CAMP DER VERDAMMTEN - Ernst Ritter von Theumer

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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CAMP DER VERDAMMTEN - Ernst Ritter von Theumer

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CAMP DER VERDAMMTEN


● CAMP DER VERDAMMTEN (D|1961)
mit Christiane Nielsen, Hellmut Lange, Hermann Nehlsen, Thomas Alder, Ekrem Bora, Peter Kirsten und Ellen Schwiers
eine Ernst Ritter von Theumer Filmproduktion | im Nora Filmverleih
ein Film von Ernst Ritter von Theumer


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»Eine Bewegung und wir sind alle in der Hölle!«


Toni (Thomas Alder) ist Leiter eines Ölcamps in Anatolien. Eines Tages wird er von seinem Freund Harald Birk (Hellmut Lange) aufgesucht, einem ehemaligen Fremdenlegionär, aber nicht über die gute alte Zeit zu plaudern. Die beiden Männer besitzen einen Lageplan von einem verborgenen Königsgrab im Olympus, der die Eintrittskarte für den persönlichen Reichtum und Unabhängigkeit darstellen soll. Zusammen mit den beiden Frauen Kerima (Ellen Schwiers) und Ingrid (Christiane Nielsen), sowie dem sogenannten Professor, dem Archäologen namens George (Hermann Nehlsen), und einigen anderen Eingeweihten, brechen sie gemeinsam auf, um den sagenumwobenen Schatz ausfindig zu machen. Eines wurde dabei allerdings nicht einkalkuliert: die verschiedenen Interessengemeinschaften versuchen sich gegenseitig kaltzustellen...

Ernst Ritter von Theumers Filmbeiträge genießen weitgehend einen berüchtigten Status und bereits zur Entstehungszeit dieses Films stand sein Name für reißerisch aufgezogene B-Filmfreuden, die ganz offenkundig keinen künstlerischen Anspruch verfolgten, dafür aber vornehmlich die reine Unterhaltung im Visier hatten. "Camp der Verdammten" kann eindeutig als Abenteuerfilm klassifiziert werden, dem man zunächst bescheinigen darf, dass er über sehr atmosphärische Aufnahmen und Schauplätze verfügt, außerdem über eine an die damalige Zeit angepasste Populär-Besetzung, die in anderen Beiträgen oftmals jedoch nur in der zweiten Reihe agierte. Bereits der frühe Verlauf gibt unmissverständlich zu verstehen, dass sich das möglicherweise bevorstehende Spektakel ziemlich derb präsentieren will, was sich zunächst in den flapsigen Dialogen durchschlägt, deren Echo bemüht umgangssprachlicher Natur sind. Die Suche nach einem sagenumwobenen Schatz stellte schon für so manchen Film einen ergiebigen Nährboden dar, und auch hier wird der Zuschauer langsam darauf vorbereitet, dass man einer gefährlichen Mission gegenübersteht. Kostproben von Action und leichtem Tempo, sowie charakteristischem anatolischen Flair machen einen angemessenen Eindruck, wenngleich sich dann doch Tendenzen von gepflegtem Leerlauf einschleichen, sodass die Geschichte nach einiger Zeit etwas zu sehr gestreckt wirkt, um ausgleichend auf die dünne Story einzuwirken. Bestückt mit bekannten Gesichtern des damaligen Kinos, sieht man gut eingefasste Rollen, die in erster Linie vielleicht nicht gerade sinnbildlich für die ganz große Prominenz stehen werden, aber dem Verlauf ihre Stempel aufdrücken können. Interessant ist die Tatsache, dass man der attraktiven Würzburgerin Christiane Nielsen die Hauptrolle des Films anvertraute.

