WETTERLEUCHTEN UM MARIA - Luis Trenker

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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WETTERLEUCHTEN UM MARIA - Luis Trenker

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WETTERLEUCHTEN UM MARIA


● WETTERLEUCHTEN UM MARIA (D|1957)
mit Marianne Hold, Bert Fortell, Mathias Wiemann, Wolf Albach-Retty, Viktor Staal, Harald Maresch, Kai Fischer, u.a.
eine Produktion der Neubach Film | im Constantin Filmverleih
ein Film von Luis Trenker

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»Und wenn mich der Hirsch angreift?«


Die Liebe des jungen Jägers Thomas Sebald (Bert Fortell) zu der hübschen Maria (Marianne Hold) wird auf eine harte Probe gestellt, denn Thomas erschießt ihren Vater in Notwehr, da er der Anführer einer Wildererbande war. Für Maria bricht eine Welt zusammen, da sie die beiden wichtigsten Männer ihres Lebens auf einen Schlag verliert. Dabei spielt es für sie keine Rolle, dass sich Thomas nur verteidigen wollte. Von den Bewohnern des Dorfes wird er als Mörder vorverurteilt, das Gericht erklärt ihn zum Totschläger, sodass er einer Gefängnisstrafe entgegen sieht. Als Maria herausfindet, dass sich die komplette Angelegenheit vielleicht doch anders zugetragen haben könnte, sucht sie nach Zeugen, was eine noch schlimmere Situation nach sich zieht...

Luis Trenker trat in seiner Karriere nicht nur als Schauspieler und Regisseur in Erscheinung, sondern auch als leidenschaftlicher Bergsteiger. Seine alpinen Fähigkeiten brachten ihm bereits in den 20er Jahren Engagements beim Film ein, der sich insbesondere mit der Bergwelt beschäftigte. Insbesondere in seinen eigenen Regie-Arbeiten ist daher deutlich zu erkennen, dass er nicht nur vom Fach, sondern der Bergwelt wie einer großen Liebe verbunden war, was sich vor allem in den Panoramas und den herrlichen Momentaufnahmen zeigt. Dass in diesem Setting vielleicht andere Gesetze herrschen, dürfte dem Publikum bereits im Vorfeld bekannt gewesen sein, doch wenn die anfangs reibungslos wirkende Geschichte ihren Lauf nimmt, wirkt sie doch wie von dieser Welt. Bestückt mit Großen Namen des deutschen Heimatfilms, kann die Geschichte ihre teils kitschige Gewalt aufbauen, wobei sich dieser Dominanz nicht komplett durchschlägt, sondern ins Drama einlädt. Aufgeladen mit positiven und negativen Emotionen, kann der Verlauf seine Kabinettstückchen preisgeben, die Trenker tatsächlich auf einem gut polierten Silbertablett serviert. Der interessierte Zuschauer nimmt es dankend an, immerhin ist hier von Anfang bis Ende eine erfreuliche Expertise zu erkennen. Hantiert wird mit Gesetzmäßigkeiten aber auch diversen Gegensätzlichkeiten, die sich langsam durch die Hauptpersonen erschließen, welche sehr eingängig von Marianne Hold und Bert Fortell zum Besten gegeben werden. Insbesondere die weibliche Hauptrolle kann das Szenario mit viel Liebreiz, Leidenschaft aber auch Naivität ausstatten, sodass man immerzu mit der Titelfigur mitfühlen kann.

Maria gerät durch die Intrigen anderer in eine schlimme persönliche Lage, die ab einem gewissen Zeitpunkt aussichtslos erscheint. Zwar drückt der Zuschauer ihr von Beginn an sämtliche Daumen, allerdings stimmen die schicksalhaften Verkettungen nicht gerade zuversichtlich, da sich die sympathische Frau zwischen Blut oder Wasser entscheiden muss. Nach dieser holden Performance wird im Übrigen wieder einmal vollkommen klar, warum die Interpretin zu einem der größten und angesehensten Stars des Genres avancieren konnte, da sie ein lückenloses Komplettpaket anbietet, das man ihr auch zu jeder Zeit abnimmt. Mit Bert Fortell kann sie darstellerisch auf einen zuverlässigen Partner blicken, der die attraktive Blondine auf Händen trägt, zumindest solange man ihn lässt. Des Weiteren agieren bekannte Kaliber wie beispielsweise Wolf Albach-Retty, Kai Fischer oder Viktor Staal, die das Szenario mit unterschiedlichen Arbeitsauffassungen färben können. Im weiteren Verlauf setzt Regisseur Luis Trenker auf konträre Eindrücke, die die imposanten Kulissen naturgemäß herzugeben wissen, allerdings aktiv in den Fokus gebracht werden müssen, zwischen denen Tragik und Theatralik hin und her zu hallen scheinen. Dass die Gerechtigkeit am Ende siegen soll, schreiben die unumstößlichen Gesetze des einschlägigen Heimatfilms zwar vor, allerdings drängt die Zeit immer mehr, da die weniger tugendhaften Zeitgenossen Oberhand gewinnen zu drohen. So kann sich das Publikum noch auf zahlreiche Kapriolen und Wetterleuchten gefasst machen, was einen ordentlich durchrütteln wird, falls man sich des Gefühls verwehren kann, dass es allzu sentimental und gefällig zugeht.

