GEBISSEN WIRD NUR NACHTS - DAS HAPPENING DER VAMPIRE - Freddie Francis

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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GEBISSEN WIRD NUR NACHTS - DAS HAPPENING DER VAMPIRE - Freddie Francis

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Pia Degermark

GEBISSEN WIRD NUR NACHTS - DAS HAPPENING DER VAMPIRE


● GEBISSEN WIRD NUR NACHTS - DAS HAPPENING DER VAMPIRE (D|1970)
mit Thomas Hunter, Yvor Murillo, Ingrid van Bergen, Joachim Kemmer, Oskar Wegrostek, Raoul Retzer, Lyvia Bauer und Ferdy Mayne
ein Aquila Film | im Constantin Filmverleih
ein Film von Freddie Francis

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»Wenn ihr tot bleiben wollt, rettet eure Leben!«


Elisabeth von Rabenstein (Pia Degermark) ist unter ihrem Pseudonym Betty Williams ein gefeierter Filmstar in den Vereinigten Staaten, die jüngst nach Europa zurückgekehrt ist, um das Erbe ihres Onkels in Form eines alten, gruseligen Schlosses anzutreten. In ihrem neuen Anwesen angekommen, staunt der Schlossdiener Josef (Ivor Murillo) nicht schlecht, da die attraktive Blondine eine frappante Ähnlichkeit mit ihrer längst verblichenen Urgroßmutter Clarimonde hat, die eines Tages tot mit zwei Bissabdrücken am Hals aufgefunden worden sein soll. Der Legende nach soll sie seitdem ihr Unwesen als Vampirin treiben. Als die neue Schlossbesitzerin sich nach den vielen Eindrücken in ihr Schlafgemach begibt, erscheint ihr Clarimonde in einem sehr erotisch angehauchten Traum...

Es lässt sich vollkommen pauschal sagen, dass Filme mit Pia Degermark etwas ganz Besonderes sind, vor allem, weil es leider nur wenige Auftritte der faszinierenden Schwedin gegeben hat. Diese Vampir-Komödie des britischen Regisseurs Freddie Francis markiert bereits den letzten Kinofilm seiner Hauptdarstellerin, die bei den Dreharbeiten Pier A. Caminneci, den Produzenten des Films, kennenlernte und ihn ein Jahr später heiratete. Im Ergebnis mag man über dieses bunte und mit augenzwinkerndem Grusel und Humor angereicherte Spektakel denken, was man will, doch wenn das Hauptaugenmerk Pia Degermark heißt, kann hier tatsächlich weniger schief gehen, als im Vorfeld befürchtet oder in der Nachbetrachtung tatsächlich geschehen. Regisseur Francis zieht hier insgesamt einige Register, die die damalige Zeit und Begriffe von Humor oder Klamauk verlangten, sodass viele Intervalle und Szenen ausfindig gemacht werden können, in denen gelacht oder geschmunzelt werden soll. Die Gefahr, dass diese Rechnung ohne den Wirt aufgehen wird, ist relativ hoch, immerhin lässt sich so gut wie eine komplette Entourage dazu ermutigen, besten- oder schlechtenfalls maßlos zu übertreiben. Der Film punktet allerdings bei individuellen Betrachtungsweisen, kann in mancherlei Hinsicht sogar seine amüsanten oder originellen Gesichter preisgeben. Eine gefeierte Schauspielerin kehrt heim, allerdings nur um ihr geerbtes Schloss zu verkaufen, welches sie unbedingt vorher einmal begutachtet haben will. Das Blatt wendet sich schnell, beziehungsweise spätestens bei erotischen Heimsuchungen in ihren Träumen, sodass die attraktive Dame doch erst einmal am Ort des Geschehens verweilen möchte - vielleicht wird es ja spektakulärer als in Hollywood.