Kurz zuvor in dem Edgar-Wallace-Krimi "Das Rätsel der roten Orchidee" zu sehen, konzipiert sie ihre Rolle hier offensiv-verführerisch, nahezu lasziv, schlagfertig und waghalsig, sodass sie ihren Platz in der von Männern dominierten Umgebung nicht nur beanspruchen, sondern auch behaupten kann. Hellmut Lange hatte kurz zuvor ebenfalls einen Einsatz bei Wallace, woraus man bei den Hauptrollen schon klar die Strategie ableiten kann, dass man auf einer Erfolgswelle mitschwimmen wollte, auch wenn es sich um ein vollkommen anderes Genre handelt. In diesem Zusammenhang ist auch noch Thomas Alder zu nennen, der ebenfalls einen einmaligen Auftritt in der erfolgreichen Serie absolviert hatte. Christiane Nielsen und Hellmut Lange machen jedenfalls mehr als solide Eindrücke, genau wie Ellen Schwiers, die jede Produktion, außerdem jede noch so unterschiedliche Anforderung, meistern und deutlich aufwerten kann. Die allgemeine Stimmung wird plötzlich durch einige Schlager-Einlagen von Peter Kirsten auf recht dünnes Eis geführt und leider fängt das Ganze ohnehin an, deutlich vor sich hinzuplätschern, da zu lange auf wahrnehmbares Spektakel gewartet werden muss. Zwar ist positiv anzumerken, dass die Stimmung keinesfalls kippt, aber dennoch handelt es sich im Endeffekt um einen zu konventionell aufgezogenen und recht lieblos aneinander gereihten Abenteuer-Krimi, der nur wenige Ausrufezeichen setzen kann. Die größten Ausrufezeichen setzen in diesem Zusammenhang schließlich viele der gerne gesehenen Darsteller und vor allem die atemberaubend schönen Schauplätze. Letztlich handelt es sich bei "Camp der Verdammten" nicht gerade um eine vergessene Perle des Geschäfts, denn dafür wurden einfach zu viele Möglichkeiten liegen gelassen. Freunde des Genres werden jedoch sicherlich Inhalte finden, die zufriedenstellend sind.

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Richie Pistilli
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Re: CAMP DER VERDAMMTEN - Ernst Ritter von Theumer

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Camp der Verdammten (D)
Il campo dei dannati (IT)
Les hyènes chassent la nuit (F)
Cehennemde Buluşalım (TUR)
The Sand Runs Red

D 1962


Deutsche Erstaufführung: 23.03.1962

Filmportal

Synchronkartei

Score: Lothar Nakat & Peter Kirsten

Italienische Inhaltsangabe

OFDb



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Prisma hat geschrieben:
Mo., 16.11.2020 18:06
Kostproben von Action und leichtem Tempo, sowie charakteristischem anatolischen Flair machen einen angemessenen Eindruck, wenngleich sich dann doch Tendenzen von gepflegtem Leerlauf einschleichen, sodass die Geschichte nach einiger Zeit etwas zu sehr gestreckt wirkt, um ausgleichend auf die dünne Story einzuwirken (...) Zwar ist positiv anzumerken, dass die Stimmung keinesfalls kippt, aber dennoch handelt es sich im Endeffekt um einen zu konventionell aufgezogenen und recht lieblos aneinander gereihten Abenteuer-Krimi, der nur wenige Ausrufezeichen setzen kann. Die größten Ausrufezeichen setzen in diesem Zusammenhang schließlich viele der gerne gesehenen Darsteller und vor allem die atemberaubend schönen Schauplätze. Letztlich handelt es sich bei "Camp der Verdammten" nicht gerade um eine vergessene Perle des Geschäfts, denn dafür wurden einfach zu viele Möglichkeiten liegen gelassen. Freunde des Genres werden jedoch sicherlich Inhalte finden, die zufriedenstellend

Gut auf den Punkt gebracht! So in etwa habe ich den Film auch wahrgenommen. Im Vergleich zu seinem vorausgegangenem Regiedebüt IN DER HÖLLE IST NOCH PLATZ hielt sich Ernst Ritter von Theumers in CAMP DER VERDAMMTEN mit den reißerischen Elementen zwar etwas zurück, aber den etwas unausgegorenen Inszenierungsstil haben die beiden Filme wiederum gemein. Irgendwie schien es Theumer in seinen Anfangsjahren schwer gefallen zu sein, seinen Filmen den gewissen Flow zu verleihen, denen obendrein auch noch der Spannungsbogen fehlt. Dass mir CAMP DER VERDAMMTEN aber trotz der aufgezählten Mankos gefällt, liegt an den vergnüglichen Darbietungen der beteiligten Schauspieler und Schauspielerinnen, den urlaubshaften Schauplätzen sowie seltsam angenehme Atmosphäre, die als Folge aus der leicht konfusen Inszenierungsweise resultiert. Und dass Christiane Nielsen den Part der weiblichen Hauptrolle inne hat, ist mir gerade erst bewusst geworden. Rein vom Gefühl her hatte ich die Hauptrolle bei der letzten Sichtung Ellen Schwiers zugeschrieben.


