DER UNHEIMLICHE MÖNCH - Harald Reinl

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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DER UNHEIMLICHE MÖNCH - Harald Reinl

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● DER UNHEIMLICHE MÖNCH (D|1965)
mit Karin Dor, Harald Leipnitz, Ilse Steppat, Siegfried Lowitz, Siegfried Schürenberg, Hartmut Reck, Dieter Eppler,
Kurt Waitzmann, Uta Levka, Rudolf Schündler, Kurd Pieritz, Dunja Rajter, Susanne Hsiao, Uschi Glas und Eddi Arent
ein Rialto Film Preben Philipsen | im Constantin Filmverleih
ein Film von Harald Reinl

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»Nach der Beschreibung der Mädchen könnte jeder der Mönch sein, auch Sie!«


Auf Schloss Darkwood überschlagen sich die Ereignisse: kurz nachdem der Notar der Familie das Testament des wenig später verstorbenen Schlossherrn geändert hatte, verunglückt dieser mit seinem Wagen tödlich. Die Erben gehen zunächst davon aus, dass das neue Testament im Wagen des Notars verbrannt ist, allerdings präsentiert Richard (Siegfried Lowitz), einer der Söhne des Verstorbenen, seinen Geschwistern das abgeänderte Dokument, welches besagt, dass deren Nichte Gwendolin (Karin Dor) als Alleinerbin eingesetzt wurde. Richards Schwester Patricia (Ilse Steppat) lädt Gwendolin nach Darkwood ein, das als Mädchenpensionat geführt wird, und fortan wird die junge Frau von den Familienmitgliedern umworben. Gleichzeitig beunruhigt eine vermummte Gestalt in Form eines Mönchs die Mädchen des Internats, sodass Inspektor Bratt (Harald Leipnitz) an gleichzeitig mehreren Fronten zu ermitteln hat...

Die Edgar-Wallace-Reihe hatte seit Bestehen sehr große Kino-Erfolge aufzuweisen, zu denen auch "Der unheimliche Mönch" von Regisseur Harald Reinl zählt, welxher mit diesem Film seinen Abschied von der Serie nahm. Die Resonanz bei diesem Ende des Jahres 1965 gedrehten und bis dato zwanzigsten Rialto Film nach Wallace war wieder einmal hervorragend und konnte weit über 2½ Millionen Zuschauer in die Lichtspielhäuser locken. So zeigte sich, dass die Materie immer noch genügend Potenzial für die großen Würfe herzugeben hatte, wenngleich der Erfolg durch interne Übersättigungs- und Abnutzungserscheinungen oder die breit aufgestellte Konkurrenz aus dem In- und Ausland sicherlich mit für einen Rückgang der Zahlen verantwortlich war. "Der unheimliche Mönch" gilt als einer der letzten großen Klassiker der Reihe und die Gründe hierfür lassen sich vor allem an inszenatorischen und stilistischen Belangen festmachen. Reinls Film verfügt in erster Linie über eine exzellente Atmosphäre und eine herausragende Besetzung, sodass die komplette Spielzeit ein sehr hohes Niveau widerspiegelt. Da es sich um den letzten Schwarzweiß-Wallace der Rialto gehandelt hat, wirkt es tatsächlich so, als habe man noch einmal alle typischen Charakteristika mobilisieren wollen, um die neue Ära der Farbfilme einzuleiten. Interessant ist, dass der Film über einen Farbvorspann verfügt, was sich nicht nur auf bunte Grafiken oder eingefärbte Standbilder bezieht, sondern auch auf das bewegte Bild. Diese kurze Phase, in der der Wagen des Notars ausbrennt, beflügelt die Fantasie insofern, dass man sich vorstellt, wie dieser komplette Film in Farbe gewirkt hätte, was sich allerdings schnell wieder gibt, da das Angebot herrlicher Schwarzweiß-Bilder hier enorm ist, was natürlich auch an den besonderen Schauplätzen liegt. So kommt man in den Genuss von Reinls minutiös und aufwändig arrangiertem Licht- und Schattenspiel rund um das Schloss und die weitläufigen Parkanlagen.

