DER FLUCH DER SCHWARZEN SCHWESTERN - Joseph W. Sarno

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Prisma
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DER FLUCH DER SCHWARZEN SCHWESTERN - Joseph W. Sarno

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DER FLUCH DER SCHWARZEN SCHWESTERN


● DER FLUCH DER SCHWARZEN SCHWESTERN / DAS SCHLOSS DER SCHWARZEN HEXEN / SEXORGIEN DER SCHWARZEN HEXEN (D|CH|SE|1973)
mit Nadia Henkowa, Anke Syring, Nico Wolf, Ulrike Butz, Flavia Keyt, Heidrun Hankammer, Claudia Fielers, Alon D'Armand und Marie Forså
eine Produktion der Monarex | Saga Film | im Verleih der Scotia International
ein Film von Joseph W. Sarno

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»Du wirst dich meinem Willen beugen!«


Vor mehreren hundert Jahren versetzte eine junge Baronesse die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Sie quälte ihre Opfer zu Tode, nahm Blutbäder und trank dieses außerdem mit Wonne. Bevor sie verurteilt und hingerichtet wurde, verfluchte sie die Verantwortlichen und schwor grausame Rache an ihren Nachkommen. Wegen einer Erbschaft führt das Schicksal einige Herrschaften auf Schloss Varga zusammen, die wohl aus dieser Linie der Verfluchten stammen. So ist der Zeitpunkt gekommen, dass die Baronesse in den Körper einer jungen Dienerin einkehren will. In okkulten Messen ruft die Hausdame Wanda Krock (Nadia Henkowa) mit Hilfe der anderen schwarzen Schwestern den Vampir ins Leben zurück. Dr. Julia Malenkow (Anke Syring), eine Expertin für Okkultes und Aberglauben, versucht die Pläne zu vereiteln, doch es ist beinahe schon zu spät. Die Gäste des Schlosses verfallen nach und nach dem Ruf der unersättlichen Baronesse und finden sich schon bald in sexuellen Ausschweifungen und Orgien wieder...

"Der Fluch der schwarzen Schwestern" ist über die Jahre gesehen ein immer wieder gerne gesehener Wegbegleiter geworden, obwohl sich diese Tendenz bei den ersten Sichtungen nicht gerade gezeigt hatte. Einschätzungen wie: »Im Banne okkulter Riten und sexueller Ekstase geschehe dies alles, will und sie Verleihwerbung glauben machen. Sexfilm mit aufgesetzten Horror-Motiven, der seinerzeit nur in den einschlägigen Bahnhofskinos gelaufen ist.«, fungierten schon immer mehr als Werbung für einen Film, als dass sie abschrecken konnten, außerdem war dieses Horror-Sex-Hybrid von Joseph W. Sarno wegen der eigenwilligen Besetzung interessant, da in diesem Sumpf von sexuellen Ausschweifungen und Geilheit sogar zwei Edgar-Wallace-Interpretinnen auftauchen, die sich vielleicht weniger einen Namen machen konnten, aber durchaus gerne gesehen sind: Nadia Henkowa und Heidrun Hankammer, die in Alfred Vohrers "Der Mann mir dem Glasauge" von 1968 mitspielten. Die damalige Erstansicht war überaus enttäuschend, da dieser unorthodoxe Beitrag mit löwenanteiliger Beteiligung aus der Schweiz, qualitativ und schließlich unterhaltungstechnisch gesehen zunächst unterdurchschnittlich ausgefallen war. Heute strahlt die Geschichte allerdings einen ganz besonderen Reiz aus, sodass sich vielleicht sagen lässt, dass der Fluch der Schwestern aufgegangen ist und das Potenzial ausgespielt wird, den interessierten Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Nüchtern betrachtet kreierte Sarno vielleicht tatsächlich nur einen Sexfilm mit beigemischten Horror-Motiven, der in den wichtigsten Ankündigungsbereichen eine zu vage Abhandlung erfährt. Der Plot läuft Gefahr, zunächst als uninteressant abqualifiziert zu werden, aber es lässt sich bei den richtigen Antennen eine besondere Aura aufspüren. Erfahrungsgemäß müssen diese Antennen aber erst ein wenig wachsen. Auf der Habenseite sind hier unbedingt die Schauplätze zu nennen, durch die immer wieder eine sehr düstere und bedrohliche Atmosphäre aufkommt, außerdem gestaltet sich die Vehemenz der Besessenheit als ziemlich eindringlich. "Der Fluch der schwarzen Schwestern" bringt wohl in jeder Beziehung Unglaubliches zu Tage.

