MORD IN RIO - Horst Hächler

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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MORD IN RIO - Horst Hächler

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● MORD IN RIO (D|1963)
mit Erika Remberg, Hellmut Lange, Eva Wilma, Gustavo Rojo, Reinhard Kolldehoff, Pedro Paulo Hatheyer und Stanislaw Gravisluk
eine Theumer Produktion | im Nora Filmverleih
ein Film von Horst Hächler

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»Du solltest dir ein anderes Laster anlegen!«


Leila (Eva Wilma) betreibt mit ihrem Liebhaber Dumont (Gustavo Rojo) nicht nur eine Varieté-Bar, sondern auch Diamantenschmuggel in großem Stil. Mit unwissentlicher Hilfe einer Exportfirma für Kaffee werden die Steine in andere Länder verschifft, doch Barbara Leen (Erika Remberg), die Chefin des Betriebs, ahnt nichts davon, bis sie einen heißen Tipp bekommt, der sich eher nach einer Warnung anhört. Gemeinsam mit ihrem Freund, dem amerikanischen Journalisten Peter Jordan (Hellmut Lange), will sie die Machenschaften der im Hintergrund agierenden Gangster aufdecken, doch schon bald kommt es zum ersten Mord...

Retrospektive Gedanken an Horst Hächler rücken ihn vielleicht weniger in den Radius des bekannten Regisseurs, Drehbuchautors, Produzenten und Schauspielers - Felder, die er außer der Produktion nur unzureichend bediente - sondern man bringt ihn eher damit in Verbindung, dass es sich bei ihm um den ersten Ehemann der Schauspielerin Maria Schell gehandelt hat. Der 1926 in Hamburg geborene Hächler wurde für seine erste Regie-Arbeit nachweislich von seiner damaligen Frau gepuscht, sodass man ketzerisch sagen könnte, dass die maßgebliche Vertragsklausel Horst Hächler hieß. Seine beiden Filme "Liebe" und "Raubfischer in Hellas" mit dem Zugpferd Maria Schell in den Hauptrollen wurden große Flops und blieben buchstäblich durch eine unzulängliche Regie in Erinnerung. Anschließend - allerdings erst vier Jahre später - sollte die nächste Arbeit "Mord in Rio" heißen, ein Abenteuer-Krimi vor teils imposanter Kulisse an Original-Schauplätzen in Rio de Janeiro. Kameramann Kurt Hasse gibt dem vordergründigen und durchschaubaren Spektakel wenigstens eine beeindruckende schwarzweiße Seele, denn der Verlauf lebt von seiner originellen und unter günstigen Voraussetzungen sorgsam erfassten Bildgestaltung, sodass ein besonders überzeugendes Panorama entsteht, in welchem ein paar bekannte Interpreten versuchen, sich zu profilieren. Die Regie arbeitet unterm Strich und bei normaler Erwartungshaltung noch zufriedenstellend, da zahlreiche Versatzstücke aus ebenbürtigen Produktionen ausreichen, um für ein Flair der temporären Spannung zu sorgen. Die Geschichte an sich bleibt leider vorhersehbar und lebt von handelsüblichen Klischees, deren Unverblümtheit manchmal mehr als erstaunlich wirkt. Gewürzt mit etwas Pseudo-Erotik, lässt sich eine Ahnung von Sex & Crime etablieren, zumal eine obligatorische, verrucht anmutende Bar als idealer Umschlagplatz für Gaunereien und Aktivitäten jeglicher Art präsentiert wird.

"Mord in Rio" verfügt über keine Verdächtigen, also auch über keinen Whodunit, sodass man die Kriminellen vom ersten Augenblick auf einem Silbertablett serviert bekommt. Regisseur Hächlers mangelhaftes Gespür für Atmosphäre oder Timing wird leider immer wieder deutlich sichtbar, was die wenigen spannungsgeladenen Momente einfach verschluckt. Angeführt wird das Ganze von ein paar Interpreten, die sich im deutschen und europäischen Kino einen Namen machen konnten. In der weiblichen Hauptrolle ist die Österreicherin Erika Remberg als gutgläubige Komplizin wider Willen zu sehen, die zumindest ihre Anforderung zufriedenstellend lösen kann. Von der Dramaturgie nicht nur einmal im Stich gelassen, versucht sie das Beste aus ihrer leider undankbaren Rolle herauszuholen. Ihre brasilianische Kollegin Eva Wilma bekommt die Möglichkeit, ganz andere Register zu ziehen und bleibt in aufregender Erinnerung, da sie viele gute Szenen ihr Eigen nennen kann. Mit Hellmut Lange, der die Machenschaften anstelle der Polizei aufklären möchte, blickt man auf einen Schauspieler, der jede noch so unernste Anforderung ernst und überzeugend lösen konnte. Seine Kollegen Reinhard Kolldehoff und Gustavo Rojo runden den Flick sachdienlich ab, auch wenn es grundlegend an inszenatorischer Schärfe fehlt, wofür möglicherweise eine löchrige Dramaturgie oder mangelnde Schauspielführung verantwortlich sein könnte. Unspektakulär bis zum Ende geschleppt und in Basisbereichen lediglich stumpfsinnig abgespult, wirkt Horst Hächlers dritte Regie-Arbeit bestenfalls durchschnittlich, wenn auch partiell interessant für Genre-Fans oder Anhänger der bekannten Schauspieler. Der große Wurf ist schließlich nicht gelungen, da sich auch keine Mühe en detail ausfindig machen lässt, außerdem verfügt der Film weder über eine erkennbare Vision noch die Ambition, sich von ähnlichen Vertretern abheben zu wollen, was am Ende geradezu fatal ins Gewicht fällt.

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