MADELEINE TEL. 13 62 11 - Kurt Meisel

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Richie Pistilli
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MADELEINE TEL. 13 62 11 - Kurt Meisel

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Madeleine Tel. 13 62 11 (D)
Le veneri del peccato (IT)
Chame Madeleine para Amar (BR)
Naked in the Night
Madeleine

D 1958

R: Kurt Meisel
D: Eva Bartok, Sabine Sesselmann, Kai Fischer, Heinz Drache, Ilse Steppat, Alexander Kerst, Alfred Balthoff, Edith Hancke, Tilly Lauenstein, Shari Kahn, Bruno Fritz u.a.


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deutscher Kinostart: 26.06.1958

Score: Willy Mattes

Filmportal

OFDb


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"Jeder der meine Telefonnummer hat, konnte mich haben - und bezahlte dafür."

MADELEINE TEL. 13 62 11 erzählt die Geschichte zweier ehemaliger Schulfreundinnen, die sich nach vielen Jahren rein zufällig in Berlin wiedertreffen: Zum einen wäre da die junge Studentin Karin (Sabine Sesselmann), die gerne eine Doktorarbeit über das 'Call Girl-Gewerbe' schreiben möchte und sich hierfür bereits in das zwielichtige Privatetablissement von Madam Clavius (Ilse Steppat) -einer vermeintlichen Kupplerin- eingeschleust hat. Die zweite Dame hört auf den Namen Madeleine (Eva Bartok), wobei diese ausgerechnet ihr täglich Brot im Haus der feinen Dame verdient, denn Madeleine ist ein abgebrühtes Call-Girl, das jederzeit auf Abruf bereit steht. Doch als sich die Rufdame plötzlich in den ahnungslosen Architekt Gert Kleiber (Alexander Kerst) verliebt, versucht sie sich aus den Fängen des Call Girl-Rings zu befreien - was wiederum Madam Clavius so rein gar nicht zu gefallen scheint....


"Sag mal, wo hast Du denn den Schmuddel gelassen?"

Kurt Meisels Sittenreißer aus dem Jahre 1958 wirkt zwar aus heutiger Sicht eher etwas bieder inszeniert, scheint aber im Rahmen seiner damaligen Kinopremiere für ordentlich Furore gesorgt zu haben, infolge dessen er wiederum nur gekürzt veröffentlicht wurde. Als Stein des Anstoßes schien eine Nackttanzszene von Shari Kahn gesorgt zu haben, die aber sowohl in einer späteren TV-Ausstrahlung als auf der amerikanischen DVD wieder enthalten ist.

Zentrales Thema ist die Verlagerung der Prostitution von der Straße in heimische Gefilde, von wo aus die Damen und Herren dann wirtschaftswunderentwicklungskonform als Call Girls und -Boys agieren. Eva Bartok spielt dabei das luxusliebende Rufmädchen Madeleine, das nicht nur aufgrund seiner ungarischen Wurzeln die deutsche Sprache leicht akzentbehaftet spricht, sondern sich auch noch Hals über Kopf in einen ahnungslosen Alexander Kerst verliebt, der mit dem Call Girl-Gewerbe so rein gar nichts am Hut hat. Sabine Sesselmann hingegen verkörpert eine eifrige Studentin, die im Rahmen ihrer Doktorarbeit dem Phänomen des Call Girl-Gewerbes auf den Grund gehen möchte. Dabei trifft sie recht schnell auf Heinz Drache, der sich als vermeintlicher Stammkunde ebenfalls ständig im Haus von der ausgebufften Kupplerin Ilse Steppat herumtreibt. Keine Ahnung warum, aber seine eigentliche Rolle in diesem Film war mir gleich auf Anhieb klar gewesen. Die schillerndste Darbietung stammt aber zweifelsfrei von Kai Fischer, die als Rufmädchen nicht nur ihre Freier mit verfänglichen Fotos erpresst, sondern sich auch ansonsten als ein quitschfideles Energiebündel präsentiert. Im Großen und Ganzen also eine nette Angelegenheit...


