WENN DU BEI MIR BIST - Franz Josef Gottlieb

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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WENN DU BEI MIR BIST - Franz Josef Gottlieb

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Roy Black

WENN DU BEI MIR BIST


● WENN DU BEI MIR BIST (D|1970)
mit Zienia Merton, Doris Kirchner, Angelica Ott, Diana Körner, Peter Carsten, Corinna Genest, Rainer Basedow,
Hansi Linder, Ilse Peternell, Elfie Pertramer, Margot Mahler, Alexander Grill sowie Eddi Arent und Lex Barker
eine Produktion der Lisa-Divina-Film | im Gloria Verleih
ein Film von Franz Josef Gottlieb

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»Reisende soll man nicht aufhalten!«


Flugkapitän Schneider (Lex Barker) bekommt die Order, eine in Thailand reparierte Maschine nach Deutschland zu überführen. Mit ihm reist seine alt eingesessene Crew, auf die er sich bislang immer verlassen konnte. Doch es kommt zu einigen Turbulenzen. Chris Bergen (Roy Black) verliebt sich in die schöne Tamani (Zienia Merton), die Tochter eines thailändischen Fürsten, die trotz ihrer Zuneigung zu Chris eine arrangierte Ehe mit einem einheimischen Prinzen eingehen soll, und auch Angelika (Angelica Ott), eine von Schneiders zuverlässigsten Flugbegleiterinnen, will zu einer anderen Linie wechseln, da sie sich in ihren Chef verliebt hat. Außerdem befindet sich ein Gaunertrio an Bord, welches Tobby (Eddi Arent), einen der Stewards dazu missbrauchte, gestohlene Juwelen durch den Zoll zu schmuggeln. Die Gefahr gleich mehrerer Bruchlandungen steigt...

Ab dem Jahr 1968 konnte Roy Black auch fernab der Musik eine Reihe von Publikumserfolgen feiern, wenngleich man diese beiden Sparten bei ihm nicht komplett voneinander trennen kann, immerhin kommt der erwartungsvolle Zuschauer in den Genuss seines Gesangstalents. Auch hier gibt der Schauspieler vier Songs zum Besten, bei denen es vermutlich nur zwei Möglichkeiten gibt: Entweder man liebt oder hasst sie. Für Regisseur Franz Josef Gottlieb sollte es die erste und einzige Kollaboration mit Black bleiben, schließlich konnte der Film nicht den erwünschten Erfolg einfahren, was der Legende nach an der zu unbekannten Hauptdarstellerin Zienia Merton und strukturellen Abweichungen gelegen haben soll. Die Geschichte gibt ihren rührseligen Charakter ohne Umschweife preis und kommt schnell zur Sache, vor allem, weil das komplette Szenario auf Roy Black zugeschnitten ist und dadurch andere wichtige Figuren indirekt abqualifiziert. Dem Zielpublikum dürfte diese Tatsache recht egal sein, immerhin liefert(e) der singende und schauspielernde Schmusebarde einen nicht zu unterschätzenden Zugpferd-Charakter. Da Liebe auf den ersten Blick die Zeit erheblich verkürzt, funkt es bereits nach geringer Spielzeit am Flughafen zwischen den beiden Hauptpersonen. Die flüchtige Bekanntschaft wird schließlich an Bord vertieft, sodass sich die spannende Frage fortan darum dreht, wann sich die beiden kriegen. Doch so einfach gestaltet sich diese zunächst angenehm wirkende Liaison nicht, und es steht plötzlich ungewöhnlich deutlich im Raum, ob sie sich überhaupt finden werden. Szenen aus dem an überaus traditionell und konservativ geprägten Palast trüben das Bild der Unbeschwertheit nachhaltig. Erwähnenswert ist, dass man dort Gottliebs damalige Ehefrau Doris Kirchner als Tamanis Tante aufspüren kann, die bereits am Ende ihrer Schauspielkarriere angekommen war. Ihre Besonnenheit und Milde verleiht dem Szenario vor imposanten Originalschauplätzen eine erstaunliche Würde innerhalb des offensichtlichen Korsetts, und es ist schön, die Östererreicherin in dieser Spät-Rolle begleiten zu können.

Innerhalb der Nebenrollen ist des Weiteren ihre Landsfrau Ilse Peternell zu finden, was die Vermutung aufkommen lässt, dass deren Ehemann Rolf Olsen nicht weit entfernt sein kann, und tatsächlich lässt er sich neben Kurt Nachmann als Drehbuchautor feststellen. Auch Karl Spiehs' Frau ist hier mit von der Partie und die Produzentengattin gibt sich gewohnt souverän aber gleichzeitig auch unterkühlt, was hier thematisch gesehen jedoch sehr gut passen will. "Wenn du bei mir bist" ist insgesamt gesehen nicht nur zeitgenössisch, sondern auch recht gut, beziehungsweise prominent besetzt. Lex Barker spielt hier in seinen bereits letzten deutschen Film und er stattet seine Rolle mit Autorität, Diana Körner die ihre mit Sympathie aus. Eddi Arent tut das, was er dem Eindruck nach seit einer halben Ewigkeit zu absolvieren hatte, denn er bedient den Klamauk, der seinerzeit offensichtlich salonfähig war und verlangt wurde. Die weiteren Parts sind mit Corinna Genest, Rainer Basedow, Peter Carsten oder Hansi Linder sehr ansprechend besetzt. Gottlieb setzt auf Kapriolen und die ungestillten Gefühle seiner Hauptpersonen, sodass es phasenweise doch sehr sentimental zugeht, insbesondere wenn das Szenario von dem passenden Evergreen unterstrichen wird. Ansonsten ist offensichtlich recht aufwändig inszeniert worden und die Geschichte kann ihren Lauf vor Hochglanzbildern und Traumkulissen nehmen, was die angedeuteten Probleme allerdings zu keiner Zeit wegdividiert, schließlich für eine ordentliche Grundbrisanz sorgen kann. Eine lustige Randnotiz stellt ein Streit während der Dreharbeiten zwischen Produktion und der Lufthansa dar, die ihre Dreherlaubnis in einer Flugzeugattrappe für Lehrzwecke zurückzog, da ihr die Figur des Tobby zu trottelig gewesen sein soll. "Wenn du bei mir bist" fährt alle Geschütze des gefühlsbetonten Schmonzettenfilms auf und kann zunächst wegen seiner soliden Bearbeitung überzeugen, wenngleich auch Abstriche gemacht werden, sobald man über persönliche Präferenzen nachdenkt. Eine fatale Bruchlandung sieht zugegebenermaßen anders aus und insbesondere Fans von Roy Black dürften zufrieden, seine Kritiker eher kaltgestellt sein.

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