Die Regie versucht, den Film mit allerlei Kniffen und nackten Tatsachen aufzupeppen. In diesem Zusammenhang sieht man imaginäre Szenen aus der Folterkammer, eine nackt porträtierte Pia Degermark, oder liebestolle Schülerinnen aus dem benachbarten Internat, die die zeitgenössischen Schauwerte sicher und vor allem ansprechend charakterisieren, bis sich die Geschichte an ihren vollmundigen Titel erinnert, deren Clou die Doppelrolle von Hauptdarstellerin Degermark darstellt, die als Betty Williams und ihre untote Großmutter zu bestaunen ist. Die Produktion driftet bei dieser Gelegenheit deutlich in die Welt der Verwechslungskomödie ab, was man je nach Gusto unterhaltsam oder albern finden kann. Kollegen wie Thomas Hunter oder Ivor Murillo bedienen sich eines diskreteren und passgenaueren Humors, im Gegensatz zu Joachim Kemmer oder Ferdy Mayne als Dracula, dem es ausgelassene Orgien angetan haben. Interessant ist schließlich noch das sporadische Auftauchen Ingrid van Bergen, aber ansonsten wirkt "Gebissen wird nur nachts" darstellerisch unauffällig. Schöne Ideen liefert das Drehbuch in unterschiedlichsten Teilen allemal, aber vor allem der animierte Titelvorspann mit der groovigen Musik von Jerry van Rooyen kann für Aufsehen sorgen und bleibt gerne im Gedächtnis zurück. Ansonsten bietet diese Komödie mit Gruselseele bestenfalls eine gelungene Unterhaltung, läuft aber immer wieder Gefahr, sich selbst mit übertriebenen Stilmitteln zu überholen. Nicht ganz ohne die Provokation zum Augenrollen vonstatten gehend, geht die Story sicher über die Ziellinie, indem sie in die Vollen greift und sich einen netten Schlussgag zunutze macht. Es bleibt ein unbändig wirkendes Kind seiner Zeit, dessen Vorzüge man oft suchen muss, auch wenn sie für viele Zuschauer wohl unauffindbar bleiben werden.

DukeElster
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Re: GEBISSEN WIRD NUR NACHTS - DAS HAPPENING DER VAMPIRE - Freddie Francis

Beitrag von DukeElster »

Vampire...Grüfte....Gruselschlösser und bis zum Orgasmus gefolterte nackte Weiber mit frühen “Boltedon“ Titten....Sind ja wohl “Vorzüge“ genug! :aetsch:

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Prisma
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Re: GEBISSEN WIRD NUR NACHTS - DAS HAPPENING DER VAMPIRE - Freddie Francis

Beitrag von Prisma »

DukeElster hat geschrieben:
Mo., 13.09.2021 14:35
Vampire...Grüfte....Gruselschlösser und bis zum Orgasmus gefolterte nackte Weiber mit frühen “Boltedon“ Titten....Sind ja wohl “Vorzüge“ genug!

So gesehen, stimmt das natürlich vollkommen, ich habe mir den Film unter anderem auch schon ziemlich häufig alleine wegen Pia Degermark angesehen. Trotzdem muss man ja aufm Teppich bleiben und einfach sagen, dass der Film kein wirkliches Fließband, bestehend aus deinen Einwürfen ist, sondern stellenweise ziemlich derb mit der Klmauk-Keule um sich schlägt. Von daher bin ich mir sicher, dass "Gebissen wird nur nachts" nicht bedingungslos von jedem angenommen werden dürfte. Ich habe das ehrlich gesagt auch nicht immer geschafft. :mrgreen:

DukeElster
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Re: GEBISSEN WIRD NUR NACHTS - DAS HAPPENING DER VAMPIRE - Freddie Francis

Beitrag von DukeElster »

[/quote]Trotzdem muss man ja aufm Teppich bleiben und einfach sagen, dass der Film kein wirkliches Fließband, bestehend aus deinen Einwürfen ist,
[/quote]

Das ist es doch nie.... :roll:
Aber es beflügelt die Phantasie. :herz:

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Re: GEBISSEN WIRD NUR NACHTS - DAS HAPPENING DER VAMPIRE - Freddie Francis

Beitrag von Prisma »

DukeElster hat geschrieben:
Mi., 15.09.2021 10:58
Aber es beflügelt die Phantasie. :herz:

Und das ist doch die Hauptsache! 👍

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Re: GEBISSEN WIRD NUR NACHTS - DAS HAPPENING DER VAMPIRE - Freddie Francis

Beitrag von Prisma »



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● PIA DEGERMARK als BETTY WILLIAMS / ELISABETH VON RABENSTEIN / CLARIMONDE in
● GEBISSEN WIRD NUR NACHTS - DAS HAPPENING DER VAMPIRE (D|1971)



