SPERRBEZIRK - Will Tremper

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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SPERRBEZIRK - Will Tremper

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● SPERRBEZIRK - DAS GESCHÄFT MIT DER UNMORAL (D|1966)
mit Harald Leipnitz, Suzanne Roquette, Guido Baumann, Rudolf Schündler, Ingeborg Schöner, Ursula van der Wielen,
Karel Stepanek, Bruce Low, Christian Rode, Dagmar Lassander, Mary Roos, Heidrun Kussin und Ruth Maria Kubitschek
eine Produktion der Ernst Neubach Film | UFA International | im Gloria Filmverleih
ein Film von Will Tremper



Bernie Kallmann ist der Mann mit dem Superkniff. Er hat erkannt, dass die Welt voller hübscher, heißer, einsamer Mädchen ist und dass das eine gesunde Herausforderung für die smarten und starken Burschen darstellt, von denen die Welt ebenfalls voll und er selbst der größte ist. Bernie lernt Ann in einer Bar kennen. Ihren Begleiter schickt er nach Hause, und wenig später gehört sie ihm. Nach Tagen bereits erweist sich, wie selbstlos er ist. Er begehrt nichts für sich, sondern überlässt seine Eroberungen anderen; doch nicht, ohne an deren Glück teilzuhaben. Mit anderen Worten: Bernie Kallmann ist Zuhälter. Er ist die stärkste Kraft eines ganzen Syndikates von Zuhältern, das, seit die zentralen Viertel der großen Stadt zum Sperrbezirk erklärt wurden, in den Randgebieten operiert. Bernies neueste Eroberung arbeitete bislang in einem Autokino als Verkäuferin für Süßigkeiten. Nun ist das hübsche, aber arglose Mädchen von dem aufmerksamen Bernie in einem netten Appartement einquartiert worden und glaubt, die große Liebe gefunden zu haben - eine Illusion, die Bernie nur allmählich abbaut; er überlässt es der für ihn arbeitenden Dora, die neue Kollegin anzulernen. Und als Ann ihr erstes Geld verdient, tut sie das in dem Glauben, ihrem Bernie aus einer schlimmen Verlegenheit zu helfen. Eines Tages bekommt Ann einen Kunden, der von ihr ganz andere Enthüllungen verlangt als die üblichen. Detlev Rhombus ist Reporter und will den Skandal des Zuhälter-Syndikats an die große Glocke hängen. Natürlich wittert Bernie als erster die Gefahr, die aus dieser Ecke droht. Aber Rhombus lässt sich nicht so schnell einschüchtern, wie Bernie das gern sähe.

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Diese Zusammenfassung ("Neues Filmprogramm") zu Will Trempers drittem Film - nach "Flucht nach Berlin" und "Playgirl" - der seine Premiere am 03 Juni 1966 in der Bundesrepublik hatte, kann neben der sehr interessant klingenden Geschichte mit einer hervorragenden Besetzung aufwarten. Will Tremper brachte es als Regisseur auf insgesamt fünf Kinofilme zwischen 1961 bis 1970 und diese Arbeiten tragen seinen ganz eindeutigen Stempel. Dieser Beitrag ist leider in Vergessenheit geraten und wurde seit dem Kinostart lediglich 1993 bei RTL wiederholt, doch über die Jahre sind von dieser Ausstrahlung so gut wie alle Erinnerungen verloren gegangen. Ich persönlich mag die Tremper'sche Herangehensweise an seine Filme sehr gerne, denn sie sind im abgesteckten Rahmen von Populärthemen auffällig unkonventionell, ideenreich und im Ergebnis immer kurzweilig und recht variabel ausgefallen. Außerdem bemerkt man stets einen besonderen Draht zu seinen Darstellerinnen und Darstellern, immerhin zeigte er sich beim "Stern" für die Serie "Deutschland deine Sternchen" verantwortlich, wodurch er das Who’s Who des deutschen Films natürlich kannte. Auffällig ist sein Mut, Neuentdeckungen mit Hauptrollen oder größeren Nebenrollen zu betrauen, ohne dabei auf ein renommiertes Stammpersonal zu verzichten. In diesem Fall bekam eine unheimlich attraktive und seinerzeit noch wenig bekannte Darstellerin den Zuschlag, die anschließend unter anderem in der Wallace-Reihe zu sehen war: Suzanne Roquette. Will Tremper berichtete: »Suzanne machte keine Schwierigkeiten, hatte sich bei den Probeaufnahmen schon bereitwilligst entblättert und tat dies auch, ohne Hemmungen, als es ernst wurde.« Vielleicht wird "Sperrbezirk", der Elemente des Kriminalfilms, Dramas und Thrillers beinhaltet, ja irgendwann einmal eine längst überfällige Veröffentlichung zuteil.

