LOVEMAKER - Ugo Liberatore

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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LOVEMAKER - Ugo Liberatore

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LOVEMAKER


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● LOVEMAKER / LOVE MAKER - L'UOMO PER FARE L'AMORE (D|I|1969)
mit Doris Kunstmann, Antonio Sabato, Roger Fritz, Peter Kraus, Yvonne ten Hoff, Paola Natale und Christiane Krüger
eine Produktion der cCc Filmkunst | Documento Film
ein Film von Ugo Liberatore

»Ihr deutschen Frauen seid zu romantisch!«


Auf einer Baustelle am Münchner Maximiliansplatz provoziert die Studentin Christiane (Doris Kunstmann) einen Zwischenfall mit einem italienischen Gastarbeiter, dessen Ursprung offensichtlich Überheblichkeit oder Langeweile war. Da die attraktive junge Frau den Arbeiter dazu animiert hat, sie unangemessen zu berühren, wird dieser von ihren Begleitern Hans (Peter Kraus) und Klaus (Roger Fritz) verfolgt und brutal zusammengeschlagen. Ihre hübsche Freundin Helga (Christiane Krüger) schaut dieser Aktion zu. Als die Männer von dem jungen Ingenieur Giorgio (Antonio Sabato) gestört werden, schlägt die Situation komplett um, denn die beiden Frauen fühlen sich von dem gut aussehenden Italiener angezogen, doch zeigen dies auf vollkommen unterschiedliche Weise. Während Christiane ihn aufgrund seiner Herkunft weiterhin von oben herab betrachtet und ihm die kalte Schulter zeigt, geht Helga ganz unverblümt in die Offensive. Doch beide Frauen haben die Rechnung ohne den italienischen Wirt gemacht, der ganz andere Auffassungen von Beziehungen mit Frauen dieses Schlages hat...

Alleine der Titel zu Ugo Liberatores Film wirft im Vorfeld die Frage über die Marschrichtung auf und selbst der Vorspann erlaubt sich zunächst eine kleinere falsche Fährte, indem der in großen Lettern auftauchende Begriff "Latin Lover" kurzerhand in "Lovemaker" ummontiert wird. Ende der 60er Jahre wurde das Publikum mit einer Reihe freizügiger Filme mit erotischen und komödiantischen Inhalten versorgt, sodass vielleicht die Vermutung nahe liegen will, diese Geschichte könnte in die selbe Kerbe hauen wollen. Doch schnell wird man eines Besseren belehrt, denn Produktion inklusive Titel weisen eine auffällige, oder vielmehr anspruchsvolle Doppelbödigkeit auf, die hier regelrecht zum Elixier wird. Trotz deutscher Beteiligung durch Artur Brauners cCc Filmkunst brachte es "Lovemaker" zu keiner deutschen Kino-Auswertung, obwohl an Originalschauplätzen in München und mit überwiegend deutschen Interpreten gedreht wurde. Bei einem Blick auf das behandelte und immer noch brandaktuell wirkende Thema rund um Ressentiments Fremden gegenüber kann man durchaus nachvollziehen, warum der Film in der Bundesrepublik keinen Verleih finden konnte, denn er war den üblichen Sehgewohnheiten zu wenig angepasst. Aus heutiger Sicht kann nur betont werden, dass es umso erleichternder ist, dass der Film so ist wie er ist, denn es handelt sich wirklich um einen vielschichtigen Beitrag, der sowohl seinen Unterhaltungsambitionen als auch seinem Anspruch Genüge tut. "Lovemaker" - was möchte dieser Titel eigentlich ausdrücken, beziehungsweise ankündigen? Zwar deutet der italienische Zusatz "L'uomo per fare Lamore" selbstbewusst an, das die männliche Hauptfigur namens Giorgio der Mann sein wird, mit dem man Liebe macht, aber vielmehr kann der Titel als Wortspiel angesehen werden, und zwar insofern, dass es sich um einen Zeitgenossen handelt, der die schönste Sache der Welt nicht nur praktiziert, sondern die Liebe bei den passenden Frauen aktiv fabriziert. Sie verlieben sich nicht nur profan in ihn, sondern er bringt sie regelrecht dazu.

