DER TODESRÄCHER VON SOHO - Jess Franco

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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DER TODESRÄCHER VON SOHO - Jess Franco

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● DER TODESRÄCHER VON SOHO / EL MUERTO HACE LAS MALETAS (D|E|1972)
mit Horst Tappert, Fred Williams, Barbara Rütting, Elisa Montés, Beni Cardoso, Wolfgang Kieling, Rainer Basedow,
Luis Morris, Mara Laso, Eva Garden, Dan van Husen, Ángel Menéndez, Andrea Montchal und Siegfried Schürenberg
eine Produktion der cCc Filmkunst | Tele Cine | Fénix Films | im Constantin Filmverleih
ein Film von Jess Franco

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»Er mischt sich in Dinge, die ihn nichts angehen!«


Eine beunruhigende Mordserie hält London in Atem, denn ein Serienkiller geht stets nach dem gleichen Strickmuster vor, indem er seinen Opfern deren eigenen Tod ankündigt, indem er ihre Koffer packt. Sein Markenzeichen ist ein exotisches Wurfmesser, das er mit hoher Präzision bedient und bei jedem Todeskandidaten genau ins Herz trifft. Die Polizei steht vor einem Rätsel, da sich zwischen den Toten zunächst keine Verbindungen herstellen lassen und die Zusammenhänge fehlen. Inspektor Redford (Fred Williams) arbeitet sich in Kleinstarbeit durch den mysteriösen Londoner Nebel und gelangt langsam aber sicher zu wichtigen Erkenntnissen. Hinter der Mordserie scheint eine synthetische Droge namens Meskalin zu stehen, welche ihn zu dem undurchsichtigen Arzt Dr. Bladmore (Siegfried Schürenberg) führt. Hat dieser tatsächlich mit den Verbrechen zu tun, oder befindet sich Redford auf einer völlig falschen Fährte..?

Im Jahr 1961 startete Artur Brauner eine eigene Kriminalserie, die unter dem Banner Bryan Edgar Wallace vermarktet wurde. Ob für einige der jeweils abgehandelten Themen jemals eine Vorlage in Form eines Kriminalromans existiert hat, sei dahingestellt, allerdings liegt diesem Vertreter tatsächlich der Roman "Der Tod packt seinen Koffer" zugrunde. Nichtsdestotrotz konnten die Konkurrenz-Produkte zur erfolgreich angelaufenen Edgar-Wallace-Reihe der Rialto Film für Achtungserfolge sorgen, und manchmal sogar für mehr. Jess Francos 1972 entstandener Reißer "Der Todesrächer von Soho" handelt in etwa die gleiche Geschichte ab, die in der BEW-Premiere "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" bereits Verwendung gefunden hatte. Derartige Remakes, Neu-Interpretationen oder Aufgüsse haben es in der Regel schwer, da mögliche Überraschungseffekte oder frische Impulse fehlen. Diese Spät-Variante ist erfreulicherweise wesentlich überzeugender als der angestaubt und teils ungelenk wirkende Vorgänger von Werner Klingler ausgefallen. Die Bryan-Edgar-Wallace-Reihe fand übrigens nach Jess Francos Beitrag mit Armando Crispinos "Das Geheimnis des gelben Grabes" ihr Ende. "Der Todesrächer von Soho" wird naturgemäß mit gemischten Gefühlen aufgenommen und bewertet, vor allem unter dem Kriterium der Regie. So wird der Film einerseits oft als zu konservativ für Franco-Verhältnisse beschrieben, andererseits als zu unwirsch für eine Reihe mit kriminalistischen Prämissen. Bleibt man auf der Vorteils- und Vergleichsseite, wird dieser in vielerlei Hinsicht interessante Flick sehr gut unterhalten können, denn zunächst fällt seine hoch interessante Geschichte ins Gewicht, die sicherlich eine der stärksten innerhalb der kompletten Serie geblieben ist. Ein Killer informiert seine designierten Opfer über deren bevorstehendes Ende, indem er die Koffer packt und vor der Ermordung ein perfides Spiel treibt.