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Prisma
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Re: SPERRBEZIRK - Will Tremper

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SPERRBEZIRK


● SPERRBEZIRK / SPERRBEZIRK - DAS GESCHÄFT MIT DER UNMORAL (D|1966)
mit Harald Leipnitz, Suzanne Roquette, Rudolf Schündler, Karl Stepanek, Guido Baumann, Christian Rode, Dagmar Lassander,
Helga Zeckra, Ursula van der Wielen, Christina von Falz-Fein, Ernst Neubach, Max Nosseck, Ralf Gregan, Hans Bergmann, u.a.
als Gäste Ingeborg Schöner, Bruce Low, Mary Roos, Hans Clarin, Barbara Valentin und Ruth Maria Kubitschek
eine Produktion der Ernst Neubach Film | UFA International | im Gloria Filmverleih
nach dem gleichnamigen Roman von Ernst Neubach
ein Film von Will Tremper

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»Dass ich den Sperrbezirk nicht erfunden habe, das wissen sogar die Nutten!«


Ann (Suzanne Roquette) arbeitet als Bedienung in einem Autokino und hat wie viele Mädchen ihres Alters Träume von einem unbeschwerten Leben. Als sie eines Tages Bernie Kallmann (Harald Leipnitz) kennenlernt, verliebt sie sich Hals über Kopf in den smarten Verführer, der mit ihr allerdings nur eines im Sinn hat: Ann soll für ihn in einer seiner Wohnungen anschaffen. Obwohl sie sich innerlich sträubt, sind die Gefühle für Bernie stärker und sie fügt sich in ihr neues Schicksal, zumal sie glaubt, dass er in gravierenden finanziellen Schwierigkeiten steckt, aus denen sie ihm heraushelfen muss...

Wie es scheint, hat es Skandale im Sperrbezirk wohl schon immer gegeben, und unter Gelegenheitsregisseur Will Tremper kommt es zwar zu keiner revolutionären Auslegung der Geschichte aus der Welt der Unmoral, aber zu unterschiedlichen Grundvoraussetzungen, die in anderen Filmen nicht zu finden sind. Tremper verfügte über besondere Connections zu Schauspielern, was sich in seinen wenigen Filmen überdeutlich zeigt, diese daher zu regelrechten Happenings macht, auch wenn die Bearbeitung eher einmal herkömmlich erscheint. "Sperrbezirk" zeigt im Rahmen des Konkurrenzkampfes mit Artgenossen keine signifikanten Schwächen und kann zunächst mit einer sehr frischen Herangehensweise punkten. Will Tremper versucht es mit einem frappanten Realismus der Straße, den man seinen Personen in ganz unbestimmter Weise abnimmt, auch wenn es hier und dort zu einigen Überzeichnungen kommt. Das wohl älteste Gewerbe der Welt verfügt naturgemäß auch über die ältesten Geschichten und Maschen der Welt, die sich allerdings niemals abnutzen werden, da Naivität und zu wenig Vorstellungskraft sowie mangelnde Erfahrung die Geschäfte derer begünstigen, denen andere völlig egal sind. In einer Bar hält die männliche Hauptperson Ausschau nach sogenanntem Frischfleisch, bis im etliche gut zurecht gemachte Objekte ins Auge fallen, die potenziell für ihn anschaffen könnten. Sogar die dort tanzende Barbara Valentin - die sich in ihrem kurzen Auftritt selbst spielt - wird ins Visier genommen, bis sich Suzanne Roquette in den Fokus aller Beteiligten tanzt. Ihre Schönheit ist auffällig, ihre Ausgelassenheit ansteckend, außerdem lässt sie sich nach kürzester Zeit um den Finger wickeln. Für die in Weimar geborene Interpretin war es nach drei kleineren Rollen die erste große Hauptrolle, die sie offensichtlich Will Trempers Experimentierfreudigkeit und Gespür für den toast of the town - quasi die neuste Neuentdeckung - zu verdanken hatte. So werden es hier am Ende nicht die bereits arrivierten Stars oder Überraschungsgäste sein, die "Sperrbezirk" am eindrücklichsten formen, sondern primär Suzanne Roquette, deren Karriere hierzulande leider nie richtig in Gang kam.

