● DAS UNGEHEUER VON LONDON-CITY (D|1964)
mit Hansjörg Felmy, Marianne Koch, Hans Nielsen, Fritz Tillmann, Chariklia Baxevanos, Peer Schmidt, Elsa Wagner,
Walter Pfeil, Kai Fischer, Gudrun Schmidt, Kurd Pieritz, Christiane Schmidtmer, Ilse Stöckl und Dietmar Schönherr
eine Produktion der cCc Filmkunst | im Gloria Verleih
ein Film von Edwin Zbonek
»In Shakespeares Stücken liegen die Toten nur so herum!«
London hält den Atem an. In der Nähe des Edgar-Allan-Poe-Theaters ist eine Prostituierte bestialisch nach dem Vorbild des berüchtigten Frauenmörders "Jack the Ripper" ermordet worden. Dieses Verbrechen ist umso brisanter, da sich das aktuelle Stück in jenem Theater mit der Figur des Schlitzers befasst, der von dem Schauspieler Richard Sand (Hansjörg Felmy) gespielt wird. Inspektor Dorne (Hans Nielsen) von Scotland Yard nimmt die Ermittlungen auf und gleichzeitig das Theater und die Crew unter die Lupe. Hierbei findet er einige Schönheitsfehler in Sands Vergangenheit, die ihn immer näher in den Kreis der Verdächtigen rücken. Während sich Inspektor Dorne um die Absetzung des Stücks bemüht, schlägt der Mörder in der Zwischenzeit erneut bei einem Straßenmädchen zu...
Der fünfte Teil der unter dem Banner Bryan Edgar Wallace laufenden Krimi-Reihe darf auf eine äußerst starke und abwechslungsreiche interne Konkurrenz blicken, sodass die Messlatte im Vorfeld ziemlich hoch angelegt war. Der österreichische Film- und Theaterregisseur Edwin Zbonek konnte sich bereits in der Reihe profilieren und setzt nahtlos an die düstere Ausarbeitung seines ein Jahr zuvor entstandenen Beitrags "Der Henker von London" an, wenngleich es merkliche Unterschiede bei der Dichte des Scripts gibt. Die Geschichte um einen offensichtlich reinkarnierten Frauenmörder wirkt in Verbindung mit der ausgefallenen, in vielen Szenen pessimistisch wirkenden Kamera-Arbeit sehr ansprechend, immerhin treibt die im Off stattfindende Tötungsmethode beim Publikum schauerliche Blüten, da die Opfer einfach aufgeschlitzt werden. Vor allem diese Ermordungs-Szenen werden zum Aushängeschild dieser Produktion, die zumindest in diesem Zusammenhang einige Lieblings-Elemente des Giallo vorwegzunehmen scheint. Eine schwarze Gestalt hetzt Frauen in abgelegene Winkel von Whitechapel, das unheimliche Schattenspiel sorgt für eine Atmosphäre des Unbehagens, bis man die grauenhafte Mechanik des Mordes durch eine Andeutung einer akustischen Simulation wahrnimmt. Um zu wissen mit wem man es im weiteren Verlauf zu tun bekommt, werden die einzelnen, beziehungsweise tragenden Charaktere schnellstmöglich vorgestellt. In "Das Ungeheuer von London-City" ist Aktivität im Bereich der Variationen und hin und wieder eine deutliche Abkehr von bislang ergiebigen Krimi-Schablonen zu beobachten. So wird der Verdacht auf die Hauptperson Richard Sand gelenkt, da Hansjörg Felmy bereits unter Beweis stellen konnte, dass er nicht immer der vertrauenswürdige Held von nebenan sein muss. Ob dieses Vorhaben aufgeht, muss allerdings das Publikum entscheiden.
Für einen Schauspieler ist es möglicherweise eine Herausforderung einen Schauspieler spielen zu müssen, da man sich quasi selbst einen Spiegel vorhalten muss. Hansjörg Felmy löst diese Aufgabe sehr gut, lässt sich dabei sogar häufiger aus seiner Komfortzone herauslocken, da er ungewöhnlich temperamentvoll und impulsiv agieren muss. Das Aufzeigen gleich mehrerer Gesichter ist jedoch essentiell für diese sich immer mehr in Zweifel und Zerrissenheit zurückziehende Person, der man ja immerhin bestialische Morde zutrauen soll. Felmys Darbietungsstil prägt diese Veranstaltung am meisten und stellt nicht nur einmal die Qualität des gesamten Ensembles infrage, was Vergleiche mit der Konkurrenz ebenfalls tun. Die Schauspiel-Crew wirkt hier erstmals seit "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" wieder etwas willkürlich zusammengestellt und in Teilen wie eine zweite Garnitur. Auch die angepasst wirkenden Interpretationen können oft nicht für die Brisanz und die Skepsis sorgen, die in dieser Geschichte nötig gewesen wäre. Angeblich nicht zustande gekommene Besetzungsvorschläge des Produzenten, wie beispielsweise Engagements von Pinkas Braun, Horst Frank, Ingmar Zeisberg, Walter Rilla oder Klaus Kinski, geben in dieser Hinsicht ein wenig zu denken. Dramaturgisch läuft die Geschichte schließlich schnell Gefahr, sich und ihren Täter voreilig zu entlarven, was im Gesamtbild den größten Schwachpunkt innerhalb dieses sonst so unterhaltsamen und düsteren Märchens darstellt. Undurchsichtige Personen. wie diejenigen von Fritz Tillmann, Kurd Pieritz oder Elsa Wagner, lassen kurze Anflüge von Flair aufkommen, allerdings kann nicht an der Tatsache gerüttelt werden, dass es zu wenige Verdächtige rund um das Edgar-Allan-Poe-Theater zu finden gibt. Viel gravierender erscheint letztlich die Tatsache, dass es ganz offensichtlich nur einen bemüht Unverdächtigen zu geben scheint.
