● DER BUCKLIGE VON SOHO (D|1966)
mit Günther Stoll, Monika Peitsch, Siegfried Schürenberg, Pinkas Braun, Agnes Windeck, Gisela Uhlen, Hubert von Meyerinck, Suzanne Roquette,
Uta Levka, Hilde Sessak, Joachim Teege, Kurt Waitzmann, Richard Haller, Susanne Hsiao, Ilse Pagé, Biggi Freyer, Albert Bessler sowie Eddi Arent
ein Rialto Film Preben Philipsen | im Constantin Filmverleih
ein Film von Alfred Vohrer
»Welche Neigung wollen Sie mit ihrer Brutalität verdrängen?«
Wanda Merville (Monika Peitsch) soll ein Erbe in Millionenhöhe antreten. Noch bevor die Formalitäten mit ihrem Rechtsanwalt namens Stone (Joachim Teege) erledigt werden können, ist Wanda spurlos verschwunden. Zu Stones Verwunderung findet er eine andere junge Dame vor, die verlangt, sie als Wanda Merville zu legitimieren, andernfalls müsste er um sein Leben fürchten. Die echte Wanda wird in ein Mädchenheim verschleppt und festgehalten. Jane (Ilse Pagé), eines der Mädchen, möchte der verzweifelten Gefangenen helfen und meldet sich bei ihrem Anwalt, wird allerdings am nächsten Tag ermordet aufgefunden. Da es nicht der einzige Todesfall dieser Art war, greifen Inspektor Hopkins (Günther Stoll) und Sir John (Siegfried Schürenberg) diese Spur auf, doch es lässt sich kaum Licht ins Dunkel bringen. Wer steckt hinter der Entführung Wandas und den Mädchenmorden..?
Auf dieser 21. Wallace-Verfilmung der Rialto Film lagen seinerzeit große Hoffnungen, immerhin schickte man den ersten Farbfilm der Reihe in die Kinos. Zwar handelt es sich bei dem Vorgängerfilm "Das Rätsel des silbernen Dreieck" bereits um den ersten Farbfilm der Wallace-Reihe, allerdings brachte die Constantin Film ihn zugunsten von Alfred Vohrers Beitrag nur als Schwarzweiß-Version in die bundesdeutschen Kinos. "Der Bucklige von Soho" erzielte mit Zuschauerzahlen jenseits der zwei Millionenmarke ein mehr als passables Ergebnis, muss angesichts des Lockvogels Farbe aber beinahe als enttäuschendes Ergebnis gewertet werden. Wie dem auch sei, unter Vohrer zeigen sich fernab der bunten Seheindrücke zahlreiche Neuerungen, die für Furore sorgen können. Die wohl größte Modifikation verwirklicht sich in der Auswahl der männlichen und ermittelnden Hauptrolle, denn Günther Stoll - der kurz zuvor eine breite Bekanntheit durch den TV-Straßenfeger "Melissa" erlangen konnte - gibt seinen Wallace-Einstand als Inspektor Hopkins. Diese Geschichte, mit dem vielleicht etwas zu einfallslosen Titel, punktet in erster Linie durch ihren besonders klaren und empfundenermaßen episodenhaften Aufbau, der es sich nicht nehmen lässt, für immer wiederkehrende und vor allem neue Turbulenzen sowie Überraschungen zu sorgen. So spielt das ohnehin sehr populär gewordene Thema Mädchenhandel eine zentrale Rolle, doch die Haupthandlung rund um die Entführung der Millionenerbin Wanda Merville erfährt noch überaus interessante Erweiterungen innerhalb der weiteren Irrwege dieser Geschichte. Alfred Vohrer inszeniert von Beginn an sehr rasant und setzt auf ein anziehendes Tempo, welches dieser Produktion einen deutlichen Stempel aufzudrücken weiß, außerdem kommt es zu ungewöhnlich brutalen Veranschaulichungen.