Das Geschäftsmodell des Bernie Kallmann ist denkbar einfach, denn er trumpft mit irgendetwas zwischen Charme und Unverfrorenheit auf, bis die Auserkorene nicht mehr anders kann, sich in den so anders wirkenden Mann zu verlieben. Glücklicherweise besitzt er eine Beteiligung an einem Appartementhaus, wo Ann ohne Probleme für ihn anschaffen kann, nachdem sie zugeritten wurde. Das Publikum erlebt einen erstaunlichen Prozess bei der jungen Frau, die bis vor Kurzem noch in einem Autokino gearbeitet hat, denn sie verliebt sich Hals über Kopf in ihren designierten Zuhälter, den sie ehrfurchtsvoll Bernhard nennt, und seinen Spitznamen ablehnt, wie der Teufel das Weihwasser. Sie sieht in ihm etwas ganz Besonderes und würde alles für ihn tun, auch wenn ihr dabei übel wird. Im Spektrum diverser Abhängigkeiten toxischer Beziehungen lässt sich ein Abstieg miterleben, der aufgrund der Bereitwilligkeit tragisch wirkt. Um den Zuschauer bei Laune zu halten und das Geschehen nicht zu kopflastig wirken zu lassen, wird man mit Bernies Machenschaften und dessen Helfershelfern vertraut gemacht, die alle wie ein Uhrwerk zu funktionieren haben, solange sich jeder selbst der Nächste sein darf. Will Tremper inszeniert rasant und streckenweise mit der nötigen Provokation, die ein solcher Beitrag als Aushängeschild nötig hat, wenngleich man hier und da gerne noch mehr auf die Tube hätte drücken dürfen. Interessant und faszinierend bleibt die empfundene Realitätsnähe, die sich vor allem in den Schauplätzen und unwichtigen Details finden lässt, wenngleich man thematisch vielleicht einige Märchen erzählt bekommt, weil sie in erster Linie publikumswirksam erscheinen. Die herbe Schwarzweiß-Fotografie setzt zahlreiche Kontraste und bringt eine Schwere in das Szenario, die die sich langsam entfaltende Brisanz unterstreicht. Da der Film über sehr greifbare Charaktere verfügt, die von den Interpreten je nach Situation leichtfüßig bis schwermütig dargestellt werden, kommt vor allem dann Stimmung auf, wenn es ordentlich zur Sache geht, doch leider bleibt der Verlauf an wichtigen Stellen zu beliebig und verhalten, insbesondere dann, wenn man einschlägige Vergleiche zieht.

