DAS HAUS DER TOTEN AUGEN - Wolfgang F. Henschel

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
Antworten
Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3764
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

DAS HAUS DER TOTEN AUGEN - Wolfgang F. Henschel

Beitrag von Prisma »



DAS HAUS DER TOTEN AUGEN


● EDGAR WALLACE - DAS HAUS DER TOTEN AUGEN (D|1997/98) [TV]
mit Gunter Berger, Petra Kleinert, Gisela Uhlen, Kristiane Kupfer, Udo Samel, Walter Kreye, Rosalind Baffoe,
Norbert Heisterkamp, Christoph Eichhorn, Christoph Felsenstein, Holger Kunkel, Bruno Dunst und Eddi Arent
eine Produktion der Rialto Film | im Auftrag von RTL
ein Fernsehfilm von Wolfgang F. Henschel

Das Haus der toten Augen (1).png
Das Haus der toten Augen (2).png
Das Haus der toten Augen (3).png
Das Haus der toten Augen (4).png
Das Haus der toten Augen (5).png
Das Haus der toten Augen (6).png
Das Haus der toten Augen (7).png
Das Haus der toten Augen (8).png
Das Haus der toten Augen (9).png

»Ich habe keine Lust, mein Genie zu verschwenden!«


Nachdem das Vermögen des Millionärs Gordon Stuart (Christoph Felsenstein) einem Londoner Blindenheim testamentarisch zugesichert wurde, verschwindet der reiche Mäzen. Reverend Dearborn (Udo Samel), der Leiter des Heims, gerät ins Zwielicht, zumal man die Leiche des Verschwundenen wenig später aus der Themse bergen muss. Er ist ertrunken. Inspektor Higgins (Gunter Berger) glaubt jedoch nicht an einen natürlichen Tod oder gar Selbstmord, und nimmt die schwierigen Ermittlungen auf. An seiner Seite steht Diane Ward (Petra Kleinert), die Higgins häufiger einmal auf die Finger schaut...

Neuauflagen, Modifikationen oder reine Remakes von Klassikern waren und sind in der Filmindustrie keine Seltenheit, und man kann vielleicht pauschal sagen, dass die Debütanten in der Regel am besten in der Zuschauergunst abschneiden. Bei Edgar Wallace schaffte es Alfred Vohrers Klassiker "Die toten Augen von London" zunächst 1968 zu einem an wichtigen Stellen modifizierten Remake namens "Der Gorilla von Soho", der bei Fans überwiegend mit gemischten Gefühlen angesehen wird. In der am 1995 angelaufenen Wallace-Reihe bei RTL kam es mit "Das Haus der toten Augen" ebenfalls zu einer Wiederauflage mit einigen bedeutenden Änderungen, die allerdings kaum vom Hocker reißen können, wenngleich dieser gut 90-minütige Fernsehfilm wesentlich mehr überzeugen kann, als viele seiner sieben Artgenossen, unter denen sich haarsträubende Flops und Langweiler finden. Dieser Beitrag von Wolfgang F. Henschel verfügt über ein paar gute Momente und interessante Interpreten, sodass das Anschauen zu keiner besonders großen Anstrengung wird. Einige atmosphärische und spannende Passagen machen aber noch keinen rundum gelungenen Film daraus, denn das Schauspiel ist überwiegend hölzern oder völlig unangebracht, außerdem liegt die Messlatte unerreichbar hoch. Diese TV-Beiträge aus dem Hause Rialto genießen keinen besonders guten Ruf, da sie zum Teil einfallslos und einigermaßen lieblos inszeniert wirken, dabei offensichtlich als Selbstläufer geplant waren. Die deutlichsten Bezüge liegen wie bereits erwähnt in der hinlänglich bekannten Geschichte, aber beispielsweise auch in der Wahl der beiden Schauspieler Eddi Arent, der als Pionier der Mutterreihe gilt, und Gisela Uhlen, die immerhin in drei Wallace-Spielfilmen zu sehen war. Doch hierbei handelt es sich um Nebenrollen, die keinen Sommer machen. Vielleicht sind Udo Samel und Kristiane Kupfer die größten darstellerischen Überraschungen dieser Produktion dar, doch leider schwächeln die Hauptrollen erheblich.

Gunter Berger und Petra Kleinert wirken als neuer Entwurf des ermittelnden Duos überzeichnet und alles andere als originell, haben fatalerweise die meiste Screentime inne und natürlich einen Fall zu lösen, dessen Kunstnebel keine gruselige Atmosphäre aufkommen lassen will. Im Endeffekt sind es nicht die Vergleiche zu den Verfilmungen von 1961 oder 1968, die diesem Beitrag schwer zusetzen, sondern seine eigene, gestelzt wirkende Aura, die teilweise dilettantischen Zeichnungen der Charaktere und eine Geschichte, deren Leitfaden nicht genügend Spannung hergibt, um irgendwie brisant zu sein. Aber wie gesagt hat man es hier wohlgemerkt mit einem der besten schlechten Wallace-Verfilmungen fürs Fernsehen zu tun, die Momentaufnahmen bietet, die versöhnlich stimmen. Unterm Strich ist es schade, dass man nicht wesentlich mehr aus diesem eigentlich interessanten Material herausholen konnte. Gunter Berger wirkt persiflierend und als Figur schwach konstruiert, genau wie seine altkluge Partnerin Petra Kleinert. Das Tauziehen der beiden kann daher kaum überzeugen oder in irgend einer Weise überraschen. Der blinde Jake ist leider kein blinder Jack und Norbert Heisterkamp kein Ady Berber, wobei der blonde Hühne auf seine Art und Weise sehr beunruhigend wirkt. Starke Momente entfalten sich gegen Ende des Films, doch leider hat man das Geschehen bereits als schwach identifiziert, sodass keine Rettung mehr in Sicht ist. Eddi Arent und Gisela Uhlen wirken unterfordert, zahlreiche andere Rollen kommen nicht über die bloße Anwesenheit heraus. Kristiane Kupfer trumpft mit ihrer unverkennbar-nervösen Körpersprache auf, doch beendete ihre aktive Schauspielkarriere leider nach diesem Film. So bleiben unterm Strich beinahe nur Hiobsbotschaften zu vermelden, auch wenn der Film bestimmt nicht ganz so schlecht wirkt, wie einschlägige interne Konkurrenten, die das komplette Wallace-Paket vermissen lassen. Hier muss man sich auf die wenigen Stärken konzentrieren, um gut mit dem Film auszukommen.

Antworten