WENN ES NACHT WIRD AUF DER REEPERBAHN - Rolf Olsen
Verfasst: Sa., 01.05.2021 23:21
WENN ES NACHT WIRD AUF DER REEPERBAHN
● WENN ES NACHT WIRD AUF DER REEPERBAHN (D|1967)
mit Fritz Wepper, Jürgen Draeger, Konrad Georg, Marlies Draeger, Marianne Hoffmann, Herbert Tiede, Heinz Reincke, Karl Lieffen,
Rudolf Schündler, Marina Ried, Erni Mangold, Friedrich Schütter, Joachim Richert, Frank Nossack, Verena Wied und Erik Schumann
ein Film vonRolf Olsen
»Wir sind ein anständiger Puff, merk dir das!«
Der Reporter Danny Sonntag (Erik Schumann) ist einer brandheißen Story auf der Spur. In seinen Artikeln möchte er die Machenschaften der sogenannten LSD-Bande aufdecken. In diesem Zusammenhang wird er kurz darauf von mehreren maskierten Männern bedroht und zusammen geschlagen. In der Zwischenzeit wird ein junges Mädchen tot aufgefunden, das überfahren wurde. Die Obduktion verschafft schließlich Klarheit darüber, dass sie vollgepumpt war mit LSD. Gibt es hier einen Zusammenhang? Die Spur führt schließlich in die "besseren Kreise" der Stadt, und die Verdachtsmomente verhärten sich um eine Gruppe von jungen Leuten und deren Anführer Till Voss (Fritz Wepper) und einen Mann namens Feuer-Hotte (Jürgen Draeger). Sind sie die skrupellosen Vertreiber der gefährlichen Drogen? Danny und der ermittelnde Kommissar Zinner (Konrad Georg) scheinen in ein Hornissennest gestochen zu haben und schon bald geschieht der erste Mord...
Über Rolf Olsens "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" hört man die unterschiedlichsten Klassifizierungen von beispielsweise »Sitten-Reißer« über »Dokumentar-Thriller« bis hin zu »Action-Krimi«, und tatsächlich hat dieser Film in eindeutiger Rundumschlag-Manier zahlreiche dieser Inhalte zu bieten. In den dunklen Bereichen des Settings bekommt es der Zuschauer mit den unterschiedlichen Gesichtern der Kriminalität und des Verbrechens zu tun: es kommt zu Erpressung, Nötigung, Prostitution, Kuppelei, Orgien, Drogengeschäften, Körperverletzung, unterlassener Hilfeleistung und schließlich Mord. Inszenatorisch bietet der Film von Action bis Krimi ebenfalls ein großherziges Angebot, sodass die Geschichte insgesamt sehr straff und atemlos erzählt wirkt. Der Dokumentar-Charakter soll (wie am Anfang der Produktion übrigens erwähnt wird) einen Realitätstransfer nicht nur andeuten, sondern unbedingt herstellen. Doch so einfach sollte man sich durch ein Rolf-Olsen-Feuerwerk nicht aufs Glatteis führen lassen, denn der Film ist kaum an einer Studie interessiert, sondern ausschließlich an reißerischer Unterhaltung, was auch vollkommen gelingt, zumal nichts anderes erwartet wird. Erstaunlich bei diesem Film ist, dass man einige Elemente entdecken kann, die dem klassischen Giallo ansatzweise nahe kommen. Die Besetzung in diesem Streifen ist erstklassig. Erik Schumann, der häufiger mit Rolf Olsen zusammenarbeitete, ist in der Rolle des Reporters zu sehen, der die breit angelegte und nie enden wollende Misere aufdecken möchte. Außerdem fungiert er noch zusätzlich als Erzähler, indem man seine Stimme aus dem Off hören kann. Schumann muss hier viel Prügel einstecken, aber er rückt seine Figur auch so in den Fokus, dass man glauben soll, er könne es mit jedem aufnehmen. Fritz Wepper, als Sohn des Millionärs Voss, der alles im Überfluss hat, zeigt sich hier sehr geschickt beim Zeichnen des jungen Mannes, der kein klares Ziel mehr vor Augen hat. Jürgen Draeger gibt den Brutalo vom Dienst und deweist Durchschlagskraft. Sein kalter Verstand und die entsprechende Gewaltbereitschaft stellen eine gefährliche Mischung dar. Besonders beeindruckend wirkt die Leistung von Konrad Georg als Kommissar Zinner, bei dem man deutlich merkt, dass ihm der kalte Wind nicht erst seit gestern um die Nase weht.
