TIM FRAZER JAGT DEN GEHEIMNISVOLLEN MISTER X - Ernst Hofbauer

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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TIM FRAZER JAGT DEN GEHEIMNISVOLLEN MISTER X - Ernst Hofbauer

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● TIM FRAZER JAGT DEN GEHEIMNISVOLLEN MISTER X (A|1964)
mit Adrian Hoven, Corny Collins, Paul Löwinger, Mady Rahl, Ady Berber, Sieghardt Rupp und Ellen Schwiers
eine Produktion der Melba Film | Sodep-Atelier | im Constantin Filmverleih
ein Film von Ernst Hofbauer


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»Noch 30 Schritte haben Sie zu leben«


Tim Frazer (Adrian Hoven), eine Koryphäe der britischen Polizei, kommt mit seiner Verlobten Janine (Corny Collins) auf dem Antwerpener Flughafen an. Später stellt sich heraus, dass in der Nähe und ungefähr zur selben Zeit ein Mord mit einem Stilett verübt worden ist. Inspektor Stoffels (Paul Löwinger) klärt Frazer über die Hintergründe und darüber auf, dass der Tote Teil einer mysteriösen Mordserie ist und bittet seinen Kollegen, ihn bei den Ermittlungen zu unterstützen. Dies tut auch Lode van Dijk (Ady Berber), der Bruder des letzten Toten, und schon bald ergeben sich Zusammenhänge die ins Drogenmilieu führen. Doch die Verbrecher sind gewarnt und schnappen sich Janine als Geisel. Wird Tim Frazer den geheimnisvollen Mister X noch rechtzeitig stellen können..?

Im Zuge der deutschen Krimi-Welle entstand Ernst Hofbauers "Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister X" unter Verwendung der gleichnamigen Titelfigur des britischen Autors Francis Durbridge. Dieser Film kann schließlich als Hybrid angesehen werden, bedient er sich doch gleich zweier Erfolgskonzepte. Erstens ist dieser Beitrag stark an den Inszenierungsstil insbesondere der Edgar-Wallace-Reihe und anderer Epigonen angelehnt und zweitens wird schon alleine aufgrund des Titels ein direkter Zusammenhang zu den überaus erfolgreichen Straßenfegern hergestellt, die unter dem Gütesiegel Francis Durbridge im Fernsehen gelaufen sind. So wurde "Tim Frazer" bereits 1963 als sechsteiliges Fernsehspiel gesendet, mit Max Echart und Marianne Koch in den Hauptrollen. Hofbauers Film sieht man dadurch also potentiell unter besonders günstigen Voraussetzungen und die Inszenierung kann sich auch durchaus sehen lassen, wenngleich sich der Wiener Regisseur doch weitgehend an die Gesetze beider Vorbilder gehalten hat. Als besonders gelungen ist die dichte Atmosphäre zu beschreiben, die zusätzlich durch extravagante Kamera-Einstellungen und eine gute Wahl an Schauplätzen an Reiz gewinnen kann. Betrachtet man den eigentlichen Kriminalfall, so bekommt man im Wesentlichen nicht viel Neues geboten und das Thema bleibt letztlich herkömmlich. Als rein österreichische Produktion kommt der Zuschauer in den Genuss einer alternativ angelegten, respektive einer halb österreichischen Besetzung, bestehend aus bekannten Schauspielern die im deutschsprachigen Raum jedoch sehr bekannt waren. Erfrischend ist die Auswahl nicht zuletzt deswegen, da man lediglich Adrian Hoven, Corny Collins und Mady Rahl in bis dahin einmaligen Gast-Auftritten beim Platzhirsch Wallace zu sehen bekam und alle Darsteller somit weitgehend noch kaum Abnutzungserscheinungen in gängigen Kriminalfilm vorzuweisen hatten.

