IM SCHLOSS DER BLUTIGEN BEGIERDE
● IM SCHLOSS DER BLUTIGEN BEGIERDE / DAS SCHLOSS DER GEHENKTEN (D|1968)
mit Janine Reynaud, Michel Lemoine, Jan Hendriks, Claudia Butenuth, Vladimir Medar,
Pier A. Caminnecci, Ernst Steinlechner sowie Elvira Berndorff und Howard Vernon
ein Aquila Film | im Constantin Filmverleih
ein Film von Adrian Hoven
»Vom Gürtel nieder sind es Kreaturen!«
Während einer Orgie verabredet sich Baron Brack (Michel Lemoine) mit der jungen Elena (Elvira Berndorff) in seinem nahe gelegenen Jagdhaus, um sie sich dort gefügig zu machen. Elenas Schwester Vera (Janine Reynaud) und andere Gäste dieser Party suchen die beiden Vermissten, bis sie schließlich fündig werden. Doch die eben missbrauchte Elena flieht, und landet im unheimlichen Schloss des Grafen Saxon (Howard Vernon). Auch die anderen treffen wenig später dort ein und werden als Gäste aufgenommen. Sie erfahren, dass der Graf vor wenigen Tagen seine Tochter Katharina (Claudia Butenuth) verloren hat, und zu dessen erstaunen sieht ihr Marion, die Verlobte von Baron Brack, zum Verwechseln ähnlich. Dies bringt den Grafen auf eine teuflische Idee: er will seine tote Tochter wieder zum Leben erwecken. Eine wollüstige Nacht der verbotenen Leidenschaften beginnt, ein Monster trachtet Brack nach dem Leben, jeder ist in Gefahr und das Schicksal nimmt seinen schrecklichen Lauf...
Bei "Im Schloss der blutigen Begierde" handelt es sich um eine Produktion aus Adrian Hovens berüchtigter Aquila-Schmiede. Eines muss man dem österreichischen Schauspieler und Regisseur und seiner Experimentierfreudigkeit allerdings lassen: egal wie die Endprodukte letztlich ausgesehen haben, unkonventionelle oder mutigere Beiträge, die stets gut auf den jeweiligen Zeitgeist abgestimmt wirkten oder ihrer Zeit sogar manchmal eine Nasenlänge voraus waren, kamen schon häufiger dabei heraus. Über das, was hier geboten wird, lässt sich vielleicht streiten, denn immerhin kam ein diffuses Horror-Erotik-Gemisch dabei heraus. Die Verleih-Werbung griff seinerzeit in die Vollen und stellte den potentiellen Zuschauern beispielsweise die Frage nach guten Nerven, und dass man mit dieser Voraussetzung in jenem Film genau richtig sei. Gute Nerven braucht man phasenweise tatsächlich, allerdings aus manch anderen Gründen. Bis heute halten sich Gerüchte, dass ein gewisser Herr namens Jess Franco seine Hände hier im Spiel gehabt haben soll, was dieser auf Anfragen jedoch leugnete, obwohl sich hier unzählige Parallelen zu seinem unverkennbaren Bearbeitungsstil finden lassen. Regie führte aber Percy G. Parker alias Adrian Hoven, und man sieht seinem Film schon an, dass er genaue Vorstellungen von zeitgenössischer Unterhaltung hatte, außerdem von der Möglichkeit, noch eine ordentliche Schippe mehr drauf zu legen. Wie dem auch sei, entstanden ist ein uneindeutiger Horrorfilm mit eindeutigem Sex-Einschlag, der diese Fragmente hin und wieder mit Shakespeare-Zitaten zu unterfüttern versucht. Die Besetzung ist ebenso eigenartig wie spektakulär. Janine Reynaud, möglicherweise die Vulgärste unter den Damen in diesem Szenario, liefert ihre übliche laszive Show nach Art des Hauses ab, bei dem einem manchmal Hören und Sehen vergehen könnte, und im ausgewählten Szenen der Appetit obendrein.
