HEISSES PFLASTER KÖLN - Ernst Hofbauer

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Richie Pistilli
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HEISSES PFLASTER KÖLN - Ernst Hofbauer

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Heisses Pflaster Köln (D)
Scontro mortale (IT)
Les salauds se portent bien (F)
Les pavés chauds de Cologne (BE)
Gangsterkrig (DN)


D 1967

R: Ernst Hofbauer
D: Arthur Brauss, Klaus Löwitsch, Richard Münch, Doris Kunstmann, Walter Kohut, Monika Zinnenberg, Rainer Basedow, Herbert Fux, Monika Rasky, Angelica Ott, Eric Pohlmann, Günther Ungeheuer, Beate Hasenau, Claus Ringer, Klara Maria Skala, Claus Tinney u.a.




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Deutsche Erstaufführung: 31.08.1967

Synchronkartei

Filmportal

Score: Orchester Claudius Alzner

Zeitungsbericht

OFDb




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"Wer am besten bläst, gewinnt!"



Zwei konkurrierende Zuhälterbanden liefern sich in der Kölner Unterwelt einen unerbittlichen Kampf um die Vorherrschaft im horizontalgewerblichen Geschäftszweig, wobei die Fehde bereits nach kürzester Zeit ihr erstes Todesopfer fordert. Als Täter wird daraufhin der ortsansässige Ganove Gustav Keil (Jos Hartmann) angeklagt, wodurch sein Bruder Paul (Arthur Brauss) wiederum in Rage gerät. Gemeinsam mit seinen beiden Ganovenkumpels Willy (Klaus Löwitsch) und Helmut (Rainer Basedow) versuchen die drei einerseits den inhaftierten Gustav aus der U-Haft zu befreien und andererseits der invadierten Konkurrenz aus Wien die gerechte Rache zukommen zu lassen. Als sich dann auch noch die Kölner Polizei immer öfters ungefragt in den schwelenden Bandenkrieg einmischt, stehen in der Domstadt plötzlich sämtliche der gepflasterten Straßenstrichgehwege in Flammen...



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Ernst Hofbauer versetzt den Zuschauer mit seinem beeindruckenden Film in das Köln der 60er Jahre, wo es zur damaligen Zeit sehr ratsam war, beim Betreten des heißen Pflasters der rheinischen Domstadt immer Vorsicht walten lassen, denn ehe man sich versah, hatte man sich auch schon die Fußsohlen an den gut beheizten Gehwegen verbrannt, für deren hohe Temperatur sich wiederum der allgegenwärtig hinterlassene kriminelle Energieüberschuss verantwortlich zeigte. Wo heutzutage Menschen dichtgedrängt durch die Einkaufsstraßen schlendern, herrschte zur damaligen Zeit das raue Gesetz der Straße, denn die als Ganovenmetropole bekannte Domstadt wurde mancherorts von berüchtigten Zuhälterkreisen regiert. Angelehnt an die wahre Geschichte der Unterweltgröße 'Dummse Tünn' (Toni Dumm), der zum damaligen Zeitpunkt als eine der Schlüsselfiguren in der Kölner Unterwelt angesehen wurde, verfilmte Ernst Hofbauer in HEIßES PFLASTER KÖLN quasi dessen Geschichte, wobei die konkurierende Bande im Film nicht aus dem nahe gelegenen Düsseldorf, sondern aus dem fernen Wien stammt. Angeführt von einem grandios aufgelegten Walter Kohut, invadiert dessen 'Stoßtrupp Poldi' ungefragt das Rotlichtmilieu der Kölner Domstadt , was der ortsansässigen 'Keil-Bande' wiederum mächtig die Laune verhakelt. Was folgt, ist ein unerbittlicher Kampf um die Vorherrschaft im Kölner Horizontalgewerbe, bei dem ein Poldi-Anhänger sogleich infolge zwanzig gnadenloser Stahlpeitschenhiebe sein junges Leben lassen muss. Als dann auch noch der von Richard Münch verkörperte Staatsanwalt Staufer gegen den tödlichen Peitschenschwinger Gustav Keil die Höchsstrafe wegen eiskalten Mordes verhängen will, platzt Arthur Brauss in der Rolle des Paul Keil endgültig der Kragen. Gemeinsam mit seinen beiden Krawallbrüdern Klaus Löwitsch und Rainer Basedow brennt der wutentbrannte Art Brauss daraufhin halb Köln nieder, wobei ihm aber stets der unnachgiebige Staatsanwalt Staufer im Nacken sitzt.


Weiterhin kann neben der reizenden Doris Kunstmann die als Schrecken aller Taxifahrer bekannte Monika Zinnenberg bestaunt werden, die gemeinsam mit ihrer daueralkoholisierten Kumpeline Monika Rasky eine etwas andere Art der ehrenamtlichen Seniorenhilfe betreibt, denn die beiden wandelnden 'Herzbeschwerden' unterstützen ihr armes Tantchen nicht nur fleißig im Haushalt, sondern übernehmen für diese auch noch die Vermögenssorge, die sie sich wiederum im Eilverfahren selbst zugesprochen haben. Nebenbei schenken sie dem armen Piepmatz 'Hansi' die Freiheit, obwohl dieser eigentlich gar nicht so freiheitsliebend wirkt. Und als wäre das alles noch nicht genug, stehen die beiden Damen ihrem Tantchen auch noch bei der täglichen Körperpflege helfend zur Seite. Der als universelles Hilfsmittel genutzte Toaster kommt dabei nicht nur im Rahmen eines Fußpeelings zur Abkokelung der überschüssigen Hornhaut zum Einsatz, sondern dient zugleich zur Erhitzung des Badewassers. Dumm nur, wenn man in der Hektik völlig vergisst, das weiterhin unter Strom stehende Elektrogerät wieder aus dem vorgewärmten Badewasser zu entfernen... Aber auch Herbert Fux ließ sich nicht lumpen und schaute ebenfalls in der Rolle eines österreichischen Lieferanten für leichte Damen auf ein kurzes Gastspiel vorbei. Doppelmoralist und Kirchenvorstand Dirk Dautzenberg erledigt dann gemeinsam mit dem schmierigen Kneipenbesitzer Eric Pohlmann den Rest.


Dabei können nicht nur sämtliche Darbietungen der bereits aufgezählten Schauspieler*innen als denkwürdig bezeichnet werden, sondern auch zahlreiche Szenen des Films, von denen sich wiederum der Großteil bereits während meiner ersten Sichtung fest im Gedächtnis verankerte. Als ebenso unvergesslich entpuppt sich die bombastische Filmmusik von Claudius Alzner, die aber leider nur als zwischenzeitlich vergriffene 7" veröffentlicht wurde. Es wäre natürlich ein Traum, wenn SK die Single im angekündigten Release mitveröffentlichen könnte, aber nachdem der Titel bereits von der EDV in die Lisa-Reihe herabgestuft wurde, beginnt meine Hoffnung gerade zu schwinden. Aber dennoch freue ich mich riesig, wenn dieser actiongeladene Sittenreißer aus dem Chicago am Rhein endlich in einem gebührenden HD veröffentlicht wird.



Fazit: 'Das werden wir mal im Kirchenvorstand besprechen!'



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Im August 2016 wurde HEIßES PFLASTER übrigens an zwei Abenden im ausverkauften Millowitsch-Theater in Köln aufgeführt, wobei im Anschluss auch noch eine sehr informative Gesprächsrunde mit Monika Zinnenberg, Arthur Brauss, dem Organisator Hermann Rheindorf und Jupp Menth, einem jeckischen Kölner Polizisten a.D., stattfand. Ein denkwürdiger Abend. Leider nutzte der Veranstalter zur Filmvorführung nicht die verfügbare 35mm-Fassung, sondern strahlte HEISSES PFLASTER KÖLN von einer digitalen Quelle aus.


Zeitungsbericht aus dem Express


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Trailer:









(Angepasster Beitrag aus dem alten Forum: 17.01.2016)

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