UNTER DEN DÄCHERN VON ST. PAULI - Alfred Weidenmann

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Richie Pistilli
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UNTER DEN DÄCHERN VON ST. PAULI - Alfred Weidenmann

Beitrag von Richie Pistilli »

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Unter den Dächern von St. Pauli (D)
Tod auf dem Kiez - Unter den Dächern von St. Pauli (D)
Tod auf dem Kiez (D)
24 uur in St. Pauli (NL)


D 1970

R: Alfred Weidenmann
D: Jean-Claude Pascal, Janie Murray, Joseph Offenbach, Werner Peters, Lova Moor, Charles Regnier, Alfred Schieske, Walter Bluhm, Kathrin Ackermann, Manfred Seipold u.a.



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Deutsche Erstaufführung: 20.05.1970

Synchronkartei

Filmportal

Score: Peter Thomas

OFDb



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"Tod auf dem Kiez - Menschen und ihre Schicksale zwischen der großen Freiheit und dem Millerntor, der Davidswache und dem Fischmarkt."


Auf St. Pauli ist mal wieder der Teufel los: Nachdem Kiezkönig Hausach (Werner Peters) von einem Gericht infolge eines gekauften Alibis zu unrecht von dem Mordvorwurf an einer Prostutierten frei gesprochen wurde, schürt dies bei dem Ex-Mann der Ermordeten (Ralf Schermuly) das ungestüme Verlangen nach Rache. Doch mit Hausbach ist nicht gut Kirschen essen, was Harry dann auch schon bald am eigenen Leib zu spüren bekommt. Doch aufgeben ist für ihn keine Option, was wiederum zur Folge hat, dass er unablässig dem mächtigen Hausach weiterhin hinterherjagt. Ob das lange gut geht?

Etwa zur gleichen Zeit trifft eine Schulklasse eines Lübecker Gymnasiums auf St. Pauli ein, die vor ihrer Abiturprüfung noch einmal so richtig auf den Putz hauen wollen. Dumm nur, dass sie unter der Obhut ihres Lehrers Dr. Himboldt (Joseph Offenbach) stehen, der jeglichen Versuchen zum Versetzen in eine angebrachte Partystimmung bereits im Anfangsstadium Einhalt gebietet. Glücklicherweise kommt Herzberg (Gernot Endemann), dem selbsternannten Sprachrohr der Abschlussklasse, eine glorreiche Idee, mit der man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Herzberg setzt gegen Bezahlung eine Prostituierte auf den ahnungslosen Himboldt an, der zur gleichen Zeit von seinen Schülern in einer Szenebar ordentlich mit Alkohol abgefüllt wird. Dies hat wiederum zur Folge, dass er nicht nur die darauffolgende Nacht mit der Gunstgewerblerin verbringt, was gleichzeitig dem feierwütigen Klassenverband freie Bahn verschafft, sondern auch kompromittierendes Bildmaterial, das für die Schüler von da an eine zuverlässige Garantie für das Bestehen ihrer Abschlussprüfungen darstellt. Wie wird sich Himboldt angesichts der Erniedrigung sowie dem Erpressungsversuch zukünftig gegenüber seinen Schülern verhalten?

Dann wäre da auch noch nervlich angespannte Dr. Pasucha (Jean-Claude Pascal), dessen Ehefrau (Marie Claude Jourdain) seit geraumer Zeit als Tänzerin in einer Striptease-Tanzbar erfolgreich ihre spärliche, mit Nieten versehenen Leder-Hüllen fallen lässt, was dem Akademiker wiederum aufs Schärfste missfällt. Nachdem sämtliche Umstimmungsversuche erfolglos blieben, eskaliert die Situation eines schönes Nachts in der Wohnung der strippenden Tänzerin, denn Dr. Pauscha knallen endgültig die Sicherungen durch. Doch gerade als er den Tatort seiner tödlichen Überreaktion fluchtartig verlassen will, steht ihm plötzlich die ahnungslose Studentin Inge (Inger Zielke) in der Wohnung gegenüber, die ohne sein Wissen von seiner ermordeten Frau als Haushaltshilfe engagiert wurde. Von da an ist guter Rat teuer, denn eigentlich wollte Dr. Pauscha auf dem schnellsten Weg ins Ausland fliehen, was sich aber von da an aufgrund des unterwartenden Auftauchens einer ungebetenen Zeugin für ihn erschwert. Notgedrungen nimmt er die junge Studentin als Geisel, ohne aber einen Plan zu haben, wie die Sache konkret weiter gehen soll. Wird es der wehrlosen Studentin gelingen, sich aus den Fängen ihres Entführers zu befreien?


