Heidelinde Weis
● DIE TOTE VON BEVERLY HILLS (D|1963)
mit Klausjürgen Wussow Wolfgang Neuss, Ernst Fritz Fürbringer, Peter Schütte, Herbert Weißbach,
Bruno Dietrich, Richard Allan sowie Alice und Ellen Kessler, Horst Frank und als Gast Walter Giller
eine Modern Art Film | im Constantin Filmverleih
nach einer Satire von Curt Goetz
ein Film von Michael Pfleghar
»Ich sage dir, dieser Mordfall ist entweder sehr schwer oder sehr leicht zu lösen. Ich werde gut meine drei Tage dazu brauchen, wenn nicht vier.« Diese Aussage des Kabarettisten und Schauspielers Wolfgang Neuss wirkt ein bisschen wie das Benennen eines Krankheitssymptoms, das diesen Film befallen hat, denn zwischen „entweder oder“ wird die dritte Variante nicht benannt, nämlich dass es höchstwahrscheinlich dazu kommt, dass dieser vermeintliche Mordfall überhaupt nicht oder nur unzureichend gelöst werden wird. Für Adaptionen von Satiren - oder satirische Abhandlungen im Allgemeinen - muss man bestimmt eine Schwäche oder wenigstens die richtigen Antennen haben, um sie in ihrer betont-schmerzlosen Rücksichtslosigkeit bedingungslos annehmen zu können. Vielleicht sollte man auch seinen eigenen Sinn für Humor nicht als Maßstab nehmen, um sich mit dieser Art der Unterhaltung durch und durch amüsiert zu fühlen. Möglicherweise ist das Urteil über diesen Film aber auch zu hart, strahlt er doch in den schönsten Farben, die in Filmen dieser Zeit wahrzunehmen waren, außerdem in interessanten Trugbildern. Dieses Regie-Debüt von Michael Pfleghar, der zunächst als Fernseh-Regisseur in Erscheinung getretenen war, ist visuell beeindruckend gut gelungen, doch nach kürzester Zeit tut Satire-Skeptikern sozusagen die Nase weh, da man auf alles und jeden mit ihr gestoßen wird, um die Intentionen auch ja zu verstehen. Dies hört sich ein bisschen so an, als hadere man mit Selbstverständlichkeiten, doch der persönliche Geschmack darf schließlich auch hofiert werden. Der Blick durch die satirische Brille ist wichtig und daher auch legitim, kommt bei filmischen Aufarbeitungen jedoch oft einem Ritt durch die Peripherie anvisierter Großbaustellen gleich. Pfleghar gelingt es hier kaum, etwaige Missstände oder gesellschaftliche Konventionen durch die angewandte Wahl der Mittel anzuprangern oder aufzubrechen, sodass Wort, Tat und Bild meistens seicht und oberflächlich bleiben. Zumindest en detail gesehen, denn immerhin präsentieren Regie und Kamera Aufsehen erregende Einfälle, die nichts mit alltäglichen Angeboten zu tun haben, selbst wenn man im überdurchschnittlichen Bereich vergleicht. Der Film hinkt, da er sich mit allem, was er hat gegen Logik sträubt, da er opulente Ablenkungsmanöver startet, die ihre natürlich überspitzten Aufträge mit Wonne erfüllen, aber nicht präzise und daher zielführend zu Ende bringen.
Außerdem schickt die sichtlich ambitionierte Regie etliche Personen in den Ring, deren Selbstinszenierungen weniger irritieren als strapazieren oder sie sich selbst an die Wand spielen. Leider sind große Teile dieses herrlich fotografierten Films in Schwarzweiß-Sequenzen gedreht worden; mit Plan natürlich. Auf diese hätte man allerdings gern verzichtet, da die Farb-Intervalle beinahe beispiellos makellos und anziehend wirken. Diese Anziehung soll auch von einer sich ins Zeug legenden und wie immer schönen Heidelinde Weis ausgehen, die wie geschaffen war für derartige Filme zwischen Kunst und Krempel oder Provokation und Irritation. Zweifellos handelt es ich bei ihr um eine der kultiviertesten Schauspielerinnen ihrer Zeit, der es ohne großen Aufwand möglich ist, eine klare Anziehungskraft, beziehungsweise Aussage aufzubauen. Klausjürgen Wussow und Wolfgang Neuss profilieren sich vor allem im schlagfertigen Wechselspiel und setzen alles daran, diesen Fall mit Ironie zu lösen, wenngleich dies natürlich nicht mit dem nötigen Drive oder konventionellen Methoden vonstattengeht. Des Weiteren ist Horst Frank in einer netten, undurchsichtigen Rolle zu sehen, außerdem sorgen Riachard Allan, Alice und Ellen Kessler als tanzende Gäste für einen merklichen Sex-Appeal, der von Heidelinde Weis in anderer Form auszugehen scheint. Regisseur Michael Pfleghar baut seinen Film episodenhaft und augenzwinkernd auf, dessen Handlungsstränge sich oft in auffälliger Art beißen und dem Empfinden nach oft nicht zusammenpassen wollen. So bleibt nur zu sagen, dass man aus "Die Tote von Beverly Hills" wesentlich mehr hätte herauskitzeln können, und auch wenn man sich dennoch gut unterhalten fühlt, wird man als Krimi-Fan nicht zufrieden gestellt. Fans der satirischen Auseinandersetzung dürften dabei auf ihre Kosten kommen, ebenso wie Anhänger des Kunstfilms. In diesem Zusammenhang kommt es zu außergewöhnlichen inszenatorischen Einfällen, die in all ihrer Extravaganz, im Farbenspiel und der trügerischen Ausrichtung überaus hochwertig wirken. Dieser Beitrag soll dem Vernehmen nach gering budgetiert gewesen sein, was man der Szenerie jedoch zu keinem Zeitpunkt ansieht. Am Ende bleibt ein Film, der sicherlich jedem etwas anbieten dürfte, dabei aber hauptsächlich persönliche Präferenzen anspricht und schlussendlich nicht besonders viel dafür kann, falls er wegen des persönlichen Geschmacks schlicht und einfach durchfällt.