Die Polizei tappt wie so oft im Dunkeln, ebenso wie das interessiere Publikum, für welches sich die anfangs nebulösen Zusammenhänge erst ordnen müssen. Jess Franco und der einschlägig bekannte deutsche Kriminalfilm ist vielleicht am besten als eine aus der Logik entsprungene Zweckgemeinschaft beschrieben, die der Spanier nur temporär aber produktiv bediente, inszenierungstechnisch allerdings hier und da Probleme mit ihr hatte, da es sich ganz offensichtlich um keine seiner großen Herzensangelegenheiten handelte. So bleibt der Haupt-Kritikpunkt eine nicht bis zum Ende aufrecht erhaltene Spannungskurve, die Hintergründe oder Täter zu früh preisgegeben haben. In einem Film wie "Der Todesrächer von Soho" wirkt diese Tatsache nicht weiter gravierend, da er mit vielen Vorzügen aufwartet, die aus konventionellen Mustern ausbrechen, was sich weniger in der Architektur der verarbeiteten Geschichte zeigt, sondern im Rahmen inszenatorischer Belange. Franco entscheidet sich trotz des im deutschen Titel namentlichen erwähnten Settings London weitgehend gegen von Nebel beherrschte Sequenzen und präsentiert unorthodoxe Filter, die wider Erwarten eine schwer zu definierende Aura und ein eigentümliches Flair aufbauen können. Im Kontrast dazu etablieren sich grelle Farben, interessante Schattenspiele, auffällige Requisiten und kontrastreiche Sets, die über eine gewisse Budgetierung berichten wollen, außerdem für Abwechslungsreichtum sorgen, was die Produktion nachhaltig modern erscheinen lässt. Mittels extravaganter Kamera-Einstellungen kommt eine ansprechende Dynamik und sozusagen Leben in diese tödliche Angelegenheit, die von dunkler Vergangenheit, Geheimnissen und überaus weltlichen Beweggründen dominiert wird. In Kombination mit Rolf Kühns kraftvollen Kompositionen, unter denen insbesondere sein leidenschaftliches Stück "Blue Concerto" heraussticht, entsteht ein überaus ansprechendes Gesamtbild, das sich nicht durch gewisse Ungereimtheiten beirren lässt, und unterm Strich fesselnd wirkt.

In dieser Produktion sind erfreulicherweise zahlreiche Veteranen des deutschen Kriminalfilms und im Sinne des Krimis unverbrauchte Gesichter zu sehen, die in ihren unterschiedlich angelegten Rollen für teils beachtliche Momente sorgen. Die Hauptrolle dieser Veranstaltung gestaltet Horst Tappert, der sich hier und da längst in Genre-Produktionen etablieren konnte und zum dritten Mal unter Francos Regie agiert. Auch hier lässt sich sagen, dass sich der Reiz dieser Zusammenarbeit nicht zuletzt aus der Tatsache ergibt, dass man einen Interpreten wie Tappert nicht unbedingt bei Jess Franco erwartet hätte, ihn aber aufgrund seiner Krimi-Erfahrung und der recht konventionellen Leitung des spanischen Filmemachers dankend annimmt. In der Rolle des Autors Charles Barton empfiehlt er sich durch eine vollkommen abgeklärt wirkende Körpersprache, die in Verbindung mit der merklichen Tatsache, dass er der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein scheint, für Sympathiepunkte, aber gleichzeitig auch für eine schwer zu definierende Distanz zum Zuschauer sorgt, da er sich einiger Methoden bedient, die über das Ziel hinaus schießen. Sein freundschaftlicher Umgang mit Inspektor Redfort alias Fred Williams will über lange Intervalle recht gut gefallen, wenngleich sich das Gefühl einstellt, dass nicht immer an einem Strang gezogen wird. Die nebulöse Komponente, in der die meisten Charaktere gefangen sind, ist der Spannung sehr zuträglich, denn im Endeffekt sollte man hier nicht jedem trauen. Völlig erhaben wirkt die aus Granada stammende Schauspielerin Elisa Montés, die bereits Franco-Erfahrung vorzuweisen hatte, allerdings den Raum für das Ausbuchstabieren ihrer Fcetten eingeräumt bekommt. Schön wie nie, kann man Montés dabei begleiten, wie sie in einem immer gefährlicher werdenden Strudel aus Bedrohung und Mord gerät, vor dem sie selbst der Inspektor nicht vollends schützen kann, da zu viele Personen ein doppeltes Spiel treiben.

