DER GREIFER - Eugen York

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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DER GREIFER - Eugen York

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Hans Albers

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● DER GREIFER (D|1958)
mit Hansjörg Felmy, Susanne Cramer, Mady Rahl, Werner Peters, Siegfried Lowitz, Maria Sebaldt, Ernst Stankovski,
Agnes Windeck, Lia Eibenschütz, Reinhard Kolldehoff, Herbrt Hübner, Carsta Löck, Hans Schwarz und Horst Frank
eine Kurt Ullrich Produktion | im Verleih der Deutsche Film Hansa
ein Film von Eugen York

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»Nach vierzig Jahren aus seinem eigenen Laden rausgeschmissen...«


Über Jahrzehnte konnte sich Kriminaloberinspektor Dennert (Hans Albers) durch seine teils unorthodoxen Ermittlungsmethoden und seinen unerbittlichen Kampf gegen die Kriminalität den Spitznamen "Der Greifer" erarbeiten. Bei seinem aktuellen Fall rund um einen Serienmörder, der junge Frauen umbringt, läuft ihm allerdings die Zeit davon, da er kurz vor seiner Pensionierung steht, und sein eigener Sohn Harry (Hansjörg Felmy) seinen Dienst fortführen soll. Doch auch als Pensionär gibt Dennert Senior keine Ruhe und ermittelt aus der zweiten Reihe, zumal er noch über genügend Kontakte zur einschlägig bekannten Unterwelt verfügt. In der Zwischenzeit schlägt der Killer erneut zu...

»Wenn man die Verhältnisse ändern könnte...« Nachdenklich beginnt Kriminaloberkommissar Dennert diesen Satz, den er vermutlich schon 100 Mal nicht zu Ende geführt hatte, da die Realität bei signifikanten Veränderungen im Weg steht. Dass Gelegenheit Diebe macht, findet er anscheinend nicht so gravierend und steht kleinen Gaunern mit väterlichem Rat zur Seite. Allerdings verabscheut er die Kapitalverbrechen aus niederen Beweggründen, begangen von rücksichtslosen Kriminellen und Soziopathen, die wie Pilze aus der Erde schießen. Da Dennerts Pensionierung immer näher rückt, es aber einen ungeklärten Fall um einen Mädchenmörder gibt, rennt die Zeit davon, denn er möchte den Täter unbedingt zur Strecke bringen. Zwar wird sein eigener Sohn das Zepter in die Hand nehmen, aber es ist der persönliche Ehrgeiz, der ihn ohne Unterlass antreibt. "Der Greifer" wurde bereits erfolgreich im Jahr 1930 mit Hans Albers in der Titelrolle verfilmt, allerdings wurde diese spätere Version in die Bundesrepublik verlegt und präsentiert sich unter Regisseur Eugen York ganz im gängigen Fahrwasser handelsüblicher Kriminalfilme, die in jeder Dekade in Mode waren. Auch ist der Verlauf selbstverständlich um seine Hauptfigur herumkonstruiert worden, was zeitweise dafür sorgt, dass andere wichtige Figuren härter für ihre Triumphe kämpfen müssen. Hans Albers gibt erneut das Allround-Talent als Polizeimann, Seelsorger, väterlicher Freund, tatsächlicher Vater und Reizfigur, wobei sich nicht einmal die Frage stellt, ob dies alles noch funktioniert, denn immerhin scheint das Gelingen bis in die Peripherie darauf abgestimmt zu sein. Ein Frauenmörder treibt sein Unwesen und leider lässt Eugen York die Luft diesbezüglich viel zu früh heraus, da er über eine auffällige oder eher unverwechselbare Physiognomie verfügt. So bleibt die Frage bestehen, ob man überhaupt an einem ausgeklügelten Whodunit interessiert war, oder einem Albers-Filmerlebnis von A bis Z. Beides sorgt für immer noch gute Unterhaltung, auch wenn sich unter Yorks Herangehensweise Sentimentalität und Biederkeit einzuschleichen drohen, wobei Albers in diesem Zusammenhang einen dankbaren Verstärker darstellt.

Die Inszenierung verfügt für Krimi-Ansprüche jedoch auch über sehr atmosphärische Strecken innerhalb der schönen Schwarzweiß-Fotografie, sodass es in ausgewählten Intervallen zu Nervenkitzel und Spannung kommt, was sich unterm Strich jedoch im Rahmen halten wird. Das große Plus der Produktion ist der sehr ausgewogene Cast mit vielen bekannten und gerne gesehenen Gesichtern des deutschen Films und Fernsehens. Hans Albers vereinnahmt die Szenerie wie erwähnt und ganz selbstverständlich nach Art des Hauses, denn man lässt ihn gewähren. Er zeichnet aber immer auch den Menschen, der hinter dem Polizeimann steckt und braucht nicht großartig für Sympathien zu kämpfen. Ein sich anbahnender Vater-Sohn-Konflikt findet seinen Quell beruflich und privat, sodass man mit Hansjörg Felmy den richtigen Mann für die Glaubwürdigkeit zur Verfügung hat, da er über eine stoische, teils unerbittliche Art verfügt, die Kompromisse in weite Ferne rückt. Des Weiteren ist Horst Frank in einer Paraderolle am Rande der Gesellschaft zu sehen, außerdem erfreuen Mady Rahl, Siegfried Lowitz, Agnes Windeck, Werner Peters und viele andere in obligatorischen Rollen. Auch die seinerzeit sehr gut beschäftigte Susanne Cramer trifft passgenau als Sympathieträgerin und Magnet für den offenbar wahnsinnigen Mörder. Neben der klassischen Polizeiarbeit ist es der alte Dennert, der für viele verschiedene Etappen neben dem Hauptfall zuständig ist, somit für Nuancen und gute Momente des Films sorgt. Zwischen den Zeilen wirbt der Verlauf dezent für Verständnis und positioniert sich gegen eine voreilige Abstempelung von Verdächtigen aber auch Tätern, indem er einen verlegenen Blick auf die Gesellschaft wagt, am Ende aber keine Wunder vollbringen will. "Der Greifer" ist und bleibt ein solider Kriminalfilm, der sich vielleicht eher im Gesellschaftspanorama sehen möchte, bringt durch den eingeschlagenen Weg allerdings seine Unterhaltungsambitionen und den Wunsch zuschauerkonform zu sein unter einen Hut. Am Ende fühlt man sich vielleicht nicht genauso in Hochspannung versetzt, wie in großen Klassikern des Genres und auch nicht übermäßig zum Nachdenken animiert, allerdings stets passabel unterhalten.

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