Fazit: "Prostitution und Kuppelei sind so alt wie die Menschheit. Ebenso lange werden sie mit untauglichen Mitteln bekämpft, denn die gleiche Gesellschaft die sie abschaffen will, duldet sie auch."


Der Spiegel vom 23.07.1958 meinte übrigens: "Aus einem sogenannten "Tatsachenbericht", den eine Illustrierte den deutschen Call -Girls, den telephonisch vermittelten Prostituierten der teureren Machart, gewidmet hat, entstand ein befremdliches Gemisch: Schwüles Sittenbild und weinerliches Herzensdrama, gesellschaftswissenschaftliches Kolleg, verfahrene Predigt und baufalliger Kriminalreißer. Der Regisseur Kurt Meisel hat immerhin mit soliden Bühnenschauspielern wie Alfred Balthoff und Heinz Drache natürliche Augenblicke erzielt. Respektable Ausdruckskraft betätigt auch Eva Bartok als die luxuriös gesunkene, verzweifelte und reuige Madeleine."

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MADELEINE TEL. 13 62 11 gab es übrigens auch als Europa-Hörspiel (1983):

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Sprecher:
Madeleine Petrowitt - Ursela Monn
Karin Karell - Astrid Kollex
Gert Klaiber - Jörg Pleva
Kommissar Siebert - Uwe Friedrichsen
Kriminalrat Semmler - Wolfgang Völz
Frau Clavius - Gisela Trowe
Kellnerin - Pamela Punti
Professor - Gottfried Kramer
Herr Weber - Ferdinand Dux
Erzähler/in - Pinkas Braun


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Prisma
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Re: MADELEINE TEL. 13 62 11 - Kurt Meisel

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● MADELEINE TEL. 13 62 11 (D|1958)
mit Eva Bartok, Sabina Sesselmann, Heinz Drache, Ilse Steppat, Alexander Kerst, Edith Hancke,
Tilly Lauenstein, Alfred Balthoff, Stanislav Ledinek, Shari Kahn, Werner Stock sowie Kai Fischer
eine Produktion der Arca Filmgesellschaft | im Verleih der NF
ein Film von Kurt Meisel

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»Die alte Geschichte!«


Ein junges Mädchen kommt bei einem Autounfall ums Leben, doch es stellt sich heraus, dass ihr Tod durch Gift herbeigeführt wurde. Die Recherchen ergeben, dass es sich bei der jungen Dame um ein einschlägig bekanntes Callgirl der besseren Gesellschaft handelt. Auch die attraktive Madeleine (Eva Bartok) ist gegen Bezahlung zu haben, die für eine skrupellose Kupplerin namens Clavius (Ilse Steppat) arbeitet, welcher die Polizei bereits auf den Fersen ist. Unterdessen trifft Madeleine ihre alte Freundin Karin (Sabina Sesselmann) wieder, die ihre Doktorarbeit zum Thema Prostitution schreiben möchte. Bewegt von Madeleines Geschichte, trifft sie die Entscheidung, diesen Fall weiterhin aufzurollen und bringt sich in unberechenbare Situationen...

