EHEINSTITUT AURORA
● EHEINSTITUT AURORA (D|1962)
mit Eva Bartok, Carlos Thompson, Ina Duscha, Hans Nielsen, Claus Holm, Rainer Brandt, Rudolf Vogel,
Albert Bessler, Ljuba Welitsch, Ruth Nimbach, Walter Gross, Carsta Löck und Elisabeth Flickenschildt
es singt Lorne Lesley
eine Kurt Ulrich Filmproduktion | im Nora Filmverleih
nach dem gleichnamigen HÖRZU-Roman von Hans-Ulrich Horster
ein Film von Wolfgang Schleif
»Sagen Sie nicht immer Chefin zu mir! Ich bin Baronin.«
Die Millionenerbin Eva Horn (Eva Bartok) wurde in einem Indizien-Prozess zu fünfzehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Anklage lautet: Giftmord an ihrem eigenen Ehemann, dem Bankier Lewandowski. Nach fünf Jahren Haft erwirkt ihr Anwalt Dr. Burgmüller (Hans Nielsen), der nach wie vor von der Unschuld seiner Mandantin überzeugt ist, einen einwöchigen Hafturlaub. In dieser kurzen Zeit setzen sie alles daran, den wahren Mörder stellen. Eine heiße Spur führt in das Berliner Eheinstitut namens Aurora, das von der zweifelhaften Hortense Baronin von Padula (Elisabeth Flickenschildt) geführt wird. Dort lässt sich Eva Horn einen Herrn namens Christinow Tomkin (Carlos Thompson) vermitteln, der in irgend einer Weise in den Fall verwickelt zu sein scheint, doch die Zeit läuft davon. Werden Eva und Dr. Burgmüller den wahren Täter entlarven können..?
Bei Wolfgang Schleifs "Eheinstitut Aurora" wird sich wie in vielen anderen seiner Filme nüchtern und schnell herausstellen, dass ihm oft das Gespür für Spannungsaufbau fehlte, geschweige denn dafür, kriminalistische Elemente adäquat zu präsentieren oder zu bündeln. Im Rahmen der Haupthandlung kommt es somit zu einigen Längen, aber ebenso hoch interessanten Darbietungen des Staraufgebots, welches die eigentlichen vermeidbaren Schwächen dieses Beitrags sehr kompetent ausbügelt. Im Grunde genommen ist es die Nebenhandlung rund um das fragwürdige Institut, welche für die überzeugendere und unterm Strich dynamischere Unterhaltung sorgen wird, wenngleich jeder Handlungsstrang nicht ohne den anderen existieren kann. "Eheinstitut Aurora" gehört zweifellos zu den Kriminalfilmen dieser Zeit, sie am spektakulärsten besetzt sind und in diesem Bereich zu Höchstleistungen avancieren. Die kriminalistische Handlung mit der temporären Entlassung einer bereits verurteilten Mörderin zieht interessante Kreise, wenngleich das Script Eva Bartok von vorne herein rehabilitieren möchte und andere Verdächtige auf einem Silbertablett serviert. Dieser Beitrag ist unterm Strich eher als lückenloser Schauspielerfilm zu bezeichnen, da der Kriminalfall einige kleinere Durchhänger zutage bringt, was aber durch die besonderen Interpretationen und charakterlichen Finessen kaschiert wird. Ein Großteil der Spannung baut sich in diesem über 100 Minuten dauernden Spielfilm über die einfache Tatsache auf, dass ein Zeitdiktat der Justiz stattfindet, da die bereits stigmatisierte Verurteilte gegen einen Sekundenzeiger zu agieren hat, andernfalls wohl für immer hinter Gittern verschwinden dürfte.
