George Nader
● TODESSCHÜSSE AM BROADWAY (D|1968/69)
mit Heidy Bohlen, Miha Baloh, Horst Naumann, Michaela May, Konrad Georg, Rudolf Fernau, Ulli Kinalzik, Herbert Fux,
Art Brauss, Manfred Reddemann, Hans Heyde, Karl-Heinz Thomas, Gerhard Frickhöffer, Martin Hirthe und Heinz Weiss
eine Produktion der Allianz Film | Terra Filmkunst | im Constantin Filmverleih
ein Film von Harald Reinl
»Ihr Gesicht ist die beste Fälschung die es je gegeben hat!«
Die Bande von Joe Costello (Miha Baloh) landet einen großen Coup, da sie 3 Millionen Dollar in Form von Goldbarren bei einer Großbank erbeuten konnten. Doch die Freude darüber ist nicht von langer Dauer, denn Johnny Peters (Hans Heyde), einer seiner Leute, ist ein getarnter FBI-Mann. Dieser bringt das Diebesgut an sich, doch Costellos Leute spüren ihn im Hafen auf, und schalten ihn aus. Als die Bande den Transporter überprüft, fehlt von den Goldbarren jede Spur. Peters hat das Gold irgendwo im Hafen verstecken können, doch bevor man sich auf die Suche machen kann, werden Costello und seine Gefolgschaft festgenommen. Eine konkurrierende Bande rund um den Geschäftsmann Woody Davis (Horst Naumann) befreit Joe Costello, um das Versteck des Goldes aus ihm herauszubringen. Costello kann allerdings entkommen und taucht unter, um sich einer plastischen Operation zu unterziehen. Mit einem neuem Gesicht operiert er ab sofort aus der Hinterhand und versucht genau wie die gegnerische Bande, das Gold zu finden. Um an Informationen zu gelangen, stürzt man sich kurzerhand auf Johnnys Freundin, die Sängerin Cindy Holden (Heidy Bohlen)...
Mit Jerry Cottons spektakulärem Fall Nummer 8 neigt sich die beliebte Serie dem Ende zu und die geplante Fortsetzung wurde leider verworfen. Es ist zu betonen, dass unter der Regie von Harald Reinl ein wirklich krönender Abschluss entstanden ist. Reinl inszenierte dem Empfinden nach ohnehin die aufwändigsten Beiträge der Reihe, und "Todesschüsse am Broadway" zeigt sich nochmals angereichert mit neuen Impulsen und wirkt genau wie "Der Tod im roten Jaguar" überdurchschnittlich gut gelungen. Gerade die letzten beiden Filme heben sich innerhalb der Serie deutlich von den üblichen Filmen ab, und dieser Fall ist vergleichsweise sogar ungewöhnlich brutal ausgefallen. Die Variationen im Aufbau der Geschichten wirken abschließend noch einmal sehr belebend und man merkt, dass sich bei aller Routine keine Eintönigkeit eingeschlichen hatte. Dass nach diesem Teil endgültig Schluss war, braucht nicht auf mangelnde Vorzüge dieses Films zurückgeführt werden, aber jedes Erfolgskonzept überholt sich einmal und wird oftmals von stärkerer Konkurrenz unterwandert. Man kann daher sagen, dass es einfach an der Zeit war, ein versöhnliches Ende zu konstruieren, auch wenn dieses Finale vergleichsweise nicht mehr so ganz euphorisch vom Kino-Publikum aufgenommen wurde. Das Thema Banden-Kriminalität bekommt hier einen sehr interessanten Anstrich verpasst, auch die Tatsache, dass der Wettlauf gegen einen Einzelkämpfer und die Zeit so viele Komplikationen aufwirft, sorgt für einen willkommenen Unterhaltungswert. Harald Reinls Spielfilm hat dieses Mal ohne Whodunit auszukommen, die Verhältnisse sind durch das schlüssige Aufrollen der Geschichte von vorne herein klar und dennoch kommt es immer wieder zu überaus rasanten Sequenzen, die Stringenz und Hochspannung transportieren. Die Besetzung ist zwar nicht mehr ganz so brillant wie im Vorgängerfilm, überrascht aber dennoch mit vollkommen alternativen und dynamischen Darstellern, die es mühelos schaffen, echte Akzente zu setzen, ob im Polizei-Apparat, in Gangster-Kreisen, oder im Bereich der schuldigen und unschuldigen Opfer. Überhaupt sind die Jerry Cotton-Beiträge vor allem wegen dieser Strategie oft zu Selbstläufern geworden.