Nachdem der rätselhafte Mordfall Rosemarie Nitribitt die Bundesrepublik im Jahr 1957 erschüttert hatte, nutzten zahlreiche Filmschaffende die Gunst der Stunde, um den Stoff Mord und Prostitution in irgend einer Form aufzugreifen, so auch die mit Skandalfilmen erprobte Arca Filmgesellschaft. Zwar wird es in "Madeleine Tel. 13 62 11" zu keiner namentlichen Erwähnung und nur vagen Zusammenhängen kommen, aber einige Inhalte der Produktion schlagen doch recht deutliche gedankliche Brücken. Für die damalige Kino-Auswertung bekam die Produktion eine Kassengift-Altersfreigabe ab 18 Jahren, und man darf schon sagen, dass hier mit ein paar ungewöhnlich expliziten Bildern jongliert wird, die für die damalige Zeit nicht gerade alltäglich waren. Diese erfolgreiche oder erfolglose Strategie hatten schon ganz andere Filme gefahren, und hier kommt es zu dem Eindruck, dass sich die Geschichte vermehrt um ihre sogenannten reißerischen Inhalte bemüht und zugegeben nicht gerade bei dem Versuch scheitert, sich interessant zu machen, denn dafür steht eine zu spektakuläre Besetzung Spalier. Gleich zu Beginn wird man mit einem Unfall und dem damit verbundenen Todesfall eines Callgirls konfrontiert, was den weiteren Weg in die halbseidene Welt des Lasters ebnen wird. Schnell werden alle wichtigen Charaktere und die Titelfigur vorgestellt, die passgenaue Auswahl der Darsteller wirkt dabei besonders beeindruckend, was man allerdings von der eingeschlagenen Marschrichtung nicht immer behaupten kann, denn Meisel gelingt es über weite Strecken nicht, Innovation und Provokation günstig miteinander zu verbinden. So wirkt die scheinbar brandaktuelle Geschichte nach wenigen Etappen bereits vorhersehbar, da sich aufreizende Inhalte und Bilder mit der im Grunde genommen biederen Seele des Films nicht so richtig vertragen möchten. Aber wie dem auch sein, unterhaltsam wird es aus vielerlei Gründen dennoch.

Dass sich gesellschaftlich oder moralisch gesehen zwei Welten treffen, die irgendwie miteinander auskommen oder sich sogar finden müssen, hält einen merklichen Zündstoff bereit, aber auch die Kriminalität tut ihr Übriges dazu. Die Geschichte ordnet sich daher wie von selbst und darf auf Stars bauen, die in jeder Produktion Zugpferd-Charakter gehabt hätten. In der Titelrolle ist Eva Bartok zu sehen, deren temperamentvolle Stimme hier glücklicherweise nicht wegsynchronisiert wurde. Vergleicht man ihren Auftritt mit dem von Kollegin Sabina Sesselmann, bleibt einem beinahe nichts anderes übrig, nur noch von der nominellen Hauptrolle für sie zu sprechen, und überhaupt erscheint die gebürtige Ungarin hier nur mäßig gefordert gewesen zu sein. 1958. »Sie erhielt ein Filmangebot nach dem andern, sie, die sich noch vor einem Monat mit dem wahrscheinlichen Ende ihrer Karriere abgefunden hatte«, überzeugt zumindest mit einer eleganten und beherrschten Darbietung, wobei man dem Sinn des Films entsprechend schon wieder sagen muss, dass sie eigentlich zu kultiviert wirkt, man ihr die Rolle daher nur verhalten abnimmt. Vielleicht liegt es auch am vereinnahmenden Spiel von Sabina Sesselmann, die einen durch und durch überzeugenden Eindruck hinterlässt, weil sie selbstbewusst und bodenständig agiert. So sieht man trotz ausbaufähiger, beziehungsweise unzureichender Charakterstudien eine willkommene Win-win-Situation. Bei den absolut überzeugenden Leistungen muss unbedingt Ilse Steppat als abgebrühte Kupplerin erwähnt werden, deren Anpassungsfähigkeit und Einfühlungsvermögen bei negativ gefärbten Charakteren immer wieder überraschend wirkt. Im Sinne der freizügigen Geschichte des Films leistet eine unbändig und buchstäblich entfesselt agierende Kai Fischer persönliche Karriere-Pionierarbeit, ihre Strategie geht im Rahmen von Provokation und Konfrontation vollkommen auf.

