GRABENPLATZ 17 - Erich Engels

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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GRABENPLATZ 17 - Erich Engels

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● GRABENPLATZ 17 (D|1958)
mit Kai Fischer, Wolfgang Preiss, Carl Lange, Charles Regnier, Wolfgang Wahl, Maria Sebaldt, Maria Litto, Werner Peters,
Carsta Löck, Elke Aberle, Renate Küster, Robert Meyn, Franz Schafheitlin, Marina Ried, Kurt Waitzmann und Gert Fröbe
Produktion und Verleih | Deutsche Film Hansa
ein Film von Erich Engels

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»Wo haben Sie das Kind?«


Für den neunjährigen Michael Peters (Stefan Haar) kommt es zu einer verstörenden Entdeckung, denn er findet seine Mutter ermordet in ihrem Bett auf und rennt davon. In der Zwischenzeit erfährt Kriminalkommissar Jäger (Wolfgang Preiss), dass der Junge sterbenskrank ist und ohne seine Medizin nicht mehr lange zu leben hat. So fokussiert sich die Arbeit der Polizei zunächst darauf, den Aufenthaltsort des Jungen ausfindig zu machen, der unter falschem Vorwand abgeholt wurde, doch es gilt nebenbei auch noch einen Mord aufzuklären, der allerdings nicht der einzige bleiben wird...

Viele Kriminalfilme der späten 50er Jahre werden als Vorläufer der aufkommenden Edgar Wallace-Reihe angesehen, zumal sich dort viele Parallelen auffinden lassen, die diesen Geschichten zu einer solchen Popularität verhelfen konnten. Auch Regisseur Erich Engels hatte bereits Krimi-Erfahrung vorzuweisen und stellt auch hier seine Routine und Unaufgeregtheit unter Beweis, die "Grabenplatz 17" zu einem Vertreter der gediegeneren Sorte werden lässt. Obwohl der Sekundenzeiger tickt, da es gilt ein krankes Kind zu finden, um es vor dem sicheren Tod zu bewahren, kommt nicht die Hochspannung auf, die man vielleicht erwarten würde, immerhin erwies sich die Projektionsfläche Kind so häufig als Garant für Anteilnahme, Atemlosigkeit und Hochspannung. Die Zeichnungen eines bestimmten Milieus werden in direkten Kontrast zu den vermeintlich heilen Welten gewisser Personen gesetzt, die man ebenso gegeneinander ausspielt, um für ein wenig Verwirrung sorgen zu können, da der eigentliche Fall sich nicht leichtfertig und reißerisch verschenkt und sogar den Luxus erlaubt, beziehungsweise das Wagnis eingeht, ohne Whodunit-Effekt auskommen zu wollen. So kommt es unter Engels' Regie zu recht konservativen Eindrücken, die sich zeitlich gesehen auch mehrere Jahre vorher hätten verbuchen lassen. Interessant ist die Abkehr von einer ganz klassischen Besetzungs-Hierarchie, da die Produktion hier von Kai Fischer und Wolfgang Preiss angeführt wird, die ihre Sache erwartungsgemäß gut meistern und für eine ungewöhnliche Art der Abwechslung sorgen. In "Grabenplatz 17" sprechen vor allem die aussagekräftigen Bilder eine eindeutige Sprache, allerdings können sie den beteiligten Charakteren in dieser Beziehung nicht den Rang ablaufen. Manche würden das Szenario vielleicht als zu redselig bezeichnen, andere vielleicht ausbuchstabierend, aber im Endeffekt finden diese Basisbereiche recht gut zusammen, da das Publikum in jeder Sekunde Transparenz geboten bekommt und mitgenommen wird.

Das Verbrechen hat erfahrungsgemäß unzählige Gesichter, und die hier geschilderten kriminellen Machenschaften regen zum Mitdenken an, da alles nicht so weit entfernt zu sein scheint. Kaum zu verstehen ist, dass Engels darauf verzichtet, den todkranken Jungen im weiteren Verlauf zu inszenieren, da sich hier ein Großteil der Spannung hätte aufbauen können. So wird der Zuschauer lieber mit der quälenden Frage beschäftigt, ob Kriminalkommissar Dr. Jäger das Blatt noch rechtzeitig zum Guten wenden kann, wenngleich sich bei dieser Fragestellung erst gar nicht so viele Zweifel ergeben. Bleibt man bei dieser Figur, so lässt ich nur sagen, dass Wolfgang Preiss einen hervorragenden Entwurf des erfahrenen und korrekten Polizeimannes abliefert. Er wirkt trotz des immensen gesellschaftlichen und behördlichen Drucks beinahe schon gelassen, was aber als überaus Erfolg versprechend identifiziert wird. An seiner Seite ist Wolfgang Wahl zu sehen, der sich mit ungeahnten Kräften empfiehlt. Ein ungleiches aber nicht minder überzeugendes Duo. Für besonderes Aufsehen sorgt wie immer der Prototyp der 50er-Jahre-Verführung, Kai Fischer, die sich gerne in halbseidene Eindrücke hüllt, ihre sympathischen Seiten aber nicht versteckt. Ohnehin bekommt man es mit einer breiten Riege späterer Wallace-Stars zu tun, denn Werner Peters, Carl Lange, Charles Regnier, Maria Litto und Gert Fröbe sorgen für vertraute Eindrücke, ohne sich in groß angelegtem Spektakel verausgaben zu müssen. Paniert mir ein paar Sentimentalitäten und erotischen Weckrufen kommt es unterm Strich zu Eindrücken der soliden Inszenierung, und auch wenn die Produktion bildsprachlich wegweisend bezüglich der Wallace-Filme ist, kann "Grabenplatz 17" nicht zu einem Klassiker des Genres avancieren, da es an Nervenkitzel fehlt. In Erinnerung bleiben daher vor allem charakteristische Aufnahmen, atmosphärische Sets, sehr gute Darbietungen der Interpreten und eine Inszenierung ohne nennenswerte Schnörkel, die unterm Strich überzeugen kann.

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