Der Einstieg in den Verlauf wird mit einem tosenden Gewitter und strömendem Regen eingeläutet, außerdem einer umher schleichenden Gestalt, die offensichtlich auf einen richtigen Moment zu warten scheint. Im Inneren des Schlosses hingegen, wartet man ungeduldig auf den Tod, denn immerhin geht es um viel Geld. Man verspürt eine zerreißende Nervosität bei den wartenden Personen, da der Notar zugegen ist, der durch seine Absolution im Handumdrehen Erwartungen und Träume zerplatzen lassen kann. Es erweist sich als eine clevere Idee, das Publikum direkt mit in die neuen Modalitäten einzuweihen, während die unmittelbar betroffenen Herrschaften vor der Türe wie auf heißen Kohlen hin- und hergehen. Die Voraussetzungen ändern sich schlagartig, da der Notar von einem Unbekannten ermordet wird und das soeben geänderte Testament an sich nimmt, welches wenig später als Trumpfass wieder auftaucht, um einen der vielen Handlungsstränge zu bilden. Es ist auffällig, dass es neben der Haupthandlung recht viele Auswüchse zu geben scheint, die das Publikum in Atem halten sollen. So bleibt abzuwarten, ob sich Regisseur Reinl beim Ordnen nicht verheddert, zumal sich noch herausstellt, dass einige Geschehnisse doch recht weit auseinander liegen. In der Zwischenzeit stellt sich die mordlustige Titelfigur selbst eindringlich vor, die ihr erstes Opfer treffsicher mit der Peitsche niederstreckt, um auch Scotland Yard in das Geschehen zu integrieren. Auch hier zeigt sich unmittelbar, welch feines Gespür für atmosphärische Dichte besteht, sodass sich nicht selten das Potenzial zeigt, Gänsehaut aufkommen zu lassen und Schauer über den Rücken zu treiben. Die Titelfigur in der Verkleidung eines Mönchs mag auch auf den zweiten Blick etwas eigentümlich anmuten, allerdings wird diese doch sehr auffällige Maskerade nicht großartig hinterfragt, da man in zahlreichen Wallace-Vorgängern ähnliche Gestalten wahrnehmen konnte, die ihren Dienst am Kunden erfüllten.

"Der unheimliche Mönch" verfügt über eine Premium-Besetzung, die sich innerhalb der Reihe vielleicht in der ewigen Top-5 platzieren kann, da nicht nur hochkarätige Stars geboten werden, sondern auch denkwürdige Präzisionsleistungen. Zwar bewegen sich die meisten Schauspieler in ihren unlängst bekannten Rollenprofilen und brechen in diesem Zusammenhang nicht aus dieser Norm aus, was übrigens auch für manche Interpretinnen gilt, allerdings wird man Zeuge einer exzellenten Schauspielerführung und darf sich an dynamischen Interpretationen erfreuen, zumal das Szenario überwiegend von Wallace-Veteranen beherrscht wird. Repräsentativ für Recht und Ordnung ist Harald Leipnitz in seinem zweiten Wallace'schen Zwischenstopp zu sehen, der die Figur des Ermittlers mit einer angenehm andersartigen Note ausstattet. Ihn umgibt eine völlig neue Form der Sachlichkeit, was vor allem vergleichsweise nicht immer sonderlich sympathisch wirken will, aber langfristig gesehen Achtungserfolge erzielen kann. Harald Leipnitz' Inspektor Bratt stellt dem Empfinden nach sehr klassische Erhebungen an, denen der Zufall auch gerne einmal zur Hilfe kommen darf. An seiner Seite agieren Personen, die wechselseitig überaus konträr wirken, und Bratts Kompetenzen somit immer wieder aktiv in den Vordergrund rücken. Kurt Waitzmann als sein Assistent wirkt somit wie der klassisch-loyale Helfer, der sogar häufig als Stichwortgeber fungiert. So sieht man eine Konstellation von Kollegen, die einander schätzen und erfolgversprechend ermitteln. An deren Seite poltert immer wieder Sir John alias Siegfried Schürenberg herum, der für die humorischen Anteile der Polizeiarbeit und darüber hinaus der kompletten Szenerie verantwortlich ist. Schürenberg konnte sich im Lauf der Jahre als feste Größe in der Serie etablieren, sodass seine unverkennbaren oder eher unkonventionellen Methoden zu den Highlights der jeweiligen Filme werden können, vorausgesetzt man vergibt ihm seinen konfusen Stil, der oft wirkt, als sei er ohne Hand uns Fuß.