Hierfür ist noch nicht einmal vornehmlich die bizarre Titelfigur verantwortlich, sondern die vielen Gangster und Helfershelfer, die Gefahr laufen, sich gegenseitig das Wasser abzugraben. Vohrer walzt die Machenschaften der verschiedenen Interessengemeinschaften clever aus und startet ein Verwirrspiel nach Art des Hauses. Dabei handelt es sich bei "Der Bucklige von Soho" keineswegs um eines der Wallace-Musterbeispiele, in denen alles erdenkliche getan wurde, der Vorhersehbarkeit eine Absage zu erteilen, allerdings setzt die Regie auf viel Leben oder wahlweise Tod in den Nebenhandlungen und scheinbar unwichtige Details, sodass man hin und wieder den Fokus verliert, beziehungsweise sich in die Irre leiten lässt. So kann der Film von sich behaupten, einen enorm hohen Unterhaltungswert aufzubauen, der mit zahlreichen Überraschungen aufwarten kann. Wenn es um Geld geht, sind derartige Trüffel nicht lange vor den Schweinen zu verstecken, und in diesem Zusammenhang ist die designierte Millionenerbin alias Monika Peitsch auch schnell von der ungemütlich zurecht gemachten Titelfigur kassiert. Ihre Verpflichtung wirkt überraschend, obwohl sie dies seinerzeit vor allem faktisch gesehen sicherlich nicht war. Bekannt aus bekannten TV-Produktionen, halben Straßenfegern und publikumswirksamen Spielfilmen, war es sicherlich naheliegend, die attraktive und stets so beherrscht und elegant wirkende Schauspielerin für einen Wallace an Bord zu holen. Eigenartigerweise wird dieses Gastspiel in Fankreisen kaum gebührend gewürdigt, was sicherlich auch an der Produktion liegen mag, die oftmals nicht über die höchsten Beliebtheitswerte verfügt. Als Wanda Merville macht die damals schon fast 30jährige eine sehr überzeugende Figur, da sie sich Differenzierungstaktiken bedient, die nuanciert und unaufdringlich wirken.
Diese Fähigkeit oder dramaturgische Klausel wirkt sich sehr positiv auf den Verlauf, aber auch auf die übrigen Charaktere aus, die im Mädchenheim von Lady Perkins, beziehungsweise im Bordell der unerbittlichen Mrs. Tyndal zu finden sind. Erwähnenswert ist etwa die kurze Rolle von Ilse Pagé, die vor Leidenschaft und Provokation nur so strotzt, Uta Levka, deren Prinzip à la partners in crime droht, zu einem unkalkulierbaren Schleudersitz zu werden, oder Suzanne Roquette, deren Schönheit und natürliche Spiellaune das Potenzial hat, in der bunten Wallace-Welt für Aufsehen sorgen zu können. Abgerundet durch Wallace-Kapazitäten wie Agnes Windeck, Hilde Sessak oder Gisela Uhlen, kommt ein typisch behagliches oder unbehagliches Flair innerhalb sehr ansprechender Präzisionsleistungen auf. Die Herren des Szenarios reihen sich problemlos in den Radius dieser positiven Eindrücke ein. Günther Stoll als Ermittler bietet einen überraschenden Gegenentwurf zu den bereits dagewesenen und dennoch unterschiedlichen Inspektoren, beziehungsweise Hütern des Gesetzes an, und sorgt für die soliden und vertrauenswürdigen Eindrücke, die das Publikum verlangt. Trotz Stolls merklich inagil wirkenden Phasen, können sich dennoch temporeiche Sequenzen etablieren, die er gemeinsam mit seiner Entourage sehr gut löst. Hierzu gehört definitiv Siegfried Schürenberg, der die Figur des Sir John immer weiter verfeinern konnte. Mit seinen teils weit ausholenden Gebärden und Ansprachen, sorgt der Scotland-Yard-Chef für die heiteren Momente und manchen Lacher, falls man sich auf diese fast nach Klamauk aussehenden Inhalte einlassen kann. Eddi Arent reiht sich längst nicht mehr so hemmungslos in diese Riege ein, und versucht es mit weitaus dosierterem Handwerk, was sehr gut ankommt und die Geschichte aufwertet.
Die von vorne Herein ausgewiesenen Bösewichte Pinkas Braun und Richard Haller in der Titelrolle sorgen für mehr oder weniger starke Momente im Rahmen des Spannungsaufbaus, und abgerundet wird das Ganze durch gerne gesehene und munter agierende Darsteller wie Hubert von Meyerinck, Joachim Teege, Albert Bessler oder Kurt Waitzmann. "Der Bucklige von Soho" entpuppt sich nach Kürzester Zeit und vielleicht sogar in erster Linie als hervorragender Schauspielerfilm, der gerade in diesem Bereich deutlicher als Artgenossen punkten kann. Die Geschichte bemüht sich, besondere und unkonventionelle Momente zu kreieren, was im Großen und Ganzen auch gelingt, wenngleich man sich hier und dort mal nach der Zweckmäßigkeit fragen darf. Peter Thomas' Musik begleitet das Geschehen passend und kann Stimmungen untermalen und Schwingungen fabrizieren, läuft bei fortlaufender Zeit allerdings Gefahr, etwas zu sehr zu strapazieren. Der erste Farbfilm der Rialto Film kann schlussendlich als gelungen bezeichnet werden, auch wenn der diffuse Titel tatsächlich viel zu wenig verspricht. Ein klarer Aufbau, überraschende Kapriolen, überzeugende darstellerische Leistungen und eine gute Ausstattung lassen den Film zu einem der persönlichen Farb-Highlights werden, welches sich als bunter Erstling deutlich von späteren Werken des Regisseurs abheben wird, auch wenn sich genügend Parallelen finden lassen. Die Geschichte um ein Spinnennetz aus Mädchenhandel, Zuhälterei, Entführung, Erpressung, Erbschleicherei und schließlich Mord bietet deutliche Konturen an, und lässt die Suche nach der Spinne in diesem klebrigen Netz sehr interessant und teilweise richtig spannend werden. So bleibt "Der Bucklige von Soho" ein Filetstück der Serie, welches jedoch zugegebenermaßen nur wegen ganz persönlicher Vorlieben zu einem solchen werden kann.