Seine Befragungen sind fordernd, beinahe nötigend, und er treibt seine Pappenheimer gerne in die Enge, gefällt sich dabei auch schon gerne einmal in deutlicher Umgangssprache. Marianne Hoffmann vermittelt in dieser B-Hauptrolle eine überraschende Überzeugungskraft und bleibt angenehm in Erinnerung, obwohl sie die Vorhersehbarkeit offensichtlich gepachtet hat. Bei der Seltenheit ihrer Auftritte im Film ist selbstverständlich die Rolle der Karin zu beachten, die von der schönen Marlies Draeger gespielt wird. Auch Herbert Tiede, Rudolf Schündler und Heinz Reincke hinterlassen gute Eindrücke und bereichern das Geschehen durch erstklassige Darbietungen, was letztlich schon einmal die halbe Miete für einen funktionierenden Film darstellt. "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" überzeugt in origineller Silhouette und verbreitet eine ganz typisches Olsen-Flair, wie es bereits im Vorfeld zu erwarten war. Plot in Plot in Plot - das ist hier die eindeutige Strategie der Regie herauszufiltern und das Konzept geht tatsächlich gewinnbringend auf, bei dem sich jeder Zuschauer die bevorzugten Rosinen der Inszenierung herauspicken kann. Angesichts des Produktionsjahrs ist der Verlauf mit fast gewagten Erotik-Szenen angereichert, was bei einer Reeperbahn-Sause aber auch unter gar keinen Umständen fehlen darf. Auffällig sind auch viele recht brutale Szenen, die etwa Folter oder Strangulierung aufgreifen, und so entsteht eine teils nüchterne und kalte Atmosphäre, die sich im ständigen Wechsel mit pikanten Abfolgen befindet. Hier ist vor allem die jeweilige Wahl der Schauplätze ausgezeichnet für den Stimmungsaufbau gewesen. Die Musik von Erwin Halletz klingt vertraut und entpuppt sich zum Ohrwurm, ein Musik-Thema ist beispielsweise aus "Das Rasthaus der grausamen Puppen" bekannt, und auch die Kamera-Arbeit fällt sehr positiv auf. Spannende Phasen sind insgesamt immer wieder spürbar im Geschehen verankert und am Ende darf man sogar noch raten, wer der Mörder ist, was hier allerdings nicht die Frage aller Fragen ist. Alles in allem handelt es sich um eine Rolf Olsen-Perle der unterhaltsamsten Sorte, die zwar im internen Vergleich nicht immer restlos überzeugen konnte, aber dennoch den Eindruck vermittelt, dass man sich deutlich vom Durchschnitt distanzieren konnte. Insgesamt sehr gelungen.