Nichtsdestotrotz werden Fans von Will Trempers Herangehensweise in besonderem Maß zufriedengestellt, da sein Hauptaugenmerk in einer Art und Weise auf den beteiligten Personen haften bleibt, bis man seinen Blick nicht mehr von ihnen abwenden kann. Harald Leipnitz war zu dieser Zeit längst ein glaubwürdiger Kandidat, beide Seiten des Gesetzes zu bedienen und er schafft es sogar, nicht komplett wie der letzte Dreck zu wirken, was möglicherweise an den völlig unkritischen Anwandlungen von Suzanne Roquette liegt, die ihn wie einen Heiligen anbetet. In diesem Abhängigkeitsverhältnis lässt sich aber auch der brisante Kern der kompletten Geschichte finden, zumal die meisten Opfer sich nicht als solche ansehen, sondern als barmherzige Samariterinnen, die alles daran setzen, ihre Illusionen in Wirklichkeit zu verwandeln. Will Tremper jedoch zeigt andere Bilder der blanken Realität, die banden- oder syndikatsähnlichen Strukturen gleichen, dabei wenig Rücksicht auf potenzielle und tatsächliche Verluste nehmen. Die Brutalität bleibt in großen Teilen unterschwellig vorhanden und spielt sich eher im Rahmen seelischer Grausamkeiten ab, bis es zu erwarteten Gewaltexzessen kommt, die eine Katastrophe andeuten. Wie immer fragt man sich, für wen diese am schlimmsten enden wird, aber es entsteht genügend Spannung und Reiz, diese Geschichte als gelungen einzustufen. Sehr gute Leistungen bieten Rudolf Schündler, Christian Rode und Karl Stepanek, aber auch die leichten Mädchen zeigen sich von ihrer wahlweise ordinären Seite. Ebenfalls interessant ist die Liste der Gäste - bei Tremper wie üblich üppig und prominent gefüllt - unter denen sich selbst Interpreten finden, die im Vorspann nicht angekündigt sind. "Sperrbezirk" gehört in erster Linie zu den Tremper'schen Juwelen, die in unkonventioneller Art und Weise auch heute noch zu leuchten vermögen, aber leider zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind, denn es bietet sich ein interessanter Blick zurück nach vorn. Schöne Bilder, krude Szenen, schwere Jungs und leichte Mädchen verhelfen diesem Sittenreißer zu einem sehr guten, um nicht zu sagen handfesten Eindruck, der immerhin auch heute noch griffig und in Teilen aktuell wirkt.

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Prisma
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Re: SPERRBEZIRK - Will Tremper

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● SUZANNE ROQUETTE als ANN in
SPERRBEZIRK (D|1966)



Nach einigen kleineren Nebenrollen bekam Suzanne Roquette in Will Trempers "Sperrbezirk" die Gelegenheit, ihre erste Hauptrolle in einer Geschichte zu spielen, die dem Zusatztitel nach mit der Unmoral hantiert. Ann, die eigentlich Anna heißt, ihr dieser Name jedoch zu altmodisch klingt, arbeitet für ein paar Mücken in einem Autokino, und sie ist sich im Klaren darüber, dass eigentlich nichts dabei herumkommt. Wie viele junge Frauen träumt sie von einem besseren Leben, so wie sie es aus den Illustrierten kennt. Ihre Attraktivität ist eine gute Grundvoraussetzung, in dieser Beziehung weiterkommen zu können, doch die permanenten Avancen und plumpen Anmachen auf der Arbeit kotzen sie regelrecht an. Niemand scheint ernsthafte Absichten zu haben, im Grunde genommen sie auch nicht, denn die junge Dame scheint überaus wählerisch zu sein, weil sie träumerisch ist. In einem Tanzlokal wird sie von einem Mann aufgerissen, den sie leider lange nicht durchschauen wird, und selbst, als er zu ihrem Zuhälter wird, fabuliert sie immer noch von großen Gefühlen und Heiratsabsichten. Suzanne Roquette war laut Regisseur Will Tremper äußerst bereitwillig, ihrer Rolle Nachdruck zu verleihen, indem sie ihren Entkleidungsdrang aktivierte; eine nackte Tatsache, die sich in ihrer Karriere nicht wiederholen sollte. Überhaupt ist es erstaunlich genug, dass dieser Film keinen besonderen Drive in ihre junge Karriere bringen konnte. Zwar war die aus Weimar gebürtige Schauspielerin in einigen publikumswirksamen Filmen wie beispielsweise zwei Wallace-Flicks zu sehen, aber es kam kein signifikanter Bekanntheitsgrad dabei zustande. Dies erscheint verwunderlich, da der deutsche Film genau auf solche attraktiven Hüllen und schöne Gesichter aus war. Ann lässt sich von Bernie Kallmann hofieren, sie bekommt die schönsten Märchen ins Ohr geflüstert und wenige Zeit später hat der Mädchenjäger sein unschuldiges Opfer mit Haut und Haaren kassiert, ohne dass sie es bemerken würde. Roquette hantiert hier mit einer bemerkenswerten Melange aus unschuldiger Naivität und indirekter Aufforderung, was sie pauschal zum Objekt der Begierde macht.

