VAMPYRES - José Ramón Larraz

Gruselschocker aus Großbritannien, Spanien, Frankreich usw.
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Maulwurf
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VAMPYRES - José Ramón Larraz

Beitrag von Maulwurf »

Vampyres
Vampyres
Großbritannien 1975
Regie: José Ramón Larraz
Marianne Morris, Anulka Dziubinska, Murray Brown, Drian Deacon, Sally Faulkner, Michael Byrne, Karl Lanchbury, Margaret Heald, Gerald Case, Bessie Love, Elliot Sullivan


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OFDB
Italo-Cinema

Das alte Schloss am Ende des Weges scheint unbewohnt zu sein, genau der richtige Ort um seinen Wohnwagen abzustellen und sich ein paar schöne Tage auf dem Land zu machen. Er angelt, sie malt – ein perfektes Idyll. Doch das Schloss ist nicht unbewohnt. Zumindest in der Nacht sind dort zwei junge Frauen zu finden, oft gemeinsam mit Männern. Und morgens, kurz vor Sonnenaufgang, kann man die beiden Schönheiten in aller Eile gen Friedhof eilen sehen. Allerdings ohne die Männer, die dann kurze Zeit darauf von der Polizei als Opfer von Verkehrsunfällen in der Gegend gefunden werden. Harriet, die Malerin aus dem Wohnwagen, hat so ihre Vermutungen, dass auf dem Schloss etwas nicht stimmt, macht sich dabei allerdings nicht bewusst, wie exponiert ihre Situation ist: Mit einem zweifelnden und schwachen Ehemann an ihrer Seite, in einem einsamen Wohnwagen …

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Ein ganz tiefer Griff in das Repertoire der Gothic-Novel und ihrer Versatzstücke! Das Schloss schaut von außen aus wie bei REBECCA,
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und innen tobt der erotische Blutrausch in Form zweier gut aussehender und (lebens-) hungriger nackter Frauen, die sich erst dann richtig wohl fühlen, wenn der rote Saft in Strömen über ihre gutgebauten Körper fließt. Vorhergehender Sex inbegriffen! Insofern ist VAMPYRES erstmal ein reiner Exploiter, der nackte, blutige Frauen in Bezug setzt zu gängigen Mythen der Pop-Kultur. Männer dürfen hier das erleben, was sie sich immer erträumen: Tod mit zwei Frauen gleichzeitig. Nicht der kleine Tod, sondern der große …

Aber Larraz wäre nicht Larraz, wenn da nicht noch mehr mitschwingen würde. Die Geschichte könnte so auch von Jean Rollin stammen, während die ganze Grundstimmung eher an Larraz’ eigenen SYMPTOMS erinnert. Tatsächlich sind auch einige der Landschaftsaufnahmen für beide Filme verwendet worden, was die Stoßrichtung von VAMYPRES in etwa vorgibt. Diese ganze distinguiert wirkende Atmosphäre des Verfalls und der Verderbnis, die von der oft enervierenden Musik von James Clarke passend unterstützt wird, die Gegenüberstellung der hemmungslosen Dekadenz der beiden Vampirinnen mit dem biederen Dasein der beiden Camper, da wird ein Spannungsfeld erzeugt von dem der Film in hohem Maße lebt. Trotz massenweisen Einsatz von Kunstblut und einigen sehr intensiven erotischen Bildern (sowie der expliziten Kombination der beiden Stilmittel!) schwebt eine schwer zu fassende Eleganz und eine Ahnung von Fin de Siècle über dem Film. Was dann eben dazu führt, dass VAMPYRES nicht nur ein reiner (S)Exploiter wurde, sondern ein gotisches Märchenstück, um zig Jahre seiner Zeit voraus, und dabei doch klar verwurzelt in den 70ern. Tief romantisch, sexuell erregend und blutig abstoßend zugleich. Die blutige Variante von Harry Kümels BLUT AN DEN LIPPEN. Vampirella für die Leidenschaftlichen. Jess Franco ohne jegliche Hemmungen, dafür aber mit Interesse an der eigenen Geschichte …

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8/10

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