Überhaupt könnten zahlreiche Personen des Szenarios zur vorzeitigen Auflösung des Falles beitragen, woraus sich eine gut dosierte Grundspannung ergibt, die von den Stars der Manege klassisch ausgespielt wird. Zugunsten Barbara Rüttings und ihres gleichzeitig größeren Namens für eine solche Produktion, rutschte Elisa Montés in den deutschen Credits weit nach hinten, obwohl sie die eigentliche weibliche Hauptrolle des Films inne hat. Barbara Rütting eilte längst der Ruf voraus, die richtige Frau für besondere schauspielerische Anforderungen zu sein, vor allem weil die eher oft spröde und kühl wirkende Berlinerin sich nie als dankbare Handlangerin für den ecken- und kantenlosen deutschen Film herausgestellt hatte. Selbst ihre vergleichbaren Rollen in der Wallace-Reihe heben sich nach wie vor von dem Verlangen nach einheitlichen Gebilden und völlig publikumskompatiblen Zuschnitten der Dramaturgie ab, sodass sie wie geschaffen für die Rolle der verschlagen und skrupellos wirkende Celia ist. Alleine ihre Aufmachung berichtet von gebieterischer Dominanz, dementsprechend kommandiert sie ihren männlichen Handlanger herum und übernimmt Aufgaben, die selbst gestandene Herren nicht immer mit dem kleinen Finger abwickeln würden. In diesem Zusammenhang schließen sich denkwürdige Szenen an, die zu deutlichen Schlüssen verleiten. Ihre übergeordnete Stelle ist eine Frau, von der sie in Sachen Kaltblütigkeit und unerbittlicher Härte wohl noch einiges lernen könnte: Linda alias Beni Cardoso, die mit Jess Franco mehr als die Hälfte ihrer Filme drehte, somit zu dessen spektakulärster Stammgarde gehörte. Wie üblich rückt der Spanier die Damen der Schöpfung auch in diesem Film wesentlich mehr und vor allem interessanter in den Fokus, sodass es die zum Teil prominenten Darsteller schwer haben, sich entsprechend zu profilieren.

Es scheint so, als haben Rollen wie die von Wolfgang Kieling, Siegfried Schürenberg oder etwa Fred Williams nicht den gleichen Schliff, das ebenbürtige Gewicht oder schlicht und einfach das gleiche Interesse erfahren, wie es bei Rütting, Cardoso oder Montés zweifellos der Fall ist, was nicht unbedingt auf die zum Teil übersichtliche Screentime zurückzuführen ist, sondern auf den Umstand, dass Franco in jedem seiner Filme ein weibliches Elixier haben musste. Anhand der thematischen Voraussetzungen werden die Interpretinnen zwar nicht in typischer Manier dienstbar gemacht, bieten aber weitaus mehr an, als in vergleichbaren Produktionen. In Besetzungsfragen bietet "Der Todesrächer von Soho" schließlich einträgliche Variationen an, die so oder so in Erinnerung bleiben. Wie sich bei dem Verfolgen dieser Geschichte herausstellt, versucht die Vergangenheit die Gegenwart zu verdrängen und die Zukunft empfindlich zu beeinflussen. Die bislang unbehelligten kriminellen Elemente der Story sind schnell ausgemacht, denn immerhin stellen sie sich praktischerweise selbst unmissverständlich vor, doch über allem thront ein noch undurchsichtigeres Gemisch als der berüchtigte Londoner Nebel, der nicht so einfach zu durchdringen ist. Ein Mörder wirft seine Messer mit tödlicher Präzision; die Polizei weiß, dass es jedes Mal den richtigen getroffen hat. Doch wer steckt dahinter und vor allem welches Motiv? Jess Franco bietet Verdächtige an, von denen sich jedoch einige selbst aus dem Dunstkreis der potentiellen Täter disqualifizieren, da eine dramaturgische und inszenatorische Ungeduld auszumachen ist, welche die Kirsche auf der Torte letztlich vereitelt. Insgesamt stellt "Der Todesrächer von Soho" dennoch einen mehr als soliden und durch und durch unterhaltsamen Beitrag innerhalb und fernab der Bryan-Edgar-Wallace-Reihe dar, der durch Jess Francos extravagante Handschrift ein besonders hervorstechendes Flair erhält.

Percy Lister
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Registriert: Sa., 14.11.2020 16:15

Re: DER TODESRÄCHER VON SOHO - Jess Franco

Beitrag von Percy Lister »

"Der Todesrächer von Soho" (El muerto hace las maletas) (Deutschland / Spanien 1971)
mit: Horst Tappert, Fred Williams, Elisa Montes, Barbara Rütting, Siegfried Schürenberg, Rainer Basedow, Louis Morris, Wolfgang Kieling, Dan van Husen, Eva Garden, Andrés Monales, Beni Cardoso u.a. | Drehbuch: Artur Brauner und Jess Franco nach dem Drehbuch "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" von Percy Allen nach dem Roman von Bryan Edgar Wallace | Regie: Jess Franco

