HOCHZEIT AUF IMMENHOF - Volker von Collande

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Sid Vicious
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HOCHZEIT AUF IMMENHOF - Volker von Collande

Beitrag von Sid Vicious »

Herstellungsland: Bundesrepublik Deutschland
Erscheinungsjahr: 1956
Regie: Volker von Collande
Darsteller: Angelika Meissner, Heidi Brühl, Paul Klinger, Hans Nielsen, Margarete Haagen, Paul Henckels, Matthias Fuchs, Raidar Müller-Elmau, Karin Andersen, Josef Sieber, Peter Tost
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Zwei Jahre sind mittlerweile ins holsteinische Land gegangen. Zwei Jahre liegt die Rettung des Immenhofs zurück. Doch schon wieder kreist der Kuckkuck, um fette Beute einzustreichen und Oma Jantzen und ihre Nachkommen ihres zuhause zu berauben. Geld hat keiner und allein guter Rat ist eh schon teuer genug. Da kommt Ethelberts Idee seinen reichen Onkel Pankraz Hallgarten, um Hilfe zu bitten doch gerade recht. Besonders gemütlich soll es der Pankraz nach seiner Ankunft auf dem Immenhof haben, aber das geplante Wellness- und Verpflegungsprogramm geht mehr in die Hose als zu Herzen des reichen Onkels.

Im Vergleich zu seinem Vorgänger haut HOCHZEIT AUF IMMENHOF deutlich mehr auf die teutonisch-touristische Werbetrommel und fordert den bundesrepublikanischen Bürger in rattenfängerischer Manier zum Ponyurlaub in der holsteinischen Schweiz auf. Manche konnten sich im Zuge des Wirtschaftswunders ja mittlerweile einen Trip nach Italien oder Spanien locker leisten, also warum die Taler nicht für einen Urlaub in der schönen Bundesrepublik anlegen? Hier ist doch alles ganz toll bunt und die (Pony)Hotels sind eh wunderschön. Wer zu den Skeptikern gehörte und dem Braten partout nicht trauen wollte, der konnte sich ein zweites Mal im Lichtspielhaus (s)ein Bild vom schönen runderneuerten, angeblich nazi- wie zumindest hier besatzerfreien Urlaubsland Bundesrepublik Deutschland machen.

Während der Mission, dem Sammeln von Impressionen und Anregungen, regiert das Zueinanderfinden von Mann zu Frau wie Junge zu Mädchen. Der Herzschmerz wird allerdings nicht in allzu schmalziger Manier ausgereizt, sodass man recht gut über die Runden kommt – ergo ohne Strapazen und Torturen ausgesetzt zu werden.

Mit Ralf bringt Ethelbert seinen besten Freund aus München mit. Einen Grafiker wie Klarinettisten, der für das ältere Publikum höchstwahrscheinlich postwendend zum neuen Liebling avancierte, denn einen solchen begabten wie überaus freundlichen Zeitgenossen, den wünscht sich jedes Mütterchen zum Schwiegersohn. Dick ist freilich ebenfalls gehörig von Ralf angetan und stößt damit ihren Verehrer Ethelbert ganz derbe vor den Schädel, sodass ihm die Haare nicht nur buchstäblich zu Berge stehen. Jochen von Roth, der wahre Held wie Samariter des ersten Immenhof-Films, entwickelt sich im Sequel weiter zu einer Erich Kästner-Figur, die von jung wie alt (gefährliches Wort im Kontext Immenhof) über die Maßen geliebt wird. Freilich schiebt Jochen auch den von Resignation angetriebenen Rentenambitionen von Oma Jantzen schnell einen Riegel vor, denn in der holsteinischen Schweiz werden junge wie lebenserfahrene (das hört sich im Kontext Immenhof schon deutlich besser an) Menschen auch weiterhin dringend gebraucht.

Auf dem Immenhof wie in dessen Dunstkreis verstehen sich freilich weiterhin alle bestens und die gewohnten Geldsorgen kommen nahezu von selbst in die Reihe, auf dass Jochen gemeinsam mit einem deutschen Monroe-Verschnitt (selbstverständlich die Tochter des neuen Immenhof-Retters) vor den Traualtar treten kann. Das diese Ehelichung nicht die letzte Hochzeit bleiben wird, ist mir schon klar und die Mädels vom Immenhof sind freilich dito guter Dinge.