Gebahnt wird die Story mit dem Aufzeigen einer Art zweifelhaften Gesellschaftsspiels. Die junge Schickeria fährt in der Stadt herum und langweilt sich offenbar vom Nichtstun. Durch die Integration der teils spröde wirkenden Charaktere gewinnt die Geschichte schnell an Brisanz, denn im Raum steht im übertragenen Sinn plötzlich eine Art stumpfsinniges Prinzip; etwa so, als ob alle Türken Ali hießen. Daher wird die weibliche Protagonistin in diesem frühen Stadium nicht müde zu betonen, dass sie italienische oder türkische Gastarbeiter quasi unfehlbar per Augenmaß identifizieren könne, was sich als entscheidender Kniff erweist, denn schließlich soll Christiane ein Klischee-Äquivalent der deutschen Frau charakterisieren. Zielstrebig sucht sie sich also ein beliebiges Opfer auf der Baustelle aus und provoziert den Mann mit ihren leichtfertigen Reizen, bis dieser schließlich die Quittung in Form von Faustschlägen bekommt. Das Ergebnis: Drei gebrochene Rippen und das Auslösen einer unliebsamen Kettenreaktion, die die Gefahr birgt, nur Verlierer hervorzubringen. Der teils heitere Tenor der Geschichte täuscht keineswegs über den bevorstehenden Ernst der Lage hinweg, kaschiert lediglich die Brisanz ein wenig, denn durch die Blume gesprochen tut es einem Adressaten dann nur halb so weh. Der Film schmeichelt unterm Strich keiner der prominent in den Fokus gerückten Nationalitäten, was eine sinnvolle Ausgewogenheit und Fairness herzustellen weiß. Obwohl insbesondere die Frauen ins Rampenlicht gerückt werden, werden auch die verschiedenen Herren der Schöpfung gegenüber gestellt. Zwar sind bei jeder Fraktion deutliche Attribute herausgearbeitet, aber es kommt zu eklatanten Unterschieden. Während die deutsche Seite vornehmlich überheblich, eitel, versnobt und alles andere als bodenständig wirkt, erscheint die italienische Masche wie eine Kulturrevolution, vor allem was Christiane und Helga betrifft. Auch in diesem Zusammenhang legt die Dramaturgie wert auf eine deutliche Differenzierung der beiden Frauen, obwohl sie von Grund auf oberflächlich und charakterlich teils uniform wirken.

Nachdem die einseitige Prügelei beendet ist, Helga sich noch eilig die Rückversicherung für eine vielversprechende Liaison mit Giorgio geholt hat, und sich die Partner der beiden Frauen ordentlich haben volllaufen lassen, geht das private jeu d'ennui zu Hause weiter. Hans schmiert ab und Klaus will Zuneigung erzwingen. Angewidert sieht man Doris Kunstmann ihren abschätzigsten Blick aufsetzen und vermittelt ihren Freund der willigen Helga, jedoch nicht ohne ihr den Rat mit auf den Weg zu geben, dass sie ihm ein Bier mitbringen und sich ihr Kleid ausziehen solle, da er sie wie ein Tier bespringen und es ihr sonst zerreißen würde. Dem Zuschauer ist klar, dass Christianes Gedanken längst bei der attraktiven italienischen Bekanntschaft angedockt haben, was sie vor maßlos ärgert - schließlich betrachtet man solche Subjekte von oben herab und sie gehören zu anderen Kreisen. Und sei es nur wegen der Nationalität. Ihr Pendant, Christiane Krüger, die hier so schön wie selten zu sehen ist, funktioniert hier schon simpler, da ihr der Stolz, die Eitelkeit und Raffinesse ihrer Freundin fehlt. Wenn man so will ist sie es, die von allen auf primitivster Triebebene agiert. Eigenartigerweise stört es ihre Busenfreundin kaum und die Truppe der sogenannten Hautevolee kommt in den Genuss der Gunst Christianes, deren Eltern schon einmal die Wochenendvilla am Starnberger See, oder einen schnittigen Sportwagen als Cliquen-Allgemeingut springen lassen. Aber man hinterfragt sich nicht und schon gar nicht die Ansichten und Vorgehensweisen des anderen. Bleibt man ganz simpel bei der Verteilung der Kräfte, sprich Giorgio und Christiane, so werden die Waffen der Frau gegen die Kanone des Mannes gerichtet. Ein dem Empfinden nach ungleiches Kräftemessen, denn die hochmütige Studentin scheint so viel Erfahrung und argumentativem Charme nicht gewachsen zu sein. Was reizt Christiane letztlich an dem Bauingenieur, den sie verachten, verfluchen, ja hassen will? Die Antwort scheint leicht zu sein, denn sie wird von ihrem eigenen Freund geliefert. Giorgio ist schrecklich undeutsch - ergo verführerisch.