Die Darbietung der feuerroten Französin könnte man eigentlich als belanglos klassifizieren, wenn sie teilweise einen nahezu so abstoßenden Reiz aufbauen würde. Zwar verabredet sich als Erste mit dem lüsternen und triebigen Baron Brack, doch ihre kleine Schwester kommt ihr zuvor. Man kommt letztlich nicht um den Eindruck herum, dass Vera dieses unliebsame Séparée bestimmt besser gefallen hätte als Elena, Brack vermutlich aber nicht, da sie sicherlich keinen Widerstand geleistet hätte. Janine Reynaud wirkt hier jedenfalls noch mehr aufgeheizt als sonst, was vermutlich daran liegen mag, dass ausreichend Androgene in der Luft gelegen haben. Bei der endlos erscheinenden Traumsequenz, in der eine Vergewaltigung hemmungslos ausgeschlachtet und aus allen Winkeln gezeigt wird, kommt sie erst richtig auf Touren; oder im Schloss: Am Tisch liebäugelt sie mit Brack, schafft dabei das Kunststück, die anvisierte Erotik hemmungslos umzukehren, denn sie lutscht unästhetisch an einem Knochen herum und der Wein läuft ihr am Kinn herunter. Michel Lemoine liefert eine ähnliche Performance, was durch sein plastisch wirkendes Gesicht und seine weit aufgerissenen Augen mit wirrem Blick zusätzlich verstärkt wird. So übernimmt die zweite darstellerische Garnitur hemmungslos das Regiment. Denkt man an die Geschichte, so kommt es zu dem Eingeständnis, dass quasi zwei Idealbesetzungen serviert werden. Elvira Berndorff spielt hier in ihrem ersten und einzigen Film mit und durfte zeigen, was sie außer ihrer Schauspielkunst noch alles unter dem Ensemble zu bieten hatte. Dabei wirkt sie allerdings nicht einmal so uninteressant, wie man von einer Eintagsfliege vielleicht meinen möchte. Pier A. Caminnecci, dem Produzenten des Films, wurde ebenfalls eine Rolle zuteil, und er wirkt erstaunlich passabel in einer Art Zubringerrolle. Der bekannte Darsteller Jan Hendriks ist ebenfalls mit von der Partie und spielt wie gewohnt solide, im Gesamt-Geschehen gesehen jedoch überaus unscheinbar, da er wenige signifikante Szenen bekommen hat.
Über ihn sicherte sich Adrian Hoven schließlich seinen persönlichen, oder besser gesagt obligatorischen Auftritt, denn er lieh Jan Hendriks seine eigene Stimme für die Synchronisation. Howard Vernon überzeugt schon alleine aufgrund seiner Erscheinung, und es sieht wieder einmal so aus, als habe man derartige Rollen ausschließlich für ihn alleine erfunden. Besonders interessant ist der in einer Doppelrolle angelegte Auftritt von Claudia Butenuth, die noch am Anfang ihrer Karriere stand. Sie löst ihre Doppelrolle recht überzeugend und verleiht beiden Personen unterschiedliche Facetten. "Im Schloss der blutigen Begierde" hat aber auch etliche positive Komponenten zu bieten. Zunächst wäre hier die Musik des Niederländers Jerry van Rooyen anzumerken, die wie immer besonders eingängig und gut abgestimmt wirkt. Auch die rasante und sehr dynamische Kamera-Arbeit zeigt zahlreiche Kostproben in den Bereichen Exposition und Einfallsreichtum, immer wieder kommt eine dichte Atmosphäre zum Vorschein