Während sie noch von der großen Liebe fabuliert, sitzt sie längst in der Falle und muss Geld in einem minutiös geplanten Spiel herbeischaffen, oder besser gesagt anschaffen, da sie ihrem Liebhaber natürlich aus einer angeblichen finanziellen Bredouille helfen möchte. Was folgt, ist (die alte) Geschichte. Bevor sie sich an den Mann bringt, versucht Ann noch verzweifelt über andere Wege an Geld zu kommen: ein Kredit, der Erbanteil ihres Vaters, oder andere ausweglose Versuche. Als sie ihrem Bernie freudestrahlend einen Scheck von 1000 DM überreicht, stellt sich in Windeseile heraus, dass ein Zuhälter nicht an Almosen ohne den üblichen körperlichen Einsatz interessiert ist. Das Zusammenspiel zwischen Suzanne Roquette und Harald Leipnitz gestaltet sich der Story entsprechend mit verzerrter Augenhöhe und daher glaubhaft. Dabei ist Anns dargestelltes Brett vorm Kopf nur schwer zu ertragen, da sie sich auch trotz eindeutiger Indizien weiter in ihr vorgegaukeltes Glück verrennt. Ihre Freundin Betty klärt sie über den schmierigen Typen auf, sie hält es für plumpe Eifersucht und Missgunst. Gefangen in einer perfiden Masche, kann Roquette ihr ganzes Repertoire unter Beweis stellen und sich für weitere Rollen empfehlen. Schade dabei bleibt, dass sie den ganz großen Wurf im deutschen Film nie landen konnte. "Sperrbezirk" ist bis heute leider in der Versenkung verschwunden, sodass man sich nur schwer einen Begriff von Suzanne Roquettes tragenden Fähigkeiten machen kann. Im Film bleibt sie diejenige, die das Geschehen hauptsächlich tragen wird und es kommt zu überzeugenden Zeichnungen im Bereich der Emotionen, deren toxische Qualitäten von Harald Leipnitz beigesteuert werden. Die seinerzeit 24-jährige Interpretin bleibt durch eine Performance in Erinnerung, die sich im Lauf der Spielzeit wandeln wird, greifbar und glaubwürdig bleibt, um dabei daran zu erinnern, dass sie auch für das Publikum zum hilflosen Blickfang werden muss. Ihr verzweifelter Versuch, sich dagegen zu wehren, zur Nutte gemacht zu werden, wird hin und wieder mit schönen Worten und Blumen besänftigt, denn immerhin könnte am Ende ja noch die gegenseitige Liebe wie Phönix aus der Asche steigen.



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Richie Pistilli
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Re: SPERRBEZIRK - Will Tremper

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Deutsche Erstaufführung: 03.06.1966

Filmportal

IMCDb

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"Wir begrüßen sie im Autokino. Bitte schalten sie ihre Scheinwerfer auf Abblendlicht."