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Prisma
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Re: CAMP DER VERDAMMTEN - Ernst Ritter von Theumer

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Mi., 25.01.2023 20:14
Irgendwie schien es Theumer in seinen Anfangsjahren schwer gefallen zu sein, seinen Filmen den gewissen Flow zu verleihen, denen obendrein auch noch der Spannungsbogen fehlt.

Ja, das stimmt, viele dieser Filme wirken nicht wie aus einem Guss. Ich empfinde es so, dass Theumer sich wahrscheinlich zu sehr auf die nicht alltäglichen oder sogar provokanten Themen verlassen hat, was vergleichsweise wie die halbe Miete wirkt. Hoffnungen auf einen Erfolg wurden sicherlich auch darauf gesetzt, weil es sich um einen Farbfilm gehandelt hat und man mit Christiane Nielsen und Ellen Schwiers zwei Darstellerinnen an Bord hatte, die als Prototypen der Verführung galten. Außerdem waren diese Abenteuer-Krimis gut im Ausland zu vermarkten. Für eine Produktion von Anfang der 60er Jahre wird sicherlich auch mehr geboten, als es sonst der Fall war, allerdings wirkt das für heutige Begriffe schon wieder ziemlich überholt und nicht ganz rund, wenn auch unterhaltsam.

Richie Pistilli hat geschrieben:
Mi., 25.01.2023 20:14
Und dass Christiane Nielsen den Part der weiblichen Hauptrolle inne hat, ist mir gerade erst bewusst geworden. Rein vom Gefühl her hatte ich die Hauptrolle bei der letzten Sichtung Ellen Schwiers zugeschrieben.

Christiane Nielsen und Ellen Schwiers wurden seinerzeit in ähnlicher Art und Weise vermarktet. Auch wenn sie keine ausgewiesenen Hauptrollen spielten, gehörten sie irgendwie zu diesem exklusiven Dunstkreis, weil sie für besondere Angebote und Eindrücke standen. Waren sie als Hauptrollen deklariert, kam es doch oft zu dem Eindruck, dass sie nicht wie die großen Namen von beispielsweise Karin Dor oder Karin Baal behandelt wurden; weniger Screentime, hintergründigere, beziehungsweise verschlagenere Rollen aber gebündeltere Szenen, möchte ich fast sagen. Christiane Nielsen avancierte seinerzeit übrigens zu einem gerne arrangierten Alternativ-Angebot im Star-Rummel, doch leider stolperte sie über zu viele Capricen in ihren Rollen, bis sie nur noch in ihrem Image-Korsett wiederzufinden war, und die Karriere schließlich viel zu schnell ins Stocken kam. Ellen Schwiers stellt in der deutschen und internationalen Filmlandschaft eine bemerkenswerte Ausnahme dar, die sich trotz vieler identischer Besetzungen oft selbst wie die neuste Idee verkaufen konnte.

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Richie Pistilli
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Re: CAMP DER VERDAMMTEN - Ernst Ritter von Theumer

Beitrag von Richie Pistilli »

Prisma hat geschrieben:
Do., 26.01.2023 01:15
Christiane Nielsen avancierte seinerzeit übrigens zu einem gerne arrangierten Alternativ-Angebot im Star-Rummel, doch leider stolperte sie über zu viele Capricen in ihren Rollen, bis sie nur noch in ihrem Image-Korsett wiederzufinden war, und die Karriere schließlich viel zu schnell ins Stocken kam.

Muss gestehen, dass ich Christiane Nielsen bis dato lediglich in FLITTERWOCHEN IN DER HÖLLE sowie in DAS RÄTSEL DER ROTEN ORCHIDEE bewusst wahrgenommen habe. An ihre Darbietung in DER UNSICHTBARE kann ich mich beispielsweise gar nicht mehr erinnern. Was Ellen Schwiers anbelangt, so habe ich mir zwar mittlerweile schon so einige Filme mit ihr angesehen, aber wie das leider immer so ist, existieren von den meisten nur noch mehr oder minder verblasste Erinnerungen. Würde mir momentan am liebsten sämtliche Filme aus meiner Sammlung wieder anschauen, was aber die zeitlichen Rahmenbedingungen momentan absolut nicht zulassen :|

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