Natürlich ist die Konfrontation nicht komplett darauf angelegt, dass erst der Eindruck entstehen soll, es handle sich um einen vollkommen ungleiches Tauziehen, schließlich reizt Giorgio die abwehrende Haltung ebenso, wenngleich seine tiefere Motivation einen völlig anderen Ursprung hat: Die Erniedrigung des verachteten Objekts. Es scheint so, als reiche es ihm erstmals nicht aus, die Beute nur zu jagen und zu benutzen. Er will sie brechen, zur Strecke bringen. Ein schwieriges Unterfangen, schließlich leistet die Beute heftigsten Widerstand. Die Figur der Christiane wird von Doris Kunstmann präzise ausbuchstabiert. Ihr sind alle erdenklichen Mittel von Hause aus gegeben und sie weiß um ihre Wirkung; umso irritierender, wenn ein Mann nicht in herkömmlicher Weise auf sie reagiert. Ihr eigener Freund stellt das Konventionelle dar, obwohl er und seine Gefolgschaft sich gerne in den Dunst des Unkonventionellen hüllt, jedoch stellen sie nichts anderes dar als Spießbürgertum für Fortgeschrittene. Die Kamera hofiert ihre Stars nach Herzenslust, dementsprechend kommt es zu sehr breit angelegten Strecken von Großaufnahmen, vor allem der Darstellerinnen. Im Rahmen der Bemühung um Contenance, Fassade, Unnahbarkeit und dem strikten Einhalten der Gesetze der Bourgeoisie, zeigen sich diesbezüglich immer wieder entgegengesetzte, beinahe labile Züge einer Frau, die noch nicht angekommen ist. Alles was sie weiß, hat sie von anderen übernommen. Alles was sie darstellt ebenfalls. Christiane steht trotz ihrer Dominanz und der Fähigkeit zur Manipulation der Clique quasi ohne wirkliche Identität da - zu allem Überfluss wird sie von einem Mann des Proletariats entlarvt und systematisch in die Tasche gesteckt. Daher sieht man von Doris Kunstmann trotz ihrer Maske eine breite Palette von Emotionen, die alles zwischen Krallen ausfahren und Tränen abdecken, die wie Feuer brennen. Ebenfalls kommt es zu nachdenklichen, beinahe melancholischen Zügen, die Selbstzweifel und gedankliche Irrwege thematisieren. So handelt es sich bestimmt um eine von Kunstmanns ausgefeiltesten Leistungen!

Antonio Sabato stellt nicht nur die Titelrolle im Film dar, sondern auch all das, wofür Hans und Klaus stellvertretend stehen: Den deutschen Mann. Giorgio ist im Leben angekommen, beruflich erfolgreich und nach seinen Angaben bereits verheiratet. Aufgrund des guten Aussehens und seiner provokanten Art den Frauen gegenüber, wird er ohnehin schon als Gefahr und Konkurrent eingestuft; fährt er ein besseres Auto, ist finanziell unabhängig und obendrein noch Ausländer. Antonio Sabato verleiht seiner Figur einen nicht immer aufrichtig wirkenden, aber der Anforderung entsprechend heißblütigen Charme. Darstellerisch gesehen erweist sich Sabato als guter Routinier, der die Szenerie nicht nur bereichert, sondern um die Leinwanddominanz kämpfen wird. Ihm gegenüber stehen Roger Fritz und Peter Kraus, die die nicht immer ganz erwachsen wirkenden Maultiere im Pferdegeschirr mit treffenden Gesichtern ausstatten und ihnen Impulsivität und Temperament mitgeben. Von deutscher Seite sieht man außerdem Yvonne ten Hoff als Liselotte, eine Freundin Christianes, die vom "Lovemaker" als Mittel zum Zweck missbraucht wird, und schließlich eine ihrer üblichen Lolita-Rollen mit einem Nimbus der Unschuld spielt, auch wenn dies natürlich kaum den filmischen Tatsachen entspricht und sie eine Packung Revolan als letzte Quittung wählt. Abschließend bereichert der bildschöne Branchen-Neuling Christiane Krüger das Geschehen in sehr effektiver Manier und verbindet ihre offenkundige Leichtfertigkeit mit ihrem bürgerlichen Korsett. Neben Doris Kunstmann sorgt sie für die pikanten und erotischen Momente des Szenarios und stellt dementsprechend ihre Reize zur Schau. Giorgio ergibt sie sich freiwillig und kapituliert, bevor der Kampf überhaupt begonnen hat, schenkt ihm beispielsweise sogar ihre eigene Hochzeitsnacht, in der Giorgio wohlgemerkt nicht der Bräutigam ist. In darstellerischer Hinsicht bleiben unter Ugo Liberatore keinerlei Wünsche offen und er spannt seine Instrumente gewinnbringend in diesem amourösen Roulette ein, das in Wirklichkeit die Weltanschauung bestimmter Personen kritisch infrage stellt.