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Sid Vicious
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Beitrag von Sid Vicious »

Der Krieg war nach 12 Jahren immer noch in den Köpfen präsent. Da musste in den Lichtspielen alles schön sein, damit sich der Kinozuschauer weiter erholen konnte. Das Land hatte einige Erfolge hinter sich und das Wort Wirtschaftswunder wurde vermutlich nahezu inflationär ziziert. Spannende Kinozeit über die ich mehr erfahren will und somit kürzlich folgendes Buch geordert habe.
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Prisma
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Beitrag von Prisma »



Was aber auch vollkommen verständlich ist. Im Grunde genommen handelte es sich um Angebot und Nachfrage, denn der Krieg hatte seine tiefen Wunden hinterlassen. Der Heimatfilm zog sich ja mit beachtlichem Erfolg über viele Jahre hin, denn die Filmindustrie melkt das Publikum halt solange es geht. Wie in jedem Genre ist viel Schrott entstanden, in diesem speziellen Fall Verklärendes, Naives und Unkritisches, doch dieser Film wurde von Luis Trenker wirklich ganz gut inszeniert. Ich habe mir mal einige dieser Heimatfilme bestellt, vor allem mit Marianne Hold, die ich besonders interessant finde. Viele kenne ich ja schon, wegen meiner Großmutter, und mal schauen, wie lange ich bei dem Material durchhalte. :mrgreen:

Berichte doch bitte bei Gelegenheit mal, welchen Eindruck das Buch macht. ;)

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Sid Vicious
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Beitrag von Sid Vicious »

Ich muss noch das Buch DIE DRACULA-FILME auslesen,dan mache ich mich an DER DEUTSCHE FILM DER 50ER JAHRE und werde berichten,ob das Lesen des Buchs lohnt.

Neben den Heimatfilmen sind auch die Schlagerfilme recht unterhaltsam. Die aus den 1970ern sind ganz besonders blöd. :)
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Prisma
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Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Sa., 04.12.2021 00:41
Neben den Heimatfilmen sind auch die Schlagerfilme recht unterhaltsam. Die aus den 1970ern sind ganz besonders blöd. :)

Stimmt, die gibts ja auch noch. Mit meiner Großmutter habe ich immer mal wieder Heimatfilme geguckt, mein Vater war eher für die Schlagerkomödien zu haben. Da gibt es ja wirklich ganz unterhaltsame Sachen, allerdings darfs bei mir persönlich heutzutage nicht mehr überhand nehmen, denn sonst meide ich die Teile wieder für Jahre. Der in den 70ern entstandene Klamauk ist für meine Begriffe nochmal eine andere Chose. Fand ich als Kind meistens unheimlich witzig, doch heute kann ich Ilja Richter, Rudi Carell & Co. kaum mehr ertragen. Dann lieber ein eher seichter Film wie dieser hier von Luis Trenker. :mrgreen:

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Sid Vicious
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Beitrag von Sid Vicious »

Prisma hat geschrieben:
Sa., 04.12.2021 08:38
Sid Vicious hat geschrieben:
Sa., 04.12.2021 00:41
Neben den Heimatfilmen sind auch die Schlagerfilme recht unterhaltsam. Die aus den 1970ern sind ganz besonders blöd. :)
Stimmt, die gibts ja auch noch. Mit meiner Großmutter habe ich immer mal wieder Heimatfilme geguckt, mein Vater war eher für die Schlagerkomödien zu haben. Da gibt es ja wirklich ganz unterhaltsame Sachen, allerdings darfs bei mir persönlich heutzutage nicht mehr überhand nehmen, denn sonst meide ich die Teile wieder für Jahre. Der in den 70ern entstandene Klamauk ist für meine Begriffe nochmal eine andere Chose. Fand ich als Kind meistens unheimlich witzig, doch heute kann ich Ilja Richter, Rudi Carell & Co. kaum mehr ertragen. Dann lieber ein eher seichter Film wie dieser hier von Luis Trenker. :mrgreen:
Nachdem ich mir WENN DIE TOLLEN TANTEN KOMMEN von Subkultur gekauft hatte, war ich auf Schlimmstes gefasst. Würde ich das überhaupt durchstehen? Klar, es war so herrlich daneben und zwar derart angenehm daneben, dass ich den Film bestimmt bald wieder einlegen werde. Es gibt dort auch diesen tollen Auftritt von Kurt Stadl, der ab 0:52 richtig loslegt.



Zurück zum Thema. Der deutsche Trailer spricht sofort auf das Ende des Zeiten Weltkriegs und das verbotene Tragen von Waffen an. Bei 02:39 kommt der strenge Deutsche (freundlich formuliert) aber wieder mal durch. Die Bilder und Farben, die Trailer liefert, gefallen mir sehr. Hat im Prinzip was von den romanisch gefärbten US-Western.