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Ein weiteres Schicksal spielt sich an diesem Tag auf der nahe gelegenen Davidswache ab, wo ein besorgter Vater (Alfred Schieske) Polizeiwachtmeister Willy (Manfred Seipold) um Unterstützung bei der Suche nach seiner verschwundenen Tochter Agnes Mills (Alena Penz) bittet, da er deren Aufenthalt im Dunstkreis des Hamburger Rotlichtmilieus vermutet. Zwar kann Agnes von den beiden bereits nach kurzer Zeit unversehrt in einem renommierten Nachtclub aufgefunden werden, weigert sich aber der Ansage ihres Vater Folge zu leisten, wieder mit ihm in ihr Dorf zurückzukehren, von wo aus sie infolge der öden Tristesse entfloh. Geschockt über den moralischen Verfall seiner Tochter fehlen Egon Mills plötzlich die Worte, denn Agnes macht ihm unmissverständlich klar, dass die Beschäftigung in der Tanzbar ihrem freien Willen entspricht. Völlig am Boden zerstört weiß Egon nicht mehr ein und aus als ihn plötzlich der Clubbesitzer (Charles Regnier) einer moralischen Probe unterzieht. Bleibt letztlich die Frage, ob Egon angesichts der dargebotenen Reize seiner bisherigen Moralvorstellungen standhaft bleibt oder knickt er letztendlich doch noch ein?


Der von Alfred Weidenmann im Jahr 1970 inszenierte St. Pauli-Film entpuppt sich quasi als ein Episodenfilm, bei dem zunächst vier unabhängig voneinander scheinende Handlungsverläufe aufgezeigt werden, die allesamt binnen 48 Stunden auf Hamburgs sündiger Meile vonstattengehen. Im Verlauf des Films kommt es bei einzelnen Handlungssträngen zu Überlappungen, indem die jeweiligen Protagonisten kurzzeitig aufeinander treffen, wohingegen wieder andere ihre Eigenständigkeit bewahren. Obwohl dem Film auf der inszenatorischen Ebene etwas an Schwung fehlt und die Synchrondialoge auch gerne etwas bissiger hätten ausfallen können, kann UNTER DEN DÄCHERN VON ST. PAULI dennoch gut angeschaut werden. An was es dem Film beileibe nicht mangelt, sind die offenherzigen Schauwerte, mit denen man bei den vorausgegangenen St. Pauli-Filmproduktionen noch etwas sparsamer umgegangen war. Sehr beeindruckt war ich von der umwerfenden Darbietung der Crazy Horse-Tänzerin Lova Moor, die mit ihrem ausgefallenen Tanzstil auf der Bühne wie ein rotes Moped abging. Abgerundet wurde das Ganze mit einer hörenswerten Filmmusik, für die sich kein Geringerer als Peter Thomas verantwortlich zeigte. Angesichts der aktuell ausgerufenen St. Pauli-Wochen ist es dann auch kaum verwunderlich, dass der 'St. Pauli Affairs'-Sampler bereits seit einigen Tagen bei mir zuhause in Dauerschleife läuft.