Die Karriere von Pia Degermark ist mit ihren nur fünf Auftritten in Film und Fernsehen schnell zusammengefasst - zumindest im cineastischen Sinn. Da ihr Debüt als Elvira Madigan auch gleichzeitig ihren Karriere-Höhepunkt markiert, wirken die weiteren Arbeiten beinahe nur noch wie gehobene Formsache, wenn sich auch wirkliche Perlen darunter ausmachen lassen. Als Wendepunkt lässt sich im beruflichen wie im privaten Sinn "Gebissen wird nur nachts - das Happening der Vampire" bezeichnen, da die hohe Messlatte der drei vorhergegangenen Produktionen hier kaum noch eine signifikante Rolle gespielt haben dürfte, und man sich lediglich den in Windeseile zum Highlight avancierten Namen zunutze machen wollte. Dies gilt natürlich auch für ihre Ausnahmeerscheinung, denn die Rollen der Betty Williams & Co. erfordern nicht nur eine große Wandlungsfähigkeit der so makellos wirkenden Schauspielerin, sondern plötzlich auch Eigenschaften, die bislang noch nicht abgerufen werden mussten. So wirkt das Triple ihrer Bandbreite sehr originell, da jeweils freche, frivole oder auch blutdürstige Tendenzen erforderlich werden, die die Interpretin mit Leichtigkeit in einem weniger düsteren als von Humor und Klamauk geprägten Ambiente offerieren kann. So ist es vollkommen egal, in welche der Rollen Pia Degermark gerade zu schlüpfen hatte, denn sie wirkt stets begehrenswert, außergewöhnlich gut aufgelegt und vor allem fähig, jede noch so bizarre Anforderung zustande zu bringen. Der Erotik-Einschlag der Geschichte verlangt es außerdem, mehr von der schönen Schwedin zu zeigen, als bislang üblich war, sodass sie als eine der wohl heißblütigsten Vampirinnen in Erinnerung bleibt, die die Kinoleinwand je heimgesucht hat. Alles was hier geschieht, kommt nicht ohne ein breites und daher vollkommen auffälliges Augenzwinkern aus, was eine Seite von ihr zeigt, die bislang nicht wirklich gefragt war, beziehungsweise sogar nicht unbedingt in Betracht gezogen wurde.

Der Zuschnitt in Freddie Francis' Film ist schlussendlich vollkommen offensichtlich und heißt zu jeder Zeit und in jeder Szene Pia Degermark, die ohne jeden Zweifel als Star der Produktion angesehen werden sollte und nach dieser überaus dynamischen Leistung auch als solche betrachtet werden muss. Ob als Filmstar Betty Williams, die ihre Star-Ruhm nicht nur genießt, sondern rote Teppiche und Kniefälle der Fans erwartet, als sexy Untote, die mit zweideutigen Offerten für Aufsehen sorgen kann, als Akt-Gemälde oder sonst wer - Degermark bleibt einer der vielleicht klassischsten Hingucker des damaligen Kinos, egal in welchem Licht sich die jeweilige Produktion präsentieren möchte. Die Hauptfigur wirkt schlicht und einfach anziehend, auffordernd und phänomenal, aber im Grunde genommen nur wenig bedrohlich, was hier sicherlich Teil einer Kalkulation ist. Die Regie verstrickt diese Eindrücke sehr geschickt in zahlreichen turbulenten Etappen, in denen die Hauptperson ihre originelle und amüsante Maskerade veranstalten darf. So ist eine positive Stimmung und Aura wahrzunehmen, sodass es zu dem Eindruck kommt, dass diese Rolle großen Spaß gemacht haben dürfte. Es ist überliefert, dass Pia Degermark ihren späteren Ehemann Pier A. Caminneci bei den Dreharbeiten zu Francis' Film kennenlernte, den Produzenten dieses Films, und dass ihre Karriere damit faktisch beendet war, auch wenn ein später Comeback-Versuch zu Buche steht, der allerdings nicht - wie man so schön sagt - an alte Erfolge anknüpfen konnte. Um Pia Degermark filmisch näher zu kommen, bieten sich alle ihre Arbeiten gleichermaßen an, da sie von sehr unterschiedlicher Färbung und Architektur sind. In "Gebissen wird nur nachts" kann man nicht zuletzt wegen ihrer Beteiligung von einem wahren Happening sprechen, das nicht zuletzt zu einem solchen wird, da es einfach zu selten dazu gekommen ist. Auch dass die Rolle sich deutlich von ihren übrigen abhebt, macht einen besonderen Reiz aus, zumal es hier deutlich offenherziger zugehen darf.



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