Insgesamt gesehen wird die Geschichte mit einer ordentlichen Portion Zynismus angetrieben, der sich unter anderem auch gut in den Dialogen widerspiegelt. Neben den Sprachrohren in Form der Schauspieler gibt es zahlreiche Verstärker, die diese Strategie verfestigen. Eigenartigerweise müssen hier die Schlagern ähnlichen Musikstücke von Katja Holländer erwähnt werden, die vollkommen konträr zu den klassischen Easy-Listening-Tracks von Armando Trovajoli eingesetzt werden. Es scheint, als wollten die jeweiligen musikalischen Stilrichtungen den guten, beziehungsweise schlechten Geschmack der beiden im Fokus stehenden Nationen repräsentieren. Holländers Stücke sind für die Gestaltung des Films jedoch alles andere als unwichtig, immerhin unterstreichen die Textpassagen wortwörtlich, dass es sich beispielsweise nur um ein Spiel handle, oder dass es nicht gehe, dass man sich versteht. Erwähnenswert ist außerdem die einfallsreiche Kamera-Arbeit von Dario Di Palma, der sich entgegen der Seheindrücke um eine beachtliche Symmetrie, Dynsmik und Bildgewalt bemüht. Im Raum bleiben unterm Strich schließlich gehaltlose Vorurteile stehen, die vielleicht in den seltensten Fällen rationaler Natur sind. Dem Film gelingt eine kognitive Vereinigung jedoch recht gut, obwohl die Axt auch empfindlich angesetzt wird. Auch das Thema Doppelmoral wird geistreich ausgearbeitet, was Giorgio im Dialog mit Christiane durch den folgendem Satz vielleicht am treffendsten auf den Punkt bringt: »Du schämst dich nicht für den Ehebruch, sondern für den Italiener!« Ugo Liberatore ist mit "Lovemaker" ein Kabinettstückchen reinster Seele gelungen, das es keineswegs verdient, vollkommen in der Versenkung verschwunden zu sein. Selbst ohne den durchaus bestehenden Anspruch der Geschichte wäre der Film schon ein sehr kurzweiliger Unterhaltungsfilm geworden, der auf vielen Ebenen überzeugt, um nicht zu sagen entzückt. Schlussendlich handelt es sich um eine bedeutende italienisch-deutsche Kollaboration, die innerhalb eines isolierten Falls aufweisen möchte, dass der schlimmste Feind der Erkenntnis wieder einmal die Unkenntnis war. Durch und durch begeisternd!
Zuletzt geändert von Prisma am Sa., 26.12.2020 15:05, insgesamt 1-mal geändert.

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Richie Pistilli
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Re: LOVEMAKER - Ugo Liberatotre

Beitrag von Richie Pistilli »

Ergänzend hierzu:


Zu Gast im Deutschen Filmmuseum:

DORIS KUNSTMANN UND ROGER FRITZ im Gespräch mit Andreas Beilharz und Christoph Draxtra

Aufzeichnung der Veranstaltung im Kino des Deutschen Filmmuseums am 26.07.2018 im Rahmen des Festivals TERZA VISIONE



Film:
LOVEMAKER – L’UOMO PER FA RE L’ AMORE (Deutsche Erstaufführung)
Lovemaker – Der Mann, mit dem man Liebe macht
Italien/BRD 1969. R: Ugo Liberatore

Quelle


ps: Was würde ich dafür geben, diesen tollen Film nochmals sehen zu dürfen

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schmutzig
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Re: LOVEMAKER - Ugo Liberatotre

Beitrag von schmutzig »

Starke Besprechung, vielen Dank Prisma und auch vielen Dank an Richie für den YouTube-Link.
Hoffentlich setzt sich ein brauchbares Label an den Film, klingt unheimlich spannend.

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Prisma
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Re: LOVEMAKER - Ugo Liberatotre

Beitrag von Prisma »

Ich kann nur zustimmen! Gerade diesen Film würde ich auch noch einmal gerne sehen, oder eher mehrmals, denn er konnte einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich denke noch oft an die Geschichte, damit die Szenen irgendwie wach bleiben. Wenn ich das so rückblickend betrachte, liegt es aber nicht nur an der Kino-Atmosphäre, die ja immer etwas Besonderes ist. Es ist vor allem ein unheimlich starker Film im Gedächtnis geblieben, bei dem es zu bedauern ist, dass sich seinerzeit kein deutscher Verleih dafür interessierte. Eine Veröffentlichung wäre ein Traum; der Film würde bestimmt viele ansprechen oder sogar begeistern.

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Richie Pistilli
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Re: LOVEMAKER - Ugo Liberatotre

Beitrag von Richie Pistilli »

Prisma hat geschrieben:
So., 01.11.2020 10:45
Eine Veröffentlichung wäre ein Traum; der Film würde bestimmt viele ansprechen oder sogar begeistern.
Dem kann ich nur beipflichten!