Die Riege zwielichtiger Gestalten, Bösewichte oder schwer zu durchschauender Personen wird durch zahlreiche Personen abgedeckt, die wie geschaffen für derartige Parts wirken. So können Siegfried Lowitz, Hartmut Reck und Dieter Eppler Teile der Familie zeichnen, mit der man lieber nichts zu tun hätte. Insbesondere Lowitz übertrifft sich hier in der Rolle des skrupellosen Anwalts selbst und liefert bei seinem Ausstand seine vielleicht beste Wallace-Performance. Rudolf Schündler und Kurd Pieritz runden den Kreis der Verdächtigen gekonnt ab und Eddi Arent fällt durch wohldosierten Humor auf, außerdem durch Facetten, die er insbesondere im Umgang mit der anmutigen Weiblichkeit nicht oft zeigen durfte. Eine herausragende Interpretation bietet Ilse Steppat an, die das Publikum zu uneindeutigen Eindrücken verleitet. So entfaltet sich eine Aura zwischen vorsichtiger Sympathie und dem natürlichen Verlangen nach Sicherheitsabstand. Steppats Fähigkeiten können eher als Schauspielkunst klassifiziert werden, denn sie liefert einige Lehrstunden in Sachen Aura, Gestik, Mimik und Dominanz. Bleibt man bei den Rollen, die innerhalb der Reihe vielleicht mit die schönsten und intensivsten waren, so muss unbedingt auch Karin Dor Erwähnung finden, die hier eine der seltenen Gelegenheiten bekam, einen Wallace-Film namentlich in den Titel-Credits anzuführen. Ihre Gwendolin wirkt wie ein Prototyp der sympathischen Erscheinung, die alle Erwartungen, Wünsche und Projektionsflächen des Publikums miteinander vereint. Als geprellte Erbin, die immer mehr in Bedrängnis durch ihr Umfeld gerät, werden pauschal alle Beschützerinstinkte aktiviert, und es ist interessant einen unbekannten Beschützer an ihrer Seite zu wissen. Eine obligatorische Liaison mit dem Ermittler will daher weniger zünden, zumal sie eigentlich unnötig wirkt, bekommt man doch eine bodenständige Frau zu sehen, die teils sogar desillusioniert wirkt. Dor überrascht und überzeugt jedenfalls mit einer reifen Vorstellung, die in lebhafter Erinnerung bleibt.

Wie erwähnt verfügt "Der unheimliche Mönch" über einige separat voneinander ablaufende Handlungsstränge, von denen sich einige spektakulär treffen, andere jedoch abrupt fallen gelassen werden, was sich insbesondere im letzten Drittel des Verlaufs herauskristallisiert. Weniger schlimm als auffällig ist somit von einigen Angelegenheiten nicht mehr die Rede. Gravierender erscheint das plötzliche Wegfallen gewisser Personen wie beispielsweise Ilse Stappat, über deren Verbleib oder Schicksal man nichts Weiteres mehr erfährt, da das Hauptaugenmerk nur noch auf der Überführung des Mönchs liegt. Bei genauer Betrachtung lassen sich einerseits tatsächlich mehrere dramaturgische Ungereimtheiten finden, allerdings sind sie gerade bei diesem Film sehr leicht zu vergeben, da man auf der andren Seite so viel in diesem teils unheimlich wirkenden Unterhaltungsspektakel geboten bekommt. Hinzu kommt ein Finale, das mit besonderen Überraschungen aufwarten kann, da man sich offenkundig gegen das Gesetz der Serie positioniert. So lassen sich die fadenscheinigen Erklärungen und nahezu hellseherischen Fähigkeiten Inspektor Bratts wesentlich leichter wegstecken, als es unter normalen Umständen der Fall gewesen wäre. Der Film zeichnet sich im Endeffekt nicht nur durch seine Bildgewalt, Variation und Dynamik aus, sondern auch durch die exzellente Musik von Peter Thomas, die verlässlicher Begleiter sowie Verstärker für Stimmungen und Geschehnisse aller Couleur wird. Die aufwändige Inszenierung wird außerdem durch die Wahl der Schauplätze unterstrichen. So ist das im neugotischen Stil errichtete Schloss Hastenbeck als Schloss Darkwood eine der besten Standortwahlen der kompletten Reihe geworden, außerdem wurde an Originalschauplätzen in London gedreht. Harald Reinl bietet erneut ein Komplettpaket an, von dem man nach Beendigung des Films sagen darf, dass es sich um einen Wallace handelt, wie man ihn sich vorstellt und dass es schade ist, dass der gebürtige Österreicher keinen Farbfilm zur Reihe beisteuerte.