Fazit: "Die blutigen Auseinandersetzungen rivalisierender Banden um die Herrschaft der sündigsten Meile der Welt versetzt alles in Angst und Schrecken. Die Brutalität ist erbarmungslos. Vor diesem faszinierenden Background entstand ein erregender Film von packender Dramatik. In den Straßen, Häusern und Clubs des berüchtigten Hafenviertels erfüllen sich während einer Nacht und eines Tages die gegensätzlichen Schicksale einer Handvoll Menschen, die sich nie vorher begegnet sind. Sie habe nur eines gemeinsam: diese 24 Stunden bedeuten für die den Wendepunkt ihres Lebens oder den Tod " [sic!] Quelle: Covertext der DVD! :shock:


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Nordschau Reportage über St Pauli 1969:



"Es geht in der Reportage u.a. um das Problem, dass die Prostituierten immer jünger werden, z.T. sogar noch minderjährig sind und was das Jugendamt und die Polizei dagegen unternehmen können. Es gibt Aufnahmen aus dem Star-Club mit der Band The Nice mit Keith Emerson (Emerson, Lake and Palmer!) an der Hammondorgel. Und es geht um heroinsüchtige Jugendliche. Das Ganze in schwarzweiss und sehr nah dran."

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Re: UNTER DEN DÄCHERN VON ST. PAULI - Alfred Weidenmann

Beitrag von ugo-piazza »

Richie Pistilli hat geschrieben:
So., 30.10.2022 13:13

Nordschau Reportage über St Pauli 1969:



"Es geht in der Reportage u.a. um das Problem, dass die Prostituierten immer jünger werden, z.T. sogar noch minderjährig sind und was das Jugendamt und die Polizei dagegen unternehmen können. Es gibt Aufnahmen aus dem Star-Club mit der Band The Nice mit Keith Emerson (Emerson, Lake and Palmer!) an der Hammondorgel. Und es geht um heroinsüchtige Jugendliche. Das Ganze in schwarzweiss und sehr nah dran."
Sehr interessant, die Reportage kannte ich gar nicht. Thanks!


Ach ja, der Film selbst lohnt auch einige Blicke.
Die Suche ist vorbei

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Re: UNTER DEN DÄCHERN VON ST. PAULI - Alfred Weidenmann

Beitrag von Richie Pistilli »

Zwar entpuppt sich UNTER DEN DÄCHERN VON ST. PAULI ein wenig unspektakulärer als beispielsweise die Olsen-Werke, aber wie Du bereits angemerkt hast, kann der Film dennoch gut angeschaut werden. Übrigens: Bei der Handlung mit der Schulklasse fühlte ich stellenweise in die PAUKER-Filmreihe versetzt. Fehlten irgendwie nur noch Bloch und der Knörzerich. 8-)

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Richie Pistilli
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Re: UNTER DEN DÄCHERN VON ST. PAULI - Alfred Weidenmann

Beitrag von Richie Pistilli »

ugo-piazza hat geschrieben:
Mi., 02.11.2022 16:10
Sehr interessant, die Reportage kannte ich gar nicht. Thanks!


Bin zufällig noch über ein paar weitere St. Pauli-Dokus/-Reportagen gestolpert:


Fassade und Wirklichkeit - Begegnung mit St. Pauli 1960
https://www.ardmediathek.de/video/nordd ... TZhYjI2MTU

Ein neuer Aufbauplan für Hamburg-St. Pauli (1960)
https://www.ardmediathek.de/video/beric ... zE4ZTgxNjg

NEONSTAUB - Die Straßen von St. Pauli [5-teilge Doku-Reihe]
viewtopic.php?p=17023#p17023
https://www.ardmediathek.de/sendung/neo ... ZC8xNDgz/1

Wild in den Straßen - St.Pauli Champs (NDR 1985)
https://www.youtube.com/watch?v=i_NElnJKafI
https://www.youtube.com/watch?v=yamZOLf0Quw

Reportage: Sankt Pauli Banden in den 60-90 Jahren (Spiegel TV)
https://www.youtube.com/watch?v=yPFMHMq6Ekw

Reeperbahn Spezialeinheit FD65 [5-teilige Doku-Reihe]
https://www.ardmediathek.de/sendung/ree ... ZS80ODM4/1



Ein Blick in andere Großstädte (1957 - 1965):
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Re: UNTER DEN DÄCHERN VON ST. PAULI - Alfred Weidenmann

Beitrag von Richie Pistilli »

Neue St. Pauli-Doku:


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Die Paten von St. Pauli - Die brutale Parallelwelt der Reeperbahn [ZDF] 2023
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinf ... i-100.html


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