WIR - ZWEI
● WIR - ZWEI (D|1970)
mit Sabine Sinjen, Christoph Bantzer, Corny Collins, Ulrich Schamoni, Käthe Jaenicke, Herbert Weissbach sowie Rolf Eden und Blandine Ebinger
eine Produktion der Terra Filmkunst | im Constantin Filmverleih
ein Film von Ulrich Schamoni
»Du bist schöner geworden!«
Nach rund 10 Jahren trifft Andreas (Christoph Bantzer) seine alte Jugendliebe aus Tanzstundenzeiten wieder. Hella (Sabine Sinjen), die mittlerweile mit dem erfolgreichen Berliner Kaufmann Willy Meyer (Ulrich Schamoni) verheiratet ist und Mutter einer kleinen Tochter (Ulrike Schamoni) ist, lässt sich auf das kleine Abenteuer ein, um heraus zu finden, ob sich ein altes Gefühl wiederholen lässt. So lässt sich die in ihrer Ehe unterforderte Frau von dem gut aussehenden Naturwissenschaftler hofieren und gegen ihren Willen erneut beeindrucken, sodass sich eine neue Auflage der alten Liaison ergibt, der jedoch nicht alle Außenstehenden beglückt zusehen. Wo wird diese ungewisse Reise hinführen..?
Der mit dem Prädikat "wertvoll" und einer Drehbuchprämie von 200.000 D-Mark ausgezeichnete Film "Wir - zwei" stellte für den Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler Ulrich Schamoni vielleicht eine Art Etappensieg in seiner eigenen Filmografie dar, was sich zunächst auf die Auszeichnungen und allgemeine Beachtung bezieht. Die zeitgenössische Kritik - des deutschen Films aller Couleur offensichtlich vollkommen überdrüssig - kam überwiegend zu dem gleichen Schluss, dass Schamonis Werk eigentlich kein neues Angebot für den Zuschauer gewesen sei, was jedoch alleine schon wegen der Struktur und Inszenierung schnell von der Hand zu weisen ist. "Wir - zwei" kann scheitern, kann langweilen oder irritieren. Andererseits kann diese Geschichte innerhalb ihrer Realitätsverschleppung und mit einem auffällig minimalistischen Prinzip auch unbarmherzig triggern. Lassen sich starke, der Erinnerung nach einzigartige Gefühle wiederholen? Die Antwort auf diese rhetorische Frage wird sich der Zuschauer am Ende des Verlaufs selbst geben können, die von Fall zu Fall aber keineswegs identisch sein muss. Die Geschichte beginnt vollkommen simpel und droht in kürzester Zeit wie ein albernes Berliner Klischee zu wirken, was in dieser Ausarbeitung sogar nicht uninteressant wirkt. Andreas sieht Hella nach 10 Jahren wieder, steigt entschlossen in ein Taxi und fährt ihr schnurstracks nach, auf eine Beerdigung, beziehungsweise in ein Krematorium. Raum, Setting, Zeit und das Leben selbst hindern die beiden nicht daran, die Andeutungen ihrer Liebeserinnerungen wieder hervor zu kramen. Man verabredet sich. Unkonventionell und gleichzeitig so schrecklich bürgerlich. Hella ist verheiratet und lässt ihre Tochter vom Dienst- und Kindermädchen erziehen. Ihr Mann hat eine Rechenmaschine im Kopf, aber auch eine Villa und reagiert nicht auf subtile Hinweise. Andreas wittert leichte Beute, muss seine attraktive Bekanntschaft Marlies nur noch diskret aufs Abstellgleis manövrieren.
Man betrachtet den sich anbahnenden Pas de deux mit Aufmerksamkeit und nach kürzester Zeit sogar mit Vergnügen, obwohl eine einigermaßen intakte Familie auf den Prüfstand gestellt wird. Was bleibt, ist die Verwunderung, aber dem Anschein nach ist diese Achterbahn der Gefühle unberechenbar, wenngleich es Regisseur Ulrich Schamoni flächendeckend mit offensiver Transparenz versucht. Beim Stichwort Verwunderung muss man allerdings auch unweigerlich an Herrn Meyer denken, der den Inbegriff des Spießers darstellt, eingehüllt in weltmännische und völlig liberale Gebärden, außerdem mit progressiven Ansichten jonglierend, obwohl andere Eindrücke dominieren. Ein Kampf gegen jedes Image sozusagen. So versucht er sich als beispiellosen Entwurf zu verkaufen, was eine beinahe provinzielle Großstadt-Attitüde nur entlarvt. Dargestellt von Regisseur Ulrich Schamoni, entstehen bizarre bis authentische Momente, und es ist nicht zu leugnen, dass die Interpretation seiner eigenen Tatsachenberichterstattung sehr überzeugend ausgefallen ist. Überhaupt lebt "Wir - zwei" von überzeugenden darstellerischen Leistungen, die die kleinen großen Momente der Veranstaltung repräsentieren und erst fabrizieren. Das Lebenselixier des Szenarios stellt Sabine Sinjen dar, da sie sehr viel Modellcharakter mitbringt. Hella wird nicht als profanes Objekt der Begierde dargestellt, die beim Hin und Her zweier Männer als Tau endet, an dem empfindlich gezerrt wird, denn für dieses simple Spiel aus der Palette des Liebeskarussells brächte es mindestens die im Titel angekündigten Zwei, aber Ulrich Schamoni bietet letztlich nur das wir über ein Minus an. Hellas ehemaliger und gleichzeitig neuer Verehrer interessiert sich unverblümt für die schöne Frau in den allerbesten Jahren, immerhin sind seinerzeit einige unerfüllte Wünsche zurück geblieben. Gleichzeitig ist sie zu Hause als Frau abgeschrieben, immerhin übernimmt sie nun eine gesellschaftliche Rolle, in der es scheinbar keine Zwischentöne mehr gibt.