Was man bei den Damen oftmals als zu viel des Guten interpretieren könnte, zeigt sich bei den männlichen Darstellern in vielerlei Hinsicht als deutlich zu wenig und man bekommt oft nur durchschnittliche Leistungen zu sehen. Hierbei ist exklusiv Alexander Kerst zu erwähnen, der Eva Bartok nicht im Griff hat, obwohl das augenscheinlich der Fall sein sollte. So bleibt es zweifelhaft, dass er für bedeutende gedankliche Kehrtwendungen sorgen könnte. Hier kann Heinz Drache einen wesentlich besseren Eindruck hinterlassen, weil er wie so häufig von der schwächeren Leistung eines Kollegen profitiert, außerdem sieht man ihn angenehmerweise außerhalb seiner üblichen Schablone, obwohl er im Grunde genommen genau diese bedient. Man darf sich als Zuschauer beispielsweise genau auf eine Stufe mit ihm stellen, als er interessiert und heimlich eine Stripperin beobachtet, die angesichts des Produktionsjahres ungewöhnlicherweise oben ohne tanzt. Leider trägt er auch hier ein Korsett namens Drehbuch, das es ihm nicht erlaubt, bedeutende Akzente zu setzen. So bietet "Madeleine Tel. 13 62 11" in darstellerischen Belangen Licht- und kleinere Schattenseiten, obwohl die meisten Darbietungen als überzeugend einzustufen sind. Schwächere Eindrücke entstehen somit höchstens durch die teils uneindeutigen Vorgaben des Scripts. In diesem Zusammenhang wirkt die aufkommende Vorhersehbarkeit auffällig, da insgesamt für wenige Ausgleiche gesorgt wird. Die Regie lässt somit zahlreiche Fragen ungeklärt, vielleicht hat man sich schlussendlich doch zu sehr auf den potentiell unkonventionellen Charakter des Stoffes verlassen wollen. Unterm Strich bleibt schließlich ein Beitrag zurück, der trotz einiger Abstriche zumindest sehr unterhaltsam wirkt, in vielen Bereichen aber auch auf ein potenzielles Selbstläufertum spekuliert, dessen Stärken im Spektrum von Darstellerriege bis zum verwendeten Thema zu suchen sind. Insgesamt handelt es sich um ein charakteristisches Aushängeschild seiner Zeit.

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Richie Pistilli
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Re: MADELEINE TEL. 13 62 11 - Kurt Meisel

Beitrag von Richie Pistilli »

"Erst kommt das Laster, dann die Moral" #


Prisma hat geschrieben:
Mi., 11.01.2023 22:54
Im Sinne der freizügigen Geschichte des Films leistet eine unbändig und buchstäblich entfesselt agierende Kai Fischer persönliche Karriere-Pionierarbeit, ihre Strategie geht im Rahmen von Provokation und Konfrontation vollkommen auf.

Kai Fischer befindet sich in diesem Film voll in ihrem Element. :)



Italienische Filmplakate:


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madeleine3.jpg (47.64 KiB) 764 mal betrachtet

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Prisma
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Re: MADELEINE TEL. 13 62 11 - Kurt Meisel

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Do., 12.01.2023 10:33
Kai Fischer befindet sich in diesem Film voll in ihrem Element. :)

Kai Fischer war ja häufiger in derartigen Rollen zu sehen, aber hier bietet sie schon eine sehr passgenaue Performance an, die ihr augenscheinlich auch großen Spaß macht. So sieht die eigentliche Verführung in dieser Produktion aus, was man von Eva Bartoks Titelrolle vor allem in diesem speziellen Vergleich gar nicht sagen kann. Kai Fischer ist da eher als erotisches Epizentrum zu verbuchen, das offensichtlich zu allem bereit ist. Eine Darbietung, die man definitiv in angenehmer Erinnerung behält.

