NACHTS IM GRÜNEN KAKADU - Georg Jacoby

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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NACHTS IM GRÜNEN KAKADU - Georg Jacoby

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Marika Rökk

NACHTS IM GRÜNEN KAKADU


● NACHTS IM GRÜNEN KAKADU (D|1957)
mit Dieter Borsche, Renate Ewert, Hans Nielsen, Gunnar Möller, Loni Heuser, Fred Raul, Ludwig Linkmann, u.a.
ein Real Film | im Europa Filmverleih
ein Film von Georg Jacoby

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»Aber meine Herrschaften, wir sind doch nicht in einem Nachtlokal!«


Die Tanzlehrerin Irene Wagner (Marika Rökk) steht mit ihrem traditionsbewussten Institut vor dem Aus, da sie den günstigen Zeitpunkt verpasst hat, auf moderne Tänze umzustellen. Die Inhaberin bekommt plötzlich das Angebot, eines der vier Nachtlokale ihres Onkels Eduard (Hans Nielsen) für einen Monat zu übernehmen. Anschließend soll das angesagte Etablissement "Der grüne Kakadu" in ihren Besitz übergehen. Da ihr das Wasser bis zum Hals steht, nimmt sie das ungewöhnliche Angebot an, und beginnt ein Doppelleben zu führen, das sie tagsüber als seriöse Leiterin ihres Tanzinstituts zeigt, während sie am Abend in der schwierigen Rolle der aufreizenden Tänzerin überzeugen muss...

Wer den gefeierten Ufa-Star Marika Rökk nach ihrer langen Pause ab dem Jahr 1953 endgültig abgeschrieben hatte, wurde mit diesem im Jahr 1957 von ihrem Ehemann Georg Jacoby inszenierten Film eines Besseren belehrt, denn "Nachts im grünen Kakadu" entwickelte sich zu einem der großen Kino-Hits der Saison. Diese in weiten Teilen originell gestaltete Geschichte wurde erwartungsgemäß komplett um ihre prominente Hauptdarstellerin herumkonstruiert, die ihre komplette Tatkraft und darüber hinaus interessante Wandlungsfähigkeit zur Schau stellt. Das bunte Treiben verfügt alleine aus dramaturgischen Gründen über viel Tanz, Schlager, Heiterkeit und Gesang, traf den Geschmack der damaligen offenbar Zeit sehr genau, da die Mischung aus bewährten Zutaten und neuen Angeboten auch heute noch wie ein Erfolgsrezept wirkt, vorausgesetzt man interessiert sich in breiter oder eben in ganz spezieller Aufstellung und ausgewählten Bereichen für den deutschen Film. Erste Szenen mit Marika Rökk deuten eine Biederkeit an, die dem Film dieser Zeit durchaus vertraut war, allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass es hier dramaturgische Gründe hat, dass dieser Eindruck (retrospektiv) aufkommt. Die bereits angesprochene Wandlungsfähigkeit der Hauptdarstellerin entwickelt sich hier zur großen Rückversicherung für das Gelingen dieser Verwechslungskomödie, die leichtfüßig auf mehreren Ebenen anspricht. Überhaupt verfügt "Nachts im grünen Kakadu" über einige sehr patente und sympathische Interpreten, die die richtigen Stellschrauben betätigen können, um den von Marika Rökk in Schwung gebrachten Laden nach Kräften zu unterstützen. Perfide Klauseln zwingen die bislang über einen einwandfreien Leumund verfügende Besitzerin einer Tanzschule zu Maßnahmen, die sie sich nicht hätte im Traum ausdenken können.

Dank Rökks einmaligem Tanztalent kommt es zu unterhaltsamen und beinahe gewagten Einlagen, die das Lokal zum Geheimtipp werden lassen. Für den nötigen Schwung sorgen hierbei die Turbulenzen ihres Doppellebens, und die in diesem Zusammenhang gezeigten Spagate der gebürtigen Ungarin lassen ein gutes Tempo aufkommen, das durch die Gefahr, irgendwann aufzufliegen, nur weiter begünstigt wird. Bekannte Gesichter des deutschen Films wirken selbst in den weiteren Hauptrollen nur wie Nebenrollen, was die Kompetenzen von Dieter Borsche, Hans Nielsen oder Renate Ewert allerdings nicht untergraben kann. Filme wie diese bedienen immer ein gewisses Maß an Vorhersehbarkeit, da man sich ein halbherziges Happy-End dem Gesetz der Serie entsprechend eigentlich nicht erlauben kann, sodass es im besonderen Maß darauf ankommt, in anderen Bereichen zu einer guten Balance und breitfächrigen Angeboten zu kommen. Regisseur Georg Jacoby sorgt geschickt dafür, dem Publikum die Entscheidung über das Gelingen erst gar nicht als Bürde anzubieten, indem er sie ihm kurzerhand abnimmt. Aufgrund Marika Rökks beinahe mitreißender Dominanz, die wohlgemerkt auch in eine erdrückende Strapaze umschlagen könnte, wird der Verlauf zu einem klassischen Selbstläufer in einem Unterhaltungssektor, der seinerzeit stark von Schablonen und Routine geprägt war. "Nachts im grünen Kakadu" verfügt schlussendlich weniger über progressives Selbstbewusstsein, als über das gute Gespür, eine Geschichte und Entourage zur Verfügung zu haben mit der so gut wie nichts schief gehen kann. Ausgestattet mit viel Musik, Tanz und Turbulenzen, kann der Verlauf seine ungefährlichen Unterhaltungsambitionen vollkommen und gewinnbringend ausspielen, bis die Wahrscheinlichkeit immer größer wird, diese passive Berieselungsstrategie gerne anzunehmen.

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