Nachdem ich kürzlich bei einem russischen YT-Pendant über den Film gestolpert bin, habe ich mir Will Trempers Sittenreißer von 1966 nun endlich auch mal zu Gemüte geführt. Das Wesentliche hat Prisma bereits in seinem Beitrag trefflich beschrieben, dem ich eigentlich nicht mehr viel hinzufügen kann. Im Vergleich zu den meisten Sittenreißern empfand ich den Film stellenweise äußerst unangenehm, was aber nicht bedeutet, dass SPERRBEZIRK ein schlechter Streifen ist. Ganz im Gegenteil, denn gerade aufgrund seiner Ernsthaftigkeit sowie Realitätsnähe klammert er weitgehend das Spektakelhafte aus, auf dem die meisten der artverwandten Fimproduktionen basieren. Zwar beinhaltet auch Will Trempers Sittenreißer schmunzelhafte Momente, die aufgrund der naiven Erzählweise entstehen, aber im Großen und Ganzen überwiegt die Ernsthaftigkeit. Hervorzuheben sind außerdem die überzeugenden Darbietungen der meisten Schauspieler und Schauspielerinnen. Harald Leipnitz verkörpert dabei den Charmeur Bernie Kallmann, der in Wirklichkeit ein ekelhafter Lude ist, der junge Frauen zunächst bezirzt, dann einlullt, bevor er sie außerhalb des innerstädtischen Sperrbezirks zu Anschaffen auf den Strich schickt - denn Bernie ist Teil einer toxischen Männerriege, die sich zu einer Organisation von Zuhältern zusammengeschlossen haben. Überraschenderweise legt Bernie gegen Ende des Films eine positive Verwandlung an den Tag, die ihm aber letztlich auch nicht vor seinem vorprogrammierten Schicksal bewahrt. Der Kopf der Bande ist ein gewisser Rechtsanwalt Klipitzki, der von keinem Geringeren als Rudolf Schündler gespielt wird. Im Mittelpunkt der Geschichte steht aber die von Suzanne Roquette überzeugend dargestellte Ann, die sich für ihren Bernie mächtig ins Zeug legt. In weiteren Rollen sind außerdem Guido Baumann, der Ratefuchs aus Robert Lembkes "Was bin ich? - Welches Schweinchen wollen Sie?" sowie Dagmar Lassander zu bestaunen. Während Baumann einen hartnäckigen Journalisten verkörpert, muss sich Frau Lassander mit einer kleinen Nebenrolle zufrieden geben.


Obwohl die TV-Fassung einige, für die damalige Zeit, offenherzige Szenen beinhaltet, bin ich mir angesichts der Laufzeit (TV: 89 Minuten - Kino: 95 Minuten) nicht ganz sicher, ob in dieser Fassung doch nicht irgendetwas fehlt, denn der grobe Schnitt beim nicht gezeigten Suizidversuch fand ich schon etwas verdächtig. (?)


@ Prisma: Setzt die Dir vorliegende Fassung auch erst nach der Titeleinblendung ein?
Und konntest Du Dieter Hallervorden ausfindig machen, der laut dem Eintrag in der IMDb ebenfalls mitwirken soll? Ich zumindest nicht.


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Prisma
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Re: SPERRBEZIRK - Will Tremper

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Mi., 07.02.2024 20:04
Setzt die Dir vorliegende Fassung auch erst nach der Titeleinblendung ein?
Und konntest Du Dieter Hallervorden ausfindig machen, der laut dem Eintrag in der IMDb ebenfalls mitwirken soll? Ich zumindest nicht.

Muss ich die Tage mal checken, das kann ich aus dem Stand gar nicht beantworten. Was die Mitwirkung von Dieter Hallervorden angeht, ist er mir auch nirgends aufgefallen. Das muss aber nichts heißen, denn es kann gut sein, dass er mit von der Partie ist, da hier doch recht viele unangekündigte Gäste auftreten. In Tremper-Filmen ist das nicht besonders ungewöhnlich, denn da tummeln sich manchmal üppigere Gäste-Ansammlungen als der jeweilige Cast herum.

