DIE TEUFLISCHEN VON MYKONOS - Nico Mastorakis

Gruselschocker aus Großbritannien, Spanien, Frankreich usw.
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Prisma
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DIE TEUFLISCHEN VON MYKONOS - Nico Mastorakis

Beitrag von Prisma »



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Τα παιδιά του διαβόλου / DIE TEUFLISCHEN VON MYKONOS (GRE|1976)
mit Bob Behling, Jane Lyle, Gerard Gonalons, Jannice McConnell, Nikos Tsachiridis, Jeremy Rousseau und Jessica Dublin
eine Produktion Omega Pictures | im Avis Verleih
ein Film von Nico Mastorakis

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»Der ideale Platz für mich!«


Christopher (Bob Behling) und Celia (Jane Lyle) begeben sich auf die beliebte Insel Mykonos, doch sie haben einen völlig anderen Begriff von Urlaub als andere Leute. Insbesondere Christopher scheint von dem paranoiden Irrglauben besessen u sein, die Insel von denen zu befreien, die er für pervers hält. Seine Begleitung Celia entpuppt sich dabei als willige Handlangerin, und beide überbieten sich gegenseitig mit unmenschlichen Ideen, die von ihnen als abartig eingestuften Personen zu jagen und zu foltern. Obwohl die Polizei dem Pärchen bereits länger auf den Fersen ist, konnten sie bislang nicht dingfest gemacht werden, sodass sie ihre Mordlust weiter vor der idyllischen Kulisse von Mykonos ausleben können...

Die griechische Insel Mykonos ist bekannt als Touristenmagnet, nicht zuletzt wegen der sommerlichen Feiermentalität. Alles könnte daher so schön sein, wenn der Titel dieser Produktion nicht unmittelbar auf die Ambivalenz der angebotenen Urlaubsbilder hinweisen würde. Die sonnengetränkten Bilder werden sich unter der Regie Nico Mastorakis schnell in blutgetränkte Close-ups verwandeln, die primär noch nicht einmal wegen der Sache an sich schockieren, sondern wegen der völlig abstoßenden Herangehensweise. Mit dem Prädikat abstoßend sind die beiden Protagonisten Christopher und Celia auch schnell charakterisiert, wobei sich noch mehrere Einschätzungen finden ließen. Das Liebespärchen scheint auch ersten Grades verwandt zu sein, und wenn sie es nicht gerade treiben, machen sie es mit anderen. Andere sind insbesondere Christophers Einschätzung nach Perverse und Abartige, vor allem ,wenn sie nicht der (sexuellen) gesellschaftlichen Norm entsprechen, wobei es fraglich ist, wo er sich mit seinen Trieben einreihen würde, hatte er doch wenige Zeit zuvor eine Ziege getötet, nachdem er sie gedeckt hatte. Die Regie ist darauf bedacht, besonders widerliche Bilder und Taten anzubieten, die schockieren und abstoßen sollen, und diese Mission wird intervallweise auch vollends aufgehen, da man das Dargebotene manchmal kaum glauben kann. Es wäre dem Film zu sehr geschmeichelt, wenn man die teilweise auftretende unfreiwillige Komik - die mit einem verlegenen Weglächeln vergleichbar ist - leugnen würde, denn dafür fehlt der Geschichte eine ernsthafte Intention, die beispielsweise auf menschliche Abgründe und entsprechende Lösungen hinweisen möchte. "Die Teuflischen von Mykonos" möchte einfach nur ungeniert Akupunktur am offenen Gehirn betreiben, schockieren, vielleicht beängstigen und für einen von vielen (Nicht-)Zuschauern sicherlich als zweifelhaft attestierten Unterhaltungswert bieten, der für Fans des alternativ angelegten Urlaubsfilms ohne jeden Zweifel besteht - und das nicht zu knapp. Was hier alles geschieht gibts doch gar nicht; so denkt man bestimmt nicht nur einmal, doch wenn man Abstufungen einkalkuliert ist nichts mehr unmöglich, und der Film bleibt bei seiner Strategie, genau das zu suggerieren.