Percy Lister
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Re: DER UNHEIMLICHE MÖNCH - Harald Reinl

Beitrag von Percy Lister »

Prisma hat geschrieben:Repräsentativ für Recht und Ordnung ist Harald Leipnitz in seinem zweiten Wallace'schen Zwischenstopp zu sehen, der die Figur des Ermittlers mit einer angenehm andersartigen Note ausstattet. Ihn umgibt eine völlig neue Form der Sachlichkeit, was vor allem vergleichsweise nicht immer sonderlich sympathisch wirken will, aber langfristig gesehen Achtungserfolge erzielen kann.
Die neue Sachlichkeit, die sich hier in die Reihe einschleicht, entspricht dem sich verändernden Zeitgeist, der besonders in den menschlichen Beziehungen für Brüche und Veränderungen sorgen wird. Man kann durchaus konstatieren, dass es hier das letzte "klassische" Happyend zwischen der weiblichen Heldin und dem Polizeiermittler gibt, obwohl die Konstellation etwas bemüht wirkt. In den künftigen Edgar-Wallace-Filmen werden wir Varianten sehen, die vom Muster der großen und einzigen Liebe abweichen und in Richtung unverbindliche Beziehungen bzw. Single-Status gehen. Nicht jeder Schauspieler eignet sich zudem für die Rolle des großen Liebhabers. Gerade nüchterne Charaktere wie Günther Stoll wirken am glaubwürdigsten, wenn sie sich auf ihre Ermittlungen konzentrieren und nicht noch in romantischen Gefilden unterwegs sein müssen.

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Prisma
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Re: DER UNHEIMLICHE MÖNCH - Harald Reinl

Beitrag von Prisma »



Hier noch der schmackhafte Trailer zu einem der vielleicht letzten wirklichen Klassiker der Reihe:



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Count Yorga
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Re: DER UNHEIMLICHE MÖNCH - Harald Reinl

Beitrag von Count Yorga »

NFP Filmprogramm
mönch.JPG
:hut:

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Prisma
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Re: DER UNHEIMLICHE MÖNCH - Harald Reinl

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UTA LEVKA als LOLA in
DER UNHEIMLICHE MÖNCH (D|1965)



»Es ist die Schönste aus dem Schlafsaal. Miss Lola.« Keinem anderen der Mädchen im Pensionat eilt ein derartiger Ruf voraus, der auch bei jeder Gelegenheit exponiert von den jeweiligen Beteiligten in den Vordergrund gestellt wird. Aber nicht nur aus diesem Grund wirkt Uta Levka in Harald Reinls "Der unheimliche Mönch" wie die wesentlich prominentere Erscheinung neben ihren jungen Kolleginnen, sondern diese Rolle wurde mit wesentlich mehr dramaturgischer Sorgfalt ausgestattet. Bereits beim ersten Aufeinandertreffen bekommt man das Gefühl vermittelt, dass man eigentlich genau weiß, mit wem man es im Endeffekt zu tun hat. Lola wirkt im Vergleich zu Uschi Glas, Dunja Rajter oder Susanne Hsiao wesentlich interessanter, aber zunächst auch potentiell gefährlicher. Da man sich eben in einer Kriminalgeschichte befindet, sind es genau solche Charaktere, die Mord und Tod anziehen wie ein Magnet. Im weiteren Verlauf stellt sich außerdem heraus, dass Lola Dinge über andere weiß, die ihr eventuell noch gefährlich werden können. Die junge Frau, die sich ihrer Schönheit und der Wirkung auf ihr Umfeld vollkommen bewusst ist, spielt gerne mit dem Feuer und mit Männern, was in dieser Geschichte allerdings nur angedeutet wird. Anderen gibt Lola stets zu verstehen, was sie von ihnen hält. So kanzelt sie Karin Dor bei ihrem ersten Aufeinandertreffen förmlich mit abschätzigen Blicken ab und degradiert sie zynisch zur »Tochter eines Zuchthäuslers«. Den anderen jungen Damen ist sie aufgrund ihres Wissens um bestimmte Hintergründe und ihrem auffällig provokanten Verhalten weit voraus, daher wirken sie neben ihr wahlweise naiv, unscheinbar oder einfach etwas uninteressant. Da Lola offensichtlich privat sehr gut mit dem Sohn des Hauses bekannt ist, kennt sie die dunklen Geheimnisse der Vergangenheit und wirkt stellenweise wie eine typische kleine Erpresserin, der es Spaß macht, andere Personen in der Hand zu haben.