Ragory
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Re: SPERRBEZIRK - Will Tremper

Beitrag von Ragory »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Mi., 07.02.2024 20:04
Setzt die Dir vorliegende Fassung auch erst nach der Titeleinblendung ein?
Und konntest Du Dieter Hallervorden ausfindig machen, der laut dem Eintrag in der IMDb ebenfalls mitwirken soll? Ich zumindest nicht.
Ich kann das auch gerne mal beantworten. Die RTL-Fassung läuft genau 89 Min. 10 Sek. Sie fängt an mit dem Schriftzug "Harald Leipnitz in" dann folgt der Schriftzug "Sperrbezirk"; beides mit einer Stadtkarte im Hintergrund. Danach folgen die weiteren Credits.

In Min. 2.40 im Café taucht Dieter Hallervorden in einer ganz kurzen Rolle als "Herr Labs oder Lambs" auf (kann man nicht genau verstehen).Bild

Übrigens ist auch Barbara Valentin als Statistin kurz zu sehen (in dem Lokal, in dem Harald Leipnitz seine neue Eroberung kennenlernt).

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Richie Pistilli
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Re: SPERRBEZIRK - Will Tremper

Beitrag von Richie Pistilli »

Vielen Dank für Deine erhellende Rückmeldung, Ragory :hut:

Offensichtlich muss ich blind als auch taub gewesen sein, da Dieter Hallervorden von seinem Äußeren als auch von seiner markanten Stimme eindeutig zu erkennen ist. :oops:
Was Barbara Valentin anbelangt, war das Ausfindigmachen keine große Sache, denn ihr Name wird ja in der Tanzbarszene genannt. Bleibt nur noch die Titeleinblendung, die augenscheinlich bei der Fassung vom russischen YT-Pendant (Laufzeit: 88 Min. 33 Sek.) entfernt wurde. Diese Fassung beginnt mit den folgenden Credits:


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Bleibt nur noch die Frage, ob die Originalfassung den Suizidversuch zeigt.
Bei der mir vorliegenden Fassung sieht man wie Suzanne Roquette mit panischem Gesichtsausdruck die im vollen Gange zu scheinende Orgie erblickt und bereits im nächsten Moment biegt auch schon der Arzt um die Ecke:


Bild


Vielleicht war diese Szene auch so gewollt und der eigentliche Suizidversuch wurde bewusst ausgespart (?)
Prisma hat geschrieben:
Mi., 07.02.2024 22:18
Muss ich die Tage mal checken, das kann ich aus dem Stand gar nicht beantworten. Was die Mitwirkung von Dieter Hallervorden angeht, ist er mir auch nirgends aufgefallen. Das muss aber nichts heißen, denn es kann gut sein, dass er mit von der Partie ist, da hier doch recht viele unangekündigte Gäste auftreten. In Tremper-Filmen ist das nicht besonders ungewöhnlich, denn da tummeln sich manchmal üppigere Gäste-Ansammlungen als der jeweilige Cast herum.

Und natürlich auch ein dickes Merci für Deine Rückmeldung :)
Vielleicht entdeckst Du bei Deiner nächsten Sichtung noch ein paar weitere bekannte Gesichter, die nicht in den Filmcredits gelistet sind.