Herr Meyer genügt die sich nach außen spiegelnde, aber vermeintliche weil trügerische Idylle, da er eine persönlichen Ziele mit Familie und Wohlstand offenbar erreicht hat. Es wirkt nahezu befremdlich, dass er sich für seine Frau zu freuen scheint, als sie einen neuen Zeitvertreib gefunden hat, oder dass er mit Andreas' Begleitung nackt in die Sauna und den Pool geht. Für den Zuschauer sind diese Indikatoren völlig eindeutig, denn er hat keine amourösen Ziele mehr vor Augen, die es zu erreichen gilt. Andreas nutzt diese emotionale Vakanz im Hause Meyer aus, und das noch nicht einmal schamlos, da es von beiden Seiten quasi zu Einladungen kommt. Fortan zeigt der Verlauf glückliche, intime und prickelnde Momente, die allerdings nicht vital genug wirken, um die Bequemlichkeit aller Beteiligten zu überlagern. In diesem Zusammenhang zeigen sich durch die Bank exzellente bis überraschende Leistungen der Interpreten, vor allem Corny Collins kann sich neben dem erwähnten Trio am meisten profilieren. Die Berlinerin, die dem Empfinden nach mit steigendem Alter immer interessanter wurde, symbolisiert das Schicksal der Zurückgelassenen, die allerdings besser bedient sind, wenn sie den alten Ballast hinter sich lassen. Ungewöhnlich freizügig, aber nicht lasziv, erlebt man eine Corny Collins, die man so nicht alle Tage gesehen hat und zeigt, welches Potenzial in ihr steckt. Erwähnenswert sind des Weiteren die Auftritte von Käthe Jaenicke, Rolf Eden als himself oder Blandine Ebinger in einem ihrer letzten Spielfilme. Am Ende der Geschichte bleibt vielleicht zu wenig zurück, als dass es genug sein könnte, allerdings auch genug, als dass es zu wenig wäre. Hierbei handelt es sich keineswegs um eine globale Unentschlossenheit der Produktion, sondern um der wenigen authentischen und einfachen Geschichten, die bruchstückhaft an die Realität erinnern. Als Fazit bleibt, was jeder insgeheim wusste: Man kann ein Gefühl nicht wiederholen, auch nicht mit einem Produktionsbudget von 700.000 D-Mark. Sehenswert!
Der mit dem Prädikat "wertvoll" und einer Drehbuchprämie von 200.000 D-Mark ausgezeichnete Film "Wir - zwei" stellte für den Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler Ulrich Schamoni vielleicht eine Art Etappensieg in seiner eigenen Filmografie dar, was sich zunächst auf die Auszeichnungen und allgemeine Beachtung bezieht. Die zeitgenössische Kritik - des deutschen Films aller Couleur offensichtlich vollkommen überdrüssig - kam überwiegend zu dem gleichen Schluss, dass Schamonis Werk eigentlich kein neues Angebot für den Zuschauer gewesen sei, was jedoch alleine schon wegen der Struktur und Inszenierung schnell von der Hand zu weisen ist. "Wir - zwei" kann scheitern, kann langweilen oder irritieren. Andererseits kann diese Geschichte innerhalb ihrer Realitätsverschleppung und mit einem auffällig minimalistischen Prinzip auch unbarmherzig triggern. Lassen sich starke, der Erinnerung nach einzigartige Gefühle wiederholen? Die Antwort auf diese rhetorische Frage wird sich der Zuschauer am Ende des Verlaufs selbst geben können, die von Fall zu Fall aber keineswegs identisch sein muss. Die Geschichte beginnt vollkommen simpel und droht in kürzester Zeit wie ein albernes Berliner Klischee zu wirken, was in dieser Ausarbeitung sogar nicht uninteressant wirkt. Andreas sieht Hella nach 10 Jahren wieder, steigt entschlossen in ein Taxi und fährt ihr schnurstracks nach, auf eine Beerdigung, beziehungsweise in ein Krematorium. Raum, Setting, Zeit und das Leben selbst hindern die beiden nicht daran, die Andeutungen ihrer Liebeserinnerungen wieder hervor zu kramen. Man verabredet sich. Unkonventionell und gleichzeitig so schrecklich bürgerlich. Hella ist verheiratet und lässt ihre Tochter vom Dienst- und Kindermädchen erziehen. Ihr Mann hat eine Rechenmaschine im Kopf, aber auch eine Villa und reagiert nicht auf subtile Hinweise. Andreas wittert leichte Beute, muss seine attraktive Bekanntschaft Marlies nur noch diskret aufs Abstellgleis manövrieren.