Sarno zeigt sich sehr an Zuständen sexueller und okkulter Spannung interessiert und in diesem Zusammenhang ist natürlich Nadia Henkowa zu erwähnen, die wie erwähnt und nach wie vor der persönliche Aufhänger dieser in Teilen äußerst kruden Geschichte ist. Die faszinierende Ungarin hat zwar nur eine schmale Filmografie von weniger als zehn Produktionen vorzuweisen, und neben ihren Erfahrungen in klassischen Unterhaltungsformaten empfiehlt sie sich auch durch einige Ausflüge in der Sexfilm- und Hardcore-Sparte. Nadia Henkowa wirkt hier wie das betörende Medium des gesamten Films, und es ist mehr als erstaunlich, welche Kraft und Anziehung sie aufzubauen vermag, zumal Vergleiche nahe liegen, in denen sie lediglich als irrelevante Nebenfigur platziert wurde. So wird sie hauptsächlich dafür Verantwortung tragen, dem Titel des Films einen greifbaren Sinn zu geben. Nadia Henkowa ist in dieser Hauptrolle absolut verblüffend, da es wie ein Kinderspiel aussieht, das jeweilige Szenario komplett für sich zu vereinnahmen. Bei Tage erscheint die konservativ wirkende und unscheinbar aussehende Hausdame des Schlosses überaus düster, bestimmend und rätselhaft, und sie wirkt in diffuser Art und Weise recht beunruhigend; eine höhere Distanz zum Zuschauer kann kaum aufgebaut werden. Ihre dunkle und glasklare Stimme wirkt verheißungsvoll, könnte einem beinahe das Blut in den Adern gefrieren lassen. Wenn dann jedoch die Lichter ausgehen, vertraut sie auf die Kraft der Dunkelheit und sucht mit ihren Jüngerinnen abgelegene Kellergewölbe auf, um dort Obszönitäten zu delegieren und mit ihren wilden und gefügigen Gespielinnen ekstatische, vornehmlich lesbische Sex-Orgien abzuhalten, bei denen sie erstaunlicherweise wirklich kaum wieder zu erkennen ist. Mit einer Art Kriegsbemalung, wilder Mähne und hypnotischem Blick, ist sie die schamlose Anführerin ihrer Sex-Sklavinnen, die die ahnungslosen Gäste des Schlosses in ihren wilden Träumen heimsuchen, um sie schließlich zu alternativen nächtlichen Aktivitäten zu zwingen, was sehr ansprechend im Bild festgehalten ist.