Inspektor Redford hat sich mit mehreren Mordfällen zu beschäftigen, bei denen das Opfer hinterrücks mit einem Wurfmesser getötet wird. Als Markenzeichen hinterlässt der Mörder einen gepackten Koffer; so, als begäbe sich der Tote auf eine Reise, von der es keine Wiederkehr gibt. Der Kriminalschriftsteller Barton und der Arzt Dr. Bladmore kristallisieren sich bald als wichtige Figuren in Redfords Ermittlungen heraus, bei denen er immer wieder auf die Arzthelferin Helen Bennett zurückkommt. Ihr Mann starb vor Jahren in den USA auf geheimnisvolle Weise und nun deutet alles darauf hin, dass sein Tod lange Schatten wirft...

Horst Tappert steht neben Elisa Montes im Mittelpunkt dieser Produktion. Seine Identität unterliegt dabei einem fortwährenden Wandel. Tritt er zu Beginn als Freund des Kriminalinspektors Redford auf, so werden bald Zweifel an der Richtigkeit seiner Angaben wach. Handelt es sich bei ihm um einen Agenten, einen Verbrecher oder gar einen Mann, der offiziell schon lange tot ist? Das Verwirrspiel um seine Person unterstreicht seine Gefährlichkeit, die sich aus präzisen Überlegungen speist. Seine Ermittlungen laufen parallel mit jenen der Polizei und lassen den als smarten Junggesellen eingeführten Fred Williams zunächst blass aussehen. Das bemühte Klischee des Detektivs mit hübschem Anhang, der auf dem Sofa auf das nächste Stelldichein wartet, zündet nicht so recht und räumt dem bereits in "Perrak" rücksichtslos aufspielenden Tappert den wichtigsten Platz im Auge des Betrachters ein. Ebenso hartnäckig arbeitet sich die anfangs als adrett-harmlose Sprechstundenhilfe eingeführte Elisa Montes nach vorne, wobei sie jedoch zwischen eigenständigen Aktionen und dem Bedürfnis nach Zuspruch schwankt. Wie aufs Stichwort unterstellt ihr der Inspektor auch laufend Gefühle; sei es für ihn, für ihren Chef oder ihren geheimnisvollen Ehemann. Die Emotionen, so wird suggeriert, ziehen die Personen immer wieder auf schwankenden Boden hinunter. Weitaus kühler geben sich Barbara Rütting und Beni Cardoso. Das Drogengeschäft hat sie gelehrt, mit Härte gegen alle drohenden Gefahren vorzugehen. So zupackend hätte man Barbara Rütting gern in einem Edgar-Wallace-Film gesehen, beschränken sich ihre Konter dort doch nur auf verbale Spitzen. Siegfried Schürenberg spielt sehr zurückhaltend und verleiht der Produktion Kontinuität und Würde.

Ein Film unter der Regie von Jesus Franco trägt natürlich seine eigenwillige Handschrift und äußert sich ähnlich wie bei Zbynek Brynych in exzentrischen Besonderheiten, die von seinen Anhängern als einfallsreich und nonkonformistisch gesehen werden. So werden viele Szenen durch eine "schmutzige" Linse gefilmt, was gerade den Außenaufnahmen in der spanischen Landschaft eine gediegene Note verleiht. Die flirrende Atmosphäre wird dadurch gedämpft und auf mysteriös getrimmt. Pittoreske Anwesen wie das geschmackvolle Haus des Kriminalschriftstellers konkurrieren mit futuristischen Lokalen wie dem Treffpunkt der Mescadrin-Jünger. Die eingesetzte Musik überzeugt vor allem in den Szenen mit dem Bettler vor dem Bishop-Hotel, dessen Handpianola für traurige Klänge sorgt. Einige Elemente wie die unpassende Synchronisation von Louis Morris durch Hans Clarin, der aus Andy Pickwick einen Pumuckl macht oder das zähnebleckende Duell im Lieferwagen zwischen Tappert und van Husen, betonen den Umstand, dass es sich beim "Todesrächer" um einen B-Film handelt. Der Rätselfaktor mit der Chefin im Halbdunkel, deren Anweisungen streng befolgt werden müssen, wird zu wenig ausgenutzt, wie überhaupt viele gute Ansätze im Sand verlaufen. Man hat das Gefühl, dass eine Sichtung des Vorgängers "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" Grundvoraussetzung für ein Verständnis des Inhalts ist, da viele Infos recht beiläufig gegeben werden. Durch das steigende Engagement der Darsteller, die ihren Figuren einen tieferen Sinn verleihen, können anfängliche Durchhänger wettgemacht werden. Hierzu tragen vor allem Tappert, Montes und auch Williams bei, mit dessen lässiger Interpretation des Ermittlers man sich zunehmend arrangiert. Die gute Synchronstimme trägt auch maßgebend zum Erfolg bei.

