Die jungen Tiger von Hongkong (D)
Die Maßlosen (D - Arbeitstitel)
Il clan di Hong Kong (IT)
Estirpe de mercenarios
Pecos em Hong Kong (BRA)
The Young Wolves
Women for Sale
D 1969
R: Ernst Hofbauer
D: Robert Woods, Véronique Vendell, Werner Pochath, Jochen Busse, Barbara Capell, Solvi Stubing, Ralf Wolter, Michael Bulmer u.a.
Deutsche Erstaufführung: 25.07.1969
Synchronkartei
Filmportal
Score: Gert Wilden
OFDb
"Dieser Film ist hart. So hart wie seine Geschichte, die tatsächlich passiert ist. So unwahrscheinlich auch manches in diesem Film anmuten mag, es sind Tatsachen. Erschütternde Tatsachen, nach den Polizeiakten der Polizei von Hongkong gedreht.“
Auf der Suche nach seiner verschwundenen Ehefrau Molly verschlägt es den amerikanischen Testpiloten Michael Anderson (Robert Woods) nach Hongkong, wo ihn sein Weg direkt in den berühmt berüchtigten "Schocker-Club" führt, der von einem gewissen Walter Hinrichs (Werner Pochath) geleitet wird. Walter ist seines Zeichens nicht nur reicher Sohn eines vermögenden Vaters, sondern auch der amtierende Club-Präsident sowie vollkommen irrsinnig. Gemeinsam mit seiner Clique, ein Haufen gelangweilter Schnösel aus der dekadenten Gesellschaftsschicht, vertreibt er sich mit gefährlichen Mutproben die Zeit, die im Falle einer Runde "russisches Roulette" auch schon mal erhebliche Kopfschmerzen bei einem der Mitspieler auslösen kann. Die Eskapaden der Bande sind der chinesischen Polizei schon länger ein Dorn im Auge, was wiederum zur Folge hat, dass der Club samt seinen Mitgliedern unter ständiger Beobachtung steht. Nach einer unherzlichen Begrüßung durch Hinrichs trifft Michael im Club auf die reizende Strip-Tänzerin Ann (Véronique Vendell), der er sich auch sogleich anvertraut. Im Gegenzug eröffnet ihm Ann, dass sie in erster Linie als Spitzel für den einflussreichen Konsul van Dreegen tätig ist, für den sie als Tänzerin die konkurrierenden Nachtclubs ausspioniert, denn der saubere Herr Konsul ist neben seiner staatlichen Vertreterfunktion auch der Kopf eines skrupellosen Mädchenhändlerrings. Doch als die Halbstarken-Bande, bei der zu allem Überfluss auch noch van Dreegens Sohn Carl (Jochen Busse) mitmischt, ein völlig unüberlegtes Unterfangen begeht, beginnt die immer brenzliger werdende Situation allmählich an allen Ecken und Enden zu eskalieren.
"Wer die JUNGEN TIGER nicht ehrt, ist eines BLUTIGER FREITAG nicht wert." (Zitat: Lobbykiller, altes DP-Forum)
Ernst Hofbauers DIE JUNGEN TIGER VON HONGKONG zählt für mich zu den Filmen, die mir mit jeder neuen Sichtung einen größeren Spaß bereiten. Zwar fehlt es dem gezeigten Exzess ein wenig an Hemmungslosigkeit, aber dennoch wird die Exploitation-Trommel ordentlich gerührt. Neben einer handvoll Freizügigkeiten waren es wohl vor allem die ungeschminkten Gewaltszenen, die das damalige Kinopublikum in die wohltemperierten Lichtspielhäuser getrieben hat. Der Film bietet nicht nur schmerzhafte Peitschenattacken, der im Verlauf des Films so einige der Beteiligten zum Opfer fallen, sondern auch einen hochfrequenten Ultraschallapparat, unter dessen schmerzhafter Bestrahlung sogar der härteste Gegner seine eigene Mutter auch nur ohne mit der Wimper zu zucken ans Messer liefern würde. Leider schaffte es Hofbauer mit diesem Werk nicht, sich inszenatorisch voll und Ganz ins exploitative Fahrwasser zu begeben, denn anstatt wie beispielsweise bei HEIßES PFLASTER KÖLN den völligen Exzess zu erproben, schwamm er mit seinen JUNGEN TIGERN noch ein wenig zu sehr auf der damals erfolgreichen Welle der etwas seichteren Hongkong-Film-Welle mit, für die sich auch der zuständige Produzent Wolf C. Hartwig mit seiner Rapid Film GmbH miverantwortlich zeigte. Wenn man bedenkt, dass es sich bei dieser Rapidfilm-Produktion um eine Ernst Hofbauer-Inszenierung handelt, bei der Walter Boos als Regieassistent agierte und Rolf Olsen gemeinsam mit August Rieger das Drehbuch verfasste, dann hätte das Endresultat normalerweise noch einen ganzen Tick ungestümer ausfallen müssen. Zwar wurde letztlich so einiges an Potenzial verschenkt, was aber nicht heißen soll, dass DIE JUNGEN TIGER völlig gezähmt in Erscheinung treten.
Als Hauptdarsteller wurde der US-amerikanische Schauspieler Robert Woods verpflichtet, der aber in seiner Rolle nicht so ganz überzeugen kann. Während seine ausdruckslose Performance als Hauptprotagonist etwas zu farblos rüberkommt, drückt Werner Pochath als Anführer der verwöhnten Halbstarkenbande das Gaspedal ordentlich durch und legt sowohl einen äußerst energischen als auch lautstarken Auftritt aufs Parkett. So ähnlich sieht es auch bei Jochen Busse aus, denn als verwöhnter Sohn des schwerkriminellen Konsuls van Dreegen lässt dieser zunächst ordentlich Dampf ab, bevor es ihn schließlich selbst dahinhängt. Véronique Vendell überzeugt hingegen sowohl an der Stange als auch mit ihrer schauspielerischen Leistung. Einzig Ralf Wolter wirkt mit seinen unlustigen Einlagen wie eine Art Fremdkörper, wobei er glücklicherweise nur ein paar wenige Male am Rande in Erscheinung tritt. Als ein weiteres Highlight entpuppt sich die Filmmusik von Gert Wilden, wobei sowohl das Titelstück als auch ein weiteres aus DER FLUCH DES SCHWARZEN RUBIN stammt. Hinzu gesellen sich die drei vom I told you not to cry-Sampler bekannten Musikstücke sowie einige unbekannte Klänge.
Nachdem ich zunächst einen minderprächtige TV-Mitschnitt sehen durfte, war die Freude groß, als Filmjuwelen 2016 die JUNGEN TIGER VON HONGKONG auf DVD veröffentlichten. Leider entpuppte sich die Bildqualität ebenfalls als nur durchschnittlich. Vermutlich beruht die Veröffentlichung auf der gleichen TV-MAZ, von der auch mein Mitschnitt stammte. Zumindest weist das Bild der DVD neben einer fehlenden Farbenfreude auch Doppelkonturen auf, die vermutlich als Folge einer Überschärfung resultieren.
Filmplakate:
► Text zeigen
Score:
► Text zeigen
Trailer: