● SCHWARZER KIES (D|1961)
mit Helmut Wildt, Ingmar Zeisberg, Hans Cossy, Wolfgang Büttner, Anita Höfer, Heinrich Trimbur, Peter Nestler, Gisela Fischer,
Edeltraud Elsner, Max Buchsbaum, Else Knott, Ilse Pagé, Peter Thomas, Guy Gehrke, Carl Luley, Ernst Jacobi, Xeno Strauss, u.a.
Produktion und Verleih | UFA Film Hansa
ein Film von Helmut Käutner
»Ich hör schon die gossips!«
Das kleine hunsrücker Dorf Sohnen profitiert ungemein von der amerikanischen Besatzung, da dort eine Air Base ausgebaut wird. Die Dorfbewohnerinnen verdienen ihre Dollars, indem sie die GIs animieren, und die Männer arbeiten ebenfalls für das US Militär, wenn sie sich auch nebenbei auf diverse Mauscheleien einlassen, wie beispielsweise Robert (Helmut Wildt), der die ein oder andere Ladung Kies verschwinden lässt, um sie zu Geld zu machen. Das empfindliche Angestellten-Konstrukt wird gestört, als Emotionen ins Spiel kommen und Helmut seine Ex-Geliebte Inge (Ingmar Zeisberg) als frisch angetraute Ehefrau des US-Majors Gaines (Hans Cossy) wiedersieht. Obwohl Inge den Kontakt vermeiden möchte, kommen sie ab sofort nicht mehr aneinander vorbei, bis Inge in schwere Gewissenskonflikte kommt...
Diese letzte von zahlreichen Eigenproduktionen der Universum-Film AG kann als ein weiteres ambitioniertes Projekt von Regisseur Helmut Käutner angesehen werden, das jedoch an der zeitgenössischen Kritik zerbrach, wobei die 18er Freigabe sicherlich der letzte Sargnagel für mangelnden Erfolg an der Kinokasse darstellte. Des Weiteren kam es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit dem damaligen Generalsekretär des Zentralrats der Juden, der dem Film antisemitische Inhalte vorwarf. Wenn man bedenkt, dass anschließend eine der beeindruckendsten und nachdenklichsten Szenen aus dem fertigen Film entfernt werden musste, ist es schon sehr bedauerlich, dass der Film seinerzeit nicht mit dem richtigen Weitblick oder dem verdienten Respekt behandelt wurde. Aber das Kinopublikum wollte seinerzeit eher unterhalten als konfrontiert werden, was nach schweren Zeiten überhaupt nicht verurteilungswürdig, sondern wahrscheinlich normal war. In der Retrospektive sind derartige Fußnoten immer sehr spannend, zumal sie ausdrucksstark darüber berichten, dass die Intention der Regie aufgegangen war. Käutner versuchte mithilfe einer einfachen Geschichte »alle deutschen Tabus zu durchstoßen«, in der viele Beteiligte bei dem Wunsch nach einem besseren Leben entweder zu Hehlern und Stehlern, oder zu Huren gemacht werden. Dieser Blick durch ein Kaleidoskop ist irritierend, da man beim Anschauen bemerkt, dass es nicht funktioniert, weil die natürliche Wirkung aufgehoben wird. Also kommt es zu gezielten, entlarvenden, und überaus klaren Blicken, wenngleich die Szenen im Schicksal des Einzelnen bleiben und keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit erheben. Zu viele unterschiedliche Gesichter könnte es schließlich geben, aber den Anfang muss immer eine konkrete Erzählung machen. "Schwarzer Kies" wird oft als deutscher Vertreter des Film Noir bewertet, der seine Geschichte betont pessimistisch und düster erzählt, obwohl der wirtschaftliche Aufschwung einen klaren Kontrast darstellt.
Der Schrecken des Zweiten Weltkrieges scheint überwunden zu sein, kommt jedoch perfiderweise beim Beseitigen der Spätfolgen wieder hoch. Das bisschen Glück, dass die Hauptfiguren hier gefunden haben oder als solches interpretieren, kann jederzeit wieder in Stücke zerfallen, da die landläufige Definition perspektivisch verdreht zu sein scheint und in fremder Abhängigkeit steht. Mithilfe exzellenter Darstellungen kommt ein Verlauf in Gang, der so gar nicht von florierenden wirtschaftlichen oder emotionalen Seiten berichtet, sondern die unterschwellig brodelnden Probleme thematisiert, um sie tatsächlich ungeschönt, wenn auch auf Basis von Metaphern, hervorzubringen. Die männliche Hauptrolle ist mit Helmut Wildt exzellent besetzt. Sein etwas ungehobelt wirkender Kraftfahrer, der ein paar schnellen, wenn auch illegal verdienten Mark nicht abgeneigt ist, wirkt ziellos und emotional verkapselt. Seine Liebschaften brauchen sich bei ihm nicht einzubilden, dass es ihm um etwas anderes als das Vergnügen ginge. Als seine Ex-Geliebte Inge auftaucht, scheint sich eine uralte Geschichte von vorne zu wiederholen. Ingmar Zeisberg spielt beeindruckend als Frau auf, die sich vom vermeintlichen Glück hat blenden lassen, sich aber glaubhaft versichern kann, dass sie ihre Ziele erreicht hat. Als die beiden wieder aufeinander treffen, entsteht eine sexuell aufgeladene Spannung, die trotz aller Versuche nicht wegzudiskutieren ist. Dass unter diesen Umständen Katastrophen vorprogrammiert sind, braucht kaum erwähnt zu werden. Die von Käutner aufgezeigte Kettenreaktion funktioniert beeindruckend präzise und fabriziert eine eigenartige Anteilname mit den Hauptpersonen, die sich ihr Schicksal nicht aussuchen konnten, wie übrigens niemand in diesem Szenario. "Schwarzer Kies" ist ein zu Unrecht vergessener Meilenstein des deutschen Kinos, der wesentlich mehr zu bieten hat, als ihm die zeitgenössische Kritik zubilligen wollte. Der Film ist exzellent inszeniert, subtil dechiffriert und durch und durch überzeugend gespielt.
