● KARIN FIELD als ROSANNA in
SCHWARZER MARKT DER LIEBE (D|1966)
»Rosanna, wo bleibt mein Bier?« Derartige Konversationen einer Ehe muss sich die junge und sehr attraktive Wirtsfrau sicherlich häufiger anhören, bis ihr andere eheliche Pflichten ins Gedächtnis gerufen werden. Ihr wesentlich älterer und rundlicher Mann weiß, dass er mit einer Hure verheiratet ist, die allerdings kein Geld nimmt und es nur des Spaßes wegen tut. Karin Field, die in den Titelcredits an zweiter Stelle hinter Kollegin Uta Levka genannt wird, wirkt zunächst wie eine Lichtgestalt in dieser Einöde, die irgendwo in der Peripherie des Stadtrandes zu liegen scheint. Das Lokal dürfte sich nur wegen der Stammkundschaft rechnen, die wiederum nur wegen der schönen Rosanna vorbeikommt, um nicht nur zu tief ins Glas zu schauen, sondern genauso tief in ihren Ausschnitt, den sie mit Freuden und provokativ zur Schau stellt. Wie kommt eine Frau wie Rosanna zu einem Mann wie dem stets Zigarre rauchenden Wirt, der hauptsächlich im Unterhemd herumsitzt und sie behandelt wie Dreck? Die von dem Schweizer Schauspieler Rico Peter dargestellte Figur wirkt so vollkommen konträr zur lebenshungrigen Rosanna, die sich immer nur solange mit ihrem Schicksal abfindet, wie kein Liebhaber in Aussicht ist, was allerdings nicht allzu häufig vorkommen dürfte. Der in kräftigen Schwarzweiß-Kontrasten fotografierte Film hebt das attraktive Erscheinungsbild von Karin Field in einer Weise hervor, die im ersten Drittel zum Aushängeschild dieser Produktion mit dem reißerischen Titel wird, und man schaut ihr gerne nach, da sie definitiv eine der großen Attraktionen bleibt. Dabei ist Karin Field so zu sehen, wie man sie in Erinnerung behalten hat, nämlich aufreizend und im Zwielicht stehend. Ihre perfekt manikürten Fingernägel erweisen sich genauso wie ihre wasserstoffblonden Haare und das charakteristische Makeup als Markenzeichen der Interpretin, die im florierenden progressiven Film gute Anfänge für eine vielversprechende Karriere machen sollte. Zwar kommt es hier noch zu keinen Nacktaufnahmen, doch Karin Field animiert das Publikum, ihre Fantasie in Gang zu setzen, was vielleicht immer ein bisschen nachteilig für einen gezielten Blick auf die Interpretationsgabe ist.
Und Karin Field ist wirklich eine gute und flexible Interpretin, deren Repertoire vom zeitgenössischen Film lieber untergeordnet zu einer entsprechenden Zeigefreudigkeit angesehen wurde, da Field bestimmt eine der bereitwilligen Schauspielerinnen war, mehr als viele Kolleginnen in die Waagschale zu werfen. In "Schwarzer Markt der Liebe" stellt sie quasi eines der Zahnrädchen in einer unerbittlichen Maschinerie dar, welches auf der Strecke bleiben wird. Ihr Liebhaber könnte auch als ihr designierter Zuhälter angesehen werden, da er sich nicht ernsthaft zu binden pflegt und Frauen wie Rosanna traditionell ausnutzt und prellt. Diese träumt in aller Naivität und bestehendem Leidensdruck der aktuellen Situation von einem besseren Leben, das sie ihrer Ansicht auch verdient hat. Dabei behandelt Harald von Groepen alias Claus Tinney sie nicht gerade wie ein Gentleman es tut, was aber auch für ihren offenbar gewaltbereiten Ehemann gilt. Alle sehen in ihr nur das Flittchen, wozu sie sich selbst bei jeder besten Gelegenheit macht. Dass Harald sie nicht ohne sie ins offene Messer laufen zu lassen sitzen lässt, bewahrt sie vermutlich vorm Strich oder einer ebenfalls hier auftauchenden Gräfin mit lesbischem Appetit, aber auch das Leben in gehabter Manier wirkt bedauernswert, da man sich denkt, dass niemand solche Zustände verdient hat. Aus Gutgläubigkeit und falschen Vorstellungen heraus ist die Blondine schnell in kriminelle Machenschaften mit hineingezogen und am Ende bleibt nur Leere, mit der Rosanna aber durchaus vertraut sein dürfte. Es bleibt eine von Fields vielleicht interessantesten Auftritten in ihrer frühen Karriere, nicht zuletzt, weil sie sich erneut als Projektionsfläche zur Verfügung stellt, sondern das Szenario mit Temperament und knisternder Erotik auszustatten weiß. Ihr überaus dynamischer Darbietungsstil verhilft der frühen Geschichte zu einer spürbaren Klimax, die am Ende eines der Highlights einer Produktion bleibt, die ihre Ausrufezeichen genüsslich über Mitwirkende wie Karin Field zu setzen weiß. So bleibt ein Auftritt, der vor allem wegen ihrer überaus starken Präsenz, aber auch der Anpassungsfähigkeit an schwierige Gegebenheiten in lebhafter Erinnerung bleibt.