LUDWIG THOMA'S LAUSBUBENGESCHICHTEN - Helmut Käutner

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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LUDWIG THOMA'S LAUSBUBENGESCHICHTEN - Helmut Käutner

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● LUDWIG THOMA'S LAUSBUBENGESCHICHTEN (D|1964)
mit Hansi Kraus, Käthe Braun, Renate Kasché, Heidelinde Weis, Friedrich von Thun, Georg Thomalla, Harald Juhnke,
Michael Verhoeven, Carl Wery, Willy Rösner, Michl Lang, Rudolf Rhomberg, Beppo Brem und Elisabeth Flickenschildt
eine Franz Seitz Filmproduktion | im Verleih der Columbia-Bavaria
ein Film von Helmut Käutner


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»Saubua!«


Bayern, etwa im Jahr 1886. Ludwig Thoma (Hansi Kraus) ist bekannt für seine Lausbubenstreiche und er lässt keine Gelegenheit aus, sich neue auszudenken, sehr zur Sorge seiner Mutter Therese (Käthe Braun), die seinetwegen schon viel Ärger einstecken musste. Ludwigs Zielscheiben haben es aber auch nicht gerade leicht, so zum Beispiel seine Tante Frieda (Elisabeth Flickenschildt), die sich wieder einmal für mehrere Wochen angekündigt hat. Er wird nichts unversucht lassen, sie so schnell wie möglich wieder aus dem Haus zu treiben. Auch den Pfarrer und Religionslehrer Falkenberg (Rudolf Rhomberg) bringt er mit seinen Streichen beinahe vom Glauben ab und die Liste der Personen, die kurz vor der Verzweiflung stehen, ist sehr lang. Verständnis findet Ludwig bei seinem Patenonkel, dem Landtagsabgeordneten Josef Filser (Michl Lang), der häufig versucht, die erhitzten Gemüter wieder zu beruhigen...

Helmut Käutners "Lausbubengeschichten" legt den Grundstein für eine Reihe von Geschichten über den Protagonisten Ludwig Thoma, der jeweils alles daran setzen wird, die Personen in seinem Umfeld zur Verzweiflung zu treiben. Seine Zielscheiben sind dabei mit namhaften deutschen Volksschauspielern besetzt, die dem bunten Treiben Charakter und aussagekräftige Gesichter verleihen. Für Hansi Kraus war es der Startschuss für zahlreiche derartig angelegte Rollen, übrigens sieht man ihn hier in seinem ersten Film. Neben der Familie Thoma bekommt der Zuschauer etliche waschechte Bajuwaren und Preußen zu sehen, die den Humor teilweise pointiert, aber auch mit dem Holzhammer präsentieren. Insgesamt wirkt der Verlauf erfrischend und geistreich genug, um für angemessene Unterhaltung zu sorgen. Da sich die ersten Szenen des Films in einer Schulklasse abspielen, in der einem Schüler das Buch von Ludwig Thoma vom unterrichtenden Pfarrer abgenommen wird, dieser aber später genüsslich darin liest, ist der Verlauf genau in diese Kapitel eingeteilt. Diese episodenhafte Aufteilung kommt dem groben Verlauf sehr zugute, da sie für Abwechslung und Turbulenzen sorgt und auch die charmante Zeichnung durch Hansi Kraus verleitet stellenweise zum herzhaften Lachen. Das Stilmittel der Wahl stellt hier vor allem die hemmungslose Überzeichnung der meisten Personen dar, was allerdings überhaupt nicht negativ ins Gewicht fällt, ist es doch sozusagen die Voraussetzung für diesen Spaß aus der urbayrischen Mottenkiste. Die Regie zeigt des Weiteren ein gutes Gespür in den Bereichen Ausstattung, Musik und Atmosphäre, sodass sich der geneigte Zuschauer bedenkenlos und vor allem auch mehrmals auf diese heitere Geschichte einlassen kann. Bei den Darstellern findet man nur Präzisionsauftritte.

Hansi Kraus erweist sich für die Titelrolle als die richtige Wahl und darüber hinaus als guter Jungdarsteller, der neben all den etablierten Größen kein Lampenfieber zu haben scheint. In der Geschichte ist so gut wie niemand vor ihm sicher und seine augenzwinkernde Berechnung sorgt für die vielen, mit Humor und Situationskomik aufgeladenen Momente, die diesen Film ausmachen. In diesem Zusammenhang sind selbstverständlich die Kollisionen mit Pfarrer »Kindlein« zu nennen, der von Rudolf Rhomberg eine beinahe aberwitzige Aura verliehen bekommt. Vor allem bleibt aber die großartige Elisabeth Flickenschildt als unbequeme Tante Frieda in Erinnerung, die einen Film später sogar für die Titelrolle Verwendung finden sollte. Die Konfrontation mit ihr scheint für alle Richtungen und alle Tage auszureichen, sodass es kein Wunder ist, sie so schnell wie möglich wieder los werden zu wollen. Ganz angenehme Leistungen liefern die in diesem Set so zauberhaft wirkenden Damen Heidelinde Weis und Renate Kasché. Man sieht viele weitere, vertraute Gesichter der üblichen Franz-Seitz-Entourage. Erwähnenswert ist überdies noch die solide Leistung von Käthe Braun, die der sich immer um ihren Sohn sorgenden Mutter Thoma eine frappante Silhouette mit auf den Weg gibt. Die Darsteller funktionieren in dieser Edel-Posse also jeweils wie ein Uhrwerk und tragen zu einem wirklich gelungenen Gesamtergebnis bei. "Ludwig Thoma's Lausbubengeschichten" lässt sich aufgrund der kurzweiligen Unterhaltung auch mehrmals, oder sogar immer wieder anschauen, sicherlich sollte man dafür aber auch gewisse Antennen mitbringen. In der persönlichen Liste der Filme, die ein ausgiebiges Schmunzeln provozieren, ist Käutners Beitrag über all die Jahre zu einem immer wieder gerne gesehenen Dauerbrenner geworden, der mit einem Humor jongliert, der keine Verjährungsfrist besitzt.

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