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Prisma
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Re: MADELEINE TEL. 13 62 11 - Kurt Meisel

Beitrag von Prisma »



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● EVA BARTOK als MADELEINE in
MADELEINE TEL. 13 62 11 (D|1958)



Nach über zehn Jahren im Filmgeschäft und als ständige Headline für die Klatschpresse, war Eva Bartok zu einer festen Größe im europäischen Kino geworden, wenngleich nicht wenige Filmangebote unbedeutender waren als ihr Marktwert. Auch in Deutschland wurde sie immer wieder für Rollen gebucht, die Frauen in weiter Ferne skizzieren sollten, also mit der bundesdeutschen Realität vielleicht nicht viel gemein hatten. In "Madeleine Tel. 13 62 11" interpretiert Eva Bartok nicht nur die Titelrolle, sondern gleichzeitig ein Callgirl, welches ihre speziellen Dienste in den besseren Kreisen anbietet, allerdings nicht ohne Aufsicht einer Zuhälterin, die hier im Schauspiel von Kollegin Ilse Steppat ihre Erfüllung findet. Die Voraussetzungen für eine Teil-Charakterstudie waren aufgrund der gegebenen Voraussetzungen und des Potenzials des Stoffes sicherlich gegeben, allerdings kommt unter Regisseur Meisels Schauspielführung nicht besonders viel dabei herum, da er seine Hauptdarstellerin zugunsten einiger Kolleginnen vernachlässigt. So können Sabina Sesselmann, Kai Fischer oder eben Ilse Steppat viel deutlicher auftrumpfen, da ihnen auch keine Rollen-Metamorphose auferlegt wird. Madeleine ist kultiviert, schön und exklusiv, was alleine durch Eva Bartoks Ausstrahlung auf den Punkt gebracht wird. Ihr berufliches Dilemma und die damit arrangierte Kehrtwendung bleibt in der Wirkung konstruiert und erlebt nur Finessen durch Bartoks Dynamik und Talent, das Szenario ganz nach Wünschen zu vereinnahmen. Madeleine lernt einen Mann kennen, der sich vielleicht fürs Leben eignet, doch sie ist zu sehr gefangen in ihrem Job, der sie augenscheinlich anwidert, aber alles hat seinen Preis. So auch die Luxusdame mit Prinzipien, was bei ihrer Chefin nicht besonders gut ankommt. Derartige Geschichten sind erfahrungsgemäß dazu gemacht, um auf eine Katastrophe zuzulaufen, und es ist nicht besonders schwer zu erraten, wer hier die Hauptperson sein dürfte. Diese Vorhersehbarkeit wird durch die oft so undurchdringliche und schwer zu deutende Aura von Eva Bartok relativiert, was sich allerdings kaum auf ihren Rollencharakter überträgt.

So punktet die Geschichte rein personell, sodass es als Glück zu bezeichnen ist, dass die gebürtige Ungarin die Titelrolle übernommen hat. Madeleine lebt im Luxus, der ihr allerdings nicht einfach so in den Schoß gefallen ist. Der ganze Prunk, die moderne Wohnung, die exklusive Mode, der teure Sportwagen und die schillernde Fassade sind alles Anzeichen für eine offensichtlich hart arbeitende aber genauso stark gefragte Frau, die ihrer Kundschaft offenbar nur wenig anzuschlagen scheint. Dabei wirkt sie nicht ordinär oder leichtfertig, sondern spielt die Karten der Diskretion gewinnbringend aus. Eva Bartoks hinlänglich bekanntes und seit Jahren bestehendes Image als Star und Dame der High Society scheint sich hier ein wenig mit ihrer Rolle zu kreuzen, oder vielleicht lag der Gedanke, sie für die Madeleine zu verpflichten, gerade deswegen nicht so fern, auch wenn sie sich rollentechnisch sehr weit von obligatorischen Aufträgen entfernen sollte. "Madeleine Tel. 13 62 11" lässt die Kapazität von Eva Bartoks Originalstimme glücklicherweise nicht ungenutzt, die so häufig von Kolleginnen synchronisiert wurde, um den ungarischen Akzent zu beseitigen. Diese Note gibt der ansonsten so mondän wirkenden Dame einen leicht verschlagenen Touch, da man Vergangenheit und Geheimnisse bei ihr vermutet, die aber schon lange hinter ihrem jetzigen Leben liegen. Ihre Schönheit und Cleverness dürften ihr größtes Kapital gewesen sein, und alleine ein Blick in ihre feudale Wohnung demonstriert, dass sie schon etwas länger im Geschäft sein dürfte. Die Geschichte macht es sich zur obersten Aufgabe, die Abtrünnige wieder auf den Weg der moralisch einwandfreien Vorstellungen zu leiten, auch wenn es sich dem Volksmund nach um eine Edelhure handelt. Eva Bartok holt insgesamt das Beste aus ihrem Part heraus und bestätigt gängige Eindrücke, ohne dabei zu sehr zu provozieren. Dies war seinerzeit wohl der Klatschpresse vorbehalten, sodass der Zuschauer von ihren Darbietungen nicht mehr geschockt werden konnte. Ohne ihr Temperament und die individuelle Note einer besonderen Frau hätte Kurt Meisels Geschichte sicherlich nur halb so gut funktioniert - wenn überhaupt.