So gewinnen die Ekel erregenden, post-griechischen Helden Gestalt und erinnern vielleicht schemenhaft daran, dass Perversion, Degeneration und blinder Hass immer eine gefährliche Mischung ergeben muss, egal wie sie letztlich zum Ausdruck gebracht wird. Natürlich möchte man dem Gezeigten auch keine zu ernsten Absichten bescheinigen, denn die werden hier augenscheinlich in die xte Reihe verfrachtet. Was als harmlose Provokationen beginnt, gerät schon bald außer Kontrolle, wobei man sicherlich sagen darf, dass die Sphären der Harmlosigkeit längst schon verlassen wurden, immerhin befinden sich die beiden Urlauber quasi immer auf der Flucht, wenn sie irgendwo eine Schneise der Verwüstung, Folter und Qual hinterlassen hatten. Man hält sich hier nicht mit sinnlosen Vorstellungen der beiden auf, denn sie brauchen weder als Sympathieträger aufgebaut zu werden, noch als tragische Figuren, die von der Gesellschaft geprellt wurden. Man findet keine Berührungspunkte, kein Mitgefühl und kein Verständnis, sodass sie einem einfach vor die Füße geschmissen werden können. Wer der beiden eigentlich schlimmer ist, spielt auch überhaupt keine Rolle, da sie sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit potenzieren. Sie bumsen wo sie können, mit wem sie können, was übrigens auch für die Qual und die Demütigung ihrer Opfer gilt, die wahllos zu solchen werden, wenn denn der sexuelle Triggerpunkt vorhanden ist. So muss die Insel - wenn nicht sogar die Welt - von vermeintlich Perversen befreit werden, die in Christophers Augen abartig sind, was häufig in Verbindung mit Homosexualität und Promiskuität steht, oder dem Aufstehen mit dem falschen Fuß. Die Regie erlaubt sich den Luxus, grausam zu sein und widerwärtige Szenen anzubieten, allerdings nicht ohne einen Drahtseilakt zwischen zu viel und zu wenig Realität und Märchen auszubalancieren. Bei Celia und Christopher handelt es sich um abgrundtief Perverse und Gestörte, die sich gegenseitig bedingen. Allerhöchster Wahrscheinlichkeit nach gehen bereits viele Morde und Folterungen auf ihr Konto, außerdem dürfte Celia den bereits Dreck von 1000 Männern in sich haben und Christopher dafür verantwortlich sein, dass es wegen ihm für ebenso viele Frauen gilt - Celia eingeschlossen.

Die Geschichte exerziert eine Menge Grausamkeiten durch, die in Verbindung mit widerlichen Praktiken noch schockierender wirken sollen. Christopher ist ein Psychopath, Celia, die von Schwester bis Geliebte alles abdeckt, sich in jeder dieser Rollen aber auch von ihm decken lässt, wirkt hin und wieder nicht ganz so abgrundtief gestört, wie ihr männliches Pendant, allerdings scheint es nach so manchen Seheindrücken auch nicht zu stimmen; die beiden schenken sich nichts, anderen schon gar nicht. Was hier geschieht braucht daher keine tiefschürfende Erklärung, denn man hat es einfach nur mit vollkommen degenerierten DNSsen zu tun, denen am Ende das Übelste an den Hals zu wünschen ist. Die Verbindung Sex & Crime bekommt in dieser Geschichte eine quasi entgegengesetzte Bedeutung, denn die beiden tun alles nicht für den anderen, sondern nur für sich und den dazu gehörenden beschränkten Horizont oder für den bloßen Kick. Die Produktion liefert ungewöhnlich solide Ansätze im handwerklichen Bereich und auch die Bildsprache der sich kreuzenden Schönheiten und Abartigkeiten kann überzeugen, was allerdings nicht heißt, dass man es bei "Die Teuflischen von Mykonos" nicht mit einem Beitrag schwärzester Seele zu tun bekommt, der sich unterm Strich auf primitive Triebe reduziert. In diesem Fall soll dies überhaupt keine Kritik darstellen, denn andernfalls würde dieses nette und spektakuläre Ekelpaket nicht so gut funktionieren. Die Hauptdarsteller stellen eine willige und daher gute Wahl für die erforderlichen Urlaubsaktivitäten dar, wenngleich Bob Behling und Jane Lyle keine üppigen Filmografien vorzuweisen haben. Für die Hauptdarstellerin ging es in ihrem dritten und letzten Film thematisch erneut nach Mykonos, für ihren Partner war hier bereits nach fünf Spielfilmen Schluss. Glaubwürdig kann man je nach Anforderung dennoch wirken, da sich beide offensichtlich unvoreingenommen und sachdienlich auf diesen Höllentrip einlassen. Interessant ist bestimmt noch der Auftritt der für Genre- und B-Filme bekannten US-Amerikanerin Jessica Dublin, deren bizarre Performance sich nie wieder aus dem eigenen Gedächtnis entfernen lassen wird. So bleibt "Die Teuflischen von Mykonos" ein willkommener, nahezu apokalyptischer Trip durch die Irrungen und Wirrungen kruder Ideen. Zum Kotzen - also schwer unterhaltsam.



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Dschallogucker
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Re: DIE TEUFLISCHEN VON MYKONOS - Nico Mastorakis

Beitrag von Dschallogucker »

Ich erinnere mich daran, dass der Regisseur sinngemäß über seinen Film gesagt hatte:
Ich wollte keinen guten oder hochwertigen Film machen, sondern einfach nur einen der schockiert.

Das ist ihm mit seinem Erstling dann wohl gelungen

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Prisma
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Re: DIE TEUFLISCHEN VON MYKONOS - Nico Mastorakis

Beitrag von Prisma »



Ja, finde ich auch, dass ihm das gelungen ist. Ich kann sogar sagen, dass ich den Film irgendwie mag, obwohl es sich beinahe schon komisch anfühlt, das zu sagen. Ich hatte den zuerst gar nicht wegen des Titels auf dem Schirm, sondern wegen der Mitwirkung von Jessica Dublin, deren Performance hier ja episch ist! Kannte die hauptsächlich aus "Vier Fäuste für ein Halleluja", ein Film, den ich als Kind so geliebt habe und die Dublin als Mutter da ganz lustig fand. In "Die Teuflischen von Mykonos" kam es dann zu einer Art Kulturschock im Lotterbett. :mrgreen:

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