FAZIT: Spannendes Remake eines altbackenen Schwarzweiß-Klassikers mit einem starken Horst Tappert, der zeigt, was er mit den bösen Buben dieser Welt gemacht hätte, wenn Herbert Reineckers "Derrick" nicht Recht und Ordnung verpflichtet gewesen wäre.

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Dschallogucker
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Re: DER TODESRÄCHER VON SOHO - Jess Franco

Beitrag von Dschallogucker »

Ja okay, der Tappert war schon ganz gut (heute den Film zum 1. Mal geschaut), aber ansonsten ist das für mich ein übles Machwerk, welches ich mir kein 2. Mal anschauen werde. Verstehe immer noch nicht, warum da so viele ermordert werden mussten. Einer der vielen schlechten Franco-Filme. Zum Glück gibt es auch einige gute von ihm, die auf jeden Fall in meiner Sammlung bleiben werden.

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Prisma
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Re: DER TODESRÄCHER VON SOHO - Jess Franco

Beitrag von Prisma »



Ich mag die Franco-Phase unter Produzent Artur Brauner sehr gerne, da man hier vor allem in den Genuss von Top-Besetzungen kommt; eine Grundvoraussetzung, die der Spanier mit immer gleichen Stammbesetzungen oft ein wenig unterwandert hat. Wären diese Filme nicht für Brauner inszeniert worden, gäbe es sie in dieser Fasson vermutlich nicht. Wahrscheinlich muss man sogar sagen, dass es sie dann gar nicht geben würde. Schnell hergestellt, Vakanzen ausnutzend, an vergangene Vorbilder angelehnt und mit Franco-Würze extravagant gelöst, können sich diese Vertreter meines Erachtens doch ganz gut sehen lassen. Ich denke aber, dass es bei Jess Franco sehr stark darauf ankommt, was man sehen will. Mit beinahe konservativen Vertretern wie "Der Todesrächer von Soho" oder beispielsweise "Der Teufel kam aus Akasava", die meine damaligen Franco-Debütanten waren, mochte ich anschließend das Gefühl der teils bizarren Steigerungen in vollkommen andere Richtungen. Deswegen sehe ich mir von Jess Franco auch gerne alles an, auch wenn es eine Reihe Flops oder Langweiler gegeben hat. Allerdings steht dieser Film hier bei nahezu niemandem hoch im Kurs, von daher ist es schon etwas ungewöhnlich, dass der Thread von zwei bislang wohlwollenden Besprechungen angeführt wurde, die ich jedoch nach wie vor unterstreichen möchte. :mrgreen:

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Sid Vicious
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Re: DER TODESRÄCHER VON SOHO - Jess Franco

Beitrag von Sid Vicious »

Gestern mal wieder geschaut und zufrieden aus DER TODESRÄCHER VON SOHO entlassen worden. Mit 75 Minuten Laufzeit zu kurz geraten? Nein, absolut nicht. Länger hätte dem Film eher Schaden als Nutzen zugefügt. So bleibt es bei einer kurzweiligen Angelegenheit, die m. E. allerdings schnell auf den Täter schließen lässt. Die Inszenierung ist trotzdem okay und beileibe nicht so haarsträubend wie DER TEUFEL KAM AUS AKASAWA.

Der Scherzkeks, Andy Pickwick, ist übrigens tolerierbar, auch wenn er nicht wirklich hätte auftauchen müssen.
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Prisma
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Re: DER TODESRÄCHER VON SOHO - Jess Franco

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Do., 08.06.2023 12:08
die m. E. allerdings schnell auf den Täter schließen lässt.

Das konnte ich bei "Der Todesrächer von Soho" eigentlich nie wirklich beurteilen, da ich den nahezu identischen Beitrag "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" zuerst gesehen hatte, bei dem ich mich nicht mehr erinnere, ob ich schnell drauf kam, werd der Mörder ist. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich unter Jess Franco schnell darauf gekommen wäre, da er sich nicht besonders um diese Art der Spannung gekümmert hat.