und die Ausstattung, die Schauplätze und die prägnant festgehaltenen Bilder wirken stimmungsvoll. Leider stehen die kraftvollen Farben stehen hin und wieder im Kontrast zu einigen farblosen Charakteren. Unabhängig von den teils anstrengend wirkenden Inhalten der Traumsequenz, ist diese sehr stilsicher inszeniert worden. Die Story ist im Grunde genommen recht dünn ausgefallen, was die einkopierte Herz-Operation, die eine gefühlte Ewigkeit dauert, nur unterstreichen will. Bis die Geschichte in Fahrt kommen kann, vergeht unter Adrian Hovens Hoffnung, dass einige Paukenschläge es schon richten dürfen, viel Zeit, sodass der Gesamteindruck auch nach Beendigung des Verlauft diffus bleibt, wenngleich der Titel des Films den Nagel hier schon irgendwie auf den Kopf trifft. Adrian Hovens eigenartig progressiv wirkender Beitrag weiß unterm Strich zu gefallen, weil er unterhaltsam ist, und so schaut man versöhnlich auf einen Trip in die niederen Gefilde der menschlichen Triebe und Psyche, die immer wieder als Stoff dafür dienen konnten, dass solche Produktionen überhaupt in Angriff genommen wurden. Fazit: »Begierde ist eine Zierde!«
Bei "Im Schloss der blutigen Begierde" handelt es sich um eine Produktion aus Adrian Hovens berüchtigter Aquila-Schmiede. Eines muss man dem österreichischen Schauspieler und Regisseur und seiner Experimentierfreudigkeit allerdings lassen: egal wie die Endprodukte letztlich ausgesehen haben, unkonventionelle oder mutigere Beiträge, die stets gut auf den jeweiligen Zeitgeist abgestimmt wirkten oder ihrer Zeit sogar manchmal eine Nasenlänge voraus waren, kamen schon häufiger dabei heraus. Über das, was hier geboten wird, lässt sich vielleicht streiten, denn immerhin kam ein diffuses Horror-Erotik-Gemisch dabei heraus. Die Verleih-Werbung griff seinerzeit in die Vollen und stellte den potentiellen Zuschauern beispielsweise die Frage nach guten Nerven, und dass man mit dieser Voraussetzung in jenem Film genau richtig sei. Gute Nerven braucht man phasenweise tatsächlich, allerdings aus manch anderen Gründen. Bis heute halten sich Gerüchte, dass ein gewisser Herr namens Jess Franco seine Hände hier im Spiel gehabt haben soll, was dieser auf Anfragen jedoch leugnete, obwohl sich hier unzählige Parallelen zu seinem unverkennbaren Bearbeitungsstil finden lassen. Regie führte aber Percy G. Parker alias Adrian Hoven, und man sieht seinem Film schon an, dass er genaue Vorstellungen von zeitgenössischer Unterhaltung hatte, außerdem von der Möglichkeit, noch eine ordentliche Schippe mehr drauf zu legen. Wie dem auch sei, entstanden ist ein uneindeutiger Horrorfilm mit eindeutigem Sex-Einschlag, der diese Fragmente hin und wieder mit Shakespeare-Zitaten zu unterfüttern versucht. Die Besetzung ist ebenso eigenartig wie spektakulär. Janine Reynaud, möglicherweise die Vulgärste unter den Damen in diesem Szenario, liefert ihre übliche laszive Show nach Art des Hauses ab, bei dem einem manchmal Hören und Sehen vergehen könnte, und im ausgewählten Szenen der Appetit obendrein.
