsche Film sehr häufig Themen rund um den Zweiten Weltkrieg auf. Ob es sich dabei überwiegend um ernsthafte Aufarbeitungen oder nur um ein Abarbeiten mit Blick auf die Lukrativität gehandelt hat, sei dahingestellt. Werner Klingler inszenierte mit "Blitzmädels an die Front" jedenfalls eine nicht gerade uninteressante Variante der Beschäftigung mit der zu jeder Zeit heiklen Thematik, und baut auf Unterschiede beim Beleuchten der jeweiligen Positionen, da das Publikum hauptsächlich die Blickwinkel der beteiligten Frauen geschildert bekommt. Dies will im Endeffekt nicht komplett beispiellos erscheinen, aber zumindest prägt sich diese Handhabe als auffallend ein. Die Präsentation wirkt insgesamt sehr dicht und gut nachvollziehbar, da Klingler außergewöhnlich gute Darstellerinnen für die Titelrollen zur Verfügung hatte. In dieser Hinsicht und bezüglich der Charakterzeichnungen ist erfreulicherweise nichts uniformes festzustellen, abgesehen natürlich von den Monturen. Eine Frau wird an die Front geschickt und darf sich ab sofort Oberführerin nennen. Diesen Titel fordert Hanna Helmke alias Eva Ingeborg Scholz auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein, da sie es ganz offensichtlich als diskreditierend empfindet, lediglich mit ihrem bürgerlichen Namen angesprochen zu werden. Die Verantwortung ist groß, und die Hoffnung noch größer, ein wichtiges Zahnrad in der Kriegsmaschinerie zu sein. Unterstellt sind ihr 30 junge Frauen, die teils voller Euphorie an den Ort des Geschehens gekarrt werden, um sich von den Offizieren tagtäglich wieder nur zur Frau degradieren zu lassen. Entweder gilt man vor Ort als unfähig, als bloßer Gebrauchsgegenstand, um sich etwa die schwere Zeit etwas zu versüßen, oder als Klotz am Bein, da unangebrachte Sentimentalitäten nicht gerne gesehen werden.

Eva Ingeborg Scholz macht hier einen sehr überzeugenden Eindruck. Die Frau, die ausschließlich mit ihren Pflichten vertraut zu sein scheint und jede persönliche Ansicht und Emotion zurückstellt beziehungsweise unterdrückt, muss eine Vorbildfunktion demonstrieren, ob sie will oder nicht. In Szenen, in denen sie sich von ihren Mädels und vor allem den Offizieren unbeobachtet fühlt, kommen kleinere Gefühlsregungen zum Vorschein, sodass sich zeigt, dass man es nicht mit einer eiskalten Maschine zu tun hat, wie sie häufig in derartigen Formaten zur Schau gestellt wurden. Die vielbeschäftigte Berlinerin steht in der Geschichte in auffälligem Kontrast zu den ihr unterstellten Mädels, das sie mit Strenge vorgeht und mahnend Disziplin fordert. Werden ihre Schützlinge allerdings von bestimmten Herren bedrängt, die wie Raubtiere umher schleichen, beweist sie bedingungslose Solidarität. In diesem Zusammenhang ist die hervorragende Leistung von Klausjürgen Wussow zu erwähnen, der - um es mit einem Wortspiel zu formulieren - sozusagen ein Schaf im Wolfspelz darzustellt. In Ausübung seiner Machtposition kommt es zu diversen Verfehlungen und Missbräuchen, immerhin fühlt er sich ganz offenkundig stets dazu motiviert, seine besondere Stellung zu unterstreichen. Abgesehen hat es der unsympathisch wirkende Oberleutnant, dem genau anzumerken ist, dass sein Selbstvertrauen untrennbar an seine Uniform gebunden ist, auf die hübsche Nachrichtenhelferin Karin Mertens, die wiederum blendend von Antje Geerk dargestellt wird. Obwohl Geerks Karriere leider nur sehr kurz verlief, stellt sie in jedem ihrer Filme eine besondere Bereicherung dar, da es sich um eine Schauspielerin handelt, die durch ihre besondere Ausstrahlung überzeugen konnte. Zwar ist die Rolle von exponierter Screentime und auffälliger Erscheinung, kann die eher seichte Anlegung jedoch nicht immer komplett verschleiern.

Zusätzlich erwähnenswert sind die darstellerischen Leistungen von beispielsweise Bert Fortell, Christiane Nielsen, Robert Meyn oder Horst Frank, die alle nicht nur für bestimmte Positionen stehen, sondern diese auch mit sehr unterschiedlichen Mitteln ausstaffieren und dabei interessante Richtungsänderungen für die Geschichte anbahnen sowie zulassen. Werner Klingler simuliert einen von unzähligen Kriegsschauplätzen sehr akkurat, verzichtet dabei auch nicht auf Original-Filmmaterial, das in die laufende Geschichte einkopiert ist, und tatsächlich für breites Unbehagen sorgen kann. Zu sehen sind Szenen der Landung der Alliierten, die schweres Kriegsgerät positionieren, außerdem Luft- und Bombenangriffe, Kugelhagel und Verderben. Vergleicht man diese Inszenierung des Stuttgarter Regisseurs mit seinem wenige Jahre später entstandenen Spielfilm "Lebensborn", so wirkt "Blitzmädels an die Front" technisch einwandfreier und inszenatorisch dichter. Auch die Charakterzeichnungen können hier mehr überzeugen. Die Brisanz der Geschichte rückt naturgemäß in den Fokus, da das Ende des Zweiten Weltkrieges absehbar gewesen ist und man dennoch reichlich Kanonenfutter hinter und vor das schwere Kriegsgerät zu stellen versuchte. Dass es in diesem Fall, wie am isoliert wirkenden Schauplatz der Nachrichtenzentrale eines Feldflugplatzes, zu Schilderungen kommt, die zunächst nicht in ein solches Pulverfass passen möchten, stellt sich rapide als Trugschluss heraus, denn das Leben geht irgendwie doch weiter, egal welche Umstände herrschen. Dass der Verlauf schildern muss, dass das Leben für ausgewählte Charaktere dennoch beendet sein wird, bleibt unterm Strich wie ein bedrückendes Kriegsgesetz stehen. Der reißerisch wirkende Titel "Blitzmädels an die Front" hält durch Werner Klinglers ungewöhnlich dicht wirkende Regie tatsächlich mehr bereit, als vielleicht im Vorfeld zu erwarten war. Sehenswert.

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Count Yorga
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Re: BLITZMÄDELS AN DIE FRONT - Werner Klingler

Beitrag von Count Yorga »

DNFP Filmprogramm
blitz.jpg
:hut:

ugo-piazza
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Re: BLITZMÄDELS AN DIE FRONT - Werner Klingler

Beitrag von ugo-piazza »

Prisma hat geschrieben:
Mo., 23.11.2020 18:16

ein Hübler-Kahla Film | im Prisma Filmverleih
:D
Die Suche ist vorbei

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Prisma
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Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: BLITZMÄDELS AN DIE FRONT - Werner Klingler

Beitrag von Prisma »

ugo-piazza hat geschrieben:
Mi., 25.11.2020 21:25
Prisma hat geschrieben:
Mo., 23.11.2020 18:16

ein Hübler-Kahla Film | im Prisma Filmverleih
:D

Bei mir gibts eben (fast) nur die Besten! :D

Aber interessant, dass nochmal so gesondert zu sehen.
Meinen Benutzernamen hatte ich nämlich vor etlichen Jahren tatsächlich In Anlehnung an den eingestampften Prisma Verleih gewählt. :)

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