Auf dieser 21. Wallace-Verfilmung der Rialto Film lagen seinerzeit große Hoffnungen, immerhin schickte man den ersten Farbfilm der Reihe in die Kinos. Zwar handelt es sich bei dem Vorgängerfilm "Das Rätsel des silbernen Dreieck" bereits um den ersten Farbfilm der Wallace-Reihe, allerdings brachte die Constantin Film ihn zugunsten von Alfred Vohrers Beitrag nur als Schwarzweiß-Version in die bundesdeutschen Kinos. "Der Bucklige von Soho" erzielte mit Zuschauerzahlen jenseits der zwei Millionenmarke ein mehr als passables Ergebnis, muss angesichts des Lockvogels Farbe aber beinahe als enttäuschendes Ergebnis gewertet werden. Wie dem auch sei, unter Vohrer zeigen sich fernab der bunten Seheindrücke zahlreiche Neuerungen, die für Furore sorgen können. Die wohl größte Modifikation verwirklicht sich in der Auswahl der männlichen und ermittelnden Hauptrolle, denn Günther Stoll - der kurz zuvor eine breite Bekanntheit durch den TV-Straßenfeger "Melissa" erlangen konnte - gibt seinen Wallace-Einstand als Inspektor Hopkins. Diese Geschichte, mit dem vielleicht etwas zu einfallslosen Titel, punktet in erster Linie durch ihren besonders klaren und empfundenermaßen episodenhaften Aufbau, der es sich nicht nehmen lässt, für immer wiederkehrende und vor allem neue Turbulenzen sowie Überraschungen zu sorgen. So spielt das ohnehin sehr populär gewordene Thema Mädchenhandel eine zentrale Rolle, doch die Haupthandlung rund um die Entführung der Millionenerbin Wanda Merville erfährt noch überaus interessante Erweiterungen innerhalb der weiteren Irrwege dieser Geschichte. Alfred Vohrer inszeniert von Beginn an sehr rasant und setzt auf ein anziehendes Tempo, welches dieser Produktion einen deutlichen Stempel aufzudrücken weiß, außerdem kommt es zu ungewöhnlich brutalen Veranschaulichungen.
Hierfür ist noch nicht einmal vornehmlich die bizarre Titelfigur verantwortlich, sondern die vielen Gangster und Helfershelfer, die Gefahr laufen, sich gegenseitig das Wasser abzugraben. Vohrer walzt die Machenschaften der verschiedenen Interessengemeinschaften clever aus und startet ein Verwirrspiel nach Art des Hauses. Dabei handelt es sich bei "Der Bucklige von Soho" keineswegs um eines der Wallace-Musterbeispiele, in denen alles erdenkliche getan wurde, der Vorhersehbarkeit eine Absage zu erteilen, allerdings setzt die Regie auf viel Leben oder wahlweise Tod in den Nebenhandlungen und scheinbar unwichtige Details, sodass man hin und wieder den Fokus verliert, beziehungsweise sich in die Irre leiten lässt. So kann der Film von sich behaupten, einen enorm hohen Unterhaltungswert aufzubauen, der mit zahlreichen Überraschungen aufwarten kann. Wenn es um Geld geht, sind derartige Trüffel nicht lange vor den Schweinen zu verstecken, und in diesem Zusammenhang ist die designierte Millionenerbin alias Monika Peitsch auch schnell von der ungemütlich zurecht gemachten Titelfigur kassiert. Ihre Verpflichtung wirkt überraschend, obwohl sie dies seinerzeit vor allem faktisch gesehen sicherlich nicht war. Bekannt aus bekannten TV-Produktionen, halben Straßenfegern und publikumswirksamen Spielfilmen, war es sicherlich naheliegend, die attraktive und stets so beherrscht und elegant wirkende Schauspielerin für einen Wallace an Bord zu holen. Eigenartigerweise wird dieses Gastspiel in Fankreisen kaum gebührend gewürdigt, was sicherlich auch an der Produktion liegen mag, die oftmals nicht über die höchsten Beliebtheitswerte verfügt. Als Wanda Merville macht die damals schon fast 30jährige eine sehr überzeugende Figur, da sie sich Differenzierungstaktiken bedient, die nuanciert und unaufdringlich wirken.