Das Ensemble präsentiert sich insgesamt frisch und unverbraucht, es ist definitiv die angebotene Abwechslung, die man anerkennend wahrnimmt und das Ganze ist auch wirklich sehr gut gespielt. Selbst Adrian Hoven, dessen kriminalistischer Fehlstart in "Das Rätsel der roten Orchidee" nur schwer zu vergessen ist, tut hier alles was nötig ist, um die Anforderung einer Titelrolle zu meistern. Sein Auftreten ist für seine Verhältnisse sogar als charismatisch zu bezeichnen, er wirkt agil und wach, sodass es so gut wie sicher erscheint, dass er "Mister X" zur Strecke bringen wird. An seiner Seite oder umgekehrt, sieht man das Wiener Original Paul Löwinger, den man sich zunächst nur schwer in einer derartigen Rolle vorstellen kann. Aber auch sein Ermittler wird erst durch die Variation interessant, außerdem ist er für leisen Humor zuständig. Wenn man bei den Überraschungen bleibt, ist ebenfalls Corny Collins zu erwähnen, die sehr befreit und leichtfüßig aufspielt, denn so verkommt sie nicht wie in "Das indische Tuch" zur blassen Stichwortgeberin der männlichen Hauptrolle. Eine so großartige Interpretin wie Mady Rahl hat bislang noch jeden Film bereichern können, hier zeigt sie erneut ihr Können, das sich aus ihrer Wandlungsfähigkeit innerhalb des bestehenden Images und der provokanten Angriffslust zusammensetzt. Verruchte, halbseidene Damen oder solche, die es gerne wären, waren oft ihre Domäne und auch wenn ihre Spielzeit nicht allzu üppig ausgefallen ist, dominiert sie ihre Szenen und Spielpartner nach Belieben. Toll! Ady Berber bekleidet glücklicherweise eine größere Rolle und wurde mutig entgegen seines monotonen Rollenprofils des willigen Werkzeugs besetzt. Der Mime mit der einschüchternden Statur zeigt hier aus dem Stand, dass er zu wesentlich mehr fähig war, als üblicherweise abgerufen wurde. In einen kurzen Auftritt schaut schließlich noch Sieghardt Rupp vorbei und man schaut auf eine Riege, die sich wirklich sehen lassen kann.

Wenn eine Beteiligte nicht vergessen werden darf, ist es niemand anders als Ellen Schwiers, deren Aura der deutsche Krimi wesentlich häufiger nötig gehabt hätte. Fähigkeiten und Abruf stehen bei ihr gar nicht primär zur Debatte, denn eine schwache Ellen Schwiers schließt sich von vorne herein einfach aus. Es sind eher die zusätzlichen Möglichkeiten die sie mitbringt, nämlich im Rahmen universeller Einsatzgebiete. Hier sieht man sie gleich mit mehreren Gesichtern und im Wechsel zwischen ordinär und damenhaft, unscheinbar und dominant. Besondere Szenen entstehen, als sie die gefesselte Janine zum Sprechen bringen will und dabei andeutet, dass sie auch vor Folter nicht zurückschrecken würde, was sich in ihrem großflächigen Gesicht deutlich ablesen lässt. Ja, Ellen Schwiers ist immer ein großer Gewinn und sie bleibt in dieser Produktion sicherlich einer der größten Überraschungs-Coups. Generell fällt auf, dass der Schnitt in "Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister X" ziemlich hart ausgefallen ist, was den positiven Gesamteindruck immer wieder etwas verwässert. Dass der Kriminalfall an sich eigentlich wenig spektakulär ist, fällt aufgrund der guten Inszenierung weniger ins Gewicht, Spannung und Tempo setzen sich in Verbindung mit sehr eingängigen Einfällen immer wieder durch und besonders das Finale ist lobend zu erwähnen, welches sich ein einem Tunnel abspielt, in dem man einer schwarzen Gestalt hinterher jagt. Die Musik der Veranstaltung ist kriminalistisch-konventionell, außerdem wird im zwielichtigen Ambiente der Bar das Chanson »J'ai peché« von Bebe Suong vorgetragen. "Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister X" kann insgesamt als willkommene Abwechslung innerhalb der zeitgenössischen Krimi-Landschaft wahrgenommen werden und man bekommt zwar nicht das neu erfundene Rad angeboten, aber einen soliden Unterhaltungsfilm, der auf zahlreiche Alternativen setzt und durch die flüssige Inszenierung punkten kann.

