DER BLAUFUCHS - Viktor Tourjansky

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Percy Lister
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DER BLAUFUCHS - Viktor Tourjansky

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"Der Blaufuchs" (Deutschland 1938)
mit: Zarah Leander, Willy Birgel, Paul Hörbiger, Jane Tilden, Karl Schönböck, Rudolf Platte, Eduard Wenck, Edith Meinhard, Erich Dunskus, Antonie Jaeckel, Lothar Geist, Olga Engl, Erich Nadler, Ingolf Kuntze u.a. | Drehbuch: Karl Georg Külb nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Ferenc Herczeg | Regie: Viktor Tourjansky

Ilona Paulus begegnet auf der Fahrt nach Budapest dem Flieger Tibor Vary, der sie prompt umwirbt, obwohl sie ihm sagt, dass sie verheiratet sei. Bald stellt sich heraus, dass er der beste Freund ihres Mannes Stephan ist, eines zerstreuten Biologen, für den es nur seine Fische gibt. Als Stephan ihren ersten Hochzeitstag vergisst, beschließt Ilona, mehr Zeit mit dem charmanten Tibor zu verbringen, doch dieser hält sich zurück, weil er seinen Freund nicht hintergehen will. Seine Eifersucht fordert ihn jedoch heraus, als der Sänger Trill Ilona anbietet, sich um die Ausbildung ihrer Stimme zu kümmern....

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Die UFA wurde Zarah Leanders filmische Heimat, nachdem sich bereits englische und amerikanische Produktionsfirmen um die schwedische Sängerin und Schauspielerin bemüht hatten. Die Liebe stellt das zentrale Thema ihrer Filme dar und ist - der Ausstrahlung und dem Naturell der Darstellerin entsprechend - stets tragisch umweht. Unerfüllte Sehnsucht, geheime Leidenschaften und hingebungsvolle Flirts erwecken die Sympathie des Publikums, das der Dame mit dem dunklen Timbre mehr Freiheiten zugesteht als der Durchschnittsfrau im Kinosaal. So begleitet der Duft der großen weiten Welt Zarah Leander auch in ihren Rollen, die ein Ausbrechen aus dem kleinbürgerlichen Leben geradezu erfordern. Beim Anblick des ganz in seiner Forschung aufgehenden Paul Hörbiger erteilt der Film dem Ehebruch innerhalb weniger Sekunden die Absolution; einfach, weil es sich bei der Ehe Paulus um eine Verbindung handelt, die mehr an ein Zusammenleben von Bruder und Schwester erinnert. Um es dem wahren Paar Ilona/Tibor nicht allzu einfach zu machen, benötigt die Handlung die üblichen Missverständnisse in Form eines weiteren Rivalen. Karl Schönböck und Willy Birgel buhlen beide um die Gunst der schönen Frau und bedienen sich dabei der selben Methoden, auch, wenn sie gerade dies vehement abstreiten. So attestiert das Nostalgiebuch "Unsere Filmlieblinge" (Verlag Bernhard Reiff) dem "eleganten, geheimnisumwitterten Herzensbrecher (Birgel), einen Charme, der auch heute noch die Frauenherzen pflückt" und führt dies darauf zurück, dass "soviel weltmännische Eleganz nur im Rheinland gedeiht". Sein österreichisches Pendant becirct derweil die jungen Mädchen, liebäugelt allerdings am liebsten mit dem eigenen Spiegelbild.

Um das Bühnenstück zu 'lüften', wählte man besonders viele Schauplätze in der freien Natur. Schauplätze, die ein mondänes Freizeitverhalten verkörpern, so der Golfplatz, das Schwimmbad oder die Fahrt entlang der Bahnstrecke im offenen Wagen. Ein wenig Folklore darf natürlich auch nicht fehlen und da die Deutschen Ungarn mit Wein, Gesang und wehenden Röcken beim Csárdás assoziieren, muss das neue Paar gleich einen Zwischenstopp in einer ländlichen Gemeinde einlegen. Für die komischen Momente sorgt die redselige und listige Jane Tilden, deren Annäherungsversuche bei dem unbeholfenen Professor erwartungsgemäß auf fruchtbaren Boden fallen. Sie bedient sich dabei des Stilmittels der Täuschung, indem sie Interesse für seine Arbeit heuchelt. So gestaltet sich "Der Blaufuchs" zur leichten Komödie, bei der es keine größeren Unstimmigkeiten gibt und wo niemand ernsthaft seelisch verletzt wird. Leider gibt es deshalb immer wieder Längen, die man gern umschiffen würde. "Kann denn Liebe Sünde sein?" fragt die Leander am Ende nachdenklich und beantwortet sich die Frage gleich selbst, indem sie die Konsequenzen zieht und dem trotz aller wissenschaftlichen Ansprüche seichten Umfeld von Dr. Stephan Paulus den Rücken kehrt. Wie so oft ist es die Schwedin, die das Gefüge zusammenhält und jedes Mal aufs Neue fasziniert. Ihr Glamour, der von der Ufa-Kostümabteilung sorgsam inszeniert wurde, ist sogar Thema im Verwirrspiel des Films und beeindruckt auch das heutige Publikum. Ihre Anwesenheit adelt auch triviale Stoffe, die ansonsten längst in Vergessenheit geraten wären. Oder, wie Anna Maria Sigmund im dritten Band ihrer Reihe "Die Frauen der Nazis" resümiert: "Ihre im Dritten Reich produzierten Filme haben seit 1945 mehr Menschen gesehen als zur Zeit des Nationalsozialismus."

FAZIT: Zarah und die Männer - ein beliebtes Thema des UFA-Films, wobei man der Schauspielerin immer wieder gern zusieht, wie sie in einer Mischung aus Amüsement und Spott über die Grillen staunt, die Männer an den Tag legen, um sie zu beeindrucken.

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