● WETTERLEUCHTEN UM MARIA (D|1957)
mit Marianne Hold, Bert Fortell, Mathias Wiemann, Wolf Albach-Retty, Viktor Staal, Harald Maresch, Kai Fischer, u.a.
eine Produktion der Neubach Film | im Constantin Filmverleih
ein Film von Luis Trenker
Luis Trenker trat in seiner Karriere nicht nur als Schauspieler und Regisseur in Erscheinung, sondern auch als leidenschaftlicher Bergsteiger. Seine alpinen Fähigkeiten brachten ihm bereits in den 20er Jahren Engagements beim Film ein, der sich insbesondere mit der Bergwelt beschäftigte. Insbesondere in seinen eigenen Regie-Arbeiten ist daher deutlich zu erkennen, dass er nicht nur vom Fach, sondern der Bergwelt wie einer großen Liebe verbunden war, was sich vor allem in den Panoramas und den herrlichen Momentaufnahmen zeigt. Dass in diesem Setting vielleicht andere Gesetze herrschen, dürfte dem Publikum bereits im Vorfeld bekannt gewesen sein, doch wenn die anfangs reibungslos wirkende Geschichte ihren Lauf nimmt, wirkt sie doch wie von dieser Welt. Bestückt mit Großen Namen des deutschen Heimatfilms, kann die Geschichte ihre teils kitschige Gewalt aufbauen, wobei sich dieser Dominanz nicht komplett durchschlägt, sondern ins Drama einlädt. Aufgeladen mit positiven und negativen Emotionen, kann der Verlauf seine Kabinettstückchen preisgeben, die Trenker tatsächlich auf einem gut polierten Silbertablett serviert. Der interessierte Zuschauer nimmt es dankend an, immerhin ist hier von Anfang bis Ende eine erfreuliche Expertise zu erkennen. Hantiert wird mit Gesetzmäßigkeiten aber auch diversen Gegensätzlichkeiten, die sich langsam durch die Hauptpersonen erschließen, welche sehr eingängig von Marianne Hold und Bert Fortell zum Besten gegeben werden. Insbesondere die weibliche Hauptrolle kann das Szenario mit viel Liebreiz, Leidenschaft aber auch Naivität ausstatten, sodass man immerzu mit der Titelfigur mitfühlen kann.
Maria gerät durch die Intrigen anderer in eine schlimme persönliche Lage, die ab einem gewissen Zeitpunkt aussichtslos erscheint. Zwar drückt der Zuschauer ihr von Beginn an sämtliche Daumen, allerdings stimmen die schicksalhaften Verkettungen nicht gerade zuversichtlich, da sich die sympathische Frau zwischen Blut oder Wasser entscheiden muss. Nach dieser holden Performance wird im Übrigen wieder einmal vollkommen klar, warum die Interpretin zu einem der größten und angesehensten Stars des Genres avancieren konnte, da sie ein lückenloses Komplettpaket anbietet, das man ihr auch zu jeder Zeit abnimmt. Mit Bert Fortell kann sie darstellerisch auf einen zuverlässigen Partner blicken, der die attraktive Blondine auf Händen trägt, zumindest solange man ihn lässt. Des Weiteren agieren bekannte Kaliber wie beispielsweise Wolf Albach-Retty, Kai Fischer oder Viktor Staal, die das Szenario mit unterschiedlichen Arbeitsauffassungen färben können. Im weiteren Verlauf setzt Regisseur Luis Trenker auf konträre Eindrücke, die die imposanten Kulissen naturgemäß herzugeben wissen, allerdings aktiv in den Fokus gebracht werden müssen, zwischen denen Tragik und Theatralik hin und her zu hallen scheinen. Dass die Gerechtigkeit am Ende siegen soll, schreiben die unumstößlichen Gesetze des einschlägigen Heimatfilms zwar vor, allerdings drängt die Zeit immer mehr, da die weniger tugendhaften Zeitgenossen Oberhand gewinnen zu drohen. So kann sich das Publikum noch auf zahlreiche Kapriolen und Wetterleuchten gefasst machen, was einen ordentlich durchrütteln wird, falls man sich des Gefühls verwehren kann, dass es allzu sentimental und gefällig zugeht.