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Count Yorga
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Re: TIM FRAZER JAGT DEN GEHEIMNISVOLLEN MISTER X - Ernst Hofbauer

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IFB Filmprogramm

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:hut:

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Prisma
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Re: TIM FRAZER JAGT DEN GEHEIMNISVOLLEN MISTER X - Ernst Hofbauer

Beitrag von Prisma »



Und noch der Trailer, der einen guten Vorgeschmack auf das Spektakel gibt:


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Richie Pistilli
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Re: TIM FRAZER JAGT DEN GEHEIMNISVOLLEN MISTER X - Ernst Hofbauer

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Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mister X (D)
Tim Frazer caccia il misterioso mister X (IT)
Tim Frazer à la poursuite du mystérieux Monsieur X (BE)
Tim Frazer, inspector de Scotland Yard, contra Mr. X (ES)
Tim Frazer Contra Mr. X (ES)
Case 33: Antwerp

AT / BE 1964



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Deutsche Erstaufführung: 12.06.1964

Filmportal

Synchronkartei

Score: Hans Neubrand

OFDb



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"Schönen Gruß an ihr Privatleben."


Ein durchweg gelungener Kriminalfilm, den Ernst Hofbauer 1964 mit TIM FRAZER JAGT DEN GEHEIMNISVOLLEN MISTER X auf die deutschen Leinwände brachte. Doch anstatt das damalige Publikum zu begeistern, vewirrte der Streifen vielmehr das Publikum, denn Hofbauers TIM FRAZER hat weder etwas mit der gleichnamigen TV-Serie am Hut, noch stammt die Geschichte aus der Feder von Francis Durbridge. Die Folge: Der Filmtitel floppte an der damaligen Kinokasse. Einen etwas höheren Bekanntheitsgrad dürfte der Film erlangt haben als er am 06.05.1972 in der ARD seine TV-Erstausstrahlung feierte.


Hofbauer präsentiert dem Publikum eine spannungsvollen Kriminalfilmgeschichte, der im beschaulichen Antwerpen angesiedelt ist und wo es gleich zu Beginn zu einem mysteriösen Hafenarbeitersterben kommt, für das sich letztlich ein geheimnisvoller Serientäter verantwortlich zeigt. Dies ruft wiederum Adrian Hoven auf den Plan, der in der Rolle des erfolgsverwöhnten Ermittlers Tim Frazer von da an unermüdlich dem geheimnisvollen Mörder hinterherjagt. Dabei trifft er nicht nur auf Ady Berber, der als trauernder Bruder eines ermordeten Hafenarbeiters Tim Frazer im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützt, sondern auch auf die beiden zwielichtigen Bardamen Mady Rahl und Ellen Schwiers, von denen Letztere in Sachen Sadismus bereits unverhohlen Anleihen einer Superintendantin Francis Nipple zeigt, die sie einige Jahre später in Rolf Olsens DAS RASTHAUS DER GRAUSAMEN PUPPEN zum Besten geben sollte.