Diese letzte von zahlreichen Eigenproduktionen der Universum-Film AG kann als ein weiteres ambitioniertes Projekt von Regisseur Helmut Käutner angesehen werden, das jedoch an der zeitgenössischen Kritik zerbrach, wobei die 18er Freigabe sicherlich der letzte Sargnagel für mangelnden Erfolg an der Kinokasse darstellte. Des Weiteren kam es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit dem damaligen Generalsekretär des Zentralrats der Juden, der dem Film antisemitische Inhalte vorwarf. Wenn man bedenkt, dass anschließend eine der beeindruckendsten und nachdenklichsten Szenen aus dem fertigen Film entfernt werden musste, ist es schon sehr bedauerlich, dass der Film seinerzeit nicht mit dem richtigen Weitblick oder dem verdienten Respekt behandelt wurde. Aber das Kinopublikum wollte seinerzeit eher unterhalten als konfrontiert werden, was nach schweren Zeiten überhaupt nicht verurteilungswürdig, sondern wahrscheinlich normal war. In der Retrospektive sind derartige Fußnoten immer sehr spannend, zumal sie ausdrucksstark darüber berichten, dass die Intention der Regie aufgegangen war. Käutner versuchte mithilfe einer einfachen Geschichte »alle deutschen Tabus zu durchstoßen«, in der viele Beteiligte bei dem Wunsch nach einem besseren Leben entweder zu Hehlern und Stehlern, oder zu Huren gemacht werden. Dieser Blick durch ein Kaleidoskop ist irritierend, da man beim Anschauen bemerkt, dass es nicht funktioniert, weil die natürliche Wirkung aufgehoben wird. Also kommt es zu gezielten, entlarvenden, und überaus klaren Blicken, wenngleich die Szenen im Schicksal des Einzelnen bleiben und keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit erheben. Zu viele unterschiedliche Gesichter könnte es schließlich geben, aber den Anfang muss immer eine konkrete Erzählung machen. "Schwarzer Kies" wird oft als deutscher Vertreter des Film Noir bewertet, der seine Geschichte betont pessimistisch und düster erzählt, obwohl der wirtschaftliche Aufschwung einen klaren Kontrast darstellt.
Der Schrecken des Zweiten Weltkrieges scheint überwunden zu sein, kommt jedoch perfiderweise beim Beseitigen der Spätfolgen wieder hoch. Das bisschen Glück, dass die Hauptfiguren hier gefunden haben oder als solches interpretieren, kann jederzeit wieder in Stücke zerfallen, da die landläufige Definition perspektivisch verdreht zu sein scheint und in fremder Abhängigkeit steht. Mithilfe exzellenter Darstellungen kommt ein Verlauf in Gang, der so gar nicht von florierenden wirtschaftlichen oder emotionalen Seiten berichtet, sondern die unterschwellig brodelnden Probleme thematisiert, um sie tatsächlich ungeschönt, wenn auch auf Basis von Metaphern, hervorzubringen. Die männliche Hauptrolle ist mit Helmut Wildt exzellent besetzt. Sein etwas ungehobelt wirkender Kraftfahrer, der ein paar schnellen, wenn auch illegal verdienten Mark nicht abgeneigt ist, wirkt ziellos und emotional verkapselt. Seine Liebschaften brauchen sich bei ihm nicht einzubilden, dass es ihm um etwas anderes als das Vergnügen ginge. Als seine Ex-Geliebte Inge auftaucht, scheint sich eine uralte Geschichte von vorne zu wiederholen. Ingmar Zeisberg spielt beeindruckend als Frau auf, die sich vom vermeintlichen Glück hat blenden lassen, sich aber glaubhaft versichern kann, dass sie ihre Ziele erreicht hat. Als die beiden wieder aufeinander treffen, entsteht eine sexuell aufgeladene Spannung, die trotz aller Versuche nicht wegzudiskutieren ist. Dass unter diesen Umständen Katastrophen vorprogrammiert sind, braucht kaum erwähnt zu werden. Die von Käutner aufgezeigte Kettenreaktion funktioniert beeindruckend präzise und fabriziert eine eigenartige Anteilname mit den Hauptpersonen, die sich ihr Schicksal nicht aussuchen konnten, wie übrigens niemand in diesem Szenario. "Schwarzer Kies" ist ein zu Unrecht vergessener Meilenstein des deutschen Kinos, der wesentlich mehr zu bieten hat, als ihm die zeitgenössische Kritik zubilligen wollte. Der Film ist exzellent inszeniert, subtil dechiffriert und durch und durch überzeugend gespielt.