DER NÄCHSTE HERR, DIESELBE DAME - Ákos von Ráthonyi

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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DER NÄCHSTE HERR, DIESELBE DAME - Ákos von Ráthonyi

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DER NÄCHSTE HERR, DIESELBE DAME


● DER NÄCHSTE HERR, DIESELBE DAME / DIE DAMEN BITTEN ZU BETT (D|1967)
mit Margit Weiler, Ellen Umlauf, Alexander Allerson, Sylvia Frank, Albrecht Rueprecht, Thomas Reiner und Ini Assmann
eine Georges C. Stilly Produktion der Top Film | im Austria Filmverleih
ein Film von Ákos von Ráthonyi

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»Bei so einer Puffmutter ist alles möglich!«


Hermine Fentitschek (Margit Weiler) - in ihren Kreisen besser bekannt als Madame Feh - wird nach vierjähriger Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen. Als sie in ihr Bordell zurückkehrt, merkt sie schnell, dass die Uhren dort mittlerweile etwas anders ticken, und sie ungebetene Gäste, die sich als Zuhälter aufspielen, erst einmal wieder loswerden muss. Da ihr jegliche Unternehmungen in ihrer Branche als Auflage untersagt wurden, verwirklicht sie eine gewinnträchtige Idee: Mithilfe ihrer Handlangerin Helga Kühne (Ini Assmann) und der Ärztin Dr. Boysen (Ellen Umlauf) soll ein als Kurheim getarntes Schloss am Stadtrand als Edelbordell weitergeführt werden. Doch schon bald schaltet sich Helgas Verlobter, Kriminalkommissar Menken (Albert Rueprecht), ein. Wird Madame Feh wieder ins Zuchthaus wandern..?

Das Grundgerüst dieses von Ákos von Ráthonyi hergestellten Films mit erotischem aber auch humorvollem Einschlag scheint bei genauer Betrachtung gar nicht einmal so neu zu sein, immerhin fand die Quintessenz dieser Geschichte schon zuvor Verwendung, wenn auch danach. Wie dem auch sei, der gebürtige Ungar inszeniert wie gewohnt sehr solide und unaufgeregt, sodass man sich schnell in die halbseidene Welt einfinden kann. Der Coup dieser von der Kritik förmlich als Leinwandgift gebrandmarkten Produktion stellt die völlig unorthodoxe Besetzung dar, die für die zahlreichen Momente des Verlaufs sorgen wird. Eine olle Puffmutter sitzt für Jahre im Knast, und es erscheint fraglich, ob das Ambiente sie erst zu den dargebotenen rauen Tönen veranlasst hat, oder ob dieser Sprachgebrauch im Kommandoton bereits vor ihrem Zwischenstopp hinter Schwedischen Gardinen Standard gewesen ist. Wie dem auch sei, es wird die Wiener Theaterregisseurin und Schauspielerin Margit Weiler sein, die diesen augenzwinkernden Beitrag beinahe im Alleingang schmeißt, wobei man jedoch auch die absolut unterkühlte Performance von Ellen Umlauf erwähnen muss. Gemeinsam mit der schönen Handlangerin Ini Assmann wird ein Edelbordell unter Vorspiegelung falscher Tatsachen aufgezogen, doch das kostspielige Treiben läuft Gefahr, schnell wieder beendet zu werden, da jede der drei Damen erpressbar ist. Die bereitwilligen Herren bieten sich in diesem Zusammenhang wie Schmeißfliegen an, sodass man schnell mit den ungleichen Puffmütterchen sympathisiert. Die Österreicherin Weiler performt wie erwähnt im Kommandoton, ihre Visionen lassen sich relativ schnell mit der Absolution und Solvenz einer Bank umsetzen, da dem Aufsichtsrat das ungewöhnliche Konzept gefällt, und das nicht nur in der Theorie. So tut Madame Feh alles, um ihren sogenannten Kurgästen die Zeit so angenehm zu vertreiben wie möglich.

Weilers gebieterisches Wesen und ihre hoheitsvollen Gebärden wissen beim Zeichnen einer eigentlich völlig ordinären Bordellbesitzerin zu gefallen, sodass vor allem diese Leistung in Erinnerung bleiben wird. Als Verstärkung fungiert Ellen Umlauf, die sich kaltschnäuzig und bissig empfiehlt, dabei keine Angst hat, den Herren der Schöpfung auf die längst abgelegten Schlipse zu treten, auch wenn sie noch so wild mit ihren Geldbündeln wedeln. Als drogensüchtige Ärztin bietet sie vielleicht nicht die ruhigsten Hände für eine vertrauensvolle Behandlung an, allerdings überzeugt sie restlos im schauspielerischen Bereich. Ini Assmann rundet das Trio ab, bekommt dabei Raum sich zu profilieren, vor allem wenn gewisse Herren zudringlich werden. Im Großen und Ganzen handelt es sich vielleicht eher um ein handelsübliches Lustspiel dieser Zeit, da sich die Regie vornehmlich in Andeutungen - im sogenannten spekulativen Sex - verliert. Ein bisschen Nacktheit hier, ein wenig Kundenbetreuung der speziellen Sorte da, kleinere Anflüge von bedrohlichen Situationen und Situationskomik lassen die Geschichte dynamisch und amüsant wirken wirken. In Verbindung mit auffällig gelungenen Dialogen und Wortspitzen wird es in "Der nächste Herr, dieselbe Dame" eigentlich nie langweilig oder öde, auch wenn man viele Inhalte bestimmt schon andernorts gesehen hat. Die Herren der Schöpfung spielen in dieser erotisch aufgeladenen Story lediglich eine untergeordnete Rolle, und man bekommt bekannte Akteure wie Alexander Allerson, Thomas Reiner oder Albrecht Rueprecht zu sehen. Am Ende präsentiert Ákos von Ráthonyi eine menge Potenzial aber nicht die große Erfüllung, agiert er hier und da einfach zu brav und ohne anzuecken, zumal die offensive Konkurrenz bereits deutlich schlüpfrigere Geschütze aufgefahren hatte. So bleibt ein Film, der aufgrund individueller Vorzüge punkten kann, wenngleich die große Ankündigung des Titels nur imaginär aufgehen will.

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