DAS VERBOTENE PARADIES - Max Nosseck

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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DAS VERBOTENE PARADIES - Max Nosseck

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DAS VERBOTENE PARADIES


● DAS VERBOTENE PARADIES (D|1955)
mit Jan Hendriks, Wolfgang Lukschy, Günter Pfitzmann, Ingeborg Schöner, Lutz Moik, Walter Breuer und Siegfried Schürenberg
ein Alfa Film | im Atlantic Filmverleih
ein Film von Max Nosseck

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»Hier handelt es sich um unreife, leicht zu beeinflussende Mädchen!«


In einer Ferienkolonie kommt es zu Streitigkeiten zwischen Campern und einigen Gästen des benachbarten Nobelhotels. Während sich die Jugend ausgelassen im Badesee amüsiert, unterstellt man ihnen von Seiten der Hotelgäste ein unmoralisches Präsentieren der Körper und eine zu freie Art im Umgang. Als sich einige der neugierigen Herrschaften dieses Treiben von einem Boot aus anschauen möchten, wird dieses kurzerhand von den aufgebrachten Jugendlichen versenkt, und die Stadt hat einen waschechten Skandal, den die Klatschtanten der Umgebung zusätzlich anheizen. Die meisten Leute scheinen sich in ihrer Empörung also einig zu sein, bis Dr. Theo Krailing (Jan Hendriks) von einer Geschichte aus seiner Jugend berichtet, in der er von einen gewissen Professor Wetterstein (Wolfgang Lukschy) erzählt, und damit überraschend Partei für die Ferienkolonie ergreift...

Bei "Das verbotene Paradies" handelt es sich um einen der ersten nach 1945 entstandenen Nudistenfilme. Entstanden unter der Leitung des bekannten Regisseurs Max Nosseck, der hier allerdings nur unter dem Pseudonym Maximilian Meyer (im Vorspann als Max Meier) in Erscheinung tritt, lag der Film aufgrund heftigster Gegenwehr der einschlägig bekannten und konservativen Kritik beinahe drei Jahre lang auf Eis und es mussten wegen zahlreicher FSK-Einwände deutliche Kürzungen vorgenommen werden, bis es im Jahr 1958 zur Kino-Premiere kommen konnte. Die Produktion war lange Zeit in der Versenkung verschwunden, obwohl es zu einer Video-Veröffentlichung auf Toppic kam, konnte einen gewissen Status als Skandalfilm seiner Zeit behalten, was für heutige Begriffe allerdings nicht mehr nachvollziehbar ist, zumal die Nackedei-Szenen humorvoll von Georg Thomalla als Erzähler begleitet werden. Zwar sind hin und wieder einige Nuditäten von Laiendarstellern beim Schwimmen oder sportlichen Aktivitäten zu sehen, allerdings immer nur recht kurz und aus weiterer Entfernung, also dem nötigen Sicherheitsabstand. Diese Bilder wurden in einen dokumentarischen Beginn des Films gepackt und leider dauert das Ganze fast zehn Minuten, wodurch die Einleitung mit gähnender Langeweile vermittelt wird, bevor es zur eigentlichen Geschichte kommen kann, die ihr wahres und wenig originelles Gesicht ebenfalls schnell preisgibt. Das Ziel des Films war seinerzeit zu entrüsten, offenbar kritisch zum Denken anzuregen oder einfach nur die Sensationslust zu befriedigen, was sicherlich damals schon klar verfehlt wurde. Deswegen ist dieser einstige Skandalfilm heute eher als Komödie oder Lustspiel zu klassifizieren. Ja, das Vehikel ist schließlich alles andere als außergewöhnlich ausgefallen, und man verspürt eher den Charme eines spießigen und konservativen Beitrags, dem anzumerken ist, dass die Thematik künstlich aufgeplustert wird. Für eine seichte Unterhaltung reicht es zwar im Endeffekt, aber "Das verbotene Paradies" liefert doch eine eindeutige Definition von grundeigener Langeweile, wenngleich man damals wohl noch anders darüber gedacht hat.

Garniert ist das Ganze mit einer Reihe von namhaften Darstellern, die den Verlauf positiv prägen können und sich nicht die Mühe machten, unter Pseudonym zu spielen. Wolfgang Lukschy ist als Protagonist der Rückblende (die beinahe den kompletten Verlauf ausmacht) und in gewohnt überzeugender Manier zu sehen. Seine meist progressiven Ansichten stoßen in einer Zeit vor dem Ersten Weltkrieg auf massive Widerstände. Jan Hendriks überzeugt ebenfalls in einer der Hauptrollen, nur dass man ihn im aktuellen Zeitrahmen des Films auf alt trimmen musste, wirkt nicht sehr ausgeklügelt. Ingeborg Schöner ist wie immer sympathisch und nett anzusehen, Günter Pfitzmann sticht mit seiner agilen Interpretation deutlich hervor, genau wie Siegfried Schürenberg, der wie so oft mit weltmännischer Nonchalance jongliert. Die ordentlichen darstellerischen Aktivitäten verhelfen der Produktion etwas Interesse hervorzurufen, welches sonst wohl große Schwierigkeiten gehabt hätte, überhaupt aufzukommen. Die Abhandlung reißt Themen wie etwa Vorurteile, konservative Ansichten, Freikörperkultur, Schein- und Doppelmoral an, doch es will nicht so recht gelingen, dass diese Basis-Themen auch die anvisierte Durchschlagskraft entwickeln. So wirkt die Geschichte, die im Grunde genommen nicht gerade uninteressant ist, dennoch sehr bieder und es entsteht leider keine Dynamik. Die Regie inszeniert schlussendlich einfallslos, die Kamera empfiehlt sich äußerst konservativ, auch die Musik von Martin Böttcher kann nicht in gewohntem Ausmaß überzeugen, da sie die Bilder oftmals wenig charakteristisch untermalt und überhaupt zu repetitiv daherkommt. Ein paar Nackedeis und seichte, beziehungsweise eher vorsichtige Erotik-Einlagen, wie eine gewollt und kaum gekonnte Strip-Nummer in einem anstößigen Herren-Club, rechtfertigen den über die Jahrzehnte kolportierten Status des Films nicht mehr, sodass es zu Enttäuschungen kommen dürfte. Insgesamt gesehen kann man sich "Das verbotene Paradies" schon einmal angesehen haben, falls man sich für die Darsteller oder Filme dieser Art und Zeit interessiert. Große Offenbarungen werden hier allerdings weitreichend ausbleiben.

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