Die restlichen Darsteller sind bis auf wenige ausnahmen schneller zusammengefasst, als es normalerweise lieb ist, aber es lassen sich auch ohne großartig Vergleiche anzustellen schon einige Klassenunterschiede ausfindig machen. So stattet Anke Syring die zweite weibliche Hauptrolle mit hemmungsloser Starre aus und nichts was sie tut oder sagt kann und will man ihr wirklich abnehmen. Obwohl Anke Syring innerhalb der Alternativ-Sparte des deutschen Films einen gewissen Bekanntheitsgrad besitzt, kann sie die Geschichte leider nicht entgegenwirkend bereichern, worauf ihre Rolle wohlgemerkt angelegt ist. Nico Wolf hätte sich vielleicht überall wohler als im Film gefühlt, Ulrike Butz rutscht leider in die zweite Reihe, aber die schöne Schwedin Marie Forså, die damals als spektakuläre Neuentdeckung gehandelt wurde, sodass Sarno sie auch in weiteren seiner Filme besetzte, kann in Sachen Optik und Körpersprache überzeugen, vor allem weil sie an Beschützerinstinkte appelliert. In einer kleinen Nebenrolle ist schließlich auch noch die überaus gerne gesehene und attraktive Heidrun Hankammer zu sehen, deren optisches und darstellerisches Potenzial leider nicht abgerufen wird, da sie sogar in die dritte Reihe rutscht. Wie in zahlreichen ihrer wenigen Filme spärlich bekleidet, hat sie hier somit nichts anderes zu tun, als ihre verführerischen Reize zur Schau zu stellen. Es besteht keine signifikante Beteiligung an der Dialog-Arbeit, und es werden gelegentlich nur einige obszöne Phrasen mit ihren Schwestern im Chor gemurmelt. Ganz nach dem Willen der Regie hat Hankammer schließlich nur einladend auszusehen. Sie verlustiert sich mit ihren willigen Gespielinnen, choreografiert eindeutige Bewegungen, lutscht beispielsweise an einer Dildo-Kerze herum, und damit war die Auftrittsdauer leider schon gefüllt. Die Produktionsfirma Monarex hatte etwa ein gutes halbes Dutzend exhibitionistisch veranlagter Darstellerinnen aufspüren können, die genretechnisch möglicherweise noch nicht so ganz bereit waren, einen entscheidenden Schritt weiter zu gehen, aber sich zumindest bereitwillig im Sinne des Films und der Regie präsentierten. Überhaupt haben alle beteiligten Schauspieler_innen lediglich sehr übersichtliche, beziehungsweise nur kurze Karrieren vorzuweisen, was in vielen Fällen äußerst schade ist.

Neben all seinen handwerklichen und inhaltlichen Mängeln besitzt der Film ein je nach Auslegung minder schweres Problem, denn es kommt zu einer Laufzeit von über 100 Minuten, in denen Sarno es nicht immer vermeiden konnte, dass zu viel Leerlauf aufkommt. So bleiben Phasen nicht aus, in denen sich der Verlauf vor sich hinschleppt. Selbst die ausladenden Sequenzen der Orgien in den Gewölben des Schlosses wirken in ihrem repetetiven Stil irgendwann strapaziös, wofür dem Vernehmen nach für nicht wenige Zuschauer die Akustik, beziehungsweise Musik verantwortlich ist. Im wahrsten Sinne des Wortes wird hier einfach zu laut auf die Buschtrommeln gehauen, und das Warten auf die nächsten signifikanten Geschehnisse nimmt übermäßige Gestalt an. Viele Zusammenhänge bleiben diffus und inkohärent, möglicherweise sogar verworren, was insgesamt sehr schade ist, da die eigentliche Atmosphäre im Sinne eines Verwirrspiels im Grunde genommen sehr gut aufgeht und für denkwürdige Momente sorgt. Nadia Henkowa leistet auf der einen Seite zwar Pionierarbeit, auch die teils markanten Schauplätze sorgen für so manchen beachtlichen Moment, aber insgesamt gibt es zu viele Charaktere, die einfach darstellerisch schwächeln, oder einfach nicht den Luxus eines Fokus eingeräumt bekamen. Erwähnenswert ist, dass die Musik von Rolf-Hans Mueller auch ihre beachtlichen Momente mit sich bringt, dabei ekstatische und bedrohliche Momente gut fasst, doch wenn sie verstummt, wird der Zuschauer von schrecklich einfältigen Dialogen strapaziert. Trotz allem bleibt "Der Fluch der schwarzen Schwestern" ein Beitrag, der auf seine eigene unorthodoxe Art und Weise zupacken kann. Es ist im Endeffekt schwer zu beschreiben und kommt vielleicht auch nur in den Sinn, wenn ein Film, der zunächst als ziemlich misslungen eingeschätzt wurde, in umgekehrter Weise doch überaus faszinierend wirkt. Daher gestehe ich, dass auch ich mich dem Willen der "schwarzen Schwestern" gebeugt habe, und den Film mittlerweile wirklich als besonders intensiv in der Wirkung empfinde, was wiederum nichts über die handwerkliche Qualität dieses Streifens aussagt. Ein eigenartiger, auf seine Weise vereinnahmender und fordernder Beitrag, bei dem Intention und Ergebnis kaum zusammen gekommen sind. Oder doch?

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