Sid Vicious hat geschrieben:
Do., 08.06.2023 12:08
Der Scherzkeks, Andy Pickwick, ist übrigens tolerierbar

Der hat mich hier tatsächlich auch nie wirklich gestört, eher die Synchronstimme von Hans Clarin.

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Sid Vicious
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Re: DER TODESRÄCHER VON SOHO - Jess Franco

Beitrag von Sid Vicious »

Prisma hat geschrieben:
Do., 08.06.2023 17:03
Sid Vicious hat geschrieben:
Do., 08.06.2023 12:08
die m. E. allerdings schnell auf den Täter schließen lässt.
Das konnte ich bei "Der Todesrächer von Soho" eigentlich nie wirklich beurteilen, da ich den nahezu identischen Beitrag "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" zuerst gesehen hatte, bei dem ich mich nicht mehr erinnere, ob ich schnell drauf kam, werd der Mörder ist. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich unter Jess Franco schnell darauf gekommen wäre, da er sich nicht besonders um diese Art der Spannung gekümmert hat.
Sid Vicious hat geschrieben:
Do., 08.06.2023 12:08
Der Scherzkeks, Andy Pickwick, ist übrigens tolerierbar
Der hat mich hier tatsächlich auch nie wirklich gestört, eher die Synchronstimme von Hans Clarin.
Franco war wirklich nicht der Typ Regisseur, der gekonnt mit Whodunnit umgehen konnte. Tappert hätte auch gleich bei seinem ersten Auftritt als Charles Barton ein Schild mit der Aufschrift "Todesrächer" tragen können. Überhaupt ein sehr geiler erster Auftritt: Helen Bennett schmiert ihm Honig ums Maul (Ooooh, ich habe ihre tollen Bücher im Regal und ich habe sie auch gelesen) und Barton reagiert dermaßen uncharmant (nach dem Motto, Du kannst lesen?), dass es schon wieder ein Vergnügen ist, seine ablehnende Art zu beobachten.

Es gibt diesen Western mit Burt Lancaster, da geht es um Whiskey und Puritanerinnen. Der heißt 40 WAGEN WESTWÄRTS. Da agiert Hans Clarin als zweiter Off-Sprecher. Und was Kookie Pumuckel da von sich gibt, ist hundsmiserabel. Ein Antischerz nach dem anderen. Das hat überhaupt nichts mit dem Originalton zu tun und zieht den Film volle Kanne runter.
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Prisma
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Re: DER TODESRÄCHER VON SOHO - Jess Franco

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Fr., 09.06.2023 12:31
Franco war wirklich nicht der Typ Regisseur, der gekonnt mit Whodunnit umgehen konnte.

Mich verwundert in diesem Zusammenhang nicht, dass Franco seine Filme so gestaltet hat, sondern dass die Produktion das im Endeffekt oft so zugelassen hat. Mir fallen wesentlich mehr Filme von ihm ein, bei denen er die Luft trotz guter oder wenigstens günstiger Voraussetzungen viel zu früh herausgelassen hat, als umgekehrt. "Der Teufel kam aus Akasava" ist genauso ein Fall, und am Ende ist es schade, weil es ein deutlicher Mehrwert gewesen wäre.

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Prisma
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Re: DER TODESRÄCHER VON SOHO - Jess Franco

Beitrag von Prisma »



Manchmal kommt es einem so vor, als habe Regisseur Jess Franco seine Hände so gut wie überall im Spiel gehabt. Warum also nicht auch in der BEW-Reihe? Beim Anschauen der kompletten Serie muss es unter der Herangehensweise des Spaniers nicht unbedingt zu einem empfundenen Aussetzer kommen, vorausgesetzt es existiert eine Antenne für seinen teils unkonventionellen Stil. "Der Todesrächer von Soho" punktet mit erfrischenden Ideen und dynamischen Bildern, auch wenn es hier und da einige Patzer nach Art des Hauses zu finden gibt. Die Kriminalgeschichte wirkt aufgrund des wiederverwendeten Scripts recht gut, auch das Schaulaufen bekannter Stars kann für einige Wiedersehensfreude und Überzeugungskraft sorgen. Die Musik von Rolf Kühn gibt der Angelegenheit den positiven Rest. Für einen Krimi-Erfolg kam der Film seinerzeit einfach zu spät in die Kinos, da die Welle bereits am abebben war, aber es sieht trotzdem so aus, als habe man sich seitens der Produktion etwas ausgerechnet. Der Film kann seine Karten unterm Strich dennoch geschickt ausspielen und überzeugt bei jeder erneuten Sichtung. Bei mir hat der Film einen besonderen Stein im Brett.

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