Wenn alles gut geht, G2, G3, G4 oder G XXY im Rahmen bleiben, darf ich heute in zwei Wochen DER FÖRSTER VOM SILBERWALD auf der gaaaanz großen Leinwand schauen. Ich erinnere mich noch an den damaligen Kinoaushang, den ich (wie den Aushang von DER SCHATZ IM SILBERSEE und VIER FÜR TEXAS) irgendwann in der tollen 1970ern im Alter von 5 oder 6 Jahren an einem Bahnhof in Östereich erspähen und bis dato abspeichern konnte.
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Prisma
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Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Sa., 04.12.2021 12:57
Nachdem ich mir WENN DIE TOLLEN TANTEN KOMMEN von Subkultur gekauft hatte, war ich auf Schlimmstes gefasst.

Ich kenne das Gefühl, schaue mir derartige Filme aber dann doch manchmal an, vor allem wenn Schauspieler dabei sind, die ich gerne sehe. Bei der richtigen Stimmung können Filme dieses Strickmusters ja auch gut oder besser funktionieren, aber wenn es der Wahrscheinlichkeit halber genau anders herum ist, gestehe ich mir das auch ein, lasse mich aber nicht auf Dauer abschrecken. Manche sind und bleiben einfach unerträglich, da hilft auch keine verbesserte Präsentation weiter. :D

Ähnlich ist es sicherlich auch mit den Heimatfilmen, vielleicht sogar mit jedem Genre, wenn man so will. "Wetterleuchten um Maria" gehört sicherlich zu den besseren des Genres und ist aufgrund der professionellen Bearbeitung gut bekömmlich. Es gibt natürlich auch Vertreter, die weniger gut ankommen, was ich die Tage erfahren musste und meinen Heimatfilm-Stapel daher erst mal wieder ruhen lasse. "Der Förster vom Silberwald" habe ich allerdings mal ganz nach oben gelegt, denn den habe ich als recht sehenswert in Erinnerung.

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Sid Vicious
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Beitrag von Sid Vicious »

Sid Vicious hat geschrieben:
Fr., 03.12.2021 00:18
Der Krieg war nach 12 Jahren immer noch in den Köpfen präsent. Da musste in den Lichtspielen alles schön sein, damit sich der Kinozuschauer weiter erholen konnte. Das Land hatte einige Erfolge hinter sich und das Wort Wirtschaftswunder wurde vermutlich nahezu inflationär ziziert. Spannende Kinozeit über die ich mehr erfahren will und somit kürzlich folgendes Buch geordert habe.
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Ich habe die ersten 40 Seiten gelesen und bin absolut begeistert. Der Autor berichtet darüber, wie es um das deutsche Kino in der Vor-, Kriegs- und Nachkriegszeit stand. Das die Verleiher mittels der von den Alliierten ausgehändigten Lizenzen mächtige Gewinne einfuhren und anschließend Filmproduktionen finanzierten. Es werden 50 Seiten über den deutschen Heimatfilm folgen, worauf ich mich besonders freue.

Folgend mal das schöne Schlusswort aus dem Heimatfilmkapitel.

Zu Beginn der 60er Jahre brauchten sich die Deutschen nicht mehr künstlich Mut zu machen. Sie waren wieder wer, und sie meinten, dass sie darauf stolz sein dürften. Das schafften sie nun allein, dafür brauchten sie keinen Förster vom Silberwald mehr und auch kein Schwarzwaldmädel
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Beitrag von Dschallogucker »

Mich würde mal interessieren (wenn du zu Ende gelesen hast) was man über Veit Harlan schreibt, der in dieser Zeit ca. 10 Filme gemacht hat.

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Sid Vicious
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Re: Der deutsche Heimatfilm der 1950er

Beitrag von Sid Vicious »

Dschallogucker hat geschrieben:
Mi., 08.12.2021 18:43
Mich würde mal interessieren (wenn du zu Ende gelesen hast) was man über Veit Harlan schreibt, der in dieser Zeit ca. 10 Filme gemacht hat.
Ich schaue nach und melde mich, wenn ich das Buch ausgelesen habe.
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Prisma
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Beitrag von Prisma »



Ja, etwas über Veit Harlan zu erfahren ist hier bestimmt interessant, und generell übers Genre.
Ich habe mir das Buch auch mal bestellt, ist ja schon für ein paar Mack zu haben. :mrgreen:

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Sid Vicious
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Beitrag von Sid Vicious »

Prisma hat geschrieben:
Do., 09.12.2021 22:27


Ja, etwas über Veit Harlan zu erfahren ist hier bestimmt interessant, und generell übers Genre.
Ich habe mir das Buch auch mal bestellt, ist ja schon für ein paar Mack zu haben. :mrgreen:
Du wirst es auf jeden Fall nicht bereuen! Über Veit Harlan ist in dem Buch allerdings nichts zu finden. Die Heimatfilme reflektieren ja nur eine von mehreren Rubriken. Aber der Autor spricht so viele interessante Dinge (auch den Bezug vom Western zum Heimatfilm) an, dass man es sicher locker verschmerzen kann.
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Dschallogucker
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Beitrag von Dschallogucker »

Ich kann das nicht locker verschmerzen ;)

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