Ragory
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Re: SPERRBEZIRK - Will Tremper

Beitrag von Ragory »

Ich habe Dir den fehlenden Vorspann des Filmes mal hochgeladen:



Das mit der Orgie und dem Suizidversuch ist bei meiner Aufnahme genauso wie in dem Gif

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Richie Pistilli
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Re: SPERRBEZIRK - Will Tremper

Beitrag von Richie Pistilli »

Ragory hat geschrieben:
Do., 08.02.2024 14:52
Ich habe Dir den fehlenden Vorspann des Filmes mal hochgeladen:

Wow! Vielen Dank für Deine Mühen.
Jetzt habe ich auch die komplette TV-Fassung :)

Ragory hat geschrieben:
Do., 08.02.2024 14:52
Das mit der Orgie und dem Suizidversuch ist bei meiner Aufnahme genauso wie in dem Gif

Wenn ich richtig gerechnet habe, dann müsste die TV-Fassung (89:10 Min) in Bezug auf die Kinofassung (94:00 Min) eigentlich noch ca. eine Minute länger laufen. Bleibt nur zu hoffen, dass irgendwann ein Filmwunder geschieht und ein Label den Film herausbringt. Spätestens dann haben wir Gewissheit.

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Prisma
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Re: SPERRBEZIRK - Will Tremper

Beitrag von Prisma »



Ein Danke auch von mir! Hallervorden ist mir seinerzeit auch schon in "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" durchgegangen, obwohl er frontal im Bild steht. Vielleicht übersieht man ihn ja mitunter, weil man ihn aus anderen Formaten eher gewöhnt ist.

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Sid Vicious
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Re: SPERRBEZIRK - Will Tremper

Beitrag von Sid Vicious »

Prisma hat geschrieben:
Do., 08.02.2024 21:51


Ein Danke auch von mir! Hallervorden ist mir seinerzeit auch schon in "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" durchgegangen, obwohl er frontal im Bild steht. Vielleicht übersieht man ihn ja mitunter, weil man ihn aus anderen Formaten eher gewöhnt ist.
Evt. hätte ich ihn auch übersehen (sein Auftritt ist ja extrem kurz), aber niemals überhört, denn er spricht sich ja selbst und diese Stimme hat einfach was Unverkennbares.

(Den Film) SPERRBEZIRK habe ich gestern geschaut und fand ihn nicht nur kurzweilig, sondern richtig gut. Die Besetzung ist top. Leipnitz gewohnt souverän, Suzanne Roquette als naive und unterwürfige Ann gar noch besser. Ich habe mal in ihrer Filmografie geschnüffelt und einige Filme entdeckt, die in meinen Regalen stehen. Vermutlich hat sie dort nur kleinere Rollen bekleidet, da sie mir dereinst nicht wirklich aufgefallen ist, was mich bei einem derart charismatischen Gesicht schon erstaunt.

Was bleibt zu sagen? „Ein verliebter Zuhälter ist ein toter Mann“ oder wie lautete die Aussage genau? Egal, der Film hat mich gepackt und bis zu seinem Ende nicht losgelassen.
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Prisma
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Re: SPERRBEZIRK - Will Tremper

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Di., 27.02.2024 10:09
Suzanne Roquette als naive und unterwürfige Ann gar noch besser. Ich habe mal in ihrer Filmografie geschnüffelt und einige Filme entdeckt, die in meinen Regalen stehen. Vermutlich hat sie dort nur kleinere Rollen bekleidet, da sie mir dereinst nicht wirklich aufgefallen ist, was mich bei einem derart charismatischen Gesicht schon erstaunt.

Bei Suzanne Roquette ist es ziemlich schade, dass nach dieser Hauptrolle nie wirklich Fahrt in ihrer Karriere aufgekommen ist. Die meisten dürften sich wegen ihrer zwei Edgar-Wallace-Auftritte an sie erinnern, oder an ihre noch etwas größere Rolle in "Der Arzt von St. Pauli". Dann war sie auch noch Stammbesetzung in der Serie "Mondbasis Alpha 1", ging am Ende internationale Wege. In kleineren oder Mini-Rollen war sie zuvor oft Sekretärin, Tochter oder Stichwortgeberin. Schade, dass sie im Endeffekt nicht häufiger zu sehen war, denn ich fand sie immer ausgesprochen schön, außerdem war sie eine gute, anpassungsfähige und überzeugende Interpretin.

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