Manchmal sah es so aus, als habe man in der erweiterten Besetzung gespart, daher eher unbekanntere Gesichter gebucht und auf B-Hauptrollen gebaut, aber genau das macht auch einen seltsamen Reiz aus, insbesondere im Dunstkreis der weiblichen Besetzungen, denn hier wird der Begriff des krönenden Abschlusses mit der Verpflichtung von Heidy Bohlen definiert. Auch im finalen Beitrag hat sich bei Jerry Cotton alles andere als Müdigkeit eingeschlichen und man glaubt zu sehen, dass er hier nochmal ein paar Register mehr ziehen kann. Agil wie immer, bissig im Vokabular und selbstsicher in allen erdenklichen Situationen, nimmt er im Rahmen seiner Routine immer wieder Etappen der Verfeinerung und wirkt alles andere als festgefahren. Dem Empfinden nach muss der FBI-Mann hier wesentlich mehr einstecken als üblich, aber genauso steht es auch mit dem Austeilen. Dass im Szenario immer wieder Kostproben von Foltermethoden angedeutet werden, untermalt die Strategie der härteren Gangart in allen Belangen, was im Zweifelsfall ein leichtes Entsetzen beim Publikum auslösen kann. Heinz Weiss sieht man leider in seiner schwächsten Darbietung als Phil Decker und es scheint, dass er sich nun eher der Komparserie zugewandt hatte, was nicht an seinen Kompetenzen als Schauspieler liegt, sondern schlicht und einfach daran, dass er nahezu jeder Person untergeordnet ist und keinerlei Möglichkeiten bezüglich guter Szenen hat. Besonders Aufsehen erregend ist die Rolle des Bösewichtes Joe Costello, der vom Slowenen Miha Baloh mit einem beunruhigenden zweiten Gesicht ausgestattet wird. Ihm nimmt man den Aggressor in jeder Sekunde ab, seine Brutalität wird durch den Geruch des Goldes nur verschärft und es kommt zu sehr eindringlichen Szenen, als er beispielsweise ein Kind entführt, es in die Luft sprengen will, oder bei seinen Mitwissern einfach nur die Maschinenpistole sprechen lässt. Es handelt sich um sie logischste, daher auch eindeutigste Sprache für ein Kaliber wie ihn, sodass er im Endeffekt sehr überzeugend wirkt. Horst Naumann als Gangster-Boss im Gewandt eines Gentleman weiß ebenso zu überzeugen, genau wie seine bunt zusammen gewürfelte Clique von Helfershelfern, die ebenso rücksichtslos vorgeht wie ihr Erzfeind Costello, und dabei noch eine Spaß-Synchro verpasst bekam.
Michaela May demonstriert, dass zu dieser Zeit darstellerisch noch etwas Luft nach oben vorhanden war, und im Grunde genommen strapaziert sie vielleicht sogar ein wenig, wobei es Entschädigung in persona der zauberhaften Heidy Bohlen gibt. Zunächst ist es schon einmal bemerkenswert und schön, sie überhaupt in einer tragenden Rolle zu sehen, um gleichzeitig den Beweis geliefert zu bekommen, dass sie derartige Anforderungen mühelos bewältigen konnte, denn ihre spröde Filmografie gibt diesen Eindruck leider nicht immer her. Cindy Holden, die selbst auf und nach der Folter noch überaus attraktiv wirkt, ist und bleibt vielleicht das aufregendste Cotton-Girl überhaupt. Natürlich mit obligatorischer Nacktszene versehen, wirkt ihre Rolle alleine deswegen so ansprechend, da sie ausnahmsweise einmal Charaktertiefe demonstrieren darf, wenn auch zugegebenermaßen eher am seidenen Faden. Das Gesamtkonzept dieser Produktion weiß auch nach dutzenden Sichtungen immer wieder zu überzeugen. Zwar begeistert die Musik von Peter Thomas nach acht Fällen zwar nicht mehr wie anfangs, doch im Gegenzug bekommt man entschädigenderweise einen schönen Schlager geboten, der von Heidy Bohlen im Playback dargeboten wird. Leider sind Akustik und Lippenbewegungen alles andere als synchron, aber das verführerische »Ask me later, alligator« bleibt nachhaltig und nahezu auffordernd im Hinterkopf. Thematisch gesehen besteht bei einer derartigen Geschichte die Gefahr, dass sich Eintönigkeit aufgrund vorhersehbarer Elemente einschleicht. Dies ist hier glücklicherweise nicht der Fall, da es zu einer angemessenen Vielfalt, brutalen Aktivitäten der Verbrecher und rasanten Ortswechseln kommt, sodass das Geschehen immer turbulent und spannend bleibt. Über die wenigen Ungereimtheiten und kaum relevanten Gedankensprünge sei daher hinweg gesehen. Der letzte Teil der Cotton-Reihe zeigt sich als Gesamt-Einheit atmosphärisch dicht und transportiert einen gut durchdachten Aufbau, der schließlich in ein spektakulär inszeniertes Finale münden darf. Sogar die obligatorischen Archiv-Aufnahmen vor authentischer Kulisse wirken als wichtige Bausteine dieses Mal nicht ganz so künstlich wie üblich und "Todesschüsse am Broadway" braucht sich nicht vor seinem starken Vorgänger "Der Tod im roten Jaguar" zu verstecken. Ein fesselndes letztes Abenteuer.
