OHNE KRIMI GEHT DIE MIMI NIE INS BETT - Franz Antel

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Percy Lister
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OHNE KRIMI GEHT DIE MIMI NIE INS BETT - Franz Antel

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"Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett" (Deutschland / Österreich 1962)
mit: Karin Dor, Peter Vogel, Ann Smyrner, Heinz Erhardt, Harald Juhnke, Trude Herr, Gus Backus, Raoul Retzer, Alexander Grill, Edith Hancke, Bill Ramsey, Hannelore Auer, Elisabeth Stiepl u.a. | Drehbuch: Johannes Kai und Hugo Wiener | Regie: Franz Antel

Die Stewardess Barbara Holstein und ihr Freund Michael Lutz, der als Flugzeugmechaniker tätig ist, verbringen seit zwei Jahren jeden Urlaub zusammen - zu Barbaras Leidwesen stets auf der "Isola Piccola", wo Michael ausschließlich seiner Angelleidenschaft frönt. Doch diesmal soll alles anders werden: Barbara hofft auf einen Heiratsantrag ihres Freundes, ansonsten müssen sich ihre Wege trennen. Währenddessen glaubt Nudelfabrikant Keyser, seine Tochter Marion mit seinem engsten Mitarbeiter Dr. Steffen verkuppeln zu können, doch statt nach Nizza zieht es Marion auf die kleine italienische Insel, auf der bald Eifersucht und Intrigen die Oberhand gewinnen....

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Heinz Erhardt führt zwar die Liste der Darsteller an, wird jedoch von der jungen Garde verdrängt, die energisch und zielstrebig ihre eigenen Wege geht, während der Wortwitz des Komödianten fast beiläufig am felsigen Strand der Insel verpufft. Zwei ungleiche Paare gehen ins Rennen, um sich neu zu formieren und das Publikum im Unklaren zu lassen, in welcher Konstellation man sich am Ende finden wird. Die Produktion der österreichischen Neue Delta Film erweist sich als waschechte Verwechslungs- und Schlagerkomödie, keineswegs jedoch als Kriminalfilm, auch, wenn der Titel dem Zuschauer dies weismachen will. Tief wird in die Klischee-Kiste gegriffen, wenn südländischer Schlendrian und Polizeiwillkür auf naive Touristen treffen, die - geblendet von strahlender Sonne und tiefblauem Meer - wehrlose Opfer jeglicher Art von Kleinkriminalität werden. Porca miseria! Wenn Trude Herr ihrem Temperament freien Lauf lässt, könnte man meinen, sie wäre tatsächlich am Fuße des Stiefelstaates großgeworden. Ihre Gina ist eine listige Frau, die Schwierigkeiten als unvermeidlichen Bestandteil des Lebens akzeptiert und jeder Herausforderung mit gleichmütigem Pragmatismus begegnet. Sie untergräbt die polizeiliche Autorität ihres Mannes, wo es nichts zu untergraben gibt und zieht die Fäden bei Recht und Unrecht.

Die Intention, das unterhaltungssuchende Publikum mit leichter Kost bei der Stange zu halten, während parallel Edgar-Wallace-Gruselstoffe über die Leinwand flimmern, sorgt für die eine oder andere Plattitüde. Während man die Eleganz einer bildschönen Karin Dor bewundert und sich fragt, wem ihre zärtliche Aufmerksamkeit am Telefon wohl gehören wird, rückt die Kamera bereits Peter Vogel ins Bild, der zwar ein gerngesehener Individualist trockenen Humors ist, jedoch nicht unbedingt der Mann, den man neben "Miss Krimi" sehen will. Sein 'Robinson Crusoe' entwickelt einen herben Charme, der besser mit dem herausfordernden Eigensinn einer offenherzigen Ann Smyrner harmoniert. Es scheint ihr sichtlich Spaß zu machen, Karin Dor in die Ecke der braven Mädchen, die nur in den Himmel, aber nicht überallhin kommen, zu verweisen. Sie ist angriffslustig und stutenbissig und lässt Barbaras Vorwürfe kleinlich und spießig wirken. In diesem Zusammenhang kommt es der Situation zugute, dass Harald Juhnke diesmal nicht den Schalk im Nacken führt, sondern durch Ernsthaftigkeit bestehen will. Als anvisierter Schwiegersohn in spe des jovialen Heinz Erhardt empfiehlt sich eine Stufe unter dem üblichen Humor-Level als durchaus weise. Konfettis und Knallbonbons gibt es dafür in musikalischer Form mehrfach gereicht.

Aus dem Überfall durch die Kapuzenmänner hätte man mehr machen können, zumal Edith Hancke in der Rahmenhandlung im Bücherregal gezielt zu den Werken von "Ob mit und ohne Glatze-Wallatze" greift. Doch richtig ernst ist es dem Film mit seinem Krimigehalt eben nicht, der Schwerpunkt liegt auf der Fehde zwischen den Liebespaaren. Während die Szenen in der Polizeipräfektur nach und nach aus dem Ruder laufen, verdichtet sich die Atmosphäre auf der Insel der (Un-)Seligen, die im Finale unbedingt mit einem romantischen Abschluss aufwarten will. So schmiedet man das Eisen, solange es noch heiß ist und zaubert rasch ein doppeltes Happy-end, damit Mimi endlich ihr Buch zuklappen und das Licht ausmachen kann. Für die Schauspieler scheinen die Dreharbeiten im Juli 1962 ein erweiterter Sommerurlaub unter jugoslawischer Sonne gewesen zu sein, mit allen Spielarten des Lebens, die gerade die angeblich schönsten Wochen des Jahres zu einer Mischung aus überdrehtem Imponiergehabe, genervter Fröhlichkeit und turbulenter Unberechenbarkeit machen. Wer sich anspruchslos von populären Stars vor pittoresker Kulisse unterhalten lassen will, wird die knapp achtzig Minuten durchaus vergnüglich finden, wer jedoch den Thrill eines gepflegten Kriminalfilms sucht, der greife zu einem der zahlreichen Epigonen.

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