AUCH ICH WAR NUR EIN MITTELMÄẞIGER SCHÜLER - Werner Jacobs

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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AUCH ICH WAR NUR EIN MITTELMÄẞIGER SCHÜLER - Werner Jacobs

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● AUCH ICH WAR NUR EIN MITTELMÄẞIGER SCHÜLER (D|1974)
mit Detlev Eckstein, Bernd Herberger, Jutta Speidel, Christiane Krüger, Kristina Nel, Horst Tappert, Claus Biederstaedt,
Gerlinde Locker, Konrad Georg, Margot Trooger, Günter Mack, Wolfgang Spier sowie Georg Thomalla und Rudolf Platte
eine Allianz Filmproduktion im Auftrag der | Terra Filmkunst | Divina Film | im Contantin Filmverleih
ein Film von Werner Jacobs

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»Ist Spicken geistiger Diebstahl?«


Peter Ahrens (Detlev Eckstein) und Felix Kempmann (Bernd Herberger) treffen sich nach Jahren per Zufall in der Geburtenstation einer Klinik wieder. Sie waren seit ihrer Kindheit an Klassenkameraden und hatten sich seit dem Abitur nicht mehr gesehen. Die werdenden Väter werden von einer Krankenschwester nach Hause geschickt, mit der Zusicherung, dass sie umgehend informiert werden, wenn ihr Nachwuchs zur Welt kommt. In Peters Wohnung erinnern sie sich gemeinsam der guten, alten Zeit und berichten dem anwesenden Elektriker Denkel (Rudolf Platte), der seit Ewigkeiten eine defekte Steckdose reparieren soll, von ihren Schandtaten als Schüler, wobei Peter in dieser Beziehung mehr zu berichten hat, als sein strebsamer Kollege Felix. Unter ordentlichem Alkoholeinfluss kommen sogar Geschichten zutage, die man vielleicht besser niemandem erzählt hätte...

Werner Jacobs' "Auch ich war nur ein mittelmäßiger Schüler" bildet den Abschluss einer langen Serie von Lümmel und Paukerfilmen, die mehr oder weniger nach klassischen Strickmustern aufgezogen wurden. Zwischen 1968 bis 1974 entstanden somit mehr als 15 derartige Produktionen, die mitunter sehr hohe Besucherzahlen in den deutschen Kinos einfahren konnten. Diese Adaption, die nach Motiven Alexander Spoerls basiert, weicht in weiten Teilen von seiner landläufig bekannten Konkurrenz ab, was sich vor allem inhaltlich zeigt, aber auch in Besetzungsfragen. Einen solchen Beitrag ohne beispielsweise Hansi Kraus oder Theo Lingen würden viele aufgrund deren Abwesenheit vielleicht erst gar nicht zu diesem Genre zählen, aber die Thematik wird klassisch bedient, wenn auch mit einer abweichenden, aber durchaus frisch wirkenden Herangehensweise. Im Vorspann des Films vernimmt man den Welterfolg "Waterloo" der schwedischen Pop-Gruppe ABBA, der die ansonsten gelungene Filmmusik von Raimund Rosenberger etwas in die zweite Reihe drängt, aber man kann gleichzeitig auf eine hoch interessante und fast vollkommen alternative Besetzung schauen, die insbesondere bei den männlichen Hauptrollen einen beinahe mutigen Eindruck macht. Überhaupt kommt die Idee sehr gut an, dass es innerhalb dieser ausgelassenen Männerrunde, die nach Jahren wieder aufeinandertrifft, zu zahlreichen Rückblenden kommt, denn schließlich hat man bei Filmen gleichen Themas zahlreiche Versionen zu sehen bekommen, die nahezu identisch waren. Werner Jacobs, der mit "Auch ich war nur ein mittelmäßiger Schüler" bereits seinen vorletzten Spielfilm inszenierte, verzichtet weitgehend auf den Klamauk, der in vielen deutschen Produktionen dieser Zeit zum Überholmanöver angesetzt hat und in nicht wenigen Fällen erdrückend wirkte.

Dieser Verlauf bietet hingegen mehrere geistreiche Momente und es macht Spaß, die Protagonisten auf ihrer Zeitreise zu begleiten. In den Hauptrollen sieht man die jungen Darsteller Detlev Eckstein und Bernd Herberger, die auf den ersten Blick vielleicht nicht unbedingt wie die erste Wahl des Zuschauers aussehen mögen, aber letztlich lösen sie ihre Aufgaben doch recht ansprechend. Jutta Speidel und Kristina Nel stricken ein wenig Romantik in das Szenario, doch insgesamt ist einfach zu betonen, dass diese Vierer-Konstellation den etablierten Gesichtern nicht den Rang ablaufen kann. Gute Eindrücke hinterlassen zum Beispiel Horst Tappert, hier in seinem letzten Kinofilm, oder die reizende Christiane Krüger, Claus Biederstaedt, Gerlinde Locker, Konrad Georg und Rudolf Platte. Die Dichte an bekannten Stars dieser Zeit ist ohnehin sehr hoch, sodass man viele Interpreten nur in Kurzauftritten zu sehen bekommt. Das alt hergebrachte Thema Schüler gegen Lehrer nimmt hier nicht die überzeichneten Dimensionen der beispielsweise bekanntesten Pauker-Filme an, doch man nimmt den bemühten Versuch wahr, dass Alternativen angeboten werden, die - man muss es sagen wie es ist - leider nicht immer zünden werden. Des Weiteren wird selbstverständlich der Humor ganz groß geschrieben. Angenehme Situationskomik lockert den Verkauf immer wieder auf und letztlich ist diese Variation mit Anteilen einer Verwechslungskomödie als geglückt zu bezeichnen. Vielleicht ist es letztlich auch der Vergleich zu vielen vorhergegangenen Beiträgen der immer gleichen Machart, die Werner Jacobs' Arbeit in einem glanzvolleren Licht strahlen lässt, und von handwerklicher Seite ist sicherlich nichts falsch gemacht worden. Somit stellt "Auch ich war nur ein mittelmäßiger Schüler" einen gelungenen Abschluss einer sehr erfolgreichen Reihe dar, der nach wie vor einen der unbekannteren Vertreter darstellt.