Mit Jerry Cottons spektakulärem Fall Nummer 8 neigt sich die beliebte Serie dem Ende zu und die geplante Fortsetzung wurde leider verworfen. Es ist zu betonen, dass unter der Regie von Harald Reinl ein wirklich krönender Abschluss entstanden ist. Reinl inszenierte dem Empfinden nach ohnehin die aufwändigsten Beiträge der Reihe, und "Todesschüsse am Broadway" zeigt sich nochmals angereichert mit neuen Impulsen und wirkt genau wie "Der Tod im roten Jaguar" überdurchschnittlich gut gelungen. Gerade die letzten beiden Filme heben sich innerhalb der Serie deutlich von den üblichen Filmen ab, und dieser Fall ist vergleichsweise sogar ungewöhnlich brutal ausgefallen. Die Variationen im Aufbau der Geschichten wirken abschließend noch einmal sehr belebend und man merkt, dass sich bei aller Routine keine Eintönigkeit eingeschlichen hatte. Dass nach diesem Teil endgültig Schluss war, braucht nicht auf mangelnde Vorzüge dieses Films zurückgeführt werden, aber jedes Erfolgskonzept überholt sich einmal und wird oftmals von stärkerer Konkurrenz unterwandert. Man kann daher sagen, dass es einfach an der Zeit war, ein versöhnliches Ende zu konstruieren, auch wenn dieses Finale vergleichsweise nicht mehr so ganz euphorisch vom Kino-Publikum aufgenommen wurde. Das Thema Banden-Kriminalität bekommt hier einen sehr interessanten Anstrich verpasst, auch die Tatsache, dass der Wettlauf gegen einen Einzelkämpfer und die Zeit so viele Komplikationen aufwirft, sorgt für einen willkommenen Unterhaltungswert. Harald Reinls Spielfilm hat dieses Mal ohne Whodunit auszukommen, die Verhältnisse sind durch das schlüssige Aufrollen der Geschichte von vorne herein klar und dennoch kommt es immer wieder zu überaus rasanten Sequenzen, die Stringenz und Hochspannung transportieren. Die Besetzung ist zwar nicht mehr ganz so brillant wie im Vorgängerfilm, überrascht aber dennoch mit vollkommen alternativen und dynamischen Darstellern, die es mühelos schaffen, echte Akzente zu setzen, ob im Polizei-Apparat, in Gangster-Kreisen, oder im Bereich der schuldigen und unschuldigen Opfer. Überhaupt sind die Jerry Cotton-Beiträge vor allem wegen dieser Strategie oft zu Selbstläufern geworden.
