DIE JÄGER - Károly Makk

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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DIE JÄGER - Károly Makk

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DIE JÄGER


● DIE JÄGER / DEADLY GAME - TREIBJAGD DER AGGRESSIONEN (D|1982)
mit Helmut Berger, Mel Ferrer, Barbara Sukowa, Gisela Hahn, Josef Kroner, Volker Eckstein und Karin Baal
eine Produktion der Terra Filmkunst | Popular Filmproduktion | Dieter Geissler Filmproduktion
ein Film von Károly Makk

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»Großartig wie Sie daneben schießen!«


Vor einigen Jahren erschoss Daniela (Barbara Sukowa) ihren Mann auf der Jagd. War es ein Unfall oder vorsätzlicher Mord? Durch die Aussage des Jagdhüters Boris (Helmut Berger), der auch ihr Liebhaber war, wird Daniela rehabilitiert und der Fall zu den Akten gelegt. In der Zwischenzeit haben sich die beiden aus den Augen verloren und Daniela ist wieder verheiratet, und zwar mit dem Diplomaten Stephan Mathisen (Mel Ferrer), der von der Vergangenheit seiner Frau nichts weiß. Als die Mathisens in der Hohen Tatra auf eine Treibjagd gehen, trifft sich das ehemalige Liebespaar erneut und die Luft beginnt zu brennen. Auf Basis der Jagd und der Erinnerungen, entwickelt sich erneut eine leidenschaftliche Affäre, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis es zur Katastrophe kommt...

»Der erregendste Psycho-Thriller, der je aus Deutschland kam!«, verkündet der Trailer in äußerst vielversprechender Art und Weise, was man allerdings mit einiger Vorsicht zur Kenntnis nehmen sollte. Károly Makks Beitrag kann schließlich mit einigen Stärken aufwarten, aber sein Psycho-Thriller ohne wirklichen Thrill kann nur phasenweise überzeugen. Eher hat man es mit einem gewöhnlichen Erotik-Drama vor beeindruckender Kulisse zu tun, welches im Geiste allerdings nicht über gehobenes TV-Niveau hinauszukommen vermag. Da es also an effektiver Spannung mangelt, wurden fließbandartige Sequenzen mit eingebaut, die zwar dem Thema entsprechen, aber dem Zuschauer unnötig an den Nerven zerren. Für die Jagd muss man der Legende nach wohl geboren sein, um sie zu verstehen und lieben zu können, doch der schäbige Rest, beziehungsweise der übrig gebliebene Löwenanteil der Zuschauer, der mit derartig absolutistischer Lust am Töten möglicherweise weniger anfangen kann, bekommt hier leider zu geschmacklose Veranschaulichungen serviert. Gehetzte Tiere in Todesangst, die letztlich ausgiebig im Bilde abgeschlachtet werden, zufriedene Jäger und scharenweise Personen mit irgendwelchen sexuellen Defiziten, uninteressanten Geheimnissen und wieder aufblühender Libido; das ist es, was hier schließlich die Haupthandlung charakterisiert. Bescheinigen muss man allerdings, dass nahezu permanent eine sehr nervöse Grundspannung über dem Szenario liegt, die durch den Wechsel idyllischer Landschaftsaufnahmen und hysterischer Anwandlungen mancher Personen transportiert wird. Die Außenaufnahmen sind hier überaus beeindruckend, überhaupt wirkt das gesamte Setting beachtlich, sodass man sich auf handwerklicher, oder besser gesagt visueller Ebene angenehm geführt wirkt. Der Knackpunkt hierbei bleibt jedoch, dass die überaus herkömmliche Geschichte und die darin verwickelten, hauptsächlich uninteressanten Personen wie die klassische zweite Garnitur wirken, sodass selbst ein derartig namhaftes Ensemble nur bedingt für Ausgleich sorgen kann. Einen Ritt durch die Tatra-Landschaft mit Weltstarbesetzung bekommt man eigentlich nicht alle Tage geboten, daher wartet man recht gespannt auf die bevorstehenden Auftritte der Hauptdarsteller.

Helmut Berger lässt nichts unversucht, mysteriös und störrisch zu wirken, was ihm schließlich auch gelingt. Als seine ehemalige Geliebte in persona von Barbara Sukowa auftaucht, beginnt die Luft plötzlich zu brennen, was beim Anblick dieser vollkommen ausdruckslosen Frau allerdings zum Rätsel wird. Jene Ausdrucksschwäche ist dabei wohlgemerkt keine Klausel des Drehbuches, sondern ein individueller Zug dieser Dame, die den Zuschauer selbst in ihren hüllenlosen oder temperamentvollen Szenen kaum fordern kann. Der gewollte Effekt bei der Zeichnung von Daniela bleibt also ungünstigerweise aus, weil Barbara Sukowa es nicht schafft, einen doppelten Boden anzubieten. Boris scheint dies vollkommen gleich zu sein, immerhin setzt sich die alte Beute nicht ausreichend zur Wehr. Mel Ferrer hingegen weiß zu überzeugen, denn er bringt erneut etwas weltmännisches Flair in die Geschichte. Das Tauziehen dieser Dreier-Konstellation hätte funktionieren können, vorausgesetzt, die Wahl wäre nicht auf eine wenig dynamische Barbara Sukowa gefallen. Gegensätzlich zu ihr wurden die anderen Damen der Nebenrollen eingesetzt, was erstaunlich gut funktioniert. Als ein weißer 928er Porsche vorfährt, weiß man was die Stunde geschlagen hat: Gisela Hahn steigt in der Silhouette einer Dame von Welt aus ihrem Wagen, doch sie wird schnellstens darlegen, dass es sich nur um eine nymphomanische Hure im Geiste handelt, als sie sich beispielsweise Boris völlig betrunken und sexuell ausgehungert anbietet. Karin Baal hingegen beeindruckt durch emotionale Diskretion als Haushälterin. Ihre stechenden Blicke dokumentieren, was sie von der feinen Gesellschaft hält und im Endeffekt hat man es mit einer beachtlichen Spät-Rolle der Berlinerin zu tun. Insgesamt sind fast alle Personen daran interessiert, die Spannung aufrecht zu erhalten, indem sie sich deutlich in Worten oder Taten zurückhalten. Hierbei greift die recht verlangsamte Erzählstruktur recht gut und bahnt ein Finale an, das leider die Vorhersehbarkeit bestätigen wird. Im Großen und Ganzen ist Károly Makk kein großer Wurf gelungen, dem die vielen gelungenen Sequenzen zwar gut stehen, aber nicht für einen stimmigen Gesamteindruck sorgen können. Daher kann man sich dieses reißerische Spektakel schon einmal anschauen, wenn man keine großen Offenbarungen erwartet.

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