Die Zusammenhänge werden von der Regie weniger aufgeschlüsselt, sondern unkonventionellerweise vorausgesetzt, wenngleich man sich als Zuschauer ungewöhnlich schnell in der Handlung und im Dickicht der Gegebenheiten zurecht findet. Wie erwähnt, sind die Stärken der Produktion bei den schauspielerischen Aktivitäten und dadurch auch primär in der Nebenhandlung rund um das Eheinstitut zu finden. Eva Bartok wirkt hier elegant, schön und geheimnisvoll wie selten, versucht dabei mit allen Mitteln, den Hauch eines Verdachtes auf sich zu lenken. Offensichtlich synchronisiert von Beate Hasenau, kommt schon eine sehr überzeugende Aura auf, die hin und wieder von Verzweiflung, Misstrauen und Angst dominiert wird. Jede ihrer Szenen wirkt sehr gut choreografiert und an eine ungewisse Atmosphäre abgestimmt, sodass man zu dem Schluss kommt, dass es kein Wunder ist, dass sich der deutsche Film dieser Zeit sehr für die schöne Ungarin interessierte. Zu ihrem potentiellen Partner Carlos Thompson passt sie erstaunlich gut, und die beiden scheinen trotz aller Zweifel, die die Geschichte schürt, in gutem Einklang zu stehen. Obligatorische Rollen interpretieren wie so oft Hans Nielsen, der hier als resoluter Anwalt sehr konturierte Ansätze und deutliche Akzente setzen kann, aber auch Albert Bessler bietet die Rolle seines Lebens wieder einmal sehr überzeugend an, indem er den rätselhaften Butler mimt. Claus Holm liebäugelt mit der Unscheinbarkeit, folglich einer undankbaren Rolle, und der Rest ist angenehmerweise nicht Schweigen, sondern macht mit den humorvollen Darbietungen von Star-Sopranistin Ljuba Welitsch, Walter Gross und Rudolf Vogel sogar weitgehend Spaß.
Am meisten überrascht wohl die völlig dynamische Zeichnung der Österreicherin Ina Duscha, die als aufgeschlossene und moderne Frau zu sehen ist, folglich in der Phase ihrer darstellerischen Emanzipation steckt. Wenn man so will, und die schauspielerischen Kompetenzen in "Eheinstitut Aurora" als überdurchschnittlich bezeichnen möchte, gibt es jedoch eine Dame, die nicht nur alle anderen Darbietungen in die zweite Reihe verweist, sondern sogar ihre eigenen Auftritte im zeitgenössischen Kriminalfilm um Längen schlägt: Elisabeth Flickenschildt. Als Hortense Baronin von Padula zeigt sie sich in einer exzellenten Spiellaune und ihre zahlreichen Sequenzen, in denen sie von Raum zu Raum zu schweben scheint, werden zur demonstrativen Lehrstunde. Kaum eine Andere verstand es so überzeugend, Damenhaftes mit Proletarischem zu vereinen, sodass der Zuschauer in jeder Sekunde in ihren Bann gezogen wird, denn sie überzeugt einmal mehr als Meisterin der Rhetorik und könnte dem Empfinden nach genauso gut in einem Bühnenstück zu sehen sein. Permanent ist die Baronin damit beschäftigt, ihre Kunden auszupressen wie Zitronen, um an genügend Geld für ihren missratenen Sohn zu kommen, der sich gerne in Spielhöllen herumtreibt und das gesamte Kapital durchbringt. Dieser wird von Rainer Brandt dargestellt, der ebenfalls eine überzeugende Leistung anbietet. Es wirkt wie ein springender Punkt in einem Film, in dem Elisabeth Flickenschildt auftritt: dem Empfinden nach wirkt sie beinahe animierend auf Kolleg_innen, die etwas mehr als erwartet aus sich herausbringen können. Die Szenen zwischen ihr und Filmsohn Brandt sind in ihrer Intensität äußerst stark geraten, denn er hält ihr stets vor, dass sie es schließlich war, die ihn zum Aristokraten erzogen habe, aber keine ausreichenden finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt habe.
Außerdem bleibe sie bei allem majestätischen Gehabe nur eine geborene Frau Kutschke. Sie hingegen schießt eindrucksvoll zurück und klagt ihn an, da er sie zur Betrügerin gemacht habe, bis sie sich aufgrund ihres schlechten Gewissens immer wieder aufs Neue einwickeln lässt. Man braucht in diesem Film erst gar nicht auf den kriminalistischen Showdown der Geschichte zu warten, denn diese Szenen stellen klassisches Unterhaltungskino dar, sowohl inszenatorisch als auch dramaturgisch. Weitere Schwachpunkte in der überaus unterhaltsam wirkenden Inszenierung lassen sich leider im musikalischen Bereich finden, außerdem handelt es sich um einen kompletten Studio-Film, der kaum Außenaufnahmen zu bieten hat, wenngleich auch keine Isolation aufkommt, da auf viele Finessen fernab der Bildgestaltung geachtet wird. Ohne die kriminalistische Komponente wäre "Eheinstitut Aurora" vielleicht ein Film geworden, dem man nichts vorwerfen würde. Das Tempo ist insgesamt als gemütlich zu bezeichnen, da sich die anfangs brisante Geschichte um Eva Bartok selbst aufrollt. Ein netter Twist hier oder dort wäre daher begrüßenswert gewesen. Nichtsdestotrotz sind die Beiträge des Berliner Produzenten Kurt Ulrich immer gerne gesehen, da sie ein sehr eigentümliches Flair vermitteln und oft über ähnlich günstige Voraussetzungen verfügen, wie Konkurrenzproduktionen. So bleibt mit dieser hochkarätig besetzten Produktion ein Film in Erinnerung, der in jeder Beziehung gut in die neugierige und immer mutiger werdende Zeit passt, in der sie entstanden ist. Kleinere Abstriche bei der Ausarbeitung des Kriminalfalls können dieser Produktion in Verbindung mit der überaus schmackhaften Nebenhandlung nichts anhaben, sodass "Eheinstitut Aurora" immer für Wiedersehensfreude sorgen kann. Unterhaltsam!
