SCHLAGERPARADE 1961 - Franz Marischka

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Maulwurf
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SCHLAGERPARADE 1961 - Franz Marischka

Beitrag von Maulwurf »

Schlagerparade 1961
Deutschland 1961
Regie: Franz Marischka
Renate Ewert, Heinz Schenk, Bubi Scholz, Chris Howland, Klaus Löwitsch, Vivi Bach, Bill Ramsey, Bobby Todd, Gerti Gordon, Ted Herold, Gernot Duda, Horst Pasderski


Schlagerparade 1961.jpg

OFDB

Ausnahmsweise übernehme ich mal einen Teil der Inhaltsangabe aus der deutschen Wikipedia:

In der Tanzbar Tarantel erscheint eines Tages die Motorradgang Haifischbande, die von einem Halbstarken (Klaus Löwitsch) angeführt wird, der sich nur „Haifisch“ nennen lässt. Haifisch fordert von Kellnerin Ulla Sörensen (Vivi Bach) monatlich 500 Mark Schutzgeld; Ulla weigert sich, zu zahlen, und Kellnerin Hanni gibt vor, mit einem Herrn Scott vom Yard zu sprechen, der in der Tarantel vorbeischauen soll. Die Bande zerstört ein paar Gläser und geht, will jedoch in Kürze zum Kassieren zurückkommen. Da der Eisladenbesitzer gegenüber ebenfalls erpresst wurde, die Polizei einschaltete und kurz darauf ein verwüstetes Lokal vorfand, verzichtet Ulla darauf, die Polizei zu alarmieren. Kurz darauf kehrt Susanne Grosser (Renate Ewert), der die Tarantel gehört, in die Stadt zurück. Sie bringt ihre Reisebekanntschaft Charly Scott (Chris Howland) mit, einen Engländer, der sich in Ulla verliebt. In der Tarantel erscheint zudem der Amerikaner Billy (Bill Ramsey), der mit Hanni zusammen ist.
Die Haifischbande meint es ernst mit ihrer Drohung und wirft ein Schaufenster der Tarantel ein. Susanne hat eine Idee: Mit Freunden der Bar bildet sie die fiktive Motorradgang „Raubfische“, die sie selbst als „Dynamit-Mary“ leitet. So erscheint sie beim Haifisch, der sie nach einer Mutprobe aufnimmt. In die Bande wurde zudem ein junger Mann aufgenommen, der nur unter dem Namen „Hecht“ bekannt ist. Hecht ist in Wirklichkeit der Kriminalassistent Rolf Hegener (Bubi Scholz), der die Bande infiltrieren und nach dem Anführer suchen soll. Haifisch verweist alle Bandenmitglieder stets an den Boss, der alle Entscheidungen treffe, jedoch nur telefonisch zu erreichen sei. Die Bandenmitglieder wissen nicht, dass der Haifisch selbst der Boss ist, der die Ansagen des vermeintlichen Bosses auf Tonband aufnimmt und bei einem Anruf abspielen lässt. Hegener wiederum hat genau drei Tage Zeit, um den Boss zu finden, da er ansonsten vom Fall abgezogen wird. (Quelle: Wikipedia)

Wahnsinn! Die Handlung funkelt und sprüht, die Musik ist schmissig, und die allermeisten Gags zünden auch heute noch. Bubi Scholz darf viele Jahre vor Bud Spencer alleine eine ganze Bande Halbstarker niederprügeln, Vivi Bach ist sowieso immer erotisch, Renate Ewert im Bikini noch viel mehr, und sogar Bill Ramsey und Chris Howland sind dieses Mal richtig lustig. Klaus Löwitsch in schwarzer Lederkluft ist ein wahrhaft abgefeimter Oberschurke, der mit seinem Tonbandtrick Fritz Langs DR. MABUSE aus dem Jahr 1960 hommagiert, und wenn er am Ende des Films zu hartem und schnellem Rock’n‘ Roll durch die nächtliche Stadt rennt, gehetzt von seinen früheren Kumpanen und zu Kameraeinstellungen wie in einem prä-cinematografischen Drogenrausch, dann verbinden sich alte Western und moderne (Noir-) Thriller zu einem einzigartigen und übergreifenden Streifzug durch die Filmgeschichte.
Franz Marischka wusste einfach wie es ging, und stellt hier juvenile Heile-Welt (die Tanzbar) dem Alptraum aller braven Bürger (den Halbstarken) gegenüber, untermalt vom musikalischen Trend der Zeit, der Schlagermusik. Das Ergebnis ist dann ein psychotronischer Trip in ein völlig außer Rand und Band geratenes Universum, das Zeit und Raum komplett hinter sich gelassen hat. Wo Renate Ewert in einer Videoclip-artigen Installation Rosalie musst nicht weinen als Cowgirl intoniert,
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... Bill Ramsey den Joe Cocker macht wenn er Jeden Tag ne andre Party singt, ...
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... und selbst in gediegenen Gaststätten Christa Williams unschuldige Gäste mit ihrem Hit Pilou-Pilou terrorisiert.
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Aus heutiger Sicht fällt die Kinnlade dann endgültig nach unten, wenn Billy Mo Wenn ich die blonde Inge schmettert, vor einer Kulisse die das Beste aus MONPTI und WEST SIDE STORY kombiniert und damit den Tanz der Schornsteinfeger aus MARY POPPINS fast vorwegnimmt.
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Solche Momente hat es einige: Die wilden Rocker, die ledergewandet in der Haifischbar zu Ted Herolds Rock ‘n‘ Roll-Travestie die Sau raus lassen, ...
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... oder die unglaubliche Fernsehsendung, die von Heinz Schenk moderiert wird und deutlich zeigt, dass sich das Fernsehen in den letzten 60 Jahren qualitativ nicht einen Zentimeter weiterentwickelt hat. SCHLAGERPARADE 1961 ist pure psychedelische Unterhaltung, die sprachlos zurücklässt. Vor allem Menschen, die mit Schlagermusik nichts anfangen können …



8/10

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