Nichtsdestotrotz profitiert das Geschehen von einer erstaunlich dichten Atmosphäre, da der Killer in ausgiebig vielen und ausladenden Sequenzen begleitet wird. Interessant ist die Brücke, die direkt von der Straße in die besseren Kreise führt, da Richard Sand mit Ann Morlay befreundet ist, der Nichte des Parlamentsmitglieds Sir George Edwards. Auf dieser Seite agieren Marianne Koch und Fritz Tillmann solide, und vor allem Sir George steht für eine Art Doppelmoral, die ihn resolut in den Kreis der unsympathischen Verdächtigen rückt. "Das Ungeheuer von London-City" verfügt über einige krude Personen und noch eigenartigere Konstellationen, früher oder später wird sich alles zufriedenstellend ordnen. Für den Humor - oder das, was man darunter verstehen soll - drängen sich Chariklia Baxevanos und Peer Schmidt als Amateurdetektive auf. Leider ist die Gag-Dichte oft zu übertrieben hoch und Lacher können leider nicht platziert werden. Für die Repräsentation Scotland Yards ist Hans Nielsen in diesem Kriminalfall verantwortlich, der stets in den Bereichen Verlässlichkeit und Anpassungsfähigkeit punkten kann. Lediglich eine aufreizende Kai Fischer kann den sonst so sachlich agierenden Polizeimann kurz aus der Reserve locken. Dietmar Schönherr bietet eine für ihn und die Zeit vollkommen obligatorisch wirkende Rolle an und abgerundet wird das Geschehen durch interessante Darbietungen von etwa von Walter Pfeil, Elsa Wagner oder Kurd Pieritz. Insgesamt trägt Edwin Zboneks Beitrag seine charakteristische und nüchterne Handschrift, die den Film ungemein aufwertet. Innerhalb des Bryan-Edgar-Wallace-Orbits handelt es sich trotz vieler günstiger Voraussetzungen vielleicht nicht um die stichhaltigste Adaption, aber zweifellos um einen sehenswerten Abstecher in düstere Gefilde der menschlichen Psyche, für die es - wie es selbst der Film dokumentiert - oft keine plausiblen Erklärungen gibt.
Der fünfte Teil der unter dem Banner Bryan Edgar Wallace laufenden Krimi-Reihe darf auf eine äußerst starke und abwechslungsreiche interne Konkurrenz blicken, sodass die Messlatte im Vorfeld ziemlich hoch angelegt war. Der österreichische Film- und Theaterregisseur Edwin Zbonek konnte sich bereits in der Reihe profilieren und setzt nahtlos an die düstere Ausarbeitung seines ein Jahr zuvor entstandenen Beitrags "Der Henker von London" an, wenngleich es merkliche Unterschiede bei der Dichte des Scripts gibt. Die Geschichte um einen offensichtlich reinkarnierten Frauenmörder wirkt in Verbindung mit der ausgefallenen, in vielen Szenen pessimistisch wirkenden Kamera-Arbeit sehr ansprechend, immerhin treibt die im Off stattfindende Tötungsmethode beim Publikum schauerliche Blüten, da die Opfer einfach aufgeschlitzt werden. Vor allem diese Ermordungs-Szenen werden zum Aushängeschild dieser Produktion, die zumindest in diesem Zusammenhang einige Lieblings-Elemente des Giallo vorwegzunehmen scheint. Eine schwarze Gestalt hetzt Frauen in abgelegene Winkel von Whitechapel, das unheimliche Schattenspiel sorgt für eine Atmosphäre des Unbehagens, bis man die grauenhafte Mechanik des Mordes durch eine Andeutung einer akustischen Simulation wahrnimmt. Um zu wissen mit wem man es im weiteren Verlauf zu tun bekommt, werden die einzelnen, beziehungsweise tragenden Charaktere schnellstmöglich vorgestellt. In "Das Ungeheuer von London-City" ist Aktivität im Bereich der Variationen und hin und wieder eine deutliche Abkehr von bislang ergiebigen Krimi-Schablonen zu beobachten. So wird der Verdacht auf die Hauptperson Richard Sand gelenkt, da Hansjörg Felmy bereits unter Beweis stellen konnte, dass er nicht immer der vertrauenswürdige Held von nebenan sein muss. Ob dieses Vorhaben aufgeht, muss allerdings das Publikum entscheiden.