Die Darbietung der feuerroten Französin könnte man eigentlich als belanglos klassifizieren, wenn sie teilweise einen nahezu so abstoßenden Reiz aufbauen würde. Zwar verabredet sich als Erste mit dem lüsternen und triebigen Baron Brack, doch ihre kleine Schwester kommt ihr zuvor. Man kommt letztlich nicht um den Eindruck herum, dass Vera dieses unliebsame Séparée bestimmt besser gefallen hätte als Elena, Brack vermutlich aber nicht, da sie sicherlich keinen Widerstand geleistet hätte. Janine Reynaud wirkt hier jedenfalls noch mehr aufgeheizt als sonst, was vermutlich daran liegen mag, dass ausreichend Androgene in der Luft gelegen haben. Bei der endlos erscheinenden Traumsequenz, in der eine Vergewaltigung hemmungslos ausgeschlachtet und aus allen Winkeln gezeigt wird, kommt sie erst richtig auf Touren; oder im Schloss: Am Tisch liebäugelt sie mit Brack, schafft dabei das Kunststück, die anvisierte Erotik hemmungslos umzukehren, denn sie lutscht unästhetisch an einem Knochen herum und der Wein läuft ihr am Kinn herunter. Michel Lemoine liefert eine ähnliche Performance, was durch sein plastisch wirkendes Gesicht und seine weit aufgerissenen Augen mit wirrem Blick zusätzlich verstärkt wird. So übernimmt die zweite darstellerische Garnitur hemmungslos das Regiment. Denkt man an die Geschichte, so kommt es zu dem Eingeständnis, dass quasi zwei Idealbesetzungen serviert werden. Elvira Berndorff spielt hier in ihrem ersten und einzigen Film mit und durfte zeigen, was sie außer ihrer Schauspielkunst noch alles unter dem Ensemble zu bieten hatte. Dabei wirkt sie allerdings nicht einmal so uninteressant, wie man von einer Eintagsfliege vielleicht meinen möchte. Pier A. Caminnecci, dem Produzenten des Films, wurde ebenfalls eine Rolle zuteil, und er wirkt erstaunlich passabel in einer Art Zubringerrolle. Der bekannte Darsteller Jan Hendriks ist ebenfalls mit von der Partie und spielt wie gewohnt solide, im Gesamt-Geschehen gesehen jedoch überaus unscheinbar, da er wenige signifikante Szenen bekommen hat.
Über ihn sicherte sich Adrian Hoven schließlich seinen persönlichen, oder besser gesagt obligatorischen Auftritt, denn er lieh Jan Hendriks seine eigene Stimme für die Synchronisation. Howard Vernon überzeugt schon alleine aufgrund seiner Erscheinung, und es sieht wieder einmal so aus, als habe man derartige Rollen ausschließlich für ihn alleine erfunden. Besonders interessant ist der in einer Doppelrolle angelegte Auftritt von Claudia Butenuth, die noch am Anfang ihrer Karriere stand. Sie löst ihre Doppelrolle recht überzeugend und verleiht beiden Personen unterschiedliche Facetten. "Im Schloss der blutigen Begierde" hat aber auch etliche positive Komponenten zu bieten. Zunächst wäre hier die Musik des Niederländers Jerry van Rooyen anzumerken, die wie immer besonders eingängig und gut abgestimmt wirkt. Auch die rasante und sehr dynamische Kamera-Arbeit zeigt zahlreiche Kostproben in den Bereichen Exposition und Einfallsreichtum, immer wieder kommt eine dichte Atmosphäre zum Vorschein und die Ausstattung, die Schauplätze und die prägnant festgehaltenen Bilder wirken stimmungsvoll. Leider stehen die kraftvollen Farben stehen hin und wieder im Kontrast zu einigen farblosen Charakteren. Unabhängig von den teils anstrengend wirkenden Inhalten der Traumsequenz, ist diese sehr stilsicher inszeniert worden. Die Story ist im Grunde genommen recht dünn ausgefallen, was die einkopierte Herz-Operation, die eine gefühlte Ewigkeit dauert, nur unterstreichen will. Bis die Geschichte in Fahrt kommen kann, vergeht unter Adrian Hovens Hoffnung, dass einige Paukenschläge es schon richten dürfen, viel Zeit, sodass der Gesamteindruck auch nach Beendigung des Verlauft diffus bleibt, wenngleich der Titel des Films den Nagel hier schon irgendwie auf den Kopf trifft. Adrian Hovens eigenartig progressiv wirkender Beitrag weiß unterm Strich zu gefallen, weil er unterhaltsam ist, und so schaut man versöhnlich auf einen Trip in die niederen Gefilde der menschlichen Triebe und Psyche, die immer wieder als Stoff dafür dienen konnten, dass solche Produktionen überhaupt in Angriff genommen wurden. Fazit: »Begierde ist eine Zierde!«