DES TEUFELS GENERAL - Helmut Käutner

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Pelmenisartana
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DES TEUFELS GENERAL - Helmut Käutner

Beitrag von Pelmenisartana »

Inhalt:
1941 Der Luftwaffengeneral Harras glaubt weder an Endsieg noch Rassenlehre, hat sich bislang aber immer wieder von oben breitschlagen lassen, zu kooperieren. Doch nun ist es die SS, die Harras einspannen möchte und als er sich weigert, von der Gestapo verhaften lässt. Nach Gefangenschaft und Psychoterror kehrt er zurück in seine Einheit und ist mit offensichtlichen Sabotagefällen in seinem Bereich konfrontiert. Nur ist Harras längst nicht mehr gewillt, den Täter auszuliefern...

Deutschland 1955
Curd Jürgens: General Harras
Marianne Koch: Dorothea „Diddo“ Geiss
Viktor de Kowa: Schmidt-Lausitz,
SS-Gruppenführer
Karl John: Karl Oderbruch,
Oberst-Ingenieur
Eva-Ingeborg Scholz: Waltraut Mohrungen
Harry Meyen: Hartmann, Leutnant
Bum Krüger: Lüttjohann, Hauptmann
Paul Westermeier: Unteroffizier Otto Korrianke,
Fahrer von Harras
Camilla Spira: Olivia Geiss, Kammersängerin
Erica Balqué: Anne Eilers
Albert Lieven: Friedrich Eilers, Oberst
etc



Meinung:
Der Meenzer Carl Zuckermayer sah sich, wie viele andere in der Zeit, gezwungen vor dem NS-Staat zu fliehen und das in seinem Fall in die Vereinigten Staaten. Noch während des Krieges schrieb er das Stück DES TEUFELS GENERAL, das die Vorlage für diesen Film darstellt und sich lose an der Person Ernst Udets orientieren soll. Zuckermayers Absicht war es, einen Menschen in Ohnmacht darzustellen, der in einem Kontext steht, den er verachtet und schlichtweg nicht weiß, was er tun soll. Ein Motiv, das schwierig und real zugleich ist, denn in der Rückschau mag Widerstand (moralisch) 'einfach' aussehen, doch Menschen in dieser Situation sind mit einem Kontext konfrontiert, den sie nicht überblicken können. Ich schreibe das deswegen, weil auch in Bezug auf diesen Film manche die Gnade der späten Geburt etwas zu sehr auskosten, eine Großspurigkeit, die ich für gefährlich halte. Für Interessenten gibt es allerlei Erörterungen zum Widerstandsrecht und dem Umgang mit Tyrannenmord.
Zuckermayer schrieb mit DES TEUFELS GENERAL eines der erfolgreichsten Theaterstücke der Nachkriegszeit. Erfolgreich auch daher, dass viele sich in der Rolle wiederfinden konnten. Für Zuckermayer waren es zuviele. Denn dem guten Herrn ging es darum Menschen aufzuzeigen, welche in arger moralischer Bedrängnis waren, im Konflikt und nicht eine Ausrede zu liefern für Menschen, die im Nachhinein ja Bedenken gehabt haben wollen. Diesem Umstand ist es geschuldet, dass Zuckermayer für die Verfilmung Änderungen forderte und nachbessern ließ.

Der uns gezeigte Harras, Curd Jürgens, ist ein gealterter Frauenheld, dessen Welt sich nur mehr um die drei Themen Fliegen, Frauen und Alkohol dreht, der auch aus dieser Rolle heraus jedoch erkennt, in welcher Gesellschaft er sich befindet. Nunmehr Zyniker ist er die gesamte Zeit mit der eigen Schwäche konfrontiert. Er mag Opportunist sein, innerlich hat er Überzeugungen, die er nie in der Lage war durchzusetzen. Nichtsdestotrotz ist er weiterhin bereit Risiken einzugehen und sei es eben, ein verfolgtes Ehepaar verstecken zu lassen.

Hängengeblieben ist bei mir insbesondere die Darstellung des Berlins der 40er Jahre und hier erlaubt sich der Film für ein Werk der 50er Jahre erstaunlich derb und offen zu sein. Es sind die kleineren Momente, die dieses Bild abrunden bspw wenn sie von den Nachbarn angebrüllt werden, weil sie das Licht anhaben oder die ekelhafte Szene, in der ein Nachbarjunge bei seinem Freund klopft, weil man jetzt lynchen könne.

DES TEUFELS GENERAL ist kein Historienfilm, keine Geschichtsdokumentation. Und das ist auch gut so, das muss er nicht sein. Es ist gutinszenierter Film, der eine schwierige Geschichte zu erzählen sucht und mit den Erfahrungswerten seiner Macher wohl durchaus ein geeignetes Bild der Zeit zeigen kann. Wird man sich klar darüber, dass einige der Darsteller selbst Lager der Nationalsozialisten überlebten, gibt das einigen Darstellungen nochmal eine andere Tiefe.
Seasons don't fear the reaper
Nor do the wind, nor the sun, nor the rain

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