Man betrachtet den sich anbahnenden Pas de deux mit Aufmerksamkeit und nach kürzester Zeit sogar mit Vergnügen, obwohl eine einigermaßen intakte Familie auf den Prüfstand gestellt wird. Was bleibt, ist die Verwunderung, aber dem Anschein nach ist diese Achterbahn der Gefühle unberechenbar, wenngleich es Regisseur Ulrich Schamoni flächendeckend mit offensiver Transparenz versucht. Beim Stichwort Verwunderung muss man allerdings auch unweigerlich an Herrn Meyer denken, der den Inbegriff des Spießers darstellt, eingehüllt in weltmännische und völlig liberale Gebärden, außerdem mit progressiven Ansichten jonglierend, obwohl andere Eindrücke dominieren. Ein Kampf gegen jedes Image sozusagen. So versucht er sich als beispiellosen Entwurf zu verkaufen, was eine beinahe provinzielle Großstadt-Attitüde nur entlarvt. Dargestellt von Regisseur Ulrich Schamoni, entstehen bizarre bis authentische Momente, und es ist nicht zu leugnen, dass die Interpretation seiner eigenen Tatsachenberichterstattung sehr überzeugend ausgefallen ist. Überhaupt lebt "Wir - zwei" von überzeugenden darstellerischen Leistungen, die die kleinen großen Momente der Veranstaltung repräsentieren und erst fabrizieren. Das Lebenselixier des Szenarios stellt Sabine Sinjen dar, da sie sehr viel Modellcharakter mitbringt. Hella wird nicht als profanes Objekt der Begierde dargestellt, die beim Hin und Her zweier Männer als Tau endet, an dem empfindlich gezerrt wird, denn für dieses simple Spiel aus der Palette des Liebeskarussells brächte es mindestens die im Titel angekündigten Zwei, aber Ulrich Schamoni bietet letztlich nur das wir über ein Minus an. Hellas ehemaliger und gleichzeitig neuer Verehrer interessiert sich unverblümt für die schöne Frau in den allerbesten Jahren, immerhin sind seinerzeit einige unerfüllte Wünsche zurück geblieben. Gleichzeitig ist sie zu Hause als Frau abgeschrieben, immerhin übernimmt sie nun eine gesellschaftliche Rolle, in der es scheinbar keine Zwischentöne mehr gibt.
Herr Meyer genügt die sich nach außen spiegelnde, aber vermeintliche weil trügerische Idylle, da er eine persönlichen Ziele mit Familie und Wohlstand offenbar erreicht hat. Es wirkt nahezu befremdlich, dass er sich für seine Frau zu freuen scheint, als sie einen neuen Zeitvertreib gefunden hat, oder dass er mit Andreas' Begleitung nackt in die Sauna und den Pool geht. Für den Zuschauer sind diese Indikatoren völlig eindeutig, denn er hat keine amourösen Ziele mehr vor Augen, die es zu erreichen gilt. Andreas nutzt diese emotionale Vakanz im Hause Meyer aus, und das noch nicht einmal schamlos, da es von beiden Seiten quasi zu Einladungen kommt. Fortan zeigt der Verlauf glückliche, intime und prickelnde Momente, die allerdings nicht vital genug wirken, um die Bequemlichkeit aller Beteiligten zu überlagern. In diesem Zusammenhang zeigen sich durch die Bank exzellente bis überraschende Leistungen der Interpreten, vor allem Corny Collins kann sich neben dem erwähnten Trio am meisten profilieren. Die Berlinerin, die dem Empfinden nach mit steigendem Alter immer interessanter wurde, symbolisiert das Schicksal der Zurückgelassenen, die allerdings besser bedient sind, wenn sie den alten Ballast hinter sich lassen. Ungewöhnlich freizügig, aber nicht lasziv, erlebt man eine Corny Collins, die man so nicht alle Tage gesehen hat und zeigt, welches Potenzial in ihr steckt. Erwähnenswert sind des Weiteren die Auftritte von Käthe Jaenicke, Rolf Eden als himself oder Blandine Ebinger in einem ihrer letzten Spielfilme. Am Ende der Geschichte bleibt vielleicht zu wenig zurück, als dass es genug sein könnte, allerdings auch genug, als dass es zu wenig wäre. Hierbei handelt es sich keineswegs um eine globale Unentschlossenheit der Produktion, sondern um der wenigen authentischen und einfachen Geschichten, die bruchstückhaft an die Realität erinnern. Als Fazit bleibt, was jeder insgeheim wusste: Man kann ein Gefühl nicht wiederholen, auch nicht mit einem Produktionsbudget von 700.000 D-Mark. Sehenswert!