Über Rolf Olsens "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" hört man die unterschiedlichsten Klassifizierungen von beispielsweise »Sitten-Reißer« über »Dokumentar-Thriller« bis hin zu »Action-Krimi«, und tatsächlich hat dieser Film in eindeutiger Rundumschlag-Manier zahlreiche dieser Inhalte zu bieten. In den dunklen Bereichen des Settings bekommt es der Zuschauer mit den unterschiedlichen Gesichtern der Kriminalität und des Verbrechens zu tun: es kommt zu Erpressung, Nötigung, Prostitution, Kuppelei, Orgien, Drogengeschäften, Körperverletzung, unterlassener Hilfeleistung und schließlich Mord. Inszenatorisch bietet der Film von Action bis Krimi ebenfalls ein großherziges Angebot, sodass die Geschichte insgesamt sehr straff und atemlos erzählt wirkt. Der Dokumentar-Charakter soll (wie am Anfang der Produktion übrigens erwähnt wird) einen Realitätstransfer nicht nur andeuten, sondern unbedingt herstellen. Doch so einfach sollte man sich durch ein Rolf-Olsen-Feuerwerk nicht aufs Glatteis führen lassen, denn der Film ist kaum an einer Studie interessiert, sondern ausschließlich an reißerischer Unterhaltung, was auch vollkommen gelingt, zumal nichts anderes erwartet wird. Erstaunlich bei diesem Film ist, dass man einige Elemente entdecken kann, die dem klassischen Giallo ansatzweise nahe kommen. Die Besetzung in diesem Streifen ist erstklassig. Erik Schumann, der häufiger mit Rolf Olsen zusammenarbeitete, ist in der Rolle des Reporters zu sehen, der die breit angelegte und nie enden wollende Misere aufdecken möchte. Außerdem fungiert er noch zusätzlich als Erzähler, indem man seine Stimme aus dem Off hören kann. Schumann muss hier viel Prügel einstecken, aber er rückt seine Figur auch so in den Fokus, dass man glauben soll, er könne es mit jedem aufnehmen. Fritz Wepper, als Sohn des Millionärs Voss, der alles im Überfluss hat, zeigt sich hier sehr geschickt beim Zeichnen des jungen Mannes, der kein klares Ziel mehr vor Augen hat. Jürgen Draeger gibt den Brutalo vom Dienst und deweist Durchschlagskraft. Sein kalter Verstand und die entsprechende Gewaltbereitschaft stellen eine gefährliche Mischung dar. Besonders beeindruckend wirkt die Leistung von Konrad Georg als Kommissar Zinner, bei dem man deutlich merkt, dass ihm der kalte Wind nicht erst seit gestern um die Nase weht.
Seine Befragungen sind fordernd, beinahe nötigend, und er treibt seine Pappenheimer gerne in die Enge, gefällt sich dabei auch schon gerne einmal in deutlicher Umgangssprache. Marianne Hoffmann vermittelt in dieser B-Hauptrolle eine überraschende Überzeugungskraft und bleibt angenehm in Erinnerung, obwohl sie die Vorhersehbarkeit offensichtlich gepachtet hat. Bei der Seltenheit ihrer Auftritte im Film ist selbstverständlich die Rolle der Karin zu beachten, die von der schönen Marlies Draeger gespielt wird. Auch Herbert Tiede, Rudolf Schündler und Heinz Reincke hinterlassen gute Eindrücke und bereichern das Geschehen durch erstklassige Darbietungen, was letztlich schon einmal die halbe Miete für einen funktionierenden Film darstellt. "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" überzeugt in origineller Silhouette und verbreitet eine ganz typisches Olsen-Flair, wie es bereits im Vorfeld zu erwarten war. Plot in Plot in Plot - das ist hier die eindeutige Strategie der Regie herauszufiltern und das Konzept geht tatsächlich gewinnbringend auf, bei dem sich jeder Zuschauer die bevorzugten Rosinen der Inszenierung herauspicken kann. Angesichts des Produktionsjahrs ist der Verlauf mit fast gewagten Erotik-Szenen angereichert, was bei einer Reeperbahn-Sause aber auch unter gar keinen Umständen fehlen darf. Auffällig sind auch viele recht brutale Szenen, die etwa Folter oder Strangulierung aufgreifen, und so entsteht eine teils nüchterne und kalte Atmosphäre, die sich im ständigen Wechsel mit pikanten Abfolgen befindet. Hier ist vor allem die jeweilige Wahl der Schauplätze ausgezeichnet für den Stimmungsaufbau gewesen. Die Musik von Erwin Halletz klingt vertraut und entpuppt sich zum Ohrwurm, ein Musik-Thema ist beispielsweise aus "Das Rasthaus der grausamen Puppen" bekannt, und auch die Kamera-Arbeit fällt sehr positiv auf. Spannende Phasen sind insgesamt immer wieder spürbar im Geschehen verankert und am Ende darf man sogar noch raten, wer der Mörder ist, was hier allerdings nicht die Frage aller Fragen ist. Alles in allem handelt es sich um eine Rolf Olsen-Perle der unterhaltsamsten Sorte, die zwar im internen Vergleich nicht immer restlos überzeugen konnte, aber dennoch den Eindruck vermittelt, dass man sich deutlich vom Durchschnitt distanzieren konnte. Insgesamt sehr gelungen.