Für einen Schauspieler ist es möglicherweise eine Herausforderung einen Schauspieler spielen zu müssen, da man sich quasi selbst einen Spiegel vorhalten muss. Hansjörg Felmy löst diese Aufgabe sehr gut, lässt sich dabei sogar häufiger aus seiner Komfortzone herauslocken, da er ungewöhnlich temperamentvoll und impulsiv agieren muss. Das Aufzeigen gleich mehrerer Gesichter ist jedoch essentiell für diese sich immer mehr in Zweifel und Zerrissenheit zurückziehende Person, der man ja immerhin bestialische Morde zutrauen soll. Felmys Darbietungsstil prägt diese Veranstaltung am meisten und stellt nicht nur einmal die Qualität des gesamten Ensembles infrage, was Vergleiche mit der Konkurrenz ebenfalls tun. Die Schauspiel-Crew wirkt hier erstmals seit "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" wieder etwas willkürlich zusammengestellt und in Teilen wie eine zweite Garnitur. Auch die angepasst wirkenden Interpretationen können oft nicht für die Brisanz und die Skepsis sorgen, die in dieser Geschichte nötig gewesen wäre. Angeblich nicht zustande gekommene Besetzungsvorschläge des Produzenten, wie beispielsweise Engagements von Pinkas Braun, Horst Frank, Ingmar Zeisberg, Walter Rilla oder Klaus Kinski, geben in dieser Hinsicht ein wenig zu denken. Dramaturgisch läuft die Geschichte schließlich schnell Gefahr, sich und ihren Täter voreilig zu entlarven, was im Gesamtbild den größten Schwachpunkt innerhalb dieses sonst so unterhaltsamen und düsteren Märchens darstellt. Undurchsichtige Personen. wie diejenigen von Fritz Tillmann, Kurd Pieritz oder Elsa Wagner, lassen kurze Anflüge von Flair aufkommen, allerdings kann nicht an der Tatsache gerüttelt werden, dass es zu wenige Verdächtige rund um das Edgar-Allan-Poe-Theater zu finden gibt. Viel gravierender erscheint letztlich die Tatsache, dass es ganz offensichtlich nur einen bemüht Unverdächtigen zu geben scheint.
Nichtsdestotrotz profitiert das Geschehen von einer erstaunlich dichten Atmosphäre, da der Killer in ausgiebig vielen und ausladenden Sequenzen begleitet wird. Interessant ist die Brücke, die direkt von der Straße in die besseren Kreise führt, da Richard Sand mit Ann Morlay befreundet ist, der Nichte des Parlamentsmitglieds Sir George Edwards. Auf dieser Seite agieren Marianne Koch und Fritz Tillmann solide, und vor allem Sir George steht für eine Art Doppelmoral, die ihn resolut in den Kreis der unsympathischen Verdächtigen rückt. "Das Ungeheuer von London-City" verfügt über einige krude Personen und noch eigenartigere Konstellationen, früher oder später wird sich alles zufriedenstellend ordnen. Für den Humor - oder das, was man darunter verstehen soll - drängen sich Chariklia Baxevanos und Peer Schmidt als Amateurdetektive auf. Leider ist die Gag-Dichte oft zu übertrieben hoch und Lacher können leider nicht platziert werden. Für die Repräsentation Scotland Yards ist Hans Nielsen in diesem Kriminalfall verantwortlich, der stets in den Bereichen Verlässlichkeit und Anpassungsfähigkeit punkten kann. Lediglich eine aufreizende Kai Fischer kann den sonst so sachlich agierenden Polizeimann kurz aus der Reserve locken. Dietmar Schönherr bietet eine für ihn und die Zeit vollkommen obligatorisch wirkende Rolle an und abgerundet wird das Geschehen durch interessante Darbietungen von etwa von Walter Pfeil, Elsa Wagner oder Kurd Pieritz. Insgesamt trägt Edwin Zboneks Beitrag seine charakteristische und nüchterne Handschrift, die den Film ungemein aufwertet. Innerhalb des Bryan-Edgar-Wallace-Orbits handelt es sich trotz vieler günstiger Voraussetzungen vielleicht nicht um die stichhaltigste Adaption, aber zweifellos um einen sehenswerten Abstecher in düstere Gefilde der menschlichen Psyche, für die es - wie es selbst der Film dokumentiert - oft keine plausiblen Erklärungen gibt.