SCHWARZER MARKT DER LIEBE - Ernst Hofbauer

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Maulwurf
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SCHWARZER MARKT DER LIEBE - Ernst Hofbauer

Beitrag von Maulwurf »

Schwarzer Markt der Liebe (Ernst Hofbauer, 1966) 7/10

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Heute würde es in einer E-Mail wahrscheinlich „Hier Klicken um überprüfen ob haben gewonnen sie“ heißen. Früher war der Stil eleganter, da war der Text in einer Zeitungsannonce wie folgt: "Für eine Tournee durch den Nahen Osten sucht die Direktion noch junge Mädchen mit Neigung zum Tanzen." Und natürlich fallen genügend junge Dinger drauf rein, auf den Mädchenhändlerring mit Sitz in Genua und Berlin. Gefügig gemacht werden sie mit dem Teufelszeug Haschisch, unter wildem Drogeneinfluss kommt es zum Sex, und danach sind sie alle willig. Wer kann dem schurkischen Duo Rolf und Harald Einhalt gebieten? Die beiden lassen sich von nichts und niemandem aufhalten um ihre teuflischen Pläne in die Wirklichkeit umzusetzen. Italienische Gangster? Werden überfahren. Unwillige Mädchen? Werden im Drogenrausch von "Der Gräfin" ins Bett gezwungen. Doch die Zeit drängt: Bis Samstag müssen 15 neue Mädchen gefunden und aufs Schiff nach Beirut gebracht werden, sonst machen die Bosse im Hintergrund Ärger.

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Ausgesprochen sympathischer Früh-Exploiter, der gleich einige heftige Szenen im Gepäck hat: Gemeinsames und ausgiebiges Rudelduschen junger Mädchen, überfahrene Gangster, und natürlich die deutliche Warnung vor der Teufelsdroge Haschisch. Wer das einmal anfasst, so die Aussage, der ist sogleich reif für den Puff in Beirut. Oder noch Schlimmeres.
Rolf Eden und Claus Tinney rocken den Film und geben bei ihren Aktionen gehörig Gas. So lernt man beispielsweise, wie man sich einer als zu anhänglich erwiesener Italienerin entledigt ("Wenn Sie wissen wollen wie eine Frau aussieht die ihren Mann verlässt, gehen sie schnell zu ihrer Frau."), und man lernt exotische Geheimnisse kennen ("Sie müssen schon viel herumgekommen sein, wenn sie sofort wissen wie man afrikanische Zigaretten raucht."). Flotte Sprüche, einiges an attraktiven Nuditäten, Tilly Lauenstein als lesbische Gräfin mit Unterwäschegeschäft, und irgendwie bleibt die ganze Zeit ein schiefes Grinsen im Gesicht hängen ob dieser Zurschaustellung unmöglicher Irrwitzitäten. Wie gesagt: Ausgesprochen sympathischer Exploiter. Nicht so rasant oder aggressiv wie etwa DAS RASTHAUS DER GRAUSAMEN PUPPEN, aber schon auf dem allerbesten Weg dorthin …
Zuletzt geändert von Maulwurf am Fr., 20.11.2020 17:26, insgesamt 1-mal geändert.

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Richie Pistilli
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Re: SCHWARZER MARKT DER LIEBE - Ernst Hofbauer

Beitrag von Richie Pistilli »

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Diesen früh-reißerischen Hofbauer-Film finde ich nur nur klasse. Lediglich die perkussive Monotonie des zelebrierten Drogenrauschs ging mir dann irgendwann etwas auf die Nerven, obwohl die ausschweifende Orgie an sich sehr hübsch anzusehen ist.


Also Vorhang auf für die köstliche Harald und Rolf Show.



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Prisma
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Re: SCHWARZER MARKT DER LIEBE - Ernst Hofbauer

Beitrag von Prisma »



Ernst Hofbauers "Schwarzer Markt der Liebe" zählt zu einer Reihe von Filmen, die progressivere Pfade im deutschen Film einzuschlagen versuchten, und das meistens mit Erfolg. Diese Produktion von 1966 fällt noch nicht einmal mit einer ungewöhnlich übersteigerten Zeigefreudigkeit der beteiligten Damen auf und es bleibt hauptsächlich bei spekulativem Sex, sondern sie bietet einige gewaltbetonte Szenen an, die für die damalige Zeit sicherlich nicht alltäglich waren. Diese Inhalte führen zu einer empfundenen Brisanz der Geschichte, die sich flüssig erzählt von Etappe zu Etappe hangelt, um möglichst viele Facetten des besagten Marktes, dessen den Ton angebenden Hintermännern und ihren Helfershelfern aufzuzeigen. So sorgen diese expliziten Szenen für eine gute Portion Salz in der Suppe, aber auch Expertinnen wie Uta Levka, Astrid Frank, Britt Lindberg und Karin Field regen die Fantasie an. Claus Tinney und Rolf Eden forcieren Gewaltexzesse und scheinen auf die Moral zu scheißen, was sich in ihren Machenschaften widerspiegelt. Unterlegt mit einer Easy-Listening-Musik von Frank Valdor und tollen Schwarzweiß-Aufnahmen, entsteht Flair innerhalb einer Geschichte, deren herkömmliche Züge erst gar nicht großartig ummantelt werden und somit nackter wirken, als so manche Dame des Szenarios. Einige Inhalte wirken zwar für heutige Begriffe überholt, erzielen in dieser Geschichte aber ihre Wirkung mit manchmal ganz einfachen Mitteln. Auch für einen Hauch Tragik zeigt ich Hofbauer offen und weist damit indirekt auf die unaufhörlichen Fortsetzungen aufgrund des unausschöpflichen Themas hin. "Schwarzer Markt der Liebe" bleibt einer der unterhaltsameren Vertreter dieser Gattung und überzeugt mit Selbstbewusstsein in den Dialogen, Bildern und Themen.