In diesem Zusammenhang sieht der Zuschauer eine perfekt abgestimmte Körpersprache, ja, eine Choreografie und betonte Stärke, die allerdings in Schwäche umschlagen wird. Uta Levka verzieht kaum eine Miene, wenn man die Andeutung eines Lächelns sieht, ist es lediglich der Tatsache geschuldet, dass sie sich über ihre Kontrahenten erhebt. Ihr Wesen transportiert einen ganz natürlichen, wenn auch vollkommen überzogenen Stolz, der meistens in Hochmut gipfelt. Rücksicht, Anteilnahme oder gar freundschaftliche Empfindungen liegen ihr fern, was sie zur Einzelgängerin macht, die gerne mit hohen Einsätzen spielt. Die Ressentiments ihrer Schul-Kolleginnen prallen an ihr ab, womöglich belustigen diese sie insgeheim auch noch und insgesamt sieht man eine sehr stichhaltige und vollkommen stilechte Performance der damals Anfang 20jährigen Schauspielerin, die innerhalb der Reihe sicherlich zu den prägnanteren Erlebnissen gehört. Die Regie plant Levka für einige der markanten Szenen ein, zu denen beispielsweise ihr Aufeinandertreffen mit Ronny im Schlosspark gehört, als Lola den großspurigen Casanova mit allen Mitteln der weiblichen Finesse vorführt. Auch ihre unheimlich arrangierte Begegnung mit zwei Unbekannten in der dunklen Allee zählt zu den atmosphärisch dichten Momenten mit Lola und insgesamt auch im Film. Für Uta Levka war "Der unheimliche Mönch" der Startschuss einer erfolgreichen Einbindung in die Wallace-Serie, sodass noch zwei weitere, ähnlich angelegte Auftritte unter Alfred Vohrer folgen sollten. Anzuerkennen ist, dass man Uta Levka hier bereits im frühen Stadium ihrer kurzen Karriere in guter Spiellaune und mit auffälliger Präsenz, beziehungsweise vereinnahmenden Tendenzen wahrnehmen kann, die aufgrund ihrer provokanten Züge in Erinnerung bleiben. So kann schließlich gesagt werden, dass die aparte Interpretin das Optimum aus ihrer recht kurzen Rolle herausholen kann, die immer wieder ein kleines Erlebnis ist.

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Sid Vicious
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Re: DER UNHEIMLICHE MÖNCH - Harald Reinl

Beitrag von Sid Vicious »

Karin Dor und Uschi Glas in einem Film. Das ist wie EMERSON, LAKE AND PALMER auf der einen - Sido, Bushido und Apache 207 auf der anderen Seite. Hüben großartig! Drüben zum Kotzen!! Glas gibt wieder alles, schafft es so richtig shice zu wirken und liefert eine einzigartige Überheblichkeit. Eigentlich müsste sie jeden ihrer wenigen Sätze mit dem Zusatz „Freut eusch, dass isch überhaupt mit solch Dreckspack wird eusch rede. Isch bin nämlisch das Schätzchen der Nation - und ihr seid allesamt doof“ beenden.

Karin Dor, das krasse Gegenteil. Souverän, schlagfertig, hin und wieder auch kühl abweisend, aber niemals abwertend. Und dass ist ein himmelweiter Unterschied. Obwohl sie es wahrlich nicht einfach hat. Denn seltsame Herrschaften sind ihr verfallen. Besonders Alfons Short hinterlässt den Eindruck, dass er doch besser in der Klappse als im Mädcheninternat aufgehoben wäre. Der Rudolf Schündler spielt diese Rolle ganz toll. Aber hier ist so vieles ganz toll. Denn diese Wallace-Verfilmung hat einfach alles. Grusel, Spannung, freiwilligen wie unfreiwilligen Humor und 200 Millionen Pfund. Und wenn ihr Darkwooder Säcke die nicht rausrückt, dann bringen wir euch Blödy-Mary-Glas zurück!
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Prisma
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Re: DER UNHEIMLICHE MÖNCH - Harald Reinl

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Mi., 21.06.2023 20:31
Glas gibt wieder alles, schafft es so richtig shice zu wirken und liefert eine einzigartige Überheblichkeit.