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Prisma
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Re: AUCH ICH WAR NUR EIN MITTELMÄẞIGER SCHÜLER - Werner Jacobs

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● CHRISTIANE KRÜGER als FRÄULEIN STEINER in
AUCH ICH WAR NUR EIN MITTELMÄẞIGER SCHÜLER (D|1974)



Nach zehn absolvierten Spielfilmen stellt diese Rolle in "Auch ich war nur ein mittelmäßiger Schüler" einen gewissen Wendepunkt in Christiane Krügers Schaffen dar, da sie sich ab diesem Punkt ausschließlich TV-Produktionen widmete. Im Kino war die Schauspielerin somit erst wieder ab Anfang der 80er-Jahre zu sehen, wenngleich sie ihrer Domäne treu blieb. Im Grunde genommen ist es ein wenig schade, dass sie dem internationalen Markt aufgrund dieser recht einseitigen Beanspruchung fern blieb, konnte sich jedoch auf dem heimischen Markt als eine der gefragtesten Darstellerinnen etablieren. Im Rahmen der Pauker-Filme wirkt die Krüger-Besetzung regelrecht progressiv, war die langjährige Reihe unterschiedlichster Beiträge doch hauptsächlich von den gleichen Akteuren dominiert. In diesem Szenario ist die damals schon fast 30-jährige in einer sehr sympathischen Rolle zu sehen, die sehr viel Indentifikationspotential anbietet und insgesamt schön anzusehen ist, wenngleich es sich nur um eine kürzere Nebenrolle handelt, obwohl das frühe Auftauchen ihres Namens in den Credits etwas anderes suggeriert. Fräulein Steiner ist in diesem Film eine Person der Rückblenden, die mit den Kinderaugen des Protagonisten Pitt reflektiert wird. Als Junge war er sehr fasziniert von der schönen Lehrerin, die sich durch Milde und Freundlichkeit auszeichnete. So erfährt man, dass der junge Schüler damals in seine attraktive Lehrerin verknallt war und ihr mit allen Mitteln imponieren wollte, was jedoch ordentlich nach hinten los ging. Im Lehrer-Kollegium steht Fräulein Steiner zwischen all den uralten, unflexiblen Ansichten als einzige Frau für einen moderneren Schulbetrieb, in dem man die 5 auch gerne einmal gerade sein darf. Zwar wird sie von ihren Kollegen respektiert, allerdings merkt man einigen verzerrten Gesichtern auch ein gewisses Unverständnis an.

Dies ändert nichts an der Tatsache, dass sie sich auch für die schwierigen Schüler einsetzt, in diesem speziellen Fall für das Problemkind Pitt, welches die meisten Lehrer am liebsten von der Schule verweisen würden. Christiane Krüger sieht ist in dieser Produktion nicht nur in der Schule zu sehen, sondern auch als Privatperson. An einem bestimmten Tag in der Woche entspannt sie beispielsweise gerne im Freibad und bei dieser Gelegenheit kann wie so oft ein weiterer Blick auf die blendende Konstitution der Schauspielerin geworfen werden. Vielleicht kann man sagen, dass Christiane Krüger hier einen Mittelweg einschlägt, zwischen der modernen Frau von damals, die sich dennoch an bestehende Gesetze hält und sich daher im Beruf verwirklichen konnte. Im privaten Bereich hingegen noch nicht, jedenfalls sieht es so aus. Wie erwähnt, hat man es in "Auch ich war nur ein mittelmäßiger Schüler" mit einer beinahe vollkommen veränderten Rollenstruktur zu tun, da man in den Jahren zuvor vermehrt und mit Vorliebe auf gealterte Jungfern gesetzt hat, die mit kruden Verhaltensweisen aufzufallen hatten. Auch der Humor ist in diesem Beitrag wesentlich subtiler angelegt, sodass man bei Krüger keine derartigen Tendenzen feststellen wird. Sie steht für Zielstrebigkeit, Charakterstärke und Sympathie, überholt dabei das hinlänglich kolportierte Bild der typischen Film-Lehrerin äußerst angenehm und stattet das Ganze mit ihrem eigenen Stil aus. Wenn sie die Stimme erhebt, blitzen ihre immer gerne gesehenen, rhetorischen Fähigkeiten auf, und im Grunde genommen holt sie doch viel aus dieser übersichtlich angelegten Rolle heraus, die zugunsten etlicher Kollegen nur selten exponiert in Erscheinung tritt. Ihre im Wesen verankerte, obligatorisch kühle Erscheinung weicht trotz der unterschiedlichen Herangehensweise nicht vollends, trägt daher unterm Strich die ganz typische Handschrift der Interpretin.



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