DIE SCHWARZE KOBRA - Rudolf Zehetgruber

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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DIE SCHWARZE KOBRA - Rudolf Zehetgruber

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● DIE SCHWARZE KOBRA (A|1963)
mit Adrian Hoven, Ann Smyrner, Wolfgang Preiss, Ady Berber, Paul Dahlke, Peter Vogel, Hans Richter, Klaus Löwitsch,
Marianne Schönauer, Emmerich Schrenk, Günter Meisner, Hilde Wagner, Michel Ujevic, Herbert Fux sowie Klaus Kinski
eine Produktion der Wiener Stadthalle-Station Betriebs-und Produktionsgesellschaft | im Nora Filmverleih
ein Film von Rudolf Zehetgruber

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»Wenn es keine Leute gäbe wie dich, dann gäbe es auch keine wie mich!«


Der LKW-Fahrer Peter Karner (Adrian Hoven) wird völlig unerwartet in kriminelle Machenschaften hinein gezogen und entgeht nur knapp dem Tod. Als er herausfindet, dass er anstelle von Waschpulver Kokain transportiert, will ihn sein Beifahrer Manuzzo (Raoul Tetzer) zum Schweigen bringen, der jedoch erschossen wird. Karner versteckt sich bei seiner Freundin Alexa (Ann Smyrner), während die Truppe von Kommissar Langhammer (Paul Dahlke) ermittelt, doch auch Peter begibt sich mit seinem Kumpel Punkti (Ady Berber) auf die Suche nach dem Hintermann der Drogenschmuggler-Bande, bei dem es sich um einen gewissen Mr. Green handeln soll. Wer verbirgt sich hinter diesem Phantom, welches einen nach dem anderen aus dem Weg räumt..?

Für den Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur Rudolf Zehetgruber handelt es sich bei "Die schwarze Kobra" um seinen erst zweiten Kinofilm, der sich eng an der seinerzeit populär gewordenen Krimi-Welle orientiert. Für den Österreicher war diese Produktion der Startschuss für das Inszenieren weiterer derartiger Formate, sodass Epigonen wie "Die Nylonschlinge", "Piccadilly null Uhr zwölf", "Das Wirtshaus von Dartmoor" oder "Das Geheimnis der chinesischen Nelke" zustande kamen. Rudolf Zehetgrubers Stil wirkt gerade im Vergleich zur Konkurrenz grobschlächtiger und hin und wieder auch viel zu ungeduldig, was sich insbesondere im wichtigen Feld der Spannung zeigt. Diese kann somit oft nicht aufrecht erhalten werden oder entsteht erst gar nicht in ausreichendem Maß. So kommt es zu diversen Problemen in diesem Feld, sodass die Geschichte unterm Strich nicht besonders ausgefeilt wirkt und Potenzial liegen lässt. Ohne Zweifel kann der Verlauf mit interessanten Einfällen punkten, allerdings schwächelt der Plot um den angebotenen Drogenhandel durch schlecht platzierte Personen, die oft nicht radikal oder bedrohlich genug wirken, zumal im Rahmen der Besetzung zahlreiche Schauspieler zu finden sind, die bereits andernorts für Furore sorgen konnten. Dies bleibt hier leider weitgehend aus, auch wenn der Versuch gestartet wird, eine Art "Blinden Jack" oder "Giacco" zu platzieren; Charaktere, die Ady Berber in der Wallace-Reihe in beeindruckender Manier zum Besten geben durfte. Zwar spielt der Österreicher hier eine für seine Verhältnisse ungewöhnlich umfangreiche Rolle, ist allerdings dieses Mal auch für ein paar Slapstick-Einlagen verantwortlich, schlussendlich aber für das Ausbuchstabieren von plakativen Tugenden. So sieht man stattdessen Michel Ujevic in seinem cineastischen Gastspiel, der immerhin beunruhigend genug und völlig abstoßend zurecht gemacht ist. "Die schwarze Kobra" stapelt in vielen Belangen etwas tiefer als andere Filme, verfügt aber über ebenso überzeugende Intervalle, die schlussendlich zufriedenstellen können. Interessant ist, dass die Geschichte nicht zuletzt aufgrund vieler unkonventioneller Leistungen beinahe schon familiär wirkt und somit für ein paar frische Impulse sorgt.

Hinzu kommt, dass der eigentliche Fall teilweise realistischer wirkt, als es bei anderen Angeboten der Fall gewesen wäre, jedoch ist das Komplettangebot dadurch nicht wirklich interessanter. Versehen mit bekannten Gesichtern, punktet "Die schwarze Kobra" in Basisbereichen und kommt schließlich sicher über die Ziellinie. Adrian Hoven, im Kriminalfilm längst kein Unbekannter mehr, schmeißt die Angelegenheit in üblich unkonventioneller Manier, sodass seine Partnerin Ann Smyrner sich automatisch näher in die Ecke der etwas biederen, aber vollkommen guten Seele rückt. Des Weiteren sieht man gute alte Bekannte, unter denen insbesondere Wolfgang Preiss, Klaus Löwitsch, Emmerich Schrenk oder Klaus Kinski auf der Seite der unbequemen Zeitgenossen agieren, doch es sind auch genauso viele Beteiligte auszumachen, die in einer eigenartigen Anonymität denkbar schwache Performances abspulen. Regisseur Zehetgruber bemüht sich neben einer adäquaten Schauspielerführung um essentielle Zutaten wie Action, Spannung und Schock, bleibt in zahlreichen Szenen aber auf der Strecke, beziehungsweise weit unter Durchschnitt, wenn nicht sogar unter den Erwartungen. Das Thema Drogenschmuggel tangiert plötzlich völlig unbeteiligte und anständige Leute, sodass es zu einem eigentlich ungleichen Tauziehen kommt, welches am Ende nicht einmal so uninteressant ausgearbeitet ist. Leider bleiben die auffällig schleppenden Intervalle in Erinnerung, die in Verbindung mit einer teils holprigen, wenn nicht sogar schlampigen Bearbeitung frustrieren. Unkonventionelle Konturen steuern die Beamten bei, die nicht etwa Gesandte von Scotland-Yard sind, sondern Polizisten aus dem Produktionsland, was für einen Kriminalfilm dieser Art überaus selten aber nicht minder interessant ist. Am Ende lässt sich sagen, dass "Die schwarze Kobra" über wesentlich mehr sehenswerte und gelungene Phasen verfügt, als es entgegengesetzt der Fall wäre, allerdings kann diese Epigone nicht in der Liga der Top-Beiträge mitspielen, denn dafür hat sich die Regie zu viele kleinere Atempausen erlaubt. Auch die Täterfindung gestaltet sich nicht als die erwartete Hochspannung, da zu viele Indizien in die richtige und daher falsche Richtung deuten. Interessant für Genre-Fans.

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