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Richie Pistilli
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Re: LOVEMAKER - Ugo Liberatotre

Beitrag von Richie Pistilli »

Ein paar visuelle Eindrücke:











Score:
► Text zeigen


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Zuletzt geändert von Richie Pistilli am Di., 07.03.2023 21:33, insgesamt 1-mal geändert.

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Prisma
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Re: LOVEMAKER - Ugo Liberatotre

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
So., 20.12.2020 11:21
Zwei kurze Filmausschnitte

Vielen Dank! 8-)
Ist schon interessant, mal wieder ein paar Sequenzen dieses begeisternden Films zu sehen, zumal ich merke, dass die Erinnerung daran leider immer schwächer wird.

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Richie Pistilli
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Re: LOVEMAKER - Ugo Liberatotre

Beitrag von Richie Pistilli »

lovemakerl-uomo-per-fare-l-amore-fotobusta-originale-1969.jpg




Prisma hat geschrieben:
So., 20.12.2020 20:54
Ist schon interessant, mal wieder ein paar Sequenzen dieses begeisternden Films zu sehen, zumal ich merke, dass die Erinnerung daran leider immer schwächer wird.


Muss gestehen, dass es mir beim Anblick der beiden Filmausschnitte ebenso erging, denn die Erinnerungen an den legendären Kinoabend verblassen (leider) immer mehr. Hege aber immer noch die Hoffnung, irgendwann einen TV-Mitschnitt der Rete4-Ausstrahlung aufzustöbern. Weiterhin wurde LOVEMAKER in Italien von UVI Video als VHS-Kassette veröffentlicht, wobei das Tape gerne mal 299,00€ kostet. :(


Die einfachste Lösung wäre natürlich, wenn sich ein renommiertes Filmlabel dieser beeindruckenden Filmperle annehmen und auf BD oder DVD veröffentlichen würde. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt...




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Re: LOVEMAKER - Ugo Liberatotre

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Mo., 21.12.2020 11:45
299,00€

Was für ein Schnapper! :lol:

Aber das Aushangmaterial ist wirklich sehr schön, obwohl ich ja finde, dass die Christiane Krüger hier ein bisschen zu stiefmütterlich behandelt wurde. :P
Man bekommt wirklich einen Hauch der Ahnung davon, was und vor allem wen einen im Film erwartet.

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Richie Pistilli
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Re: LOVEMAKER - Ugo Liberatotre

Beitrag von Richie Pistilli »

Prisma hat geschrieben:
So., 20.12.2020 20:54
Ist schon interessant, mal wieder ein paar Sequenzen dieses begeisternden Films zu sehen, zumal ich merke, dass die Erinnerung daran leider immer schwächer wird.


Zwar schwächeln bei mir ebenfalls die Erinnerung an den Film, aber Dein innerliches Zusammenzucken samt der dazugehörigen Gesichtsentgleisung als Reaktion auf Doris Kunstmanns Aussage, dass eigentlich Eva Renzi für die Rolle vorgesehen war, werde ich wohl nie vergessen. :D

Der Abend im Frankfurter Filmmuseum war einfach nur legendär!




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Re: LOVEMAKER - Ugo Liberatotre

Beitrag von Prisma »

Richie Pistilli hat geschrieben:
Di., 22.12.2020 09:56
Dein innerliches Zusammenzucken samt der dazugehörigen Gesichtsentgleisung als Reaktion auf Doris Kunstmanns Aussage, dass eigentlich Eva Renzi für die Rolle vorgesehen war, werde ich wohl nie vergessen. :D

Was? Ich habe das doch völlig unbeeindruckt zur Kenntnis genommen. :lol:

Nee, ich weiß, dass ich da sogar ein spontanes und leicht enttäuschtes Säufzen von mir gegeben hatte. Nichts gegen Doris Kunstmann, die ich wirklich stets gerne sehe, die immer einen Grund darstellt, einen Film überhaupt anzusehen und die in "Lovemaker" exzellent aufgespielt hat, aber es war schon so, dass ich mich die imaginäre Variante dann doch nicht mehr so schnell losgelassen hat. Das liegt natürlich daran, dass ich Eva Renzi unheimlich gerne sehe, aber vor allem daran, dass ihre Filmografie recht übersichtlich geblieben ist. Das gleiche Gedankenspiel habe ich übrigens auch immer bei "James Bond - Man lebt nur zweimal". Aber was solls? Es war ein tolles Filmerlebnis, es gab hoch interessante Anekdoten der Gäste und es bleibt ein Abend, der definitiv wiederholt werden sollte!

