DAS KANN DOCH UNSREN WILLI NICHT ERSCHÜTTERN - Rolf Olsen

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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DAS KANN DOCH UNSREN WILLI NICHT ERSCHÜTTERN - Rolf Olsen

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● DAS KANN DOCH UNSREN WILLI NICHT ERSCHÜTTERN (D|1970)
mit Heinz Erhard, Ruth Stephan, Günther Jerschke, Käthe Jaenicke, Hans Terofal, Irina von Bentheim, Nicolai von Bentheim,
Angelika Baumgart-Frey, Klaus-Hagen Latwesen, Rolf Olsen, Siegfried Munz, Giulia del Fabro, Totò Mignone sowie Almut Berg
eine Produktion der Allianz Film | Terra Filmkunst | im Constantin Filmverleih
ein Film von Rolf Olsen

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»Zu viel nützlich ist ja auch schädlich!«


Willi Hirsekorn (Heinz Erhardt) ist ein kleiner Angestellter aus Castrop-Rauxel, der sich nach langem Sparen endlich einen Italien-Urlaub für sich und seine Familie leisten kann. Diese Entscheidung wurde allerdings von der zickigen Nachbarin Mizzi Buntje (Käthe Jaenicke) angefeuert, da sich die Familien in einer Art kleinbürgerlichem Wettstreit befinden. Während die Buntjes mit dem Reisebus fahren, nehmen die Hirsekorns das Auto. Überhaupt wird geprahlt, angegeben und man versucht sich in jeder Hinsicht gegenseitig zu übertreffen oder in Verruf zu bringen. Am Reiseziel angekommen, finden sich die rivalisierenden Familien auch noch in dem selben Hotel wieder, sodass der Urlaub mit genügend Zündstoff versehen sein wird...

Das deutsche Lustspiel trieb über Jahre hinweg alles zwischen seltsamsten bis unterhaltsamsten Blüten, und bei einem Film wie "Das kann doch unsern Willi nicht erschüttern" bleibt es wohl eine sehr individuelle Angelegenheit, ob man dieses mit zahlreichen Pannen gespickte Urlaubstreiben amüsant findet, oder eher schnell abwinkt. Heinz Erhardt wurde in jenen Jahren vor allem als Haudrauf-Komiker vor zahlreiche Karren gespannt, und es wurde nur noch selten darauf geachtet, ob man ihm Raum für sein exzellentes Gespür für Komik und Humor geben sollte. Dieser zweite von insgesamt vier "Willi"-Filmen wird wie seine Artgenossen landläufig als Klamotte klassifiziert, kann aber ebenso auf eine treue und unerschütterliche Fangemeinde blicken. Regisseur Rolf Olsens oberstes Gebot scheint der vollkommene Zuschnitt auf seine Hauptperson zu sein, sodass es neben ihm vielleicht zu wenige Finessen oder Bühnen für andere Götter neben Erhardt zu finden gibt. Ganz bestimmt muss hier die unvergleichliche Ruth Stephan genannt werden, die gemeinsam mit ihrem Partner eine ganz spezielle und bei vorhandenen Antennen angenehme bis geistreiche Dynamik aufbauen kann. Familie Hirsekorn möchte in Urlaub fahren und zwar nach Italien, wie es eben modern ist, oder weil es die verhassten Nachbarn auch tun. Die Zeichnungen von Günther Jerschke und Käthe Jaenicke sind in diesem Zusammenhang gut gelungen und es kommt zu immer währendem Zündstoff, da sich die Familien vielleicht zu sehr ähneln. Der Weg ins vollgestopfte Urlaubsparadies ist mit mehreren Kalauern und Fallstricken gespickt, bis man schließlich erfahren muss, dass man im gleichen Hotel untergebracht ist. Im Grunde genommen, hätte man also genauso gut zu Hause bleiben können, um endlich einmal Urlaub vom nervigen Nachbarn zu haben, denn der Frömmste kann dem Sprichwort nach nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.