Leider weist die Filmfassung der Filmjuwelen-DVD neben mehreren kleinen Filmrisse auch schwerwiegendere Zensurschnitte auf: Zum einen wurde eine heiße Tanzeinlage ihrer Schlüpfrigkeit beraubt und zum anderen die Folterszene von Ellen Schwiers entfernt, in der sie die hilflos ausgelieferte Corny Collins mit der heißen Glut einer brennenden Zigarette malträtiert. In der vorliegenden Filmfassung fehlt offensichtlich das Zustandekommen der Brandwunde, die Corny Collins kurz darauf in ihrem Dekolleté offen zur Schau trägt. Obrndrein dealt Frau Schwiers im Film mit anatolischen Marihuana-Zigaretten, denen wiederum im Rahmen der Handlung eine zentrale Rolle zukommt. Ebenfalls erwähnenswert wären auch noch die gelungenen Darbietungen von Sieghardt Rupp in der Rolle des Kleinkriminellen Jack van Druten sowie von Paul Löwinger, der als zuständiger Inspektor der Antwerpener Polizei Tim Frazer mit Rat und Tat unter die Arme greift.


Alles im allem ein sehenswerter Kriminalfilm aus deutschen Landen.


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Prisma
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Re: TIM FRAZER JAGT DEN GEHEIMNISVOLLEN MISTER X - Ernst Hofbauer

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Di., 18.07.2023 22:08
denn Hofbauers TIM FRAZER hat weder etwas mit der gleichnamigen TV-Serie am Hut, noch stammt die Geschichte aus der Feder von Francis Durbridge.

Ich habe den Sechsteiler vor einiger Zeit nochmals angeschaut und muss sagen, dass ich Durbridge-Mehrteiler zwar ganz gerne mag, in diesem Fall jedoch Ernst Hofbauers Film vorziehe, auch wenn es sich vom Vergleich her um Äpfel und Birnen handelt. Bei Durbridge hat man es aufgrund der Geschichten und der TV-Auswertung mitunter schon mit etwas gemächlicheren Fälle zu tun, und zumindest bei "Tim Frazer" kam es mir doch durchgehend so vor. Bei Hofbauer bekommt man schon ein bisschen mehr Spektakel geboten, sodass der Film unterm Strich wirklich gelungen ist, auch wenn er nicht die Aufmerksamkeit bekam, die man vielleicht erwartet hätte.

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Richie Pistilli
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Re: TIM FRAZER JAGT DEN GEHEIMNISVOLLEN MISTER X - Ernst Hofbauer

Beitrag von Richie Pistilli »

Prisma hat geschrieben:
Mi., 19.07.2023 11:02
Ich habe den Sechsteiler vor einiger Zeit nochmals angeschaut und muss sagen, dass ich Durbridge-Mehrteiler zwar ganz gerne mag, in diesem Fall jedoch Ernst Hofbauers Film vorziehe, auch wenn es sich vom Vergleich her um Äpfel und Birnen handelt. Bei Durbridge hat man es aufgrund der Geschichten und der TV-Auswertung mitunter schon mit etwas gemächlicheren Fälle zu tun, und zumindest bei "Tim Frazer" kam es mir doch durchgehend so vor. Bei Hofbauer bekommt man schon ein bisschen mehr Spektakel geboten, sodass der Film unterm Strich wirklich gelungen ist, auch wenn er nicht die Aufmerksamkeit bekam, die man vielleicht erwartet hätte.


Bevorzuge ebenfalls die weitaus spektulärere Hofbauer-Variante von Tim Frazer, die mir bei der erneuten Betrachtung doch weitaus besser gefiel, als ich sie eigentlich in Erinnerung hatte. Gut, die letzte (und zugleich) erste Sichtung dürfte mittlerweile auch schon gute 10 Jahre zurückliegen. Auf jeden Fall ein unterhaltsamer Kriminalfilm, in dem obendrein noch überzeugende Darsteller und Darstellerinnen mitwirken. Neben Adrian Hoven, der hervorragend den Titelheld verkörpert, beeindruckte mich die Darbietung von Ellen Schwiers, die in ihrer Rolle bereits die ersten sadistischen Fingerübungen verrichten durfte, die sie dann bekanntermaßen einige Jahre später in höchster Vollendung in einem gewissen Glasgower Frauenknast hemmungslos ausleben durfte. :)


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