Diese Fähigkeit oder dramaturgische Klausel wirkt sich sehr positiv auf den Verlauf, aber auch auf die übrigen Charaktere aus, die im Mädchenheim von Lady Perkins, beziehungsweise im Bordell der unerbittlichen Mrs. Tyndal zu finden sind. Erwähnenswert ist etwa die kurze Rolle von Ilse Pagé, die vor Leidenschaft und Provokation nur so strotzt, Uta Levka, deren Prinzip à la partners in crime droht, zu einem unkalkulierbaren Schleudersitz zu werden, oder Suzanne Roquette, deren Schönheit und natürliche Spiellaune das Potenzial hat, in der bunten Wallace-Welt für Aufsehen sorgen zu können. Abgerundet durch Wallace-Kapazitäten wie Agnes Windeck, Hilde Sessak oder Gisela Uhlen, kommt ein typisch behagliches oder unbehagliches Flair innerhalb sehr ansprechender Präzisionsleistungen auf. Die Herren des Szenarios reihen sich problemlos in den Radius dieser positiven Eindrücke ein. Günther Stoll als Ermittler bietet einen überraschenden Gegenentwurf zu den bereits dagewesenen und dennoch unterschiedlichen Inspektoren, beziehungsweise Hütern des Gesetzes an, und sorgt für die soliden und vertrauenswürdigen Eindrücke, die das Publikum verlangt. Trotz Stolls merklich inagil wirkenden Phasen, können sich dennoch temporeiche Sequenzen etablieren, die er gemeinsam mit seiner Entourage sehr gut löst. Hierzu gehört definitiv Siegfried Schürenberg, der die Figur des Sir John immer weiter verfeinern konnte. Mit seinen teils weit ausholenden Gebärden und Ansprachen, sorgt der Scotland-Yard-Chef für die heiteren Momente und manchen Lacher, falls man sich auf diese fast nach Klamauk aussehenden Inhalte einlassen kann. Eddi Arent reiht sich längst nicht mehr so hemmungslos in diese Riege ein, und versucht es mit weitaus dosierterem Handwerk, was sehr gut ankommt und die Geschichte aufwertet.
Die von vorne Herein ausgewiesenen Bösewichte Pinkas Braun und Richard Haller in der Titelrolle sorgen für mehr oder weniger starke Momente im Rahmen des Spannungsaufbaus, und abgerundet wird das Ganze durch gerne gesehene und munter agierende Darsteller wie Hubert von Meyerinck, Joachim Teege, Albert Bessler oder Kurt Waitzmann. "Der Bucklige von Soho" entpuppt sich nach Kürzester Zeit und vielleicht sogar in erster Linie als hervorragender Schauspielerfilm, der gerade in diesem Bereich deutlicher als Artgenossen punkten kann. Die Geschichte bemüht sich, besondere und unkonventionelle Momente zu kreieren, was im Großen und Ganzen auch gelingt, wenngleich man sich hier und dort mal nach der Zweckmäßigkeit fragen darf. Peter Thomas' Musik begleitet das Geschehen passend und kann Stimmungen untermalen und Schwingungen fabrizieren, läuft bei fortlaufender Zeit allerdings Gefahr, etwas zu sehr zu strapazieren. Der erste Farbfilm der Rialto Film kann schlussendlich als gelungen bezeichnet werden, auch wenn der diffuse Titel tatsächlich viel zu wenig verspricht. Ein klarer Aufbau, überraschende Kapriolen, überzeugende darstellerische Leistungen und eine gute Ausstattung lassen den Film zu einem der persönlichen Farb-Highlights werden, welches sich als bunter Erstling deutlich von späteren Werken des Regisseurs abheben wird, auch wenn sich genügend Parallelen finden lassen. Die Geschichte um ein Spinnennetz aus Mädchenhandel, Zuhälterei, Entführung, Erpressung, Erbschleicherei und schließlich Mord bietet deutliche Konturen an, und lässt die Suche nach der Spinne in diesem klebrigen Netz sehr interessant und teilweise richtig spannend werden. So bleibt "Der Bucklige von Soho" ein Filetstück der Serie, welches jedoch zugegebenermaßen nur wegen ganz persönlicher Vorlieben zu einem solchen werden kann.