JE SUIS KARL - Christian Schwochow

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Richie Pistilli
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JE SUIS KARL - Christian Schwochow

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Je Suis Karl (D)


D / CZE 2020

R: Christian Schwochow
D: Luna Wedler, Jannis Niewöhner, Milan Peschel, Anna Fialová, Edin Hasanovic, Fleur Geffrier, Veronika Bellová, Marlon Boess u.a.



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Deutsche Erstaufführung: 19.06.2021 (Berlinale)

Score: Tom Hodge & Floex

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OFDb



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Irgendwo in Berlin. Nicht irgendwann – heute. Ein Paket im Flur. ALEX, ein Ehemann und Vater dreier Kinder. Vergisst den Wein im Auto. Wird von einer Bombe aus der Routine gerissen und findet seinen Halt nicht wieder. MAXI, eine selbstbewusste junge Frau, will sich loslösen von den Eltern und auf eigenen Beinen stehen. Hat sich ihr Abnabeln ganz anders vorgestellt, wird wütend und stellt Fragen. Und hat zum ersten Mal in ihrem Leben Angst. KARL fängt Maxi auf und bietet Antworten. Resolut, blitzgescheit und verführerisch verfolgt er seinen eigenen Plan. Als Teil einer Bewegung. Heute in Berlin. Morgen in Prag. Bald in Straßburg – in ganz Europa. Quelle: Pressetext


Nach der Vollendung des ersten Teils der NSU-Trilogie MITTEN IN DEUTSCHLAND: NSU ('Die Täter - Heute ist nicht aller Tage Abend') widmeten sich Regisseur Christian Schwochow und Drehbuchautor Thomas Wendrich dem Drehbuch zu JE SUIS KARL, in dem die beiden die Gefahr der Attraktivität 'neurechter Jugendorganisationen' herauszuarbeiten versuchten. Orientiert an der 'identitären Bewegung' begannen Schwochow und Wendrich eine rein fiktionale Geschichte zu schreiben, die aber mit Fortschreiten des Handlungsverlaufs mehrfach von realen Ereignissen eingeholt wurde. So beispielsweise auch die vom Hauptprotagonisten Karl initiierte False-Flag-Aktion, die in ihren Grundzügen der von Franco A. ähnelt: Als Anführer der neurechten Vereinigung 'Re/Generation Europe' begeht Karl in Berlin ein grausames Bombenattentat, dem insgesamt 16 unschuldige Menschen zum Opfer fallen, mit dem Ziel, den Terroranschlag ahnungslosen Migranten in die Schuhe zu schieben. Infolge der erhofften Empörung soll ein von rechter Seite organisierter Volksaufstand ausgelöst werden, der zugleich den langersehnten Tag 'X' für den Sturz der Demokratie und die anschließende Machtergreifung durch die faschistischen Kräfte darstellen soll. Da aber die erhoffte Reaktion der Berliner Bürger ausbleibt, schmiedet die neurechte Organisation den Plan für einen erneuten Terroranschlag, der dieses Mal unter dem engen Zusammenwirken der jungen Euro-Faschisten in Frankreich über die Bühne gehen soll.


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Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Berlinerin Maxi Baier, die ihre Mutter und ihren beiden Geschwister infolge des rechten Bombenterrors verlor. Traumatisiert von den schrecklichen Ereignissen trifft sie eines Tages auf Karl, der sie mit seiner charismatischen Ausstrahlung verblendet und zugleich mit seinem unausweichlichen Charme umringt. Nach und nach verliebt sich Maxi in den zielsicheren Karl, der fortan ihr Gefühlschaos ausnutzt, um Ängste gegen 'Volksfremde' zu wecken und zu schüren. Zudem instrumentalisiert er Maxi im Rahmen einer in Sommerakademie der 'Europäischen Neuen Rechte' in Prag, so dass diese wiederum der französischen Rechten in ihrem Wahlkampf einen Bärendienst erweist - denn Maxis Vernunft erliegt letztendlich im Rahmen des sowieso schon vorherrschenden Gefühlschaos der Faszination der neurechten Attraktivität. Und Karl? Der erprobt froh und munter mit seinen europäischen Mitstreitern die autoritäre Revolte...


Das Finale entpuppt sich obendrein als ein heftiger Schlag in die Magengrube, denn Schwochow und Wendrich lassen ihren Film in einem fiktiven 'Worst Case-Szenario' enden, gegen das der 'Sturm des Kapitols' noch rein gar nichts war. JE SUIS KARL ist ein sehenswerter Film, der sowohl die Tücken und Fallstricken neurechter Jugendbewegungen herausstellt als auch durchweg eine spannende Atmosphäre bietet. Hinzu kommen ein überzeugendes Zusammenspiel der beiden Hauptprotagonisten und eine Filmmusik von Tom Hodge & Floex sowie Songs von Max Rieger, Anna Fialová, Yung H4T3 und The Command, welche die Faszination der neurechten Klangästhetik in ihrer erschreckenden Art und Weise eindrucksvoll widerspiegeln.


Fazit: JE SUIS KARL hinterlässt den kompletten Filmverlauf über ein ungutes Gefühl, denn das Gezeigte ist alles andere als weit von der Realität entfernt.


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