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Re: MADELEINE TEL. 13 62 11 - Kurt Meisel

Beitrag von ugo-piazza »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Sa., 07.11.2020 09:24

MADELEINE TEL. 13 62 11 erzählt die Geschichte zweier ehemaliger Schulfreundinnen, die sich nach vielen Jahren rein zufällig in Berlin wiedertreffen: Zum einen wäre da die junge Studentin Karin (Sabine Sesselmann), die gerne eine Doktorarbeit über das 'Call Girl-Gewerbe' schreiben möchte und sich hierfür bereits in das zwielichtige Privatetablissement von Madam Clavius (Ilse Steppat) -
Berühmtester Fan des Films war bekanntlich Stanley Kubrick. :mrgreen:
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Re: MADELEINE TEL. 13 62 11 - Kurt Meisel

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ugo-piazza hat geschrieben:
So., 15.01.2023 12:16
Richie Pistilli hat geschrieben:
Sa., 07.11.2020 09:24

MADELEINE TEL. 13 62 11 erzählt die Geschichte zweier ehemaliger Schulfreundinnen, die sich nach vielen Jahren rein zufällig in Berlin wiedertreffen: Zum einen wäre da die junge Studentin Karin (Sabine Sesselmann), die gerne eine Doktorarbeit über das 'Call Girl-Gewerbe' schreiben möchte und sich hierfür bereits in das zwielichtige Privatetablissement von Madam Clavius (Ilse Steppat) -
Berühmtester Fan des Films war bekanntlich Stanley Kubrick. :mrgreen:

Meinst Du wegen der 'Mondstation Clavius' aus 2001?

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Re: MADELEINE TEL. 13 62 11 - Kurt Meisel

Beitrag von ugo-piazza »

Richie Pistilli hat geschrieben:
So., 15.01.2023 19:04
ugo-piazza hat geschrieben:
So., 15.01.2023 12:16
Richie Pistilli hat geschrieben:
Sa., 07.11.2020 09:24

MADELEINE TEL. 13 62 11 erzählt die Geschichte zweier ehemaliger Schulfreundinnen, die sich nach vielen Jahren rein zufällig in Berlin wiedertreffen: Zum einen wäre da die junge Studentin Karin (Sabine Sesselmann), die gerne eine Doktorarbeit über das 'Call Girl-Gewerbe' schreiben möchte und sich hierfür bereits in das zwielichtige Privatetablissement von Madam Clavius (Ilse Steppat) -
Berühmtester Fan des Films war bekanntlich Stanley Kubrick. :mrgreen:

Meinst Du wegen der 'Mondstation Clavius' aus 2001?
Genau ;)
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Richie Pistilli
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Re: MADELEINE TEL. 13 62 11 - Kurt Meisel

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