Manchmal sah es so aus, als habe man in der erweiterten Besetzung gespart, daher eher unbekanntere Gesichter gebucht und auf B-Hauptrollen gebaut, aber genau das macht auch einen seltsamen Reiz aus, insbesondere im Dunstkreis der weiblichen Besetzungen, denn hier wird der Begriff des krönenden Abschlusses mit der Verpflichtung von Heidy Bohlen definiert. Auch im finalen Beitrag hat sich bei Jerry Cotton alles andere als Müdigkeit eingeschlichen und man glaubt zu sehen, dass er hier nochmal ein paar Register mehr ziehen kann. Agil wie immer, bissig im Vokabular und selbstsicher in allen erdenklichen Situationen, nimmt er im Rahmen seiner Routine immer wieder Etappen der Verfeinerung und wirkt alles andere als festgefahren. Dem Empfinden nach muss der FBI-Mann hier wesentlich mehr einstecken als üblich, aber genauso steht es auch mit dem Austeilen. Dass im Szenario immer wieder Kostproben von Foltermethoden angedeutet werden, untermalt die Strategie der härteren Gangart in allen Belangen, was im Zweifelsfall ein leichtes Entsetzen beim Publikum auslösen kann. Heinz Weiss sieht man leider in seiner schwächsten Darbietung als Phil Decker und es scheint, dass er sich nun eher der Komparserie zugewandt hatte, was nicht an seinen Kompetenzen als Schauspieler liegt, sondern schlicht und einfach daran, dass er nahezu jeder Person untergeordnet ist und keinerlei Möglichkeiten bezüglich guter Szenen hat. Besonders Aufsehen erregend ist die Rolle des Bösewichtes Joe Costello, der vom Slowenen Miha Baloh mit einem beunruhigenden zweiten Gesicht ausgestattet wird. Ihm nimmt man den Aggressor in jeder Sekunde ab, seine Brutalität wird durch den Geruch des Goldes nur verschärft und es kommt zu sehr eindringlichen Szenen, als er beispielsweise ein Kind entführt, es in die Luft sprengen will, oder bei seinen Mitwissern einfach nur die Maschinenpistole sprechen lässt. Es handelt sich um sie logischste, daher auch eindeutigste Sprache für ein Kaliber wie ihn, sodass er im Endeffekt sehr überzeugend wirkt. Horst Naumann als Gangster-Boss im Gewandt eines Gentleman weiß ebenso zu überzeugen, genau wie seine bunt zusammen gewürfelte Clique von Helfershelfern, die ebenso rücksichtslos vorgeht wie ihr Erzfeind Costello, und dabei noch eine Spaß-Synchro verpasst bekam.
Michaela May demonstriert, dass zu dieser Zeit darstellerisch noch etwas Luft nach oben vorhanden war, und im Grunde genommen strapaziert sie vielleicht sogar ein wenig, wobei es Entschädigung in persona der zauberhaften Heidy Bohlen gibt. Zunächst ist es schon einmal bemerkenswert und schön, sie überhaupt in einer tragenden Rolle zu sehen, um gleichzeitig den Beweis geliefert zu bekommen, dass sie derartige Anforderungen mühelos bewältigen konnte, denn ihre spröde Filmografie gibt diesen Eindruck leider nicht immer her. Cindy Holden, die selbst auf und nach der Folter noch überaus attraktiv wirkt, ist und bleibt vielleicht das aufregendste Cotton-Girl überhaupt. Natürlich mit obligatorischer Nacktszene versehen, wirkt ihre Rolle alleine deswegen so ansprechend, da sie ausnahmsweise einmal Charaktertiefe demonstrieren darf, wenn auch zugegebenermaßen eher am seidenen Faden. Das Gesamtkonzept dieser Produktion weiß auch nach dutzenden Sichtungen immer wieder zu überzeugen. Zwar begeistert die Musik von Peter Thomas nach acht Fällen zwar nicht mehr wie anfangs, doch im Gegenzug bekommt man entschädigenderweise einen schönen Schlager geboten, der von Heidy Bohlen im Playback dargeboten wird. Leider sind Akustik und Lippenbewegungen alles andere als synchron, aber das verführerische »Ask me later, alligator« bleibt nachhaltig und nahezu auffordernd im Hinterkopf. Thematisch gesehen besteht bei einer derartigen Geschichte die Gefahr, dass sich Eintönigkeit aufgrund vorhersehbarer Elemente einschleicht. Dies ist hier glücklicherweise nicht der Fall, da es zu einer angemessenen Vielfalt, brutalen Aktivitäten der Verbrecher und rasanten Ortswechseln kommt, sodass das Geschehen immer turbulent und spannend bleibt. Über die wenigen Ungereimtheiten und kaum relevanten Gedankensprünge sei daher hinweg gesehen. Der letzte Teil der Cotton-Reihe zeigt sich als Gesamt-Einheit atmosphärisch dicht und transportiert einen gut durchdachten Aufbau, der schließlich in ein spektakulär inszeniertes Finale münden darf. Sogar die obligatorischen Archiv-Aufnahmen vor authentischer Kulisse wirken als wichtige Bausteine dieses Mal nicht ganz so künstlich wie üblich und "Todesschüsse am Broadway" braucht sich nicht vor seinem starken Vorgänger "Der Tod im roten Jaguar" zu verstecken. Ein fesselndes letztes Abenteuer.