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Prisma
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Re: SCHWARZER MARKT DER LIEBE - Ernst Hofbauer

Beitrag von Prisma »



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● KARIN FIELD als ROSANNA in
SCHWARZER MARKT DER LIEBE (D|1966)



»Rosanna, wo bleibt mein Bier?« Derartige Konversationen einer Ehe muss sich die junge und sehr attraktive Wirtsfrau sicherlich häufiger anhören, bis ihr andere eheliche Pflichten ins Gedächtnis gerufen werden. Ihr wesentlich älterer und rundlicher Mann weiß, dass er mit einer Hure verheiratet ist, die allerdings kein Geld nimmt und es nur des Spaßes wegen tut. Karin Field, die in den Titelcredits an zweiter Stelle hinter Kollegin Uta Levka genannt wird, wirkt zunächst wie eine Lichtgestalt in dieser Einöde, die irgendwo in der Peripherie des Stadtrandes zu liegen scheint. Das Lokal dürfte sich nur wegen der Stammkundschaft rechnen, die wiederum nur wegen der schönen Rosanna vorbeikommt, um nicht nur zu tief ins Glas zu schauen, sondern genauso tief in ihren Ausschnitt, den sie mit Freuden und provokativ zur Schau stellt. Wie kommt eine Frau wie Rosanna zu einem Mann wie dem stets Zigarre rauchenden Wirt, der hauptsächlich im Unterhemd herumsitzt und sie behandelt wie Dreck? Die von dem Schweizer Schauspieler Rico Peter dargestellte Figur wirkt so vollkommen konträr zur lebenshungrigen Rosanna, die sich immer nur solange mit ihrem Schicksal abfindet, wie kein Liebhaber in Aussicht ist, was allerdings nicht allzu häufig vorkommen dürfte. Der in kräftigen Schwarzweiß-Kontrasten fotografierte Film hebt das attraktive Erscheinungsbild von Karin Field in einer Weise hervor, die im ersten Drittel zum Aushängeschild dieser Produktion mit dem reißerischen Titel wird, und man schaut ihr gerne nach, da sie definitiv eine der großen Attraktionen bleibt. Dabei ist Karin Field so zu sehen, wie man sie in Erinnerung behalten hat, nämlich aufreizend und im Zwielicht stehend. Ihre perfekt manikürten Fingernägel erweisen sich genauso wie ihre wasserstoffblonden Haare und das charakteristische Makeup als Markenzeichen der Interpretin, die im florierenden progressiven Film gute Anfänge für eine vielversprechende Karriere machen sollte. Zwar kommt es hier noch zu keinen Nacktaufnahmen, doch Karin Field animiert das Publikum, ihre Fantasie in Gang zu setzen, was vielleicht immer ein bisschen nachteilig für einen gezielten Blick auf die Interpretationsgabe ist.

Und Karin Field ist wirklich eine gute und flexible Interpretin, deren Repertoire vom zeitgenössischen Film lieber untergeordnet zu einer entsprechenden Zeigefreudigkeit angesehen wurde, da Field bestimmt eine der bereitwilligen Schauspielerinnen war, mehr als viele Kolleginnen in die Waagschale zu werfen. In "Schwarzer Markt der Liebe" stellt sie quasi eines der Zahnrädchen in einer unerbittlichen Maschinerie dar, welches auf der Strecke bleiben wird. Ihr Liebhaber könnte auch als ihr designierter Zuhälter angesehen werden, da er sich nicht ernsthaft zu binden pflegt und Frauen wie Rosanna traditionell ausnutzt und prellt. Diese träumt in aller Naivität und bestehendem Leidensdruck der aktuellen Situation von einem besseren Leben, das sie ihrer Ansicht auch verdient hat. Dabei behandelt Harald von Groepen alias Claus Tinney sie nicht gerade wie ein Gentleman es tut, was aber auch für ihren offenbar gewaltbereiten Ehemann gilt. Alle sehen in ihr nur das Flittchen, wozu sie sich selbst bei jeder besten Gelegenheit macht. Dass Harald sie nicht ohne sie ins offene Messer laufen zu lassen sitzen lässt, bewahrt sie vermutlich vorm Strich oder einer ebenfalls hier auftauchenden Gräfin mit lesbischem Appetit, aber auch das Leben in gehabter Manier wirkt bedauernswert, da man sich denkt, dass niemand solche Zustände verdient hat. Aus Gutgläubigkeit und falschen Vorstellungen heraus ist die Blondine schnell in kriminelle Machenschaften mit hineingezogen und am Ende bleibt nur Leere, mit der Rosanna aber durchaus vertraut sein dürfte. Es bleibt eine von Fields vielleicht interessantesten Auftritten in ihrer frühen Karriere, nicht zuletzt, weil sie sich erneut als Projektionsfläche zur Verfügung stellt, sondern das Szenario mit Temperament und knisternder Erotik auszustatten weiß. Ihr überaus dynamischer Darbietungsstil verhilft der frühen Geschichte zu einer spürbaren Klimax, die am Ende eines der Highlights einer Produktion bleibt, die ihre Ausrufezeichen genüsslich über Mitwirkende wie Karin Field zu setzen weiß. So bleibt ein Auftritt, der vor allem wegen ihrer überaus starken Präsenz, aber auch der Anpassungsfähigkeit an schwierige Gegebenheiten in lebhafter Erinnerung bleibt.



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