DAS HAUS DER TAUSEND FREUDEN - Jeremy Summers

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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DAS HAUS DER TAUSEND FREUDEN - Jeremy Summers

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DAS HAUS DER TAUSEND FREUDEN


● DAS HAUS DER TAUSEND FREUDEN / LA CASA DE LAS MIL MUÑECAS (D|E|1967)
mit Vincent Price. Martha Hyer, George Nader, Maria Rohm, Ann Smyrner, Wolfgang Kieling, Herbert Fux, u.a.
eine Produktion der Constantin Film | Producciones Cinematográficas Hispamer Films | im Constantin Filmverleih
ein Film von Jeremy Summers

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»Wir haben eine internationale Auswahl.«


FBI-Agent Stephen Armstrong (George Nader) ermittelt in einer brisanten Angelegenheit. Eine Reihe attraktiver Mädchen aus aller Herrenländer wurde entführt, und wie sich später herausstellt, müssen die spurlos verschwundenen jungen Damen in einem Edel-Bordell in Tanger anschaffen. Dahinter steckt offensichtlich der Illusionist Manderville (Vincent Price), der gemeinsam mit deiner Assistentin Rebecca (Martha Hyer) agiert. Um nicht weiter aufzufallen, ermittelt Armstrong mit seiner dänischen Kollegin Maria (Ann Smyrner). Als Ehepaar getarnt, geraten die beiden in immer gefährlicher wedende Situationen, da sich eindeutige Zusammenhänge ergeben. Werden sie die Mädchen aus den gierigen Klauen der Organisation befreien können..?

Ein atmosphärischer und stimmig wirkender Einstieg findet seinen Höhepunkt in einem Schrei von einer entführten Dame aus Wien, die soeben in einem Sarg in das Haus der angeblichen tausend Freuden verschleppt wurde. Ihr Gesicht ist dem interessierten Zuschauer durchaus bekannt, denn es handelt sich um Harry Alkan Towers' damalige Ehefrau Maria Rohm, die in vielen seiner Produktionen gewinnbringend als Stammbesetzung eingesetzt wurde. Recht imposante Schauplätze und eine ordentliche Ausstattung lassen zunächst inszenatorisch einen Eindruck entstehen, der über dem Durchschnitt liegt, doch man wartet förmlich auf den am Thema orientierten, zeitgenössischen Einschlag mit erotischer Würze, was einen Film bei sorgsamer Bearbeitung aber keinesfalls auf- oder abwerten muss. Dennoch kommt es auf die Dosierung und darauf an, ob man lediglich ein reißerisch veranlagtes Vehikel ohne eigene Impulse zum Fraß vorgeworfen bekommt, denn das Populärthema Mädchenhandel und Prostitution war in jenen Jahren bereits kurz vor dem Exitus. Immerhin wurde es exzessiv beziehungsweise dutzendfach³ ausgeschlachtet. Schöne Frauen aus allen Himmelsrichtungen werden im benannten Bordell auf einem Präsentierteller serviert, und der ausschließlich auf Empfehlung eingelassene Kunde darf nach den persönlichen Präferenzen aussuchen. Dass niemand von den Schönheiten freiwillig dort ist, scheint allerdings nur eine Nebensache zu sein. Schnell deutet sich also an, dass man im Haus der erzwungenen Freuden sehr ungehalten auf mögliche Widersacher reagiert, und in diesem Zusammenhang darf es dann auch zu ersten Veranschaulichungen kommen, die die Rücksichtslosigkeit und Skrupellosigkeit der Zuhälterbande demonstriert. Trotz aller Bemühungen erweist sich der Verlauf immer wieder als etwas zähflüssig und die durchaus vorhandenen Höhepunkte bleiben hauptsächlich das, was sie leider sind, nämlich nicht besonders nennenswert.

Mithilfe eines international bekannten Star-Aufgebots ergeben sich einige Qualitätssteigerungen in einem vorhersehbaren Verlauf, doch selbst hier zeigt sich, dass dieser Eindruck eher mit Vorschusslorbeeren gleichzusetzen ist. George Nader, insbesondere in Deutschland sehr bekannt geworden durch die Verkörperung des Titelhelden in der gleichnamigen "Jerry Cotton"-Reihe, kann hier kaum die Akzente setzen, die man andernorts von ihm gewöhnt war. Verhalten im Spiel, und unter herkömmlicher Anlegung seiner Rolle, vermisst man die charakteristische Agilität, denn immerhin wurde aus Steve Armstrong für die deutsche Version ein Agent geformt. Unterm Strich bleibt sein Einsatz nicht richtig profitabel für den Verlauf, und alle Augen sind somit auf Vincent Price und Martha Hyer gerichtet. Zwar entsteht der Verdacht, dass sie sich nicht gerade darstellerischen Exzessen hingeben, jedoch geht von beiden Interpreten eine gewisse Erhabenheit aus, sodass sie zusätzlich kultiviert im Auftreten und unnahbar im Erscheinen wirken. Mit Wolfgang Kieling, einem dem Empfinden nach 08/15-Vertreter des Gesetzes, und Herbert Fux, zu sehen in erneut eindeutigen Sphären, wird das Geschehen eher dürftig abgerundet. Ann Smyrner findet ihren wohl obligatorischsten Einsatz als Blickfang und hübsche Staffage ohne eigene Facetten; eine Schablone, die sie in all den Jahren bereits mehrfach abgespult hatte. Schließlich reiht sich noch Maria Rohm in die Riege weiblicher Einheitsbilder ein, jedoch ist es wie immer eine Freude, gerade ihr dabei zuzusehen - egal was sie treibt. Insgesamt gesehen ist Jeremy Summers' Beitrag als typisches Kind seiner Zeit zu bewerten, bei dem ein guter Unterhaltungswert und das bemüht wirkende Spektakel versöhnlich stimmt. Leider fällt die Vorhersehbarkeit bei "Das Haus der 1000 Freuden" relativ schwer ins Gewicht, sodass auch ein paar gut gemeinte Twists mit annehmbaren finalen Ideen diesen Streifen nicht merklich über die Durchschnittsmarke hinausheben können.

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