Ich erinnere mich an ein Interview, in dem sie "Der unheimliche Mönch" kurz namentlich erwähnt hatte. Beim Aussprechen des Filmtitels war schon eine gewisse Herabstufung oder Ablehnung herauszuhören, obwohl es ihre erste kleine Rolle war. Bei Wallace avancierte sie hinter Karin Dor ja zur zweiten Interpretin mit den meisten Hauptrollen und ich erkenne zumindest ihre Entwicklung an. Hier wurde sie noch synchronisiert, um den bayrischen Akzent zu kaschieren, wurde aber insgesamt von den großen der Produktion an die Hand genommen, wie etwa Siegfried Schürenberg oder Ilse Steppat. In den Credits wird sie noch an letzter Stelle genannt, was auch auf die Abstufung ihrer Rolle hinweist, aber es handelt sich um den Startschuss für eine beispiellose deutsche Karriere. Karin Dor hingegen sehe ich hier in ihrer schönsten Wallace-Rolle und ich habe mir immer gewünscht, sie auch in einer späteren Produktion sehen zu können, das wäre hochinteressant gewesen. Glas' Interpretationen in "Der Gorilla von Soho" und vor allem "Der Mönch mit der Peitsche" sind wirklich lau. "Der unheimliche Mönch" halte ich unterm Strich für einen der besten Schwarzweiß-Filme der Reihe, da kann mich auch Uschi Glas nicht verunsichern. :mrgreen:

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Sid Vicious
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Re: DER UNHEIMLICHE MÖNCH - Harald Reinl

Beitrag von Sid Vicious »

Prisma hat geschrieben:
Do., 22.06.2023 20:54
"Der unheimliche Mönch" halte ich unterm Strich für einen der besten Schwarzweiß-Filme der Reihe, da kann mich auch Uschi Glas nicht verunsichern. :mrgreen: [/align]
Die folgende Liste habe ich am 15. April 2013 erstellt.
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Re: DER UNHEIMLICHE MÖNCH - Harald Reinl

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Fr., 23.06.2023 20:17
Die folgende Liste habe ich am 15. April 2013 erstellt.

Eine interessante Liste, die für mich viele überraschende Platzierungen zeigt. Ich müsste auch mal eine aktuelle Auflistung der kompletten Reihe vornehmen, da könnte ich spontan gar keine unumstößliche Top-10 nennen. Die reiche ich die Tage mal nach.

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Sid Vicious
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Re: DER UNHEIMLICHE MÖNCH - Harald Reinl

Beitrag von Sid Vicious »

Prisma hat geschrieben:
Sa., 24.06.2023 13:34
Sid Vicious hat geschrieben:
Fr., 23.06.2023 20:17
Die folgende Liste habe ich am 15. April 2013 erstellt.

Eine interessante Liste, die für mich viele überraschende Platzierungen zeigt. Ich müsste auch mal eine aktuelle Auflistung der kompletten Reihe vornehmen, da könnte ich spontan gar keine unumstößliche Top-10 nennen. Die reiche ich die Tage mal nach.
Ist ja schon ein paar Jährchen her, aber an 1 und 2 wird sich vermutlich auch heute nichts ändern. Die Italiener könnten etwas weiter vorn landen. (STECKNADEL 2, GESICHT 4, HALBMOND Top 10)
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Prisma
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Re: DER UNHEIMLICHE MÖNCH - Harald Reinl

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Mi., 28.06.2023 19:25
Ist ja schon ein paar Jährchen her, aber an 1 und 2 wird sich vermutlich auch heute nichts ändern. Die Italiener könnten etwas weiter vorn landen. (STECKNADEL 2, GESICHT 4, HALBMOND Top 10)

Am meisten hat mich tatsächlich die hohe "Zimmer 13"-Platzierung überrascht.

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