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Prisma
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Re: LOVEMAKER - Ugo Liberatore

Beitrag von Prisma »



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● CHRISTIANE KRÜGER als HELGA in
LOVEMAKER - DER MANN MIT DEM MAN LIEBE MACHT (D|I|1969)



In ihrer noch jungen Karriere war Christiane Krüger in "Lovemaker" in ihrem erst fünften Kinofilm zu sehen, um schon wenig später hauptsächlich ins deutsche TV-Fach zu wechseln. Wie viele andere Kolleginnen auch, schaffte sie anfangs recht schnell den Sprung auf internationales, oder hauptsächlich europäisches Parkett, denn derartig attraktive Erscheinungen waren stets über nationale Grenzen gefragt. Außerdem verfügte sie von Haus aus über einen bekannten Markennamen. Krüger absolvierte Probeaufnahmen für Ugo Liberatores Film und bekam den Zuschlag für die Rolle der Helga, die zunächst für Hauptdarstellerin Doris Kunstmann angedacht war. In Italien konnte die Hamburgerin mit ihrem Auftritt in dem in der Bundesrepublik unter Edgar Wallace vermarkteten "Das Gesicht im Dunkeln" von sich reden machen, vielleicht sogar aufgrund ihrer freizügigen Szenen für Aufsehen sorgen, wenngleich diesem Beitrag nur eine schwache Publikumsresonanz zuteil wurde. In allen ihrer 1969 entstandenen Filme präsentierte sie stets ihren makellosen Körper und unterstrich mit dem Absolvieren von Nacktszenen eine auffällige Leichtfertigkeit ihrer Rollencharaktere - so auch in "Lovemaker". Auf den ersten Blick wirkt Helga wenig autonom und eher wie ein ständiges Anhängsel ihrer gut situierten Freundin Christiane, die den Ton über die Grenzen der damals immer noch bestehenden männlich-weiblichen Konstellationen angibt. Vielleicht kann sogar von einer Art Abhängigkeit gesprochen werden, denn innerhalb der Clique profitiert jeder auf seine eigene Art und Weise von der mondänen Frau mit dem auffälligen Sportwagen. Dennoch zeigt sich, dass es sich insbesondere im Fall von Helga um keine kleine Marionette handelt, denn sie gibt ihren reichlich vorhandenen Tendenzen der Impulsivität und Eigenwilligkeit nach, die in der Regel mit Männern zu tun haben.

Stilsicher bewegt sie sich innerhalb der ungeschriebenen Gesetze dieser Gruppe und geht nie zu weit; ganz nach dem Motto eines alten Sprichworts: »Wes Brot ich ess, des Lied ich sing«. Christiane Krüger fungiert somit nicht nur als optisches Pendant zu Schauspielkollegin Doris Kunstmann, sondern das Augenmerk liegt sehr stark auf den unterschiedlichen Wesenszügen. Beide Frauen kleiden sich gerne mit einer auffälligen Doppelmoral, von der sie glauben, dass die für niemand anderen sonst sichtbar wäre, doch im Endeffekt sind sie schnell durchschaut, da es innerhalb des Versuchs sich von Männern zu emanzipieren zu dem entgegengesetzten Ergebnis kommt, dass sie sich nur noch mehr in Muster der Abhängigkeit manövrieren. Helgas Kapital ist ihr Körper, das attraktive Aussehen und die verspielte Leichtfertigkeit, die man auch ein Sich-Anbieten nennen könnte. Zwar ist die Blondine liiert und in gesellschaftlichen Korsetts fixiert, doch sie lässt es sich auch nicht nehmen, von denen genommen zu werden, denen sie selbst den Zuschlag erteilt. Christiane Krüger buchstabiert ihre Rolle sehr sicher aus, indem sie sich einer notwendigen Oberflächlichkeit und sogar Triebhaftigkeit bedient. In diesem Zusammenhang kommt es zu denkwürdigen Szenen, wenn man sie beispielsweise im Hochzeitskleid vor dem Traualtar begutachten kann und sie ihrer Hochzeitsnacht entgegen sieht - allerdings nicht mit ihrem Bräutigam. Unter Liberatore funktioniert das Schema "Die Freundin war immer dabei" sehr prägnant und aussagekräftig, und trotz des doch sehr untergeordneten Parts der Helga kann sie sich durch Präzision und Spiellaune immer wieder in den Fokus spielen. Schlussendlich bleibt zu sagen, dass Christiane Krüger genau die richtige Interpretin für "Lovemaker" war, zumal sie den vermeintlichen Frieden einer eigentlich unsäglichen Konstellation immer wieder zu untergraben scheint, und damit für Abwechslung und Zündstoff sorgt.



