... DENN DAS WEIB IST SCHWACH - Wolfgang Glück

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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... DENN DAS WEIB IST SCHWACH - Wolfgang Glück

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... DENN DAS WEIB IST SCHWACH


● ... DENN DAS WEIB IST SCHWACH (D|1961)
mit Sonja Ziemann, Helmut Schmid, Kai Fischer, Werner Peters, Irene Mann, Kurt Pratsch-Kaufmann,
Rolf Weih, Hela Gerber, Karl-Otto Alberty, Susanna Bonaséwicz, Gert Kollat, Heinz G. Diesing, u.a.
eine Leopold Brandner Produktion der Cine International Film | Transmare Film | im Pandora Verleih
ein Film von Wolfgang Glück

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»Hab ich sie verführt oder du?«


Die Archivarin Hanna Schäferkamp (Sonja Ziemann) ist alleinerziehende Mutter und ahnt noch nicht, dass sie bald eine Erbschaft im mehrstelligen Millionenbereich machen wird, da ein Verwandter in Kanada verstorben ist. Der Rechtsanwalt Jolly Gebhardt (Helmut Schmid) soll Hannas Adresse für die kanadische Rechtsvertretung ausfindig machen und ist somit über die bevorstehenden Vermögensverhältnisse der Klientin vertraut. Da der Lebemann Gebhardt selbst Schulden von 70.000 D-Mark durch unterschlagenes Geld eines inhaftierten Klienten hat, und ihm dessen Männer bereits im Genick sitzen, kommt er auf eine lukrative Idee: Er will die designierte Millionärin für sich gewinnen, wofür er allerdings einige Hürden zu nehmen hat...

Verfilmungen nach Geschichten aus bekannten Illustrierten hatten seinerzeit Hochkonjunktur und diese Erzählungen erreichten zumindest in abgedruckter Form ein Millionenpublikum. Wolfgang Glücks "... denn das Weib ist Schwach" entstand nach dem "Stern"-Roman "Post aus Ottawa" von Bruno Hampel und klingt alleine vom Namen her zunächst etwas unscheinbar, was der deutsche Filmtitel mit einer auffälligen Zweideutigkeit zu vermeiden versucht. Ein Lebemann wird von den immensen Kosten seines Lebensstils überholt und auch seinen Berufsstand (ver)tritt er eher mit Füßen, als mit Berufsethik. Aber sein Dasein ist teuer, denn er erlaubt sich jeglichen Luxus, beispielsweise in Form eines teuren Sportwagens oder eines noch heißeren Fahrgestells namens Kai Fischer, die hier vermutlich für die damalige 18er-Freigabe verantwortlich war, da sie so zu sehen ist, wie Gott sie schuf. Die Gelegenheit hat den Anwalt längst zum Dieb gemacht, aber es ergibt sich eine neue Geldquelle, für die im Vorfeld allerdings viel investiert werden müsste. Wenn der potenzielle Gewinn nicht so hoch wäre und die Frau nicht so attraktiv, würde der Anwalt - der geistreicherweise Jolly genannt wird - sich vermutlich erst gar nicht so krumm machen. Aber das perfide Spiel entwickelt eine unkalkulierbare Eigendynamik, da es sich um eine Frau handelt, die alles andere als naiv ist. Letztlich erliegt sie Jollys Charme, immerhin ist er die scheinbare gute Partie in dieser Konstellation, außerdem ist er charmant und gutaussehend, doch alleine daran liegt es nicht, dass sich Hanna Hals über Kopf auf diese nicht erkennbare liaison dangereuse einlässt. Sie ist einsam, sehnt sich nach Zuneigung und möglicherweise einem Vater-Ersatz für ihre kleine Tochter. Als Zuschauer denkt man sich, dass die beiden eigentlich ein perfect match wären, wenn da nicht der gemeine Plan im Hintergrund stehen würde. Aber das ist in einer so verfahrenen Kiste natürlich nicht alles, denn die eigene Freundin fährt die Krallen aus und funkt genau wie der Gangsterboss dazwischen, der sein veruntreutes Geld wieder sehen möchte. Drohungen hängen über den Köpfen der Beteiligten und es ist so gut wie sicher, dass jemand das Nachsehen haben muss.

Die Produktion verfügt über eine überraschend gute und lebendige Bildsprache, erinnert sogar an einschlägige französische Vertreter der Nouvelle Vague, wofür das besondere Gespür des Kameramanns Franz X. Lederle verantwortlich zeigt. Er begleitet die Personen gefährlich nah, um ihre Emotionen zu dokumentieren, nutzt ansonsten aber die komplette Weite des Raumes, um für Bilder zu sorgen, die sich in der Erinnerung verankern und einen gehobenen Standard demonstrieren. Die Hauptpersonen Helmut Schmid und Sonja Ziemann bilden eine erstaunlich belastbare Einheit, wobei es egal ist, ob sie an einem Strang ziehen, oder gegeneinander arbeiten. Die Spannung der Geschichte entsteht aus Wolfgang Glücks Taktik, bei jeder Gelegenheit deutlich auf die bevorstehende Katastrophe hinzudeuten, ohne sie jedoch auszumalen, sich in der Zwischenzeit aber genügend Zeit zu lassen, sodass es hin und wieder etwas schleppend vor sich geht. Für ein Gegengewicht sorgen brillante Bildeindrücke und das passgenaue Schauspiel der Hauptpersonen, was auch für diejenigen gilt, die sie permanent vor sich hertreiben. Und dann wäre da noch Kai Fischer, die man in diesem Zeitfenster selten so freizügig gesehen hat. Interessant ist des Weiteren die Mitwirkung der kleinen Susanna Bonaséwicz, die man vor allem als Sprecherin der Titelrollen von "Bibi Blocksberg" oder "Die Nanny" kennt. Die große Stärke der Geschichte ist ihre Pseudo-Vorhersehbarkeit, die den Zuschauer bis zum Ende in Sicherheit wiegen möchte, um dann für unvorhergesehene Überraschungen zu sorgen. So verfügt Wolfgang Glücks Beitrag über eine von Grund auf melancholische Note und befasst sich mit zumindest real wirkenden Transfers, die als angenehme Abwechslung zur vorhandenen Konkurrenz wahrgenommen werden. Schlussendlich ist "... denn das Weib ist Schwach" ein sehr atmosphärischer und hervorragend fotografierter Beitrag geworden, dessen Geschichte von den Elixieren der beginnenden 60er Jahre lebt, der aber stets darauf achtet, seine eigene Note zu präsentieren, um das Publikum möglicherweise vor den Kopf zu stoßen, wenn auch im positiven Sinn. In der Riege deutscher Filme dieser Zeit handelt es sicherlich um ein besonderes Sehvergnügen mit vielen Ecken und Kanten.

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