Auch wenn mir der Vorgänger mehr zusagte, besitzt HOCHZEIT AUF DEM IMMENHOF sehr wohl einen unverkennbaren und stets willkommen Charme. Und die Zeit der Sichtung (das klingt jetzt wirklich prosaisch) verstrich für mich (ähnlich der Vorgängersichtung) im Flug. Vielleicht weil ich die Charaktere schlicht und ergreifend ins Herz geschlossen habe? Vielleicht aber auch, weil ich mich hin und wieder einfach mal gern berieselt lasse, ohne dabei sonderlich gefordert zu werden,...

...aber ist das noch Punk-Rock? Ich glaube schon!!!
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Prisma
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Re: HOCHZEIT AUF DEM IMMENHOF - Volker von Collande

Beitrag von Prisma »



Ich mag diese Fortsetzung sehr gerne, denn sie verfügt über eine gute Balance in ihren Basisbereichen. Da das Schicksal unbarmherzig zugeschlagen hat, ist man hier irgendwie noch mehr an Reibungslosigkeit interessiert, was Regisseur von Collande dem Publikum aber erst recht spät anbietet. Wie erwähnt ist Hans Nielsen hier für mich das große Highlight dieser Veranstaltung: »Ponys, überall Ponys. Ja, ganze Portemonnaie voll Ponys« :mrgreen:

Der Titel des Films lautet übrigens "Hochzeit auf Immenhof".

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Dschallogucker
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Re: HOCHZEIT AUF DEM IMMENHOF - Volker von Collande

Beitrag von Dschallogucker »

Prisma hat geschrieben:
Mi., 23.02.2022 22:02

Der Titel des Films lautet übrigens "Hochzeit auf Immenhof".
Dann ist Immenhof eindeutig eine Insel

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Sid Vicious
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Re: HOCHZEIT AUF DEM IMMENHOF - Volker von Collande

Beitrag von Sid Vicious »

Dschallogucker hat geschrieben:
Mi., 23.02.2022 22:18
Prisma hat geschrieben:
Mi., 23.02.2022 22:02

Der Titel des Films lautet übrigens "Hochzeit auf Immenhof".
Dann ist Immenhof eindeutig eine Insel
Im Prinzip ist es ja auch eine Insel. Eine abgeschlossener Mikrokosmos, der nichts Schädliches aufnimmt und somit immer sauber bleibt.
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Prisma
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Re: HOCHZEIT AUF IMMENHOF - Volker von Collande

Beitrag von Prisma »



Der zweite Teil der beliebten "Immenhof"-Trilogie aus den 50ern rüttelt deutlich an der aufgezeichneten Idylle, denn auf dem Gut krächzt der Pleitegeier, sodass plötzlich alles vor dem Aus steht. Auch die amourösen Findungen werden ordentlich durchgerüttelt und das Schicksal hat böswillig zugeschlagen, sodass man sich als Zuschauer zunächst einmal neu orientieren muss. Dass neue Besen gut kehren, beweist Regisseur Volker von Collande, der nahtlos an die Qualität des ersten Teils anknüpft, aber auch neue Akzente zu setzen weiß. Die Haupt-Besetzung ist die Gleiche und sorgt für Verlässlichkeit, doch es kommt zu erfreulichen Erweiterungen in persona von Hans Nielsen, der hier blendend aufspielt, oder Karin Andersen, die noch eine prominente Rolle einnehmen wird. Auch dieser Teil ist seit Kindertagen bekannt, überaus gerne gesehen, nahm im Triple aber dann letztlich nur den dritten Platz ein, was vielleicht am Ausscheiden von Christiane König und dem Auftauchen von Raidar Müller gelegen hat, welcher das Szenario ordentlich auf den Kopf stellt. Nichtsdestotrotz sieht man tolle Bilder und eine starke Geschichte, die den Fan der Reihe so oder so erfreuen kann.

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