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Re: LOVEMAKER - Ugo Liberatore

Beitrag von Dschallogucker »

Der Film ist seit vorgestern auf youtube, Ton nur italienisch, aber besser als nix.

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Richie Pistilli
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Re: LOVEMAKER - Ugo Liberatore

Beitrag von Richie Pistilli »

:shock: Vielen Dank für die Info :hut:


Somit wäre schon mal die Hürde für eine (baldige) Bildergalerie geschafft. :)

Jetzt noch verständliche Untertitel und dann würde auch einem ausgelassenen Refresh nichts mehr im Weg stehen. Brenne schon länger darauf, den Film nochmals sehen zu dürfen, denn Anbetracht des zwischenzeitlich angeworbenen Wissens über die gesellschaftlichen Hintergründe der damaligen Zeit könnte Liberatores LOVEMAKER auf mich eine weitaus intensivere Wirkung ausstrahlen, als er es bereits vor einigen Jahren tat.

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Prisma
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Re: LOVEMAKER - Ugo Liberatore

Beitrag von Prisma »

Cool, auch ich freue mich über diese Info. Vielen Dank!
Da werde ich die Tage nochmal reinschauen, zumal sich der Wunsch nach Zweitansicht unmittelbar nach der Erstansicht herauskristallisiert hatte. :D

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Richie Pistilli
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Re: LOVEMAKER - Ugo Liberatore

Beitrag von Richie Pistilli »

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Filmportal.de

Score: Armando Trovaioli

OFDb



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Zwar konnte der Film bei mir auch im Rahmen der zweiten Runde wahrhafte Begeisterungsstürme auslösen, aber aufgrund der fehlenden Untertitel blieb natürlich einiges Konkretes im Unklaren. Zum einen betrifft dies die Dialoge der Beziehungsgeflechte, bei denen ich so einiges nicht mehr nachvollziehen konnte als auch die Dialoge, die das eigentliche Thema des Films, die Diskriminierung italienischer Gastarbeiter sowie die verächtliche Haltung des Italieners gegenüber Frauen, erzählen. Obendrein habe ich mir auch ein weiteres Mal die Gesprächsrunde mit Doris Kunstmann, Roger Fritz, Andreas Beilharz und Chrstoph Draxtra zu Gemüte geführt, wobei ich letztlich immer noch nicht nachvollziehen kann, warum Artur Brauner den Film als zu antideutsch empfand und somit hierzulande nicht veröffentlichte. Schlussendlich zeichnete Ugo Liberatore in keinster Weise das einseitiges Bild des faschistoiden Deutschen, sondern stellte diesem das des nicht minder überlegen fühlenden sowie ebenfalls vorurteilsbehafteten Italieners gegenüber, das dann auch überwiegend die oftmals zynisch wirkende Filmhandlung bestimmt. Leider ist es mir bis dato noch nicht gelungen, die Stimmung im Land zur damaligen Zeit nachzuvollziehen, da die meisten einschlägigen Bücher die mir vorliegen, erst in den 70ern und 80ern verfasst wurden und somit in erster Linie auch diese Ära ausleuchten. Habe mir aber vor einigen Tagen ein paar Lektüren aus den 60ern in der Hoffnung bestellt, dass diese auf die politische Stimmung eingehen, die Ende der 60er in unseren Breitengraden vorherrschte.


Obwohl mich LOVEMAKER auch von seiner Machart vollends begeistert, drängt mich in erster Linie die Frage, auf welchen persönlichen Erfahrungen und Wahrnehmungen beruhend Ugo Liberatore seinen Film inszenierte. Angesichts der Explosion neonazistischer Aktionsgruppen in den 70ern und dem Erstarken der Hitler-Welle (die von unserem Staat wohlwollend hingenommen wurde und zu der auch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen existieren, die sich mit den Gründen dieser traurigen Entwicklung befassen) ist davon auszugehen, dass dieser neofaschistische Geist bereits seit längerer Zeit in den Köpfen zahlreicher Staatsbürger vorherrschte oder besser gesagt: nach Kriegsende niemals verschwunden war. Kein Wunder, denn nach der kurzen Entnazifizierungsfarce wechselten die BRD gemeinsam mit den Vereinigten Staaten unter dem Deckmantel des Anti-Kommunismus die Marschrichtung, was wiederum zur Folge hatte, dass plötzlich Behörden, Politik und Justiz von braunen Kameraden geflutet wurden, die von da an dem propagandistischen Wirken rechtsextremistischer Organisationen volle Rückendeckung gaben und später den immer heftiger werdenden Terror von Rechts verharmlosten. Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass sich auf gesellschaftlicher Ebene so gut wie gar nicht mit den verheerenden Folgen des Nationalsozialismus auseinandergesetzt wurde, so dass gerade die nachkommenden Generationen nach 1945 vielerorts mit Unwissen über die Gräueltaten des deutschen Faschismus gestraft wurden.


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Zumindest erfuhren die italienische Gastarbeiter nicht nur einen strukturellen Rassismus, der sich beispielsweise vordergründig auf 'das Verdrängen an den Rand der Gesellschaft', 'die Unterbringung in menschenunwürdigen Baracken', 'die ausufernden Gesundheitschecks bei der Einreise' und 'der schlechten Bezahlung für harte Arbeit' ausgesetzt, sondern auch tagtäglich den Alltagsrassismus der deutschsprachigen Länder, der sich beispielsweise in diskriminierenden Beschimpfungen wie beispielsweise "Spaghettifresser" oder "Tschinggen" niederschlug. Zudem soll es auch zahlreiche Restaurants gegeben haben, die vor ihren Eingängen Schilder mit der Aufschrift "Zutritt für Hunde und Italiener verboten!" aufstellten. Weiterhin schrieb der Spiegel in einem entsprechenden Beitrag: "Mit der ersten wirtschaftlichen Rezession in den Jahren 1966 und 1967 begannen die ersten Debatten, die 'Ausländerbeschäftigung' zu verringern, was zu einem 'Anwerbestopp' in der Ölpreiskrise von 1973 führte. SPD-Bundesminister Egon Bahr sprach sich damals dafür aus, 500.000 Arbeitsverhältnisse, die von 'Gastarbeitern' besetzt würden, Deutschen zu geben. Die Stimmung kippte öffentlich", was ebenfalls auf eine angespannte Stimmung gegenüber Gastarbeitern hinweist.


Momentan versuche ich zu recherchieren, wie die allgemeine Stimmung zur Bundestagswahl 1969 war, bei der sich die NPD hohe Chancen für den Einzug in den Bundestag ausrechnete. Interessant wäre zu wissen, mit welchen konkreten Parolen die braunen Kameraden den damaligen Wahlkampf führten. Daher bin schon schwer gespannt, welche Fakten hierzu in naher Zukunft noch ausfindig gemacht werden können. Vielleicht sind bis dahin auch verständliche Untertitel aufgetaucht, so dass die Kernhandlung des Films zukünftig noch viel besser nachvollzogen werden kann.


Ein weiterer Punkt, zu dem ich auch noch ein wenig mehr recherchieren muss, sind die ideologischen Ausrichtungen der Burschenschaften zur damaligen Zeit, wobei die rechtsextreme Danubia zu einen der bekanntesten zählt. Ihr Verbindungshaus befand sich passenderweise zwischen 1958 - 2016 in der Möhlerstr. 21 in München, wobei das Gebäude ursprünglich von einem jüdischen Ehepaar erbaut wurde, bevor es später von den Nazis 'arisiert' wurde. Bereits 1961 gründete die Danubia mit 41 weiteren deutschen und österreichischen Burschenschaften die 'Burschenschaftliche Gemeinschaft' (BG), die sich in ihrem Gründungsprotokoll 'zum volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff' und 'einem Großdeutschland in den Grenzen vom 1. September 1939' bekennt sowie 'die geistige und kulturelle Einheit aller' fordert, 'die dem deutschen Volke angehören und sich zu ihm bekennen'. Darüber hinaus handelt es sich bei der Danubia um eine 'pflichtschlagende' Verbindung, was wiederum mit den im Film gezeigten Mensuren eine gewisse Übereinstimmung findet.


Für den Moment war es aber schon eine Wohltat, den heißersehnten Film endlich ein zweites Mal zu sehen - wenn auch ohne verständliche Untertitel. Ein Film, bei dem meines Erachtens so gut wie alles stimmt: Hervorragende Darbietungen blendend aufgelegter Schauspieler*innen, eine beeindruckende Fotografie, die nicht nur im München der späten 60er ihre volle Wirkung entfaltet, sondern auch die Gesichter der Darsteller*innen abgöttisch zu lieben scheint, hochmodische Trends der damaligen Zeit und eine skurrile Filmmusik, die mir heute noch im Ohr nachhängt. Eine BD dieses faszinierenden Films wäre ein absoluter Traum...

Prisma hat geschrieben:
So., 01.11.2020 09:52
Schlussendlich handelt es sich um eine bedeutende italienisch-deutsche Kollaboration, die innerhalb eines isolierten Falls aufweisen möchte, dass der schlimmste Feind der Erkenntnis wieder einmal die Unkenntnis war. Durch und durch begeisternd!

Ein perfektes Fazit, das die Beschreibung des Films in einem Satz genau auf den Punkt bringt. Top!


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