Und diesem gefällt tatsächlich überhaupt nichts - so scheint es zumindest. Rolf Olsen legt mit seiner ungeschönten Schilderung eines Nadelöhrs namens Urlaub einen Finger in die Wunde, ohne es vielleicht anvisiert zu haben und ohne letztlich Gehör zu finden, allerdings wird das bestehende Kleinbürgertum genüsslich auf die Schippe genommen. Man flieht voreinander und trifft sich am gleichen Ort wieder, kann demnach noch nicht einmal zu Hause angekommen prahlen, da jeder die Gegebenheiten mit eigenen Augen und allen Poren selbst wahrgenommen hat. Es kommt immer wieder zu netten Wortgefechten zwischen den verfeindeten Familien, die Hirsekorn-Kinder spielen Streiche in Paukerfilm-Manier und auch für Urlaubsromanzen wird genügend Zeit eingeräumt. Die Geschichte bedient sich ausgiebig einiger Basiselemente der gemeinen Verwechslungskomödie, kommt aber immer wieder zu ihren stärksten Zugpferden Heinz Erhardt und Ruth Stephan zurück, die sich gegenseitig die Bälle zuspielen und den Motor am laufen halten. Trotz aller Turbulenzen und unterschiedlicher Handlungsstränge kommt hier und da dennoch etwas Leerlauf auf, auch Szenen lassen nicht lange auf sich warten, die den Humor in offensichtlicher Weise übertrapazieren, beziehungsweise durch beispielsweise Hans Terofal gefügig machen wollen. Im Endeffekt kann sich dieses unfreiwillige und mit dicken Fettnäpfchen gespickte Abenteuer sehen lassen oder kann zumindest noch das Zeug dazu haben, Interessenten und bestenfalls Fans gut zu unterhalten. In Erinnerung bleiben vor allem Heinz Erhardt, Ruth Stephan und Günther Jerschke, die sich szenenweise selbst übertreffen respektive unterbieten - je nachdem, wie man diese ganze Angelegenheit betrachtet. Schlussendlich bleibt ein für damalige Verhältnisse handelsüblicher (Olsen-)Film, der es sich zur obersten Aufgabe gemacht hatte, das Publikum zeit- und sachgemäß zu unterhalten, was alleine die Entourage schon richten wird.

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DJANGOdzilla
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Re: DAS KANN DOCH UNSREN WILLI NICHT ERSCHÜTTERN - Rolf Olsen

Beitrag von DJANGOdzilla »

What???? Ich wusste gar nicht, dass der vom Olsen ist. :shock: Passt mMn gar nicht zum sonstigen Output des Mannes.

Hab den als sehr, sehr albern in Erinnerung. Und das waren meine Eindrücke als Jugendlicher, denn das letzte (und einzige Mal) hab ich die "Willi"-Filme als Schüler gesehen. Positiv in Erinnerung blieb mir da nur WAS IST DENN BLOSS MIT WILLI LOS?, den ich tatsächlich sehr lustig fand.

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Prisma
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Re: DAS KANN DOCH UNSREN WILLI NICHT ERSCHÜTTERN - Rolf Olsen

Beitrag von Prisma »

DJANGOdzilla hat geschrieben:
Di., 07.09.2021 07:44
What???? Ich wusste gar nicht, dass der vom Olsen ist. :shock: Passt mMn gar nicht zum sonstigen Output des Mannes.

Ja, ich dachte mir zuerst auch dass es irgendwie nicht so recht passen mag, vor allem aber, dass der Film von Werner Jacobs inszeniert wurde, was auch fälschlicherweise so auf der DVD-Hülle steht. Bei einem genaueren Blick in Rolf Olsens Filmografie zeigen sich aber schon einige derartiger Lustspiele und Verwechslungskomödien, was schlussendlich zeigt, dass er doch ein richtiges Multitalent gewesen ist. Mir liegt der Olsen aber auch definitiv mehr als beispielsweise Werner Jacobs.

DJANGOdzilla hat geschrieben:
Di., 07.09.2021 07:44
Hab den als sehr, sehr albern in Erinnerung.

Das ist er auch, gar keine Frage. Von den vier "Willi"-Filmen mag ich ihn aber trotzdem am liebsten, was daran liegt, dass ich den damals als Kind zusammen mit meiner Schwester rauf und runter geguckt habe. Das lag vor allem daran, dass es der einzige dieser Filme war, den wir auf VHS aufgezeichnet hatten. :mrgreen: Ich hab mir beim jetzigen Anschauen allerdings sehr oft gedacht, dass die lustigen Momente im Vergleich zu früher deutlich abgenommen haben. Die anderen Filme schaue ich mir zum Vergleich auch nochmal an, denn da erinnere ich mich nicht mehr an so schrecklich viel, außer an eine robuste Küchenmaschine.

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