DIE HÖLLE VON MANITOBA - Sheldon Reynolds

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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DIE HÖLLE VON MANITOBA - Sheldon Reynolds

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● DIE HÖLLE VON MANITOBA / UN LUGAR LLAMADO GLORY (D|E|1965)
mit Lex Barker, Pierre Brice, Marianne Koch, Gérard Tichy, Hans Nielsen, Wolfgang Lukschy, Ángel del Pozo,
Jorge Rigaud, Carlos Casaravilla, Alberto Dalbés, Santiago Ontañón, Víctor Israel, Antonio Molino Rojo, u.a.
eine Produktion der cCc Filmkunst | Midega Film | im Gloria Verleih
ein Film von Sheldon Reynolds

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»Wen ein Mann die Ruhe verliert, kann es ihm passieren, dass er einen Fehler macht!«


Anlässlich eines Stadtjubiläums werden zwei Revolverhelden engagiert, die das Publikum bei einem Duell in Atem halten sollen. Einer von ihnen ist der ehemalige Rancher Clint Brenner (Lex Barker). Sein Kontrahent namens Reese (Pierre Brice) fällt ebenfalls durch den blitzschnellen Umgang mit seinem Colt auf. Da beide unabhängig voneinander engagiert wurden, ahnen sie noch nicht, dass sie gegeneinander antreten sollen, denn Clint und Reese haben sich längst im Kampf gegen den rücksichtslosen Großfarmer Jack Villaine (Gérard Tichy) und dessen Bande zusammengeschlossen. Ein Showdown der besonderen Art liegt in der Luft...

Dieser Eurowestern des amerikanischen Gelegenheitsregisseurs Sheldon Reynolds fällt durch seine auffällig lineare und solide Art der Inszenierung auf und verfügt über zahlreiche Anleihen aus dem Genre des US-Western, sodass man sich schnell auf diese auf einen Showdown zulaufende Geschichte einlassen kann. Mit den "Winnetou"-Hauptdarstellern Lex Barker und Pierre Brice vereinte der Berliner Produzent Artur Brauner erneut eines der Lieblings-Hedlenpaare der bundesdeutschen Kinolandschaft vor der Kamera, wenn auch mit völlig anderen Charakteristika, die unterm Strich vergleichsweise erfrischend wirken. Diese bekannten Zugpferde garantieren in der Regel einen breiten Publikumszuspruch, der beim Massenstart von "Die Hölle von Manitoba" immerhin gut bis zufriedenstellend war. Mit der mittlerweile auch im Western-Genre bekannt gewordenen Hauptdarstellerin Marianne Koch kann der Film auf ein erfolgreiches Trio blicken, das für Spannung, Action, Dramatik und schnelle Colts sorgt, falls es denn stellenweise zu behäbig zugehen sollte, was unter Reynolds Regie hin und wieder vorkommt. Würde diese Geschichte nicht über einige wichtige Überraschungen im und zum Finale hin sowie über zahlreiche nicht zu erwartende Schocks verfügen, würde man ihm aufgrund der angebotenen Marschrichtung wohl simple Vorhersehbarkeit vorwerfen können, wenn auch nicht ausschließlich. Die Manege wird mit der Ankündigung eines bevorstehenden Stadtjubiläums und Unterhaltungsduells schnell frei gegeben, in der die Hauptakteure auf der Hand liegen. Obwohl man somit glaubt, die Zukunft zu kennen, versorgt der US-amerikanische Regisseur das interessierte Publikum zwischenzeitlich mit viel rauer Gegenwart und Szenen aus einer offenbar nicht so weit entfernten Vergangenheit, wie von einigen angenommen. Der deutsche Titel des Films deutet an, dass es sich bei der Stadt mit dem unscheinbaren und fast zuversichtlich klingenden Namen "Glory" um eine Hölle auf Erden handelt, in der die Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit nur so grassiert.

Der richtige Zeitpunkt, um dort einmal kräftig aufzuräumen. Ein misanthropischer und gnadenloser Großgrundbesitzer hält dieses florierende Fleckchen Erde mit seinen schießwütigen Vasallen in seinem unerbittlichen Würgegriff, macht Unschuldige zu Schuldigen, Heilige zu Huren und Optimisten zu Pessimisten. Die Bevölkerung ist verängstigt und müde, zumal sie in Teilen nicht schlecht profitiert. Sehr eingängig dargestellt von Gérard Tichy - der aus Deutschland stammende Interpret mit dem nahezu verschleiernden Namen, baut eine solide Drohkulisse auf, um den Verlauf und gewisse Personen immer wieder vor sich her zu treiben. Überhaupt sind alle Nase lang bekannte Darsteller zu finden, wie beispielsweise Wolfgang Lukschy, Ángel del Pozo, Víctor Israel oder Hans Nielsen, der hier in seinem letzten Film zu sehen ist. Der gebürtige Hamburger verstarb etwa drei Monate nach der Uraufführung dieses Films im Alter von nur 53 Jahren an Leukämie und hinterließ als bedeutendes Allround-Talent eine doch große Vakanz in der deutschen Kino-Landschaft. Im Großen und Ganzen verfügt dieser am Ende handelsübliche Western über eine teils sehr extravagante Bebilderung und Aufsehen erregende Kamerafahrten, insbesondere bei den Duell- und Schießszenen. Betrachtet man die angebotenen Charaktere, so lassen sich genügend Sympathieträger und Charmeure ausfindig machen, die das Publikum wegen der allgegenwärtigen Gefahren in Atem halten können. Dieser Grundtenor wird übrigens sehr intensiv über die Figur einer wie üblich anmutigen und sehr überzeugenden Marianne Koch und deren Filmvater Jorge Rigaud aufgebaut, da von einer permanenten tödlichen Gefahr berichtet wird, die das Potenzial besitzt, ihre Erfüllung bei jeder sich bietenden Gelegenheit oder im Hinterhalt zu finden. Alles in allem handelt es sich bei Sheldon Reynolds' "Die Hölle von Manitoba" um einen sehenswerten und kurzweiligen Vertreter der in diesem Zeitfenster üppig vorhandenen Konkurrenz, welcher damals sogar mit dem Prädikat "wertvoll" ausgezeichnet wurde.

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