Bei Wolfgang Schleifs "Eheinstitut Aurora" wird sich wie in vielen anderen seiner Filme nüchtern und schnell herausstellen, dass ihm oft das Gespür für Spannungsaufbau fehlte, geschweige denn dafür, kriminalistische Elemente adäquat zu präsentieren oder zu bündeln. Im Rahmen der Haupthandlung kommt es somit zu einigen Längen, aber ebenso hoch interessanten Darbietungen des Staraufgebots, welches die eigentlichen vermeidbaren Schwächen dieses Beitrags sehr kompetent ausbügelt. Im Grunde genommen ist es die Nebenhandlung rund um das fragwürdige Institut, welche für die überzeugendere und unterm Strich dynamischere Unterhaltung sorgen wird, wenngleich jeder Handlungsstrang nicht ohne den anderen existieren kann. "Eheinstitut Aurora" gehört zweifellos zu den Kriminalfilmen dieser Zeit, sie am spektakulärsten besetzt sind und in diesem Bereich zu Höchstleistungen avancieren. Die kriminalistische Handlung mit der temporären Entlassung einer bereits verurteilten Mörderin zieht interessante Kreise, wenngleich das Script Eva Bartok von vorne herein rehabilitieren möchte und andere Verdächtige auf einem Silbertablett serviert. Dieser Beitrag ist unterm Strich eher als lückenloser Schauspielerfilm zu bezeichnen, da der Kriminalfall einige kleinere Durchhänger zutage bringt, was aber durch die besonderen Interpretationen und charakterlichen Finessen kaschiert wird. Ein Großteil der Spannung baut sich in diesem über 100 Minuten dauernden Spielfilm über die einfache Tatsache auf, dass ein Zeitdiktat der Justiz stattfindet, da die bereits stigmatisierte Verurteilte gegen einen Sekundenzeiger zu agieren hat, andernfalls wohl für immer hinter Gittern verschwinden dürfte.
Die Zusammenhänge werden von der Regie weniger aufgeschlüsselt, sondern unkonventionellerweise vorausgesetzt, wenngleich man sich als Zuschauer ungewöhnlich schnell in der Handlung und im Dickicht der Gegebenheiten zurecht findet. Wie erwähnt, sind die Stärken der Produktion bei den schauspielerischen Aktivitäten und dadurch auch primär in der Nebenhandlung rund um das Eheinstitut zu finden. Eva Bartok wirkt hier elegant, schön und geheimnisvoll wie selten, versucht dabei mit allen Mitteln, den Hauch eines Verdachtes auf sich zu lenken. Offensichtlich synchronisiert von Beate Hasenau, kommt schon eine sehr überzeugende Aura auf, die hin und wieder von Verzweiflung, Misstrauen und Angst dominiert wird. Jede ihrer Szenen wirkt sehr gut choreografiert und an eine ungewisse Atmosphäre abgestimmt, sodass man zu dem Schluss kommt, dass es kein Wunder ist, dass sich der deutsche Film dieser Zeit sehr für die schöne Ungarin interessierte. Zu ihrem potentiellen Partner Carlos Thompson passt sie erstaunlich gut, und die beiden scheinen trotz aller Zweifel, die die Geschichte schürt, in gutem Einklang zu stehen. Obligatorische Rollen interpretieren wie so oft Hans Nielsen, der hier als resoluter Anwalt sehr konturierte Ansätze und deutliche Akzente setzen kann, aber auch Albert Bessler bietet die Rolle seines Lebens wieder einmal sehr überzeugend an, indem er den rätselhaften Butler mimt. Claus Holm liebäugelt mit der Unscheinbarkeit, folglich einer undankbaren Rolle, und der Rest ist angenehmerweise nicht Schweigen, sondern macht mit den humorvollen Darbietungen von Star-Sopranistin Ljuba Welitsch, Walter Gross und Rudolf Vogel sogar weitgehend Spaß.
Am meisten überrascht wohl die völlig dynamische Zeichnung der Österreicherin Ina Duscha, die als aufgeschlossene und moderne Frau zu sehen ist, folglich in der Phase ihrer darstellerischen Emanzipation steckt. Wenn man so will, und die schauspielerischen Kompetenzen in "Eheinstitut Aurora" als überdurchschnittlich bezeichnen möchte, gibt es jedoch eine Dame, die nicht nur alle anderen Darbietungen in die zweite Reihe verweist, sondern sogar ihre eigenen Auftritte im zeitgenössischen Kriminalfilm um Längen schlägt: Elisabeth Flickenschildt. Als Hortense Baronin von Padula zeigt sie sich in einer exzellenten Spiellaune und ihre zahlreichen Sequenzen, in denen sie von Raum zu Raum zu schweben scheint, werden zur demonstrativen Lehrstunde. Kaum eine Andere verstand es so überzeugend, Damenhaftes mit Proletarischem zu vereinen, sodass der Zuschauer in jeder Sekunde in ihren Bann gezogen wird, denn sie überzeugt einmal mehr als Meisterin der Rhetorik und könnte dem Empfinden nach genauso gut in einem Bühnenstück zu sehen sein. Permanent ist die Baronin damit beschäftigt, ihre Kunden auszupressen wie Zitronen, um an genügend Geld für ihren missratenen Sohn zu kommen, der sich gerne in Spielhöllen herumtreibt und das gesamte Kapital durchbringt. Dieser wird von Rainer Brandt dargestellt, der ebenfalls eine überzeugende Leistung anbietet. Es wirkt wie ein springender Punkt in einem Film, in dem Elisabeth Flickenschildt auftritt: dem Empfinden nach wirkt sie beinahe animierend auf Kolleg_innen, die etwas mehr als erwartet aus sich herausbringen können. Die Szenen zwischen ihr und Filmsohn Brandt sind in ihrer Intensität äußerst stark geraten, denn er hält ihr stets vor, dass sie es schließlich war, die ihn zum Aristokraten erzogen habe, aber keine ausreichenden finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt habe.
Außerdem bleibe sie bei allem majestätischen Gehabe nur eine geborene Frau Kutschke. Sie hingegen schießt eindrucksvoll zurück und klagt ihn an, da er sie zur Betrügerin gemacht habe, bis sie sich aufgrund ihres schlechten Gewissens immer wieder aufs Neue einwickeln lässt. Man braucht in diesem Film erst gar nicht auf den kriminalistischen Showdown der Geschichte zu warten, denn diese Szenen stellen klassisches Unterhaltungskino dar, sowohl inszenatorisch als auch dramaturgisch. Weitere Schwachpunkte in der überaus unterhaltsam wirkenden Inszenierung lassen sich leider im musikalischen Bereich finden, außerdem handelt es sich um einen kompletten Studio-Film, der kaum Außenaufnahmen zu bieten hat, wenngleich auch keine Isolation aufkommt, da auf viele Finessen fernab der Bildgestaltung geachtet wird. Ohne die kriminalistische Komponente wäre "Eheinstitut Aurora" vielleicht ein Film geworden, dem man nichts vorwerfen würde. Das Tempo ist insgesamt als gemütlich zu bezeichnen, da sich die anfangs brisante Geschichte um Eva Bartok selbst aufrollt. Ein netter Twist hier oder dort wäre daher begrüßenswert gewesen. Nichtsdestotrotz sind die Beiträge des Berliner Produzenten Kurt Ulrich immer gerne gesehen, da sie ein sehr eigentümliches Flair vermitteln und oft über ähnlich günstige Voraussetzungen verfügen, wie Konkurrenzproduktionen. So bleibt mit dieser hochkarätig besetzten Produktion ein Film in Erinnerung, der in jeder Beziehung gut in die neugierige und immer mutiger werdende Zeit passt, in der sie entstanden ist. Kleinere Abstriche bei der Ausarbeitung des Kriminalfalls können dieser Produktion in Verbindung mit der überaus schmackhaften Nebenhandlung nichts anhaben, sodass "Eheinstitut